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Gesetzliche Frauenquote
Stühlerücken in der Führungsetage
Deutschland wird von einer Frau regiert – doch die Führungsetagen in Unternehmen sind meist Männerbastionen. Ein Quotengesetz bringt jetzt Bewegung. Für wen es gilt, welche Branchen sich nun ins Zeug legen müssen – und wie Deutschland im internationalen Vergleich abschneidet.

Seit mehr als zwölf Jahren wird Deutschland von einer Frau regiert. Über die Bundeswehr gebietet eine Ministerin und die Führung des Familienministeriums ist fast schon traditionell weiblich besetzt. 

In der Wirtschaft dagegen sind weibliche Führungskräfte trotz vieler politischer und betrieblicher Anstrengungen eine vergleichsweise seltene Spezies. Das gilt vor allem für Chefetagen. Auf der obersten Führungsebene (Vorstand und Geschäftsführung) beträgt der Frauenanteil in der privaten Wirtschaft 26 Prozent. In den 200 größten Unternehmen sitzt nicht einmal auf jedem zehnten Vorstandssessel eine Frau. 

„Oberste Chefetage bleibt Männerdomäne“ befand das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im November 2016 nach einer Befragung von Verantwortlichen aus 16.000 deutschen Unternehmen und Behörden. Immerhin: In den Aufsichtsräten der größten Unternehmen bewegt sich etwas, seit die Politik eine Geschlechterquote verordnet hat.

Das Gesetz zur Quote

Der Name ist ein Ungetüm: Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, kurz FüPoG. Es trat am 1. Januar 2016 in Kraft und basiert auf zwei Säulen.

Zum einen müssen Aufsichtsräte von Unternehmen, die sowohl börsennotiert als auch voll mitbestimmungspflichtig sind, einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent aufweisen.Dabei handelt es sich meist um Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und einem von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite paritätisch besetzten Aufsichtsrat.

Diese Voraussetzungen treffen auf etwa 100 Unternehmen zu.

Zum anderen sind Unternehmen, die entweder börsennotiert sind oder der Mitbestimmung unterliegen, verpflichtet, für ihre Aufsichtsräte, Vorstände und obersten Management-Ebenen Ziele zu bestimmen und Fristen für die angestrebte Erreichung der Zielgrößen zu nennen. Die Bundesregierung überprüft den Fortschritt.

Nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Frauenanteil in den Kontrollgremien der vom Gesetz betroffenen Unternehmen bis Ende 2017 auf durchschnittlich 30 Prozent gestiegen. Das waren fast drei Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Auch auf der zweiten Führungsebene tut sich etwas. Hier ist der Frauenanteil laut IAB seit 2014 um sieben Prozentpunkte auf 40 Prozent gestiegen. „Möglicherweise ist es nur eine Frage der Zeit, bis genug Frauen Führungserfahrung gesammelt haben und dann auch in die höchsten Führungsetagen aufsteigen“, meinen Autorinnen der IAB-Studie. Sie weisen aber auch auf die Möglichkeit von „unsichtbaren Barrieren“ hin, gegen die Frauen auf ihrem Karriereweg stoßen könnten.

Viele Unternehmen ergreifen inzwischen Maßnahmen zur Frauenförderung. Studien zufolge bietet jeder zweite Betrieb die Möglichkeit zu flexiblen Arbeitszeiten und Heimarbeit für Betreuungspflichtig. Jedes fünfte Unternehmen ermöglicht eine Weiterbildung bei Elternzeit und 15 Prozent zahlen einen Zuschuss zur Kinderbetreuung.     

Meine Meinung! Frauen aus der REWE Group zur Frauenquote.

Frauenquote im internationalen Vergleich
Österreich regelt‘s per Gesetz

Die Aufsichtsräte großer österreichischer Unternehmen werden zunehmend weiblich. Seit 2009 hat sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien um knapp zehn Prozentpunkte auf aktuell 18,1 Prozent erhöht. Im europäischen Vergleich ist das jedoch immer noch unterdurchschnittlich. Die zu Jahresbeginn 2018 in Kraft getretene Frauenquote dürfte dazu führen, dass Aufsichtsräte künftig deutlich weiblicher besetzt sein werden. Laut Gesetz müssen Aufsichtsräte von Unternehmen, die entweder börsennotiert sind oder ständig mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigen künftig zu mindestens 30 Prozent mit Frauen besetzt sein. Von der Vorschrift sind etwa 200 Unternehmen in Österreich betroffen. 

Klassenbester Frankreich

Wenn es um die Kinderbetreuung geht, gilt vielen Familienpolitikern Frankreich als leuchtendes Vorbild: Nirgendwo sonst in Europa wird der Nachwuchs so früh und so intensiv (häufig fremd) betreut. Möglicherweise ist diese Familienpolitik ein Grund dafür, dass der Frauenanteil in Aufsichtsräten, Vorständen und Geschäftsführungen großer Unternehmen in Frankreich außergewöhnlich hoch ist: Im Oktober 2016 waren 41,2 Prozent dieser Positionen weiblich besetzt. Im Ranking folgen mit gehörigem Abstand Schweden und Italien. Deutschland liegt mit 29,5 Prozent deutlich über dem Durchschnitt in der EU und übertrifft auch die Niederlande sowie Großbritannien. In der Slowakei und Rumänien sind die Chefetagen eine Männerdomäne. Nur etwa jede zehnte Top-Position in diesen Ländern ist von einer Frau besetzt.  

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