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Verena Hammer mit Abteilungsleitern
Lesedauer: 4 Minuten
Betriebsleiterin Verena Hammer im Interview
„Ich bin nicht die typische Chefin“
von Julia Robertz

Die Logistik ist ein Bereich, der nach wie vor stark von Männern dominiert wird. Verena Hammer hat in dieser Männerdomäne eine steile Karriere hingelegt: Seit 2013 ist die gelernte Kauffrau im Einzelhandel in führenden Funktionen im PENNY-Lager Norderstedt tätig - zunächst als Abteilungsleiterin in der Logistik und seit 2019 als Betriebsleiterin. Sie ist bisher die einzige Betriebsleiterin innerhalb der REWE Group.

one: Als Sie 2013 in Norderstedt als Abteilungsleiterin der Warenbereitstellung angefangen haben, waren Sie die einzige Frau im Führungsteam des Lagers. Wie fühlte sich das an?

Verena Hammer: Zunächst war es sehr herausfordernd, mir das Vertrauen und die Akzeptanz von zehn männlichen Teamleitern zu erarbeiten. Durch Überzeugung, Ehrlichkeit, Loyalität und Transparenz ist mir dies jedoch relativ schnell gelungen.

one: Wie haben Sie reagiert, als man Ihnen das Angebot gemacht hat, die Position als Betriebsleiterin zu übernehmen?

Verena Hammer: Überraschung, Freude, Zweifel und Irritation waren zunächst gleichzeitig vorhanden. Durch das Vertrauen seitens der Regions- und Logistikleitung und den Rückhalt durch meinen Ehemann habe ich mich dann überzeugen lassen und zugesagt. Bisher habe ich diese Entscheidung keine Sekunde bereut.

one: Und wie haben die Mitarbeiter:innen reagiert?

Verena Hammer: Die Reaktion meiner Kollegen hat mich riesig gefreut. Ich habe so viele nette Emails und Anrufe bekommen, die mir den Start in die neue Herausforderung erleichtert haben.

„Für mich ist es ganz normal, als fast einzige Frau unter Männern tätig zu sein.“
Verena Hammer
Betriebsleiterin Penny Logistik

one: Gab es Ressentiments oder Vorurteile und wenn ja, wie sind Sie diesen begegnet?

Verena Hammer: Als ich als Leiterin der Warenbereitstellung anfing, waren dort 130 Männer und zwei Frauen beschäftigt. Vorurteile sind durch Erfahrungen mit Vorgängern vorhanden gewesen, davon habe ich mich aber nicht von meinem Weg abbringen lassen. Als ich dann die Betriebsleitung übernommen habe, waren keine Vorurteile mehr zu überwinden.

one: Welche Herausforderungen bringt es mit sich, als Frau in einer Männerbastion wie der Logistik verantwortlich tätig zu sein?    

Verena Hammer: Für mich ist es ganz normal, als fast einzige Frau unter Männern tätig zu sein. Anfangs musste ich sicherlich härter kämpfen und mehr fundierte Argumente liefern, um die Akzeptanz und das Vertrauen der Kollegen zu gewinnen.

Schnell zurück nach der Babypause 

Der Anteil der Erwerbstätigen unter den Frauen in der Altersgruppe von 15 bis 65 Jahren hat sich seit der Jahrtausendwende kontinuierlich erhöht. Das Statistische Bundesamt beziffert die Quote für 2020 auf 71,8 Prozent. Im Jahr 2000 waren es 57,7 Prozent gewesen. Bei den Männern waren zuletzt 79 Prozent in der entsprechenden Altersgruppe erwerbstätig.

Die größten Unterschiede in der Beteiligung der Geschlechter am Erwerbsleben gibt es bei den 30- bis unter 35-Jährigen mit einem um zwölf Prozentpunkte höheren Männeranteil. Die stetig steigende Erwerbstätigenquote der 35- bis unter 40-jährigen Frauen spricht nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit dafür, dass diese im Anschluss an die Familiengründung schnell wieder einen Einstieg ins Erwerbsleben suchen.

one: Und welche Argumente waren das?

Verena Hammer: Ich mache mehrmals täglich Lagerrundgänge. Wenn ich dabei etwas vorgefunden habe, was nicht in Ordnung war, habe ich das immer direkt angesprochen. Bei Gegenargumenten habe ich dann auch meistens den entsprechenden Beweis geliefert und mir so den nötigen Respekt erarbeitet. Ich denke, dass ein Mann das in dieser Form nicht hätte machen müssen – so hat es gut funktioniert.

one: Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept in der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden?

Verena Hammer: In der Zusammenarbeit mit den Kollegen ist die wichtigste Grundvoraussetzung, fachlich fit zu sein. Darüber hinaus ist mir sehr wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ich möchte den Kollegen das Gefühl geben, dass die Themen, die sie an mich herantragen, wirklich ernst genommen werden. Es ist wichtig, sehr gut zuzuhören, wenn man mit Menschen zusammenarbeitet. Das gelingt mir ganz gut. Ich bin vermutlich nicht die typische Chefin.

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