Warum gibt es eigentlich verhältnismäßig wenig Frauen in der IT-Branche? Die Kolleginnen von REWE digital haben dazu eine klare Meinung und engagieren sich aktiv für das Recruiting neuer Mitarbeiter:innen. Mit one sprachen sie über Klischees, Hindernisse und Verbesserungsansätze.
In Deutschland arbeiten laut einer Studie nur 16,6 Prozent Frauen in der IT-Branche. Damit liegt die Bundesrepublik auf Platz 20 von 41 ausgewerteten OECD- und EU-Ländern. Bei REWE digital am Standort Kiel, zu dem auch Kolleg:innen von toom und REWE gehören, sind rund 23 Prozent der Beschäftigten weiblich (14 von 60 Mitarbeitenden), also überdurchschnittlich viele. Dafür legen sich Stefanie Dohrn und Anabell Fuksa ordentlich ins Zeug. Die beiden sind als IT Test Manager Expert und als IT Test Analyst bei REWE digital beschäftigt und haben sich zum Ziel gesetzt, am Standort Kiel mehr Frauen für das Unternehmen zu begeistern. Denn bei REWE digital, so empfinden es die beiden, herrscht eine frauenfördernde und wertschätzende Unternehmenskultur, von der Kolleginnen profitieren. Im Gespräch mit one sprachen sie über die weibliche Seite der IT.
One: Welche Maßnahmen haben Sie konkret ergriffen, um den Standort Kiel zu stärken und mehr Frauen ins Boot zu bekommen? Mit welchen Institutionen sind Sie vor Ort vernetzt?
Stefanie Dohrn: Wir sind noch am Anfang mit unseren Maßnahmen. Wir stehen in Kontakt mit der IHK und dem DiWiSH (Digitale Wirtschaft Schleswig Holstein), einem Branchennetzwerk für kleine und mittelständische Unternehmen der IT-, Medien- und Design-Wirtschaft aus der Region. Außerdem wollen wir auf Messen und dem Girl´s Day präsent sein und uns in Businessnetzwerken für Frauen engagieren.
Anabell Fuksa: Ein weiterer Punkt ist, dass wir Stellenausschreibungen speziell für Frauen formulieren. Aktuell bekommen wir wenige Bewerbungen von Frauen; wir versuchen mit unseren Maßnahmen den Anteil zu steigern. Wir wollen den Standort weiter ausbauen und eine verantwortungsvolle Rolle in der Weiterentwicklung der Organisation übernehmen.
one: Warum sind denn mehr Frauen in der IT wichtig? Machen Frauen etwas anders als Männer?
Stefanie Dohrn: Frauen haben oftmals eine andere Herangehensweise an Probleme. Das ist bereichernd. Da die Anwendungen sehr unterschiedlich genutzt werden, sollten auch bei der Entwicklung möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln beteiligt sein. In der agilen Softwareentwicklung wird Organisation, Kommunikation, Teamfähigkeit und Kreativität immer wichtiger.
one: Warum gibt es verhältnismäßig wenige Frauen in der IT-Branche?
Anabell Fuksa: Vermutlich haben viele Frauen Berührungsängste, weil die IT- und Technikbranche bisher als eine Männerdomäne angesehen wurde. Das Klischee des Nerds hält sich hartnäckig. Dazu kommt noch, dass oftmals männliche Vorbilder in der IT sichtbar sind. Es gibt noch zu wenig weibliche Repräsentation in der IT. Wir müssen daran arbeiten, dass weibliche Vorbilder sichtbarer sindwerden.
Stefanie Dohrn: Außerdem haben viele keine Vorstellung davon, welche Tätigkeiten und Karrierewege im IT-Umfeld möglich sind. In Ausbildung und Studium gibt es zu wenig Ein- und Ausblick. Es fehlen praktische Anwendungsfälle. Zudem werden in der Berufsberatung auch heute noch Jungen eher technische Berufe empfohlen und Mädchen soziale. Dabei sind gerade diverse Teams sehr bereichernd für Unternehmen.
one: Und wenn Frauen in der IT-Branche arbeiten, müssen sie sich dann gegenüber den männlichen Kollegen behaupten? Wie sind hier Ihre und die Erfahrungen ihrer Kolleg:innen aus anderen Unternehmen?
