Zu viele Geräusche, Lichter und Menschen sind für Menschen mit Autismus eine große Herausforderung. Daher führte BILLA im Sinne der Inklusion und des sozialen Miteinanders die „Stille Stunde“ ein. In dieser Zeitspanne werden akustische und visuelle Reize für Kund:innen mit Autismus minimiert.
Marc Hoff ist Vertriebsmanager bei BILLA und war von Anfang an in das Projekt involviert. Er berichtet, welche besonderen Maßnahmen getroffen wurden, um autistischen Menschen ein stressreduziertes Einkaufsumfeld zu schaffen.
one: Wann ist BILLA mit dem Projekt gestartet?
Marc Hoff: Am 20. Dezember 2021 startete BILLA das Projekt im Markt in der Goldeggasse im 4. Wiener Gemeindebezirk.
one: Warum wurde dieser Markt für das Projekt ausgewählt?
Marc Hoff: BILLA hat sich mit Specialisterne einen Experten für die Inklusion von autistischen Personen an die Seite geholt. Der Verein hat seinen Standort in Nähe dieser Filiale. Die Maßnahmen, die getroffen wurden, um Menschen mit Autismus das Einkaufen zu erleichtern, wurden in enger Absprache mit Specialcisterne ausgewählt.
one: Und welche Maßnahmen sind das?
Marc Hoff: Um autistischen Personen ein Einkaufserlebnis in einem stressreduzierten Umfeld zu ermöglichen, werden zu festgelegten Zeiten regelmäßig weitgreifende, aber auch individuelle Maßnahmen getroffen. Dabei geht es darum, visuelle und akustische Reize zu reduzieren. Das BILLA-Team rund um Marktmanager Miklos Koleski wurde von Specialisterne eigens für die „Stille Stunde“ sensibilisiert und bestens vorbereitet. Im Rahmen von Schulungen wurden die speziellen Anforderungen von autistischen Kund:innen thematisiert und die passenden Maßnahmen gemeinsam erarbeitet. Beispielsweise wird auf Radio-, Werbeeinschaltungen und Marktdurchsagen zugunsten eines ruhigen Umfeldes verzichtet. Da auch geringer körperlicher Kontakt für autistische Personen herausfordernd sein kann, werden zum Beispiel Feinkostbestellungen auf die Theke gelegt, anstatt persönlich überreicht. Außerdem wird während der „Stillen Stunde“ noch mehr Achtsamkeit auf das Tempo bei der Kasse gelegt, damit die gekauften Produkte in Ruhe eingeräumt werden können.
one: Wann findet die Stille Stunde statt?
Marc Hoff: Die Stille Stunde findet abseits der Stoßzeiten montags bis samstags von 14.00 bis 15.00 statt, da viele andere Personen im Markt eine Stressquelle für Autist:innen darstellen können.
one: Wie wird auf die Stille Stunde aufmerksam gemacht?
Marc Hoff: Plakate, die vor und im Markt angebracht sind, weisen auf die stille Stunde hin.
one: Wie wird die Stille Stunde von den Kunden angenommen?
Marc Hoff: Wir haben über den Verein Specialcisterne durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Angehörige von Menschen mit Autismus haben uns auch direkt zurückgemeldet, dass die Stille Stunde für die Betroffenen sehr hilfreich ist, um ihren Einkauf zu bewältigen.
one: Und wie finden die Mitarbeitenden die Stille Stunde?
Marc Hoff: Die Mitarbeitenden in den Märkten stehen absolut hinter dem Projekt. In der Filiale Goldeggasse arbeiten drei Mitarbeitende mit Behinderung. Daher gibt es seitens der Mitarbeitenden ein sehr großes Verständnis für Menschen mit Autismus.
one: Wurde das Projekt bereits bei BILLA ausgerollt?
Marc Hoff: Die stille Stunde wird inzwischen in 11 BILLA-Filialen in ganz Österreich angeboten.
Über den Verein:
Specialisterne setzt sich international für die Inklusion von Autist:innen in Unternehmen ein und bildet in Österreich Personen mit Autismus unter anderem zu IT-Spezialist:innen aus. Die BILLA-Familie schätzt die Arbeit der autistischen Mitarbeiter:innen sehr – sie bringen ihr Know-how zum Beispiel in der BILLA-Zentrale in Wiener Neudorf ein.
Zur Person:
Marc Hoff ist Vertriebsmanager bei BILLA und verantwortet 13 Märkte in Wien und Umkreis. Nach seinem Abschluss als Politikwissenschaftler in der Universität Wien ist er in der Lebensmittelindustrie im Vertrieb tätig gewesen und 2019 als Vertriebsmanager zur REWE International AG gewechselt.
Ein tolles Projekt!
Auch mir ist es beim Einkaufen manches Mal zu laut im Supermarkt, und ich wäre dankbar, wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag ein entspannteres Einkaufserlebnis hätte.
Man ist inzwischen so vielen ungewollten Geräuschen und Lärmpegeln ausgesetzt, dass ich diese stille Stunde bestimmt auch nutzen würde.