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© gettyImage | filadendron
Führen in Teilzeit im Markt
„Vertrauen haben und abgeben können“
von Wenke Rose

Einen Markt oder eine Marktabteilung in Teilzeit führen? Geht das? Das geht, sagen Marktassistentin Nicole Landwehr und Marktmanager Michael Hommel. Wichtig für den Erfolg: eine akribische Vorbereitung, ein eingeschworenes Team und die hohe Kunst des Abgebens.

„Allrounder und klare Aufgabenverteilung“

Nicole Landwehr

Nicole Landwehr (43) ist Assistentin im REWE Markt in Seevetal Fleestedt. Ihre Führungsposition übt sie in Teilzeit aus und empfindet für sich daher Beruf und Familie in Balance.

one: Frau Landwehr, vor welchen Hürden standen Sie, als Sie als Marktassistentin in Teilzeit gehen wollten?
Nicole Landwehr: Eigentlich gab es keine wirklichen Hürden. Vor meiner Elternzeit hatte ich bereits in Vollzeit als Assistentin gearbeitet, danach kam ich in Teilzeit zurück – allerdings zunächst in anderer Position. Da es allerdings zu der Zeit keinen anderen Assistenten gab, machte ich einen Großteil der Aufgaben nebenbei mit. Nach vielen Gesprächen mit meinem Chef und meinem Gebietsleiter waren wir uns schließlich wir uns einig: Ich werde wieder Assistentin, aber in Teilzeit mit 30 Stunden. So ist es bis heute, mittlerweile seit rund vier Jahren.

one: Wie hat das Team darauf reagiert?
Nicole Landwehr: Das Team haben wir in die Gespräche mit einbezogen. Dass alle mitziehen, war ja auch die wichtigste Voraussetzung für das Modell. Nur so konnte es funktionieren. Als alleinerziehende Mutter mit einem Sohn in der dritten Klasse, da bin ich einfach nicht so flexibel. Ich brauche Kolleg:innen, die damit einverstanden sind, dass sie morgens früher da sind und abends länger bleiben als ich. Aber alle stehen hinter mir und haben Verständnis für meine Situation. Darüber bin ich sehr froh. Später, wenn mein Sohn größer ist, möchte ich auf jeden Fall wieder in Vollzeit arbeiten.

one: Wie klappt die Umsetzung im Markt? Was braucht es dafür?
Nicole Landwehr: Wir haben eine klare Aufgabenverteilung und sind inzwischen ein eingespieltes Team, das klappt gut. Wichtig ist, dass alle Kolleg:innen Allrounder sind. Jede und jeder muss flexibel überall dort einspringen können, wo es nötig ist, damit keine Lücken entstehen. Und alle wissen: Wenn ich nicht im Markt bin, bin ich telefonisch erreichbar.

one: Was raten Sie Führungskräften im Markt, die in Teilzeit gehen möchten?
Nicole Landwehr: Sprecht das Thema einfach an. Es bringt nichts, sich zwischen Job und Familie zu zerreißen. Man darf sich selbst nicht vergessen, die Work-Life-Balance ist wichtig – auch, um gute Arbeit leisten zu können. Und man muss sein Team abholen und mitnehmen. Dann lassen sich auch Lösungen finden.

„Wichtig ist, dass man sich einen Plan macht“

Michael Hommel

Michael Hommel (50) ist seit vier Jahren REWE-Marktmanager in Peine. Ein Jahr lang führte er den Markt in dieser Position in Teilzeit.

one: Herr Hommel, Sie haben als Marktmanager in Teilzeit geführt. Warum, und wie war die Reaktion darauf?
Michael Hommel: Meine Frau und ich hatten das gemeinsam beschlossen. Unsere Söhne waren damals in der vierten und sechsten Klasse. Wir wollten ihnen geregelte Strukturen bieten, außerdem brauchten sie bei den schulischen Anforderungen Unterstützung. Da meine Frau oft auf Dienstreisen ist und zudem das höhere Gehalt hat, war eine Teilzeitbeschäftigung meinerseits die logische Konsequenz.

Als ich meinen Vertriebsleiter fragte, fiel er beinahe vom Stuhl... Aber er schlug ein Gespräch mit unserer HR-Partnerin vor und ich konnte beide schnell überzeugen, dass ich auch in Teilzeit meinen Markt erfolgreich führen kann.

one: Hatten Sie keine Zweifel, ob Sie das schaffen?
Michael Hommel: Da ich einiges an Vorarbeit geleistet hatte, war mir klar: Ich packe das!  Ich hatte mir einen genauen Überblick verschafft, wie viele Stunden ich für welche Aufgaben brauche, was ich delegieren kann und was weiterhin bei mir verbleibt. Geklärt werden musste zudem, welche Mitarbeitenden welche Verantwortlichkeiten übernehmen können und wollen und zu welchen Zeiten ich weiterhin erreichbar bin.

one: Wie haben Sie Ihren Arbeitsalltag organisiert, und wie hat Ihr Team reagiert?
Michael Hommel: Die erste Zeit lief etwas holprig. Alle mussten sich umstellen, für mein Team war es ungewohnt, dass ich nicht mehr so viel im Markt bin. Doch schnell wurde klar: Ich war jederzeit telefonisch erreichbar, und für persönliche Gespräche ließ sich immer ein Termin vor Ort finden. Alles, was über meine 30 Wochenstunden hinausging, hatte ich delegiert. Ich konnte mich auf die Büroarbeit konzentrieren und mein Team hielt mir den Rücken frei. Nach vier Wochen hatten sich alle eingegroovt.

one: Welche Tipps haben Sie für Marktmanager:innen, die Ihrem Beispiel folgen möchten?
Michael Hommel: Wichtig ist, dass man sich einen Plan macht - man darf nicht erwarten, dass andere diesen für einen erstellen: Man muss vielmehr überlegen, wie die Stundenreduzierung klappen kann und dann den Führungskräften und dem Team Lösungen anbieten. Wichtig ist auch: Man muss das Team qualifizieren, dann fühlen sich die Mitarbeitenden sicher und übernehmen neue Aufgaben. Und man muss Vertrauen haben und abgeben können.

Führen in Teilzeit
„Nur zufriedene Mitarbeitende können gute Leistungen bringen”
REWE-Kauffrau Daniela Gatz aus Falkensee führt ein Team von fünfzig Mitarbeitenden und bietet ihnen flexible Arbeitszeiten. Die Siegerin des REWE-Wettbewerbs „Beruf und Familie“ sieht darin viele Vorteile – nicht nur für die Angestellten, sondern auch für den Erfolg ihres Marktes.
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Anna
vor 17 Tagen und 23 Stunden
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