Krisen, K.I., Kräftemangel: Die (Arbeits)Welt verändert sich – und wir mit ihr. Die vielfältigen Herausforderungen von heute versteht die REWE Group als Chance für morgen und begegnet ihnen dadurch, in dem sie unsere Zusammenarbeits- und Führungskultur weiterentwickelt. Warum es Zeit für diese Kulturinitiative namens Step up wurde, wie es uns als Unternehmen hilft und mit welchen Maßnahmen wir zu einem neuen Miteinander gelangen, das sagt uns People-Vorständin Daniela Büchel im Interview.
People-Vorständin Daniela Büchel
one: Frau Dr. Büchel, Step up will nichts Geringeres, als die Zusammenarbeits- und Führungskultur der REWE Group weiterentwickeln. Konkreter geht es darum, wie wir künftig zusammenarbeiten, wie wir führen wollen. Warum stoßen wir ein solch großes Unterfangen gerade jetzt an? Welche Notwendigkeit steckt dahinter?
Daniela Büchel: Es gibt mehrere Gründe dafür, dass wir Step up nun auf den Weg bringen. Lassen Sie mich nur eins vorweg klarstellen: Die REWE Group-Kultur ist schon heute, vor Step Up, eine einzigartige und hat uns insbesondere durch die Krisen der Vergangenheit wie Corona getragen. Zum einen durch unser Genossenschaftsprinzip, das uns stark macht. Und dies zusammen mit unseren weiteren Geschäftsbereichen, ob Discount, Baumarkt oder Touristik, bildet einen unverwechselbaren, in all seiner Vielfalt füreinander agierenden Konzern. Damit dies aber auch in Zukunft so bleibt, müssen wir als Organisation ein klares Bild davon haben, wie wir in der gesamten REWE Group miteinander arbeiten wollen. Und hier kommt Step up ins Spiel.
one: Sie sprachen von mehreren Gründen, die eine Kulturweiterentwicklung notwendig machen…
Daniela Büchel: Ja, zum einen sind da unsere ambitionierten Ziele: Wir wollen die Nummer eins für unsere Kund:innen sein, wir wollen Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit und bei Innovationen in Handel und Touristik sein. Diese Ziele erreichen wir nur im Miteinander. Zum anderen stellt uns unser Umfeld vor vielfältige Herausforderungen. Denken Sie nur an die Marktentwicklung durch Corona, den Krieg in der Ukraine und Israel oder an die Veränderungen des Arbeitsmarktes…
one: …Stichwort „Arbeitskräftemangel"...
Daniela Büchel: Dieser Arbeitskräftemangel ist natürlich auch bei uns spürbar. Um Mitarbeitende zu finden und sie langfristig an uns zu binden, müssen wir als Arbeitgeber attraktiv, unverwechselbar und glaubwürdig sein. Außerdem brauchen wir für die Zukunft eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um gleichbleibend gute oder gar bessere Ergebnisse zu erzielen. Sei es bei unseren eingangs erwähnten Zielen, sei es bei der Mitarbeitendenzufriedenheit.
„Mit Step up rücken wir Eigenverantwortung, Stärkenorientierung und den Umgang mit Fehlern in den Fokus.“Daniela Büchelone: Mit Step up wollen wir nun unsere Art und Weise der Zusammenarbeit und Führung weiterentwickeln. Was heißt das konkret?
Daniela Büchel: Das heißt, dass wir vor allem Eigenverantwortung, Stärkenorientierung und den Umgang mit Fehlern in den Fokus rücken. Und das geht nur mit Mitarbeitenden und Führungskräften, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen beziehungsweise abzugeben. Also mit Kolleg:innen, die Eigeninitiative zeigen, die Mut haben, Neues auszuprobieren. Das setzt natürlich bei allen, die diesen Weg mitgehen, eine gewisse Veränderungsbereitschaft voraus.
one: Lösungen findet man ja oft nur, nachdem man Fehler gemacht hat oder in ein paar Sackgassen gelandet ist.
Daniela Büchel: Natürlich können – und dürfen – dabei Fehler passieren. Wichtig ist, dass es beim Aufarbeiten dieser Fehler nicht darum geht, mit dem Finger auf die „Schuldigen” zu zeigen. Unser Ziel ist es vielmehr, eine Kultur zu schaffen, in der wir aus diesen Fehlern oder Sackgassen gemeinsam lernen.
„Wie wir zusammenarbeiten, wie wir die Menschen bei uns stärken - das zeichnet uns aus.“Daniela Büchelone: Was für eine Kultur braucht es denn, um gemeinsam aus Fehlern zu lernen?