Anabell Fuksa: Wir Frauen begegnen in unserem Berufsleben immer wieder sehr unterschiedlichen Kolleg:innen und Vorgesetzten und nicht jede Erfahrung ist positiv.
n den ersten zehn Jahren meiner Arbeit als Softwareentwicklerin hatte ich immer wieder das Gefühl, als weibliche Entwicklerin in sonst ausschließlich männlich besetzten Runden erst gehört und ernst genommen zu werden, wenn ich mich der Gruppendynamik unter männlichen Kollegen anpasse. Dass ich mich damals verstellen musste, war eine frustrierende Erfahrung. Zudem bekam ich nach der Geburt meines ersten Kindes von einem Vorgesetzten gesagt: „Nein, dass (in dem Fall der nächste Karriereschritt) ist für Dich aktuell nicht vorgesehen. Du bist jetzt Mutter. Wenn das Kind krank ist, wirst Du ja zuhause bleiben“. Dieses auf mich und meine gleichberechtigte Partnerschaft nichtzutreffende Vorurteil hat mich damals hart getroffen. Es hat mich in der Folge vorsichtig und unsicher im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten werden lassen.
So eine veraltete Denkweise ist zum Glück heute insgesamt deutlich weniger zu beobachten. Durch den Wechsel zur REWE digital habe ich wieder Freude an der Arbeit im Team, weil ich wieder ich selbst sein kann und auch so unter Kolleg:innen angenommen werde.
Stefanie Dohrn: Ich hatte glückerweise mehr Berührung mit Menschen, die Frauen im Allgemeinen und mich im Speziellen gefördert haben. Als Frau muss man aber auf jeden Fall ein starkes Auftreten haben, sich durchsetzen können, laut und sichtbar sein, damit man ernst genommen wird.
one: Und Ihre Erfahrungen bei REWE digital sind anders? Wie funktioniert es hier mit dem Wiedereinstieg nach Mutterschutz und Elternzeit?
Anabell Fuksa: REWE digital und das eigene Team erleichtern sowohl Frauen als auch Männern den Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Die Integration und das Arbeiten im Team sind völlig unabhängig vom Mutter- oder Vatersein, jede:r ist vollwertiger Teil des Teams. Das weiß ich sehr zu schätzen, denn dies ist nicht in allen Unternehmen selbstverständlich.
Stefanie Dohrn: Hier herrscht ein wertschätzender und verständnisvoller Umgang miteinander. Einen negativen Stempel für Mütter gibt es nicht – auch Führungspositionen in Teilzeit sind kein Problem. Die Atmosphäre ist locker und auch mit Vorgesetzten ist man auf Augenhöhe.
one: Klingt so, als würden Sie gern bei REWE digital am Standort Kiel arbeiten.
Anabell Fuksa: Absolut! Das wertschätzende und vertrauensvolle Arbeitsklima und der respektvolle Umgang - natürlich auch remote mit Kolleg:innen anderer Standorte - miteinander beflügeln die eigene Arbeit. REWE digital ist aus meiner Sicht ein moderner, fairer Arbeitgeber mit sehr vielen Möglichkeiten für engagierte Arbeitnehmer:innen.
Stefanie Dohrn: Auf jeden Fall! Das ist ein sehr cooler Standort hier. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sind möglich, und wir arbeiten mit vielfältigen Technologien und moderner Hardware. Außerdem sind wir sehr offen und divers und tun viel dafür, damit sich hier alle wohlfühlen.
Stefanie Dohrn
Stefanie Dohrn...
... ist seit 2018 bei REWE digital in Kiel, erst als IT Test Analyst und seit diesem Jahr als IT Test Manager Expert tätig. Sie studierte an der Fachhochschule Kiel und der University of Central England (UCE) in Birmingham Betriebswirtschaft. Das Reizvolle an ihrem IT-Job ist für sie das abwechslungsreiche Arbeiten als Schnittstelle zwischen Technik und fachlicher Anwendung.
Anabell Fuksa
Anabell Fuksa...
... ist seit 2020 bei REWE digital in Kiel als IT Test Analyst. Sie studierte Computervisualistik an der Universität Koblenz-Landau und Informatik an der ELTE Universität in Budapest. An ihrem Job mag sie vor allem, dass es nie langweilig wird und sie immer wieder Neues dazulernt.