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Plädieren für einen respektvollen Umgang im Team: Sarah Mevißen und ihr Mitarbeiter Patrick Thomas I Fotos: Achim Bachhausen
Lesedauer: 4 Minuten
Lead up
„Gute Führung braucht Zeit und Aufmerksamkeit”
von Bettina Rees

Mit dem Rüstzeug aus ihrer Teilnahme an Lead up konnte Sarah Mevißen den Austausch innerhalb ihres eigenen und mit fachlich benachbarten Teams noch einmal verbessern. Ein Gespräch mit ihr und ihrem Mitarbeiter Patrick Thomas darüber, warum kritisches Feedback besser ist als positives - und im Gehen leichter fallen kann.

one: Sarah, Patrick – Schön, dass ihr euch Zeit nehmt. Könnt ihr euch kurz vorstellen?
Sarah Mevißen: Seit rund eineinhalb Jahren bin ich nun Senior Buyer Eigenmarken im Getränkebereich. In Führungsverantwortung bin ich seit insgesamt rund zehn Jahren. 
Patrick Thomas: Ich bin über ein Praktikum zu REWE gekommen, seit 2022 arbeite ich als Einkaufsassistent im Team von Sarah. 

Sarah Mevißen one: Wie groß ist euer Team?
Sarah: Unser Team besteht aus zwei Buyern, drei Einkaufsassistent:innen und einer Werkstudentin – also insgesamt sechs Personen. Ich führe das Team disziplinarisch und fachlich. Wir arbeiten aber eng mit dem Category Management, der Qualitätssicherung und anderen Schnittstellen zusammen. 

one: Mit welcher Erwartung bist du, Sarah, in das Lead up-Programm gestartet?
Sarah: Ich fand es großartig, dass REWE mit Lead up ein Entwicklungsprogramm für Führungskräfte anbietet. Es zeigt, dass der Mensch bei uns im Mittelpunkt steht. Viele Pflichtschulungen bei REWE drehen sich um Prozesse – aber Führung und der Umgang miteinander waren bisher kein verpflichtendes Thema für erfahrene Führungskräfte. Lead up zeigt, dass sich das geändert hat und ein Kulturwandel wahrnehmbar ist: Beim Thema Führung hat nun der Mensch Priorität. Von dem Programm habe ich mir vor allem interdisziplinären Austausch erhofft – und den gab es auch, mit Führungskräften aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Altersgruppen.

one: Was hast du aus dem Programm für dich mitgenommen?
Sarah: Das Programm basiert auf drei zentralen, so genannten Verhaltensweisen: Mut für Neues, Stärken stärken und Feedback. Diese Themen waren mir nicht neu. Ich nehme mir regelmäßig Zeit, um über Strategie und Entwicklung nachzudenken – auch im Hinblick auf das Miteinander im Team. Denn gute Führung braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Studien zeigen: Menschen verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Führungskraft. Deshalb ist ein respektvoller Umgang so wichtig.

Patrick Thomas one: Patrick, hast du Veränderungen in Sarahs Führungsstil nach ihrer Lead up-Teilnahme bemerkt?
Patrick: Es gab keine abrupten Veränderungen – eher einen sanften Wind, der sich harmonisch in unseren Alltag eingefügt hat. Vieles aus dem Programm war bei Sarah schon vorher Teil ihres Führungsstils. Für mich ist Authentizität entscheidend – und die bringt Sarah mit.

one: “Sanfter Wind” ist ein schönes Bild. Kannst Du diese Form der leisen Veränderung konkretisieren?
Patrick: Wir sind ein eingespieltes Team mit guter Dynamik. Feedback war schon immer möglich, aber seit dem Workshop geben wir uns häufiger und gezielter Rückmeldung – auch ungefragt. Das war vorher nicht so.
Sarah: Authentizität ist mir sehr wichtig, dazu gehört auch, situationsbezogen zu führen. In Krisen führt man anders als in ruhigen Zeiten. Ich habe zum Beispiel das Austauschformat „Walking Speed Feedback“ mit meinem Team ausprobiert– wir gehen gemeinsam eine Stunde spazieren mit dem Ziel, uns dabei auszutauschen. Das war anfangs ungewohnt, wurde aber schnell sehr positiv aufgenommen.
Patrick: Anfangs war es etwas steif, aber mit der Zeit wurde es natürlicher. Der Spaziergang hilft, weil man nebeneinander geht und sich bewegt – das macht das Gespräch entspannter.

