Am besten billig – für Lebensmittel gilt diese Formel nicht mehr, zumindest wenn man dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft glauben schenkt. Worauf die Deutschen bei ihren Mahlzeiten Wert legen, welche Unterschiede es zwischen den Geschlechtern gibt und ob die Corona-Pandemie das Essverhalten verändert hat, haben wir zusammengetragen.
Für den Ernährungsreport befragt das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums (BMEL) jährlich 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren. Eine Besonderheit war im vergangenen Jahr, dass zusätzlich 1.000 Bundesbürger im April nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Einkaufs-, Koch- und Essverhalten gefragt wurden.
Grundsätzlich sind fast allen Befragten zwei Dinge besonders wichtig: Ihr Essen muss schmecken (98 Prozent der Befragten) und gesund sein (90 Prozent der Befragten). Der Preis steht nur bei 32 Prozent der Befragten im Fokus. Dagegen legen etwas mehr als die Hälfte der Befragten Wert darauf, dass sie ihre Mahlzeit schnell zubereiten können. Quelle: BMEL-Ernährungsreport 2020
Bei der Auswahl der Lebensmittel stehen entsprechend der Geschmack (97 Prozent) aber auch Regionalität (83 Prozent) im Vordergrund.
Fast 80 Prozent der Deutschen kocht mehr als zwei Mal die Woche. 39 Prozent immerhin täglich. Seit Corona gaben 30 Prozent der Befragten an, häufiger zu kochen als vor der Pandemie. Dabei stehen laut Ernährungsbericht vor allem Obst und Gemüse und Milchprodukte auf dem Speiseplan. Hier zeigen sich jedoch Unterschiede bei den Geschlechtern: Während bei 20 Prozent der Frauen Fleisch und Wurst auf den Tisch kommen, ist dies bei 32 Prozent der Männer der Fall. Fisch und Meerestiere sind mit einem Prozent die absolute Ausnahme. Vegane und vegetarische Alternativen werden laut Ernährungsreport nur bei fünf Prozent der Befragten konsumiert. Wer diese Produkte kauft, tut dies mehrheitlich aus Neugier (75 Prozent). Knapp die Hälfte nennt als Grund Tierwohl und rund 41 Prozent den Klimaschutz.
Quelle: BMEL-Ernährungsreport 2020 Eine wichtige Frage im „Veganuary“: Wer verzichtet nicht nur zum Jahresanfang bewusst auf Fleisch und tierische Produkte? Hier gaben 5 Prozent an, sich vegetarisch zu ernähren. Ein Prozent der Befragten sind Veganer. 55 Prozent bezeichnen sich als Flexitarier, also Menschen, die sich überwiegend vegetarisch ernähren und nur gelegentlich sehr hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nehmen.
71% geben an, dass ihnen eine zusammenfassende Bewertung auf Lebensmittel wichtig sei. Quelle: IfD Allensbach über Statista, 2019: Umfrage zu einer gesundheitlichen Bewertung auf Lebensmitteln in Deutschland Pünktlich zum Start des Nutri-Scores hat forsa auch nach den Informationen gefragt, die sich Einkaufende auf den Verpackungen wünschen. Hier stehen Angaben zur Herkunft bis 85 Prozent und eine Zutatenliste bei 83 Prozent der Befragten hoch im Kurs. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist für 81 Prozent der Befragten wichtig, Informationen zu Allergenen immerhin noch für 75 Prozent. Nährwertangaben oder zusätzliche Informationen, wie zum Beispiel zu einem erhöhten Koffeingehalt, möchten 59 bzw. 64 Prozent auf den Verpackungen lesen.
Pandemie-Pfunde
Der Kühlschrank ist immer in Reichweite, der Gang ins Fitnessstudio fällt aus – das pandemiebedingte Homeoffice hat laut einer Befragung unter Haushalten mit Kindern für zusätzliche Kilos auf den Hüften gesorgt. Rund 27 Prozent der Erwachsenen hat demnach zugenommen. Und auch die Kinder haben mit zusätzlichen Pfunden zu kämpfen: 27 Prozent der Jungs zwischen 10 und 12 sowie 14 Prozent der Mädchen. Bei den Kindern zeigen sich auch soziale Unterschiede. Besonders betroffen von der Gewichtszunahme sind Kinder aus Haushalten mit niedrigerem Einkommen.