Daniela Büchel: Die Basis dafür ist, miteinander zu reden und in die Kompetenzen zu vertrauen – in die eigenen und in die der anderen. Und ein ganz wichtiges Element dabei ist es, Feedback zu geben und zu nehmen. Es hilft, unseren Fokus noch mehr auf unsere Stärken zu legen und Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, ihre Stärken an der richtigen Stelle einzusetzen. Denn wie wir zusammenarbeiten, wie wir die Menschen bei uns stärken, ob das jetzt Mitarbeitende oder Führungskräfte sind, ob beruflich oder in ihrer persönlichen Entwicklung: Das zeichnet uns als guten und attraktiven Arbeitgeber aus.
one: Welche kulturellen Veränderungen erwarten die Mitarbeitenden konkret im Rahmen von Step up?
Daniela Büchel: Wir stoßen gerade sehr viel an, wissen aber natürlich, dass Veränderung Zeit braucht, bis sie in einer Organisation verankert ist. Dafür arbeiten wir gerade an vier verschiedenen Initiativen. Da ist zum einen Lead up, unser gruppenweites Führungskräfteprogramm für die Leitungsebene 3. Das ist uns deshalb wichtig, weil Führungskräfte in einem solchen Kulturwandelprozess ja eine Vorbildrolle haben und wir von ihnen erwarten, dass sie die Veränderungen nicht nur mittragen, sondern auch mit vorantreiben. Mit Lead up wollen wir sie dabei unterstützen.
Dann bauen wir die bereits bestehenden Feedbackinstrumente aus und werden 2024 verstärkt an die Vorteile von kontinuierlichem Feedback erinnern. Und drittens fördern wir mit GO! Group Opportunities den gruppenweiten internen Arbeitsmarkt, mit dessen Hilfe wir die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten innerhalb der REWE Group transparent machen und interne Jobwechsel vereinfachen und vorantreiben.
one: Was ist die vierte Initiative?
Daniela Büchel: Das ist die, die wir als erste umsetzen: Wir haben für die Verwaltung den Karriere- und Nachfolgeprozess (KNP) überarbeitet, um den Prozess individueller und flexibler zu gestalten und um Mitarbeitenden und Führungskraft die Möglichkeit zu einem kontinuierlichen Dialog zu geben. Vereinfacht gesagt: Anders als beim „alten“ KNP-Gespräch schauen Mitarbeitende und Führungskraft bei dem neuen Prozess namens STEPs – das steht für stärkenorientierte Entwicklungsplanung – nicht mehr so stark zurück, sondern gemeinsam perspektivisch nach vorn. Und die Mitarbeitenden können sich darauf freuen, dass das Jahresgespräch stärker an die für jede:n individuell relevanten Themen angepasst wird, die jeweiligen Stärken und deren Weiterentwicklung stehen künftig deutlicher im Fokus. Zudem muss es nicht bei dem eher starren Gerüst des Jahresgesprächs bleiben. Wir laden Mitarbeitende und Führungskräfte ein, regelmäßig und laufend Feedback zu geben.
one: Und inwieweit zahlt dieser neue Prozess auf das Thema Veränderung ein?
Daniela Büchel: In STEPs werden mögliche Entwicklungswege besprochen und im Talent Pool festgehalten. In diesem internen Talent Pool wird dann perspektivisch nach potenziellen Kandidat:innen gesucht, die ihrerseits wiederum auf diese Stellen aufmerksam gemacht werden. Interne Wechsel sollen dann vereinfacht werden. Das bedeutet für uns ganz klar: Wir wollen veränderungsbereite Mitarbeitende für die Group entwickeln und dadurch halten und an den richtigen Stellen einsetzen. Mitarbeitende, die auf ihrer Stelle zufrieden sind, wollen wir wiederum binden, indem wir ihnen für ihre jeweilige Position Entwicklungsmöglichkeiten anbieten.
„Wir haben in der REWE Group so viele tolle Jobs, so viele attraktive interne Perspektiven. Das wollen wir aufzeigen.“Daniela Büchelone: Apropos gruppenweit übergreifender interner Arbeitsmarkt: Step Up umfasst ja die gesamte Group im In- und Ausland. Soll das Unternehmen dadurch enger zusammenwachsen?
