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REWE-Integrationskoordinator
„Die REWE-Sprache ist eine Herausforderung“
ArticleId: 1676magazineZahlreiche REWE-Kaufleute bieten Flüchtlingen Praktika oder bilden sie aus. In one berichten sie von ihren Erfahrungen: Was sie positiv überrascht hat und welche Schwierigkeiten sie hatten. Denn nicht immer verläuft die Integration geradlinig.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/4/6/csm_TT_10_04_fluechtlinge_kaufmann_mgt_st_86ad3d99ea.jpgREWE-Kaufleute sprechen über ihre ErfahrungenIntegration von Flüchtlingen
Integration von Flüchtlingen
REWE-Kaufleute sprechen über ihre Erfahrungen
Zahlreiche REWE-Kaufleute bieten Flüchtlingen Praktika oder bilden sie aus. In one berichten sie von ihren Erfahrungen: Was sie positiv überrascht hat und welche Schwierigkeiten sie hatten. Denn nicht immer verläuft die Integration geradlinig.
„Eine Sache des Gewissens“
REWE-Kaufmann Michael Lind
Nicht immer verläuft die Integration eines Asylbewerbers geradlinig: Das zeigt der Fall von Avas Maomon, der bei REWE-Kaufmann Michael Lind scheinbar ein Vorzeigebeispiel beruflicher Integration war. Doch der junge Mann wollte nicht damit leben, dass er sich die Anerkennung als Asylant erschwindelt hatte.
Andere in seiner Situation hätten den Mund gehalten. Sie hätten sich gefreut, dass ihr Asylantrag genehmigt wurde und dass sie einen guten Job in Deutschland gefunden haben. Aber Avas Maomon plagte sein schlechtes Gewissen. Er konnte nicht damit leben, dass seine Existenz in Deutschland auf einer Lüge beruhte – und brachte sich damit in große Schwierigkeiten.
REWE-Kaufmann Michael Lind, Berlin (Foto: Stephanie Behrens)
Vor knapp drei Jahren war er nach Berlin-Neukölln geflüchtet. Im Irak, seiner Heimat, werde er wegen seines Glaubens verfolgt, gab er bei der Einreise an. Bald darauf war Avas Maomon als Asylant anerkannt. Behörden und Bildungsträger bemühten sich, den damals 21-Jährigen zu integrieren und fragten bei Michael Lind an, ob er den Geflüchteten als Verkäufer ausbilden könne. Der REWE-Kaufmann betreibt in Berlin vier Märkte und ist bekannt für sein soziales Engagement. „Auf diese Weise habe ich einen tollen Mitarbeiter gewonnen. Engagiert, freundlich und sehr sprachbegabt“, erzählt Lind. Die Abschlussprüfung bestand Maomon mit „gut“, er wurde als Verkäufer übernommen und verdiente „eigenes Geld“. Alles schien gut. Nicht aus dem Irak, sondern aus der Ukraine Dann meldete sich sein Gewissen. Er wollte nicht länger verschweigen, dass er die Behörden getäuscht und sich den Aufenthalt in Deutschland erschwindelt hatte. Denn in Wirklichkeit stammte der junge Mann nicht aus dem Irak, sondern aus der Ukraine. Wirtschaftliche Not hatte ihn getrieben, seine Heimat zu verlassen. Schlepper hatten ihn instruiert, wie er sich in Deutschland Asyl erschleichen könnte. „Er wusste, dass ihn ein Geständnis in große Schwierigkeiten bringen würde. Aber er wollte, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt“, sagt Lind. Die Konsequenz: Zwei Tage vor Weihnachten 2016 erhielt Maomon einen Abschiebebescheid. Binnen sieben Tagen habe er Deutschland zu verlassen, forderte ihn die Ausländerbehörde auf. Lind ist gespalten, wenn er den Fall schildert. „Klar: Avas Maomon hat betrogen. Auf der anderen Seite ist er gut integriert, spricht ausgezeichnet Deutsch, ist in keiner Weise auffällig geworden und bezieht keine Sozialleistungen. Warum soll er nicht trotz allem bleiben dürfen? Das muss man doch auch menschlich sehen.“ Der REWE-Kaufmann telefonierte mit Anwälten, suchte Kontakte zur Sozialstadträtin in Neukölln, sprach bei der Ausländerbehörde vor – mit dem Ergebnis, dass der Abschiebebescheid zurückgenommen wurde und Avas Maomon eine vorläufige Duldung erhielt. Im Juni 2017 änderte sich der Status erneut: Aus der vorläufigen wurde eine endgültige Duldung. Wagnis: Für den Ausweis in die Ukraine Das letzte Kapitel dieser Geschichte ist jedoch noch nicht geschrieben. Denn noch besitzt Maomon keinen ukrainischen Pass. Die Botschaft in Berlin stellt das Dokument nicht aus. Er solle in seinen Heimatort fahren und das Papier dort beantragen, beschied man ihm. Dieses Wagnis möchte der inzwischen 24-Jährige jedoch nicht eingehen – aus Angst, nicht wieder aus der Ukraine ausreisen zu dürfen.