Gründe sehen die Forscher vor allem in weniger Bewegung, bedingt durch den Wegfall sportlicher Aktivitäten, sei es im Verein oder im Fitnessstudio. Zudem würde mehr genascht als vor der Pandemie, eben weil man zu Hause quasi immer vor einem reichlich gedeckten Tisch sitzt.
Für die Studie befragten das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) und die Medizinische Fakultät der Universität München (LMU) im September vergangenen Jahres 1.000 Menschen mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren im Haushalt.
Fischbibel
Fisch steht nur bei sehr wenigen Menschen regelmäßig auf dem Speiseplan. Dabei gilt er als gesunde und leichte Kost. Wer tiefer ins Reich der Knurrhähne und Medusenfische einsteigen möchte, dem sei „Das Meer, Seen, Teiche und Flüsse“ von Thomas Ruhl empfohlen. Hier werden zunächst viele auch exotische Speisefische vorgestellt, illustriert mit Bildern jedes einzelnen Fischs. Fangmethoden werden ebenso erklärt, wie die verschiedenen Fischregionen.
Wer nun den Fisch auf dem Teller haben möchte, für den gibt es anschauliche Tipps für den Einkauf und die Zubereitung vom Filetieren bis zum Blaukochen. Abgerundet wird dieses umfachreiche Fisch-Kompendium mit Rezepten verschiedener Starköche.
Das Besondere an dem Buch sind aber vor allem die zahlreichen Fotografien eines der besten Food-Fotografen Deutschlands.
Thomas Ruhl: Das Meer. Seen, Teiche und Flüsse. Edition Port Culinaire, Odenthal 2019. 336 Seiten, gebunden, 59,90 Euro
MEHR ZUM THEMA DES MONATS „GESUND INS NEUE JAHR“
Ernährungstrends in der Belegschaft: Was bei Ihren Kolleginnen & Kollegen auf den Tisch kommt
denn Du bist wichtig!“
Halbzeit! – Die Aktionswochen „Ernähr Dich richtig – denn Du bist wichtig!“ sind schon zur Hälfte rum. Noch bis zum 7. Februar können Mitarbeitende teilnehmen und sich für das Gewinnspiel qualifizieren.
Die Ernährungswochen auf Gemeinsam.topfit bieten einen Ernährungskurs, Inhalte zu den Themenschwerpunkten „Gesund Kochen“, „Bewusste Ernährung am Arbeitsplatz“, „Ernährungstrends“ und „Nachhaltigkeit“. Ein besonderes Highlight ist die Ernährungsberatung:
Kostenlose Ernährungsberatung
Noch bis 26. Februar kann jeder eine kostenlose telefonische Ernährungsberatung nutzen. In zwei Terminen à 45 Minuten beantworten die Expertinnen Carolin Schröck und Daniela Serra alle Fragen speziell angepasst an die persönlichen Bedürfnisse. Fragen können sich etwa um folgende Themen drehen:
- Wie verbessere ich meinen eigenen Ernährungsstil?
- Veganer, Vegetarier & Co.: Wie vermeide ich Mangelernährung?
- Nährstoffmangel, etwa Vitamin D-, Eisen- oder Folsäuremangel
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien
Termine können noch bis 5. Februar auf Gemeinsam.topfit gebucht werden.
Produkte, sondern nur
ungesunde Ernährungsweisen“
Von Freeganern über Clean Eating bis zur Steinzeitkost – viele Menschen möchten sich ausgewogen ernähren, doch verlieren im Dschungel der Ernährungskonzepte den Überblick. Dabei kann es ganz einfach sein, sagt die Ökotrophologin Anja Corvin. Die Online-Redakteurin für Rezepte und Ernährung im Team Content bei REWE verrät ihre Tipps – und räumt mit einem Mythos auf.
one: Ernährung ist heute in den Medien ein Megathema, dennoch waren die Menschen nach meiner Wahrnehmung in Ernährungsfragen noch nie so unsicher. Was meinst du, woran das liegt?
Anja Corvin: Ich glaube, das liegt an verschiedenen Faktoren. Zum einen ist Ernährung ein Thema, bei dem jeder mitreden möchte und es auch tut – ganz egal, welche Expertise man hat. Zum anderen sind Schlagzeilen wie „Rotwein ist so gesund wie Sport” oder „Kokosfett ist reines Gift“ sehr klickstarke Themen, die große Reichweiten versprechen. Um jedoch genau beurteilen zu können, was an einer Ernährungsstudie oder Meldung wirklich dran ist, muss man das Studiendesign sowie die Finanzierungsquelle genau unter die Lupe nehmen. Generell kann man sagen: Wenn eine Ernährungsmeldung zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist sie es meistens auch.
one: Vegan, vegetarisch, low carb, glutenfrei, zuckerfrei – wie finde ich bei so vielen Ernährungskonzepten heraus, welches das richtige für mich ist?