Daniela Büchel: Ein klares Ja. Step up ist unser Orientierungsrahmen und unser klares Bekenntnis dazu, wie wir auch vertriebslinienübergreifend zusammenarbeiten und führen wollen. Und eine Initiative wie GO! mit dem Talent Pool wurde dazu geschaffen, um interne Stellenwechsel zu fördern und zu vereinfachen. Wir haben in der Gruppe so viele tolle und interessante Jobs, es gibt so viele attraktive interne Perspektiven. Das wollen wir als REWE Group aufzeigen, und dazu wollen wir transparenter werden.
one: Wagen wir einen Blick in die Glaskugel und schauen einmal fünf Jahre nach vorn. Wo stehen wir? Was hat sich verändert?
Daniela Büchel: Die Welt ist so dynamisch, sie verändert sich fortwährend. In fünf Jahren gibt es sicherlich weitere Herausforderungen, die wir jetzt noch nicht absehen können. Aber genau deshalb legen wir mit Step up heute den Grundstein dafür, dass wir die permanenten Veränderungen nicht als Bedrohung begreifen, sondern als Chance.
In fünf Jahren haben wir nochmal deutlich an Flexibilität gewonnen und unsere Anpassungsfähigkeit weiter gesteigert. Eigeninitiative und Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden und Führungskräfte haben zugenommen. Gestaltungsspielräume werden genutzt. Wir haben mit der REWE-Kultur ein noch attraktiveres Umfeld für unsere Mitarbeitenden geschaffen und sind ein sehr beliebter Arbeitgeber am Markt.
one: Abschließend die Frage: Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten, wenn Step up nun an den Start geht?
Daniela Büchel: Dass es jetzt los geht! Wir im Vorstand haben uns ja schon eine ganze Weile mit diesem Thema beschäftigt und nun wird es endlich sichtbar für alle. Und jede:r von uns ist gefragt. Auch ich werde durch Step up immer wieder angeregt, zu reflektieren, wie wir als Vorstand zusammenarbeiten und wie unser Führungsstil das Miteinander der Gruppe prägt. Ich bin gespannt und freue mich darauf.
Auf vier Wegen zur Veränderung
Vier Initiativen unterstützen auf Group-Ebene die Verankerung von Step up, mit dem Ziel, unsere Zusammenarbeits- und Führungskultur der REWE Group weiterzuentwickeln. Die Initiativen zielen auf die formulierten Verhaltensweisen „Fokus auf Stärken“, „Offenheit für Feedback“ und „Mut für Neues“ ab. Sie greifen ineinander und unterstützen sich gegenseitig:
STEPs ersetzt KNP
STEPs steht für „Stärkenorientierte Entwicklungsplanung“ und ersetzt die Karriere- und Nachfolgeplanung (KNP) zunächst für eine Pilotgruppe. Wesentliche Bausteine von STEPs sind ein flexibles Gespräch über Entwicklung und der angestrebte kontinuierliche Dialog zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Ein besonderes Merkmal ist die Individualisierung: Das STEPs-Gespräch ist auf die einzelnen Mitarbeitenden zugeschnitten und fokussiert deren jeweilige Stärken, Entwicklungsideen und Bedarfe. Im Pilotprojekt „Verwaltung“ nehmen rund 11.000 Mitarbeitende an STEPs teil.
Lead up: groupweit für die LE3
Lead up steht für die gruppenweite Qualifizierung der Führungskräfte auf Leitungsebene 3 (LE 3). Sie hat die größte Führungsspanne im Konzern und entsprechend groß ist ihre Möglichkeit, als Vorbild und treibende Kraft die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten und führen, zu verändern. Lead up ist ein mehrmonatiges selbstgesteuertes und praxisorientiertes Programm. Die Step up-Verhaltensweisen werden hier reflektiert und angewandt. Außerdem geht es darum, das eigene Mindset in Richtung Eigeninitiative, Veränderungsbereitschaft, Vertrauen und Miteinander weiterzuentwickeln.
GO! – Auftakt zu internem Jobmarkt
Die REWE Group bietet ihren Mitarbeitenden zahlreiche Entwicklungs- und Jobmöglichkeiten Die Initiative GO! Group Opportunities hat zum Ziel, diese noch transparenter zu machen, veränderungsbereite Mitarbeitende aktiv auf Vakanzen anzusprechen und interne Jobwechsel zu vereinfachen. So sollen Mitarbeitenden spannende Perspektiven innerhalb der REWE Group aufgezeigt werden.
Feedback: Geben und Nehmen
In der REWE Group gibt es in den einzelnen Vertriebslinien bereits verschiedene Feedbackinstrumente. Ein Instrument ist Feedback.Me, über das für eine große PRIMUS-Nutzergruppe schnell und unkompliziert Feedback angefragt werden kann. Daneben soll aber auch das aktive Geben und Nehmen von Feedback im Alltag forciert werden.