„Schwierig, alle Dokumente zu besorgen“
REWE-Kaufmann Rene Scholz
Unzählige Telefonate, Behördengänge, Briefwechsel mit Übersetzungsbüros – Kaufmann Rene Scholz aus Gera-Lusan hatte einen bürokratischen Hürdenlauf zu absolvieren, ehe er Mutjaba Hamidi zum 1. August 2017 einen Ausbildungsvertrag anbieten konnte. „Aber es war die Mühe wert. Ich würde es immer wieder machen. Ich habe einen sehr fleißigen, akkurat arbeitenden Mitarbeiter gewonnen“, erzählt er.
REWE-Kaufmann Rene Scholz, Gera (Foto: Stephanie Behrens)
Der aus Afghanistan geflüchtete junge Mann hatte auf Vermittlung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung bei Scholz zunächst ein Praktikum absolviert.  Vier Wochen im Frühjahr, in denen der damals 18-Jährige den REWE-Kaufmann immer wieder positiv überraschte: „Mutjaba war enorm engagiert, offen, bemühte sich, schnell Deutsch zu lernen und hatte keine Berührungsängste.“ So überlegte Scholz auch nicht lange, als der Afghane ihn fragte, ob er in seinem Markt auch eine Ausbildung absolvieren könne. Warten auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung Das Problem: Mutjaba Hamidis Aufenthaltsstatus war nicht geklärt. Er besaß keine steuerliche Identifikationsnummer, wichtige Papiere fehlten oder mussten aufwändig aus seiner Heimat beschafft und übersetzt werden. „Es war unglaublich schwierig, alle benötigten Dokumente zu besorgen. Zum Glück haben mich die örtliche IHK und auch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung dabei unterstützt“, sagt Scholz. Endgültig geklärt ist die Sache jedoch immer noch nicht. Mutjaba Hamidi wartet noch auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
„Zuerst Bedenken, dann Begeisterung“
REWE-Kauffrau Marlene Kramer
REWE-Kauffrau Marlene Kramer, Auszubildender Ali Amini
Wenn andere Auszubildende klagen, lässt Marlene Kramer gerne Ali Amini erzählen, ihren aus Afghanistan stammenden Auszubildenden: Wie er mit seinen Eltern in den Iran floh, dort mehrere Jahre lebte, ehe die Familie beschloss, nach Europa zu fliehen. „Seine Geschichte kann manchen die Augen öffnen, wie gut es ihnen hier geht“, sagt die REWE-Kauffrau aus Berlin-Marzahn. Ali Amini hatte über das REWE-Projekt „Richtig einsteigen – weiter kommen“ zunächst ein Praktikum und dann ab August 2016 einen Ausbildungsplatz als Verkäufer bekommen. Marlene Kramer räumt ein, dass sie und auch einige Mitarbeiter anfangs Bedenken hatten: „Wir sind hier in Marzahn, einer Hochburg der Pegida. Da macht man sich schon Gedanken.“  Schnell zeigte sich, dass die Sorgen unbegründet waren – weil Ali Amini eine freundliche und nette Art besitzt, die ihn überall beliebt macht. Obendrein ist er ungemein fleißig. „Wenn Aufgaben im Markt verteilt werden, zanken sich die Mitarbeiter regelrecht, wer von ihnen Unterstützung von Ali erhält“, erzählt die REWE-Kauffrau. Sie ist überzeugt: „Aus dem wird mal was.“ Übernahme geplant In der Berufsschule gebe es zwar schon mal ein Problem. Aber gemessen an seiner Biografie – er hat im Iran seit dem zehnten Lebensjahr keine Schule mehr besucht - seien Ali Aminis Leistungen sehr beachtlich. Im nächsten Jahr wird der in Deutschland geduldete 20-Jährige seine Ausbildung abschließen. Marlene Kramer möchte ihn auf jeden Fall übernehmen.
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