Tina Mangold startete ihre Karriere bei der REWE Group als Vertriebsleiterin im Vollsortiment. Seit Juni 2021 leitet sie die PENNY-Region Süd. Als erste Vorsitzende der Geschäftsleitung in der REWE Group hat sie es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Weiterentwicklung von Führungskräften zu fördern und gerne auch den Anteil an weiblichen Führungskräften in der PENNY-Region Süd zu erhöhen.
one: Wie haben Sie reagiert, als Sie gefragt worden sind, ob Sie die Funktion der Vorsitzenden der Geschäftsleitung übernehmen möchten?
Tina Mangold: Ich habe mich natürlich darüber gefreut. Die Geschäftsleitung ist eine sehr spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit. Da ich, bevor ich 2019 bei der REWE Group startete, schon in einer vergleichbaren Position tätig war, wusste ich, dass mir die Regionsleitung liegt und mir Spaß macht. Ich hatte keine Zweifel, dass das die richtige Position für mich ist.
one: Wie haben Sie den Wechsel vom Vollsortiment in den Discount in Bezug auf die Unternehmenskultur erlebt?
Tina Mangold: Ich habe mich im Vollsortiment sehr wohlgefühlt, da ich dort eine sehr respektvolle und wertschätzende Unternehmenskultur vorgefunden habe. Als ich gefragt worden bin, in die Geschäftsleitung von PENNY zu wechseln, wurde mir versichert, dass die Unternehmenskultur bei der REWE Group spartenübergreifend wertschätzend ist, und das kann ich aus meiner heutigen Perspektive vollkommen bestätigen. Das zeichnet meiner Meinung nach die REWE Group aus und ist in dieser Form nicht unbedingt bei allen Mitbewerbern vorhanden.
one: Wie haben Ihre Kollegen auf den Wechsel reagiert?
Tina Mangold: Ich wurde im gesamten Kollegenkreis sehr herzlich aufgenommen. Die Kollegen haben auch betont, dass sie sich sehr darüber freuen, dass nun eine Frau die Geschäftsleiter-Runde bereichert.
one: Hätten Sie zu Beginn Ihres Berufslebens jemals damit gerechnet, dass Sie einmal Vorsitzende der Geschäftsleitung werden?
Tina Mangold: Nein, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Meine Karriere hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich habe immer versucht, meine jeweilige Aufgabe bestmöglich zu erfüllen und die weiteren Schritte haben sich dann ergeben. Glücklicherweise hatte ich Vorgesetzte, die mein Talent erkannt und gefördert haben.
one: Wie wichtig ist diese Förderung für Frauen, die Karriereambitionen haben?
Tina Mangold: Besonders für Frauen ist diese Förderung sehr wichtig, weil sie häufig ihre eigenen Möglichkeiten unterschätzen und nicht automatisch die Hand heben, wenn es um eine Beförderung geht. Es ist wichtig, dass die Führungskraft ihr Potenzial erkennt und sie darin bestärkt, dieses auszuschöpfen.
one: Wie ist das Verhältnis bei den Führungspositionen im Vertrieb Frauen/Männer in Ihrer Region?
Tina Mangold: In der PENNY-Region Süd haben wir im Vertrieb mehr Frauen als Männer in Führungspositionen. Das liegt daran, dass wir viele Marktleiterinnen haben. Jedoch haben wir wenige Bezirks- und Verkaufsleiterinnen. Generell lässt sich überall feststellen: Je höher das Führungslevel, desto weniger Frauen sind vertreten. Leider verlieren wir zu viele Frauen auf dem Weg nach oben - das sollte sich ändern.
one: Woran liegt das?
Tina Mangold: Wie gesagt glaube ich, dass Frauen generell zurückhaltender sind, sich selbst für verantwortungsvollere Aufgaben zu positionieren und eher darauf warten entdeckt zu werden. Man wächst jedoch auch an den Aufgaben einer neuen Position. Niemand ist als perfekte Führungskraft auf die Welt gekommen, deshalb sollten Frauen hier gerne mutiger und selbstbewusster sein. Oftmals ist aber auch die Phase der Familiengründung ein Hemmnis. Doch auch hier gibt es Lösungen. Die vielen Marktleiterinnen zeigen ja, dass es möglich ist, eine Führungsposition mit der Familie unter einen Hut zu bekommen.
67 Prozent der etwa 3,1 Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel sind weiblich. Grund für diese hohe Quote ist nach Einschätzung des Handelsverband Deutschland (HDE) das große Angebot an Teilzeitarbeit in dieser Branche,
denn immerhin 45 Prozent der Erwerbstätigen im Einzelhandel arbeiten in Teilzeit. Noch mehr Frauen sind nur im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt. Die wenigsten Frauen gibt es im Baugewerbe.
one: Warum ist Ihnen die berufliche Förderung von Frauen wichtig?
Tina Mangold: Ich finde, dass gemischte Teams aus Frauen und Männern mit unterschiedlichem Background agiler an Herausforderungen herangehen und am Ende erfolgreicher sind. Deswegen wünsche ich mir für ein starkes Unternehmen generell mehr Vielfalt in den Teams - und in der Führung.
one: Was unternehmen Sie, um mehr Frauen in Führungspositionen zu entwickeln?
Tina Mangold: Abgesehen von den sehr guten Programmen, die die REWE Group an dieser Stelle bietet, ist es wichtig, das Thema in den Alltag zu transportieren. Ich ermutige daher meine gesamte Organisation, Karrieren zu planen und aktiv zu begleiten. Es muss unser Ziel sein, mehr Führungskräfte aus den eigenen Reihen stark zu machen und dabei auch die weiblichen Talente zu entdecken und zu fördern. Mitarbeiterentwicklung und -förderung ist ein aktiver Prozess und für ein starkes und wachsendes Unternehmen ein zwingend notwendiger Prozess.
Ich wünsche mir, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen, weil wir sicherlich viele talentierte Frauen im Unternehmen haben und wir es uns nicht erlauben können, dieses Potenzial zu verschenken.
one: Welche Tipps geben Sie weiblichen Nachwuchskräften, die eine Karriere im Vertrieb anstreben?
Tina Mangold: Seid weniger selbstkritisch! Traut euch mehr zu! Es ist eine tolle Aufgabe, Teams zu formen und es macht Spaß, Dinge zu gestalten und Einfluss nehmen zu können. Seid pragmatisch und versucht es einfach. Bei PENNY sind alle füreinander da und wir helfen und unterstützen uns gegenseitig.
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