one: Gehend miteinander sprechen, klingt spannend…
Sarah: ... sicher nicht jedes Thema eignet sich fürs Spazierengehen, aber ich habe gelernt: Negatives Feedback ist oft hilfreicher als positives. Es hilft uns, uns weiterzuentwickeln. Wichtig ist, sich der eigenen Wirkung bewusst zu werden.

one: Wie geht ihr mit kritischem Feedback um?
Patrick: Kritik fühlt sich immer persönlich an – man denkt ja, man macht seinen Job gut. Aber mit etwas Abstand kann man überlegen: Was nehme ich an, was nicht? Es geht darum, Feedback als Chance zu sehen. Das gilt natürlich nicht bei sensiblen Themen. Dann muss ich auf Feedback reagieren. Aber wenn man mich darauf stößt, dass ich oft “äh” sage, kann ich das ändern. Ich muss aber nicht. 
Sarah: Und wichtig ist mir zu betonen: Feedback muss nicht nur von der Führungskraft kommen. Kolleg:innen, vor allem wenn sie sich lange kennen, sehen oft mehr Nuancen. Wichtig ist, den richtigen Rahmen zu finden – ob im Vier-Augen-Gespräch oder im Team.

Lead up
„Dinge werden jetzt offen angesprochen”
Eigentlich waren REWE-Vertriebsleiter Daniel Weinkamm und sein Team in puncto Führungskultur schon recht gut aufgestellt. Das Führungskräfteprogramm Lead up eröffnete ihm jedoch noch das eine oder andere „Potenzialfeld”. Welche das waren und wie strukturiertes Feedback die Zusammenarbeit im Team nochmals verbessert hat, erzählen Weinkamm und seine Mitarbeiterin Kyra Weiß.
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one: Was hat aus eurer Sicht aus Lead up besonders nachgewirkt?
Patrick: Der Workshop war ein Auslöser für einen weiteren Workshop mit dem Category Management, mit dem wir eng zusammenarbeiten. 
Sarah: Es ging hier nicht um Zahlen oder Verkostungen, sondern darum, was wir für die Zusammenarbeit brauchen, welche Herausforderungen wir sehen. Vielleicht sollten Schnittstellenteams öfter solche Formate bekommen …

one: Hat sich eure Zusammenarbeit dadurch verändert?
Patrick: Ja, definitiv. Lead up ist wie ein Werkzeugkasten – man nimmt sich, was man braucht. Es gibt keine Anleitung, wie man den Nagel in die Wand schlägt. Aber es gibt den Hammer dazu. 
Sarah: Ein Punkt aus dem Lead up Programm liegt mir besonders am Herzen: Stärken stärken. Das ist nicht immer einfach. Ich finde, Unternehmen sollten flexibler bei Stellenausschreibungen sein. Nicht: „Wir haben den Job und suchen den perfekten Menschen“, sondern: „Wir haben einen tollen Menschen – wie können wir ihn einsetzen?“ Patrick zum Beispiel hat eine Kochausbildung und großes Interesse an Lebensmitteln – das ist ein echter Mehrwert, auch wenn er nicht alle Kriterien auf dem Papier erfüllt hat.

Sarah Mevißen ist seit viereinhalb Jahren bei REWE und aktuell Senior Buyer für Eigenmarken im Getränkebereich. Zuvor war sie drei Jahre im Bereich Bio als Senior Buyer verantwortlich tätig. Insgesamt ist sie seit 15 Jahren im Handel, erst als Trainee und ab da im Einkauf, unter anderem bei Edeka. Seit 2015 hat sie Führungsverantwortung.

Patrick Thomas absolvierte nach seiner Kochausbildung ein Studium der Lebensmittelwissenschaften in Bonn. Über ein Praktikum im Bio-Bereich kam er zur REWE Group, seit 2022 ist er als Einkaufsassistent im Getränkebereich tätig. 

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