Anja Corvin: Die Gründe, sich nach einer bestimmten Ernährungsform zu ernähren, sind unterschiedlich. Die einen verzichten aus ethischen oder ökologischen Gründen auf tierische Produkte. Die anderen möchten ihrem Körper Gutes tun, indem sie Zucker meiden. Laktose- und glutenfreie Produkte sind nur für diejenigen sinnvoll, die diese Stoffe nicht vertragen. Das kann ein Arzt bei einem Test herausfinden. Für alle anderen sind Laktose und Gluten völlig unbedenklich. Wichtig bei allen – vor allem extremen – Ernährungsformen ist es immer, die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen im Auge zu behalten.
one: Was macht eine gesunde Ernährung aus? Gibt es feste Regeln, an die man sich halten sollte?
Anja Corvin: Auch wenn Ernährung natürlich immer individuell ist, gibt es einige einfache Grundregeln:
- Je bunter das Essen auf unserem Teller ist, desto abwechslungsreicher essen wir. Besonders, wenn wir viel Gemüse und Obst einbauen.
- Mehr pflanzliche als tierische Produkte zu essen, ist generell empfehlenswert.
- Wenig Zucker, vor allem in Getränken ist auch immer gut. Komplett verbieten sollte man sich Süßes aber auch nicht.
- Und keine Angst vor Pasta oder Fetten. Nudeln lassen sich wunderbar mit fast jedem Gemüse, Fisch und Fleisch zu einem ausgewogenen Gericht kombinieren. Und Fette aus Nüssen, Ölen oder Fisch liefern uns viele wichtige Vitamine und Fettsäuren.
„Solange wir im Wochenschnitt die Balance halten und uns ausreichend bewegen und entspannen, sind kleine Sünden völlig okay.“Anja Corvinone: Gibt es auch etwas, auf das man bei einer gesunden Ernährung komplett verzichten sollte?
Anja Corvin: Ich bin kein Fan von radikalen Verboten. Es kommt auch bei vermeintlichen Kalorienbomben immer auf die Menge an. Und eigentlich gibt es keine ungesunden Produkte, sondern nur ungesunde Ernährungsweisen. Solange wir im Wochenschnitt die Balance halten und uns ausreichend bewegen und entspannen, sind kleine Sünden völlig okay.
one: Viele Menschen nehmen sich zum Jahresbeginn vor, besser auf ihre Ernährung zu achten – oft gewinnen jedoch alte Gewohnheiten schnell wieder die Oberhand. Hast du einen Tipp, wie man eine bewusstere Ernährung leicht in den Alltag integrieren kann?
Anja Corvin: Indem man sich von Anfang an realistische und konkrete Ziele setzt. „Mehr Gemüse“ oder „weniger Zucker“ zu essen ist zu abstrakt. Von heute auf morgen die komplette Ernährung auf den Kopf zu stellen, klappt meistens eh nicht. Ein realistischer Vorsatz könnte zum Beispiel sein: „Ich esse nur noch an maximal zwei Tagen pro Woche Süßes“ oder „ich trinke jeden Tag 1,5 Liter Wasser“.
one: Stichwort Pausen-Snacks: Sollte der Heißhunger kommen, was empfiehlst du dann?
Anja Corvin: Nüsse sind für mich der beste Snack. Sie lassen sich auch super für unterwegs mitnehmen. Sehr lecker sind auch Apfelspalten mit braunem Mandelmus.
one: Mit welchen Ernährungsmythos würdest du gerne mal aufräumen?
Anja Corvin: Dass man innerhalb kürzester Zeit nachhaltig viel abnehmen kann. Ich denke dabei an die ganzen „Fünf-Kilo-in-einer-Woche“ oder „Vier Pfund in 24 Stunden“ Diäten. Natürlich purzeln die Pfunde schnell, wenn wir aufhören zu essen. Doch erstens verlieren wir dabei kaum Fett, sondern eher Muskeln oder Wasser, zweitens kann kein Mensch solche extremen Diäten auf Dauer durchhalten und drittens sind die Kilos danach schnell wieder drauf. Lieber langsamer abnehmen –dafür aber die Ernährung so umstellen, dass sie dauerhaft in den Alltag passt und dabei auch noch Spaß macht.