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ArticleId: 535magazineStehen bald Algen und Insekten auf unserem Speiseplan? Messen Smartphones, welche Nährstoffe unserem Körper fehlen, um gesund zu bleiben? Kommt die Pizza bald per Drohne frei Haus? Das one_Top-Thema: So essen wir im Jahr 2030.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/0/3/csm_tt_essenZukunft_mgt_standard_10a233f7bb.jpgPüriert und optimiertEssen der Zukunft
Lesedauer: 4 Minuten
Essen der Zukunft
Püriert und optimiert
von Stefan Weber
Stehen schon bald Algen und Insekten auf unseren Speiseplan? Messen Smartphones, was unserem Körper fehlt und geben Tipps, mit welchen Lebensmitteln das Defizit ausgeglichen werden kann? Und: Kommt die Pizza künftig per Drohne frei Haus?
So essen wir im Jahr 2030.
Wer wissen will, was und wie wir in Zukunft essen, muss sich anschauen, wie sich die Gesellschaft verändert. Denn die Esskultur ist stets Folge eines Wandels in anderen Lebensbereichen. Beispiel Demografie. Eine alternde Gesellschaft verstärkt den Trend zu Smooth Food - also Gerichten, die durch Schneiden, Mixen oder Pürieren eine geschmeidige Konsistenz haben. Da fällt das Kauen leichter.

Oder die steigende Leistungsorientierung: Menschen, die es gewohnt sind, nach dem Optimum zu streben, möchten auch aus ihrem Körper das Beste herausholen. Mit Functional Food – also Nahrung, die dem Körper schnell und passgenau das zuführt, was er braucht, um auf hohen Touren zu laufen. Oder die zunehmende Sensibilität für Nachhaltigkeit: Verbraucher, die wissen wollen, woher Fisch, Fleisch oder Feldsalat auf ihrem Teller kommen, verlangen Produkte, bei denen die Lieferkette transparent ist.
Fleischfrei im Mainstream
Wie schnell es eine Idee aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft schaffen kann, zeigt das Beispiel der fleischfreien Ernährung. Vegetarisch oder gar vegan (also unter Verzicht auf sämtliche Nahrungsmittel tierischen Ursprungs)  zu leben – das galt bis vor ein paar Jahren als spinnerter Stil einer kleinen Gruppe von „Ökos“. Heute, so behauptet der Vegetarierbund, ist nahezu jeder zehnte Bundesbürger Vegetarier oder Veganer. Bis zum Jahr 2020 würden gut 20 Prozent der Deutschen überwiegend vegetarisch essen. Auch wenn andere Beobachter, wie etwa die GfK, solche Schätzungen für zu hoch gegriffen halten, so ist der Trend eindeutig: Unbekümmerter Fleischkonsum war gestern. Das zeigen die Verbrauchsausgaben im vergangenen Jahr. Zweistellige Zuwachsraten gab es nur in Produktkategorien, die auf pflanzlicher Herstellung beruhten. Sojajoghurts beispielsweise. Oder Fleischersatz. Dagegen verzeichneten Fleisch- und Wurstwaren ein Minus von vier Prozent.

Warum das so ist? Ernährungssoziologen nennen vor allem drei Gründe:
  1. Massentierhaltung (wird zunehmend kritisch gesehen)
  2. Gesundheitsbewusstsein (viele tierische Fette sind schädlich)
  3. Klimasorgen (Fleisch hat eine schlechte Ökobilanz)
Wurstindustrie entdeckt ihre vegetarische Seite
Bei Rügenwalder Mühle, einem Unternehmen, das seit fast 200 Jahren nichts anders verkauft als Aufschnitt, Mett oder Würste, haben sie – wie alle in der Fleischbranche - lange Zeit gedacht, die Idee der fleischfreien Ernährung werde sich schon wieder verflüchtigen. So wie ein Gewitter. Mitarbeiter, die mahnten, Rügenwalder müsse den „Veggie-Trend“ ernst nehmen, wurden belächelt. Heute gelten sie als Visionäre. Seit Dezember vergangenen Jahres bietet das Unternehmen auch vegetarische Produkte an – und die Nachfrage übertrifft alle Erwartungen. Allein im ersten Monat verkaufte Rügenwalder mehr als 1,6 Millionen Packungen seiner fleischfreien Linie mit Schinkenspicker und Mühlen-Frikadellen; aktuell sind es etwa 2,5 Millionen Packungen. Vor einigen Wochen sind vegetarische Schnitzel, Cordon bleu und Nuggets hinzugekommen.

"Die Ernährungsgewohnheiten wandeln sich nachhaltig“, betont Konzernchef Christian Rauffus. Das bestätigt eine Befragung des Marktforschungsinstituts YouGov. Danach ist „die Offenheit der Bevölkerung für fleischlose Wurstwaren aktuell riesig“. Allerdings, so stellt YouGov-Vorstand Holger Geißler fest, entspreche das Angebot an verfügbaren Wurstersatzwaren noch nicht vollends den Ansprüchen der Kunden. Sowohl die Anzahl der angebotenen Produkte als auch die Geschmacksrichtungen seien ausbaufähig.
Der Vegetarierbund sorgt dafür, dass dieser Trend weiter an Fahrt gewinnt. Die Organisation unterstützt bekannte Unternehmen und Marken beim Aufbau eines vegetarischen oder veganen Angebots, unter anderem mit Tipps von VEBU Business, Deutschlands erster Unternehmensberatung für den vegetarisch-veganen Markt. "Wenn Firmen wie Rügenwalder damit beginnen, vegetarische Alternativen anzubieten, können ganz neue Zielgruppen hinsichtlich einer fleischreduzierten oder fleischfreien Ernährung angesprochen werden", begründet der Vegetarierbund sein Engagement.Handel macht Platz für Veggie
Und der Handel? Er macht in seinen Regalen immer mehr Platz für Veggie. Kai Scholand, einer der engagiertesten REWE-Händler in Sachen vegan, führt in seinen drei Märkten in Mülheim und Essen bereits etwa 1000 vegan beziehungsweise vegetarisch gekennzeichnete Produkte. Das Angebot nehme von Tag zu Tag zu, betont er.
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