Für DER Touristik-Software Architekt Peter Gruber und seine Frau war immer klar: Die Kindererziehung wollen sich beide teilen – so gut wie möglich. Das bedeutet auch, im Job kürzerzutreten. Wir wollten wissen, wie das funktioniert.
one: Herr Gruber, Sie arbeiten seit drei Jahren 80 Prozent, um sich mehr um Ihre 6-jährige Tochter kümmern zu können. Sind Teilzeitväter wie Sie eigentlich immer noch Aliens?
Peter Gruber: Nein, sicher nicht. Beziehungsweise: zum Glück nicht. Allerdings: Wenn ich nachmittags an Veranstaltungen oder Elterntreffen im Kindergarten teilnehme, ist da noch keineswegs Parität. Da sind die Männer noch deutlich in der Unterzahl.
one: Wie erklären Sie sich das?
Peter Gruber: Ich kann da nur für mich und aus meiner Erfahrung in meinem Umfeld sprechen. Zunächst einmal muss man das natürlich wollen. Für meine Frau und mich war immer klar: Spätestens, wenn unsere Tochter in den Kindergarten geht, teilen wir uns die Kindererziehung ‚drumherum‘. Ich wollte das unbedingt – um meine Frau zu entlasten, aber auch für mein eigenes Glücksgefühl: Am Leben der Kinder früh aktiv teilnehmen zu können, ist ein großes Geschenk.
one: Aber der Wunsch allein genügt ja nicht. Teilzeit muss auch machbar sein.
Peter Gruber: Natürlich. Das ist sicher nicht in jedem Job einfach. Ich glaube allerdings, bei vielen Büro- oder Wissenstätigkeiten – zum Beispiel im Call Center, im Support etc – sollte das eigentlich machbar sein. Da ist es oft vor allem eