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Mit myAbility bietet die REWE Group jungen Talenten mit Schwerbehinderungen berufliche Einblicke.
myAbility-Programm
„Talente mit Schwerbehinderung sind einfach Talente“
von Bettina Rees

Die REWE Group beteiligt sich an myAbility Talent, das jungen Akademiker:innen mit Schwerbehinderung Praktika in Unternehmen vermittelt. Was das Programm will, wie man Hemmschwellen abbaut und warum Türschwellen eigentlich kein Problem darstellen, weiß Charlotte Ehl, die interessierte Abteilungen und potenzielle Praktikant:innen zueinander bringt.  

one: Charlotte, was ist myAbility? Welche Idee steckt dahinter, und wo kommen wir ins Spiel? 
Charlotte Ehl:
myAbility ist ein soziales Unternehmen aus Österreich, das interessierte Unternehmen und Organisationen rund um das Thema Inklusion und Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung berät. Das vorrangige Ziel ist, Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung in der Wirtschaft zu erreichen, aber myAbility will auch ganz generell Inklusion und die Akzeptanz von Menschen vorantreiben.  
Koordinieren das Programm: Daniel Corbic, Charlotte Ehl und Marian Keuler (v.l.). Mit unserem Projekt sind wir Teil von myAbility Talent, das ist ein Talentprogramm für angehende Akademiker:innen, also für gut ausgebildete junge Menschen mit Behinderungen, die gerade im Studium sind oder ein Studium abgeschlossen haben. Sie möchten mittels eines Praktikumsplatzes oder durch Jobshadowing in die Unternehmenswelt hineinschnuppern oder sind auf der Suche nach einem Arbeitsplatz.
myAbility baut dafür einen Talentpool auf, und wir als teilnehmendes Unternehmen können die Talente vorab persönlich kennenlernen und sehen, ob und wo diese Talente zu uns passen. Und dann machen wir uns als Projektteam auf die Suche nach einem Praktikumsplatz innerhalb des Unternehmens.  

 

one: Es handelt sich um junge Akademiker:innen mit Beeinträchtigungen. Welche Formen von Behinderungen können das sein? 
Charlotte Ehl:
Diese jungen, gut ausbildeten Menschen haben alle einen Grad der Behinderung (GdB) von 50 aufwärts. Das kann natürlich jemand sein, der für alle sichtbar auf einen Rollstuhl angewiesen ist und eine gewisse Barrierefreiheit benötigt. Aber genauso kann es sein, dass jemand auf Grund einer Krebs- oder einer psychischen Erkrankung, die man ja nicht sehen kann, einen gewissen Grad der Behinderung hat.  

one: Müssen Abteilungen, die sich für das Programm interessieren, barrierefrei sein? 
Charlotte Ehl:
Das kommt drauf an. Bei Menschen im Rollstuhl muss natürlich vorab die Erreichbarkeit geprüft sein, aber das lässt sich alles im Gespräch klären. Zumal die Talente ja selbst wissen und formulieren können, was genau sie brauchen. Manche haben eine Begleitperson, für die muss im Büro natürlich auch Platz sein. Bei Menschen mit psychischen Krankheiten gilt zudem abzuklären, welche Bedürfnisse die Person hat, ob sie zum Beispiel eine besonders ruhige Arbeitsumgebung benötigt.  

 

 

„Jede Abteilung hatte doch schon Praktikant:innen. Und nicht viel anders verläuft es mit myAbility-Praktikant:innen.“
Charlotte Ehl

one: Sollte man sich als interessierte Abteilung also vorab schon Gedanken um Türbreiten oder -schwellen machen?
Charlotte Ehl:
Mein Rat: Wer Lust hat, soll sich melden. Wer offen daran geht, hat im Grunde schon die wichtigste Voraussetzung erfüllt. Und für alle Detailfragen haben wir innerhalb des Unternehmens viel Expertise, unter anderem unsere Fachkräfte für Arbeitssicherheit, unseren Inklusionsbeauftragten Roland Kraemer und ganz besonders die Schwerbehindertenvertreter:innen… Bevor man also sagt: ‚Geht nicht, die Tür ist zu schmal`, sollte man gucken, was alles doch geht. 

 

one: Was muss eine Abteilung über Offenheit hinaus noch mitbringen, wenn sie sich auf einen Praktikanten oder eine Praktikantin aus dem myAbility-Talentprogramm einlässt?  
Charlotte Ehl:
Ich finde gut, dass du Praktikant und Praktikantin sagst. Denn unabhängig davon, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht: Jede Abteilung hat sicherlich schon Erfahrung mit Praktikant:innen gemacht und weiß: Jedes Praktikum muss vorab organisiert werden. Arbeitsmittel müssen zur Verfügung gestellt werden, Aufgaben überlegt und eine feste Ansprechperson ausgewählt werden. Das gilt genauso für eine Person mit Behinderung: Sie braucht Aufgaben, Arbeitsmittel und eine Betreuung. Jede Abteilung hatte sicher schon Praktikant:innen, und nicht viel anders läuft es mit myAbility.  

one: Nun sind ja viele Kolleg:innen bei uns zumindest tageweise im Home Office, es sind also nicht immer alle da. Geht es trotzdem? 
Charlotte Ehl:
Ja, das ist gar kein Problem. Wir sind ja mit myAbility mitten in der Coronazeit gestartet, mit virtuellen Jobshadowings von einem oder zwei Tagen. Das war kein Problem.  

 

one: Welche Tipps habt Ihr für mich, wenn es in meiner Abteilung noch nie Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung gab? 
Charlotte Ehl:
Wir aus dem Projektteam, also Daniel Corbic, Marian Keuler und ich, beantworten gerne jede Frage dazu. Wichtig ist einfach die bereits erwähnte Offenheit und ein grundsätzliches Interesse an dem Thema Inklusion und an den Menschen. Man sollte schon Lust haben, sich damit zu beschäftigen und bereit sein, dazu zu lernen. Wir bieten das eLearning „Unbewusstes bewusst machen“ dazu an, denn oft stellt die Angst davor, etwas falsch machen zu können, die größte Hemmschwelle dar.  
 
one: Wie finden denn Praktikumsstelle und Praktikant:in zueinander? 
Charlotte Ehl:
Alle, die den Artikel hier lesen, können sich sehr gerne bei uns vom Projektteam melden, wir merken Euch dann schon einmal vor. Ansonsten lernen wir nun erst einmal alle Talente kennen, die sich für die REWE Group interessieren, und gucken, welche Fachbereiche besonders spannend für sie wären. Im nächsten Schritt gehen wir auf diese Fachbereiche, sofern sie sich noch nicht selber gemeldet haben, zu und fragen, ob sie einen Praktikumsplatz anbieten wollen. Wenn ja, bringen wir Bereich und Praktikant:in für ein Kennenlerngespräch zusammen. Wenn es passt, ist es prima, dann kann das Praktikum stattfinden. Aber der Fachbereich ist zu nichts verpflichtet. 

„Junge Menschen mit Behinderung sind auch „nur” Menschen auf der Suche nach einer festen Anstellung.“
Charlotte Ehl

 

one: Letzte Frage: Was haben wir als Unternehmen, als Fachbereich davon, dass Praktikant:innen mit Schwerbehinderung bei uns hineinschnuppern? 
Charlotte Ehl:
Wir profitieren auf mehreren Ebenen davon. Zum einen auf der persönlichen Ebene. Jede:r von uns kann daraus sehr viel mitnehmen. Ich habe mich in diesem Jahr sehr viel mit Inklusion beschäftigt, unter anderem im Rahmen des myAbility-Talentprogramms, und dadurch viel gelernt. Vor allem, dass diese jungen Leute auch „nur“ Menschen auf der Suche nach einer festen Anstellung und beruflicher Anerkennung sind.  

Als Unternehmen haben wir ein Interesse daran, uns vielfältig aufzustellen. Wir als REWE Group fördern Diversity und explizit Inklusion – und haben natürlich schlicht das Interesse, Talente zu gewinnen. Und ob Talente nun eine Schwerbehinderung haben oder nicht: Talente sind in erster Linie Talente. Wir brauchen als Organisation neue Ideen und neue Perspektiven. Und gerade Menschen mit Schwerbehinderungen, die in ihrem Leben bereits viele Herausforderungen gemeistert haben, bereichern mit anderen Blickwinkeln unseren Umgang mit Themen und Problemen. Und als Fachabteilung kann man wachsen, wenn man diese Talente teilhaben lässt an der eigenen Arbeit und Wissen. Nicht zuletzt macht es Spaß, jemandem eine Chance zu geben. 

Was mir noch wichtig ist: Die meisten Behinderungen sind nicht angeboren, sondern im Laufe eines Lebens erworben. Wer sich also mit dem Thema auseinandersetzt, nimmt auch immer etwas für sich mit und profitiert auch im Privatleben davon."

Mehr Informationen gibt es bei Charlotte Ehl, Expertin Personalentwicklung am Kölner REWE Group-Zentralstandort, auf der myAbility-Seite in inside. 

 

Gut zu wissen

Ein Praktikum kann von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten lang dauern, während denen der Praktikant oder die Praktikantin nach Möglichkeit in enger Betreuung eigene Aufgaben bearbeitet. Jobshadowing ist eine Art on-the-job-Training, bei dem eine Kollegin oder ein Kollege für ein, zwei Tage bei ihrem oder seinem Job begleitet wird.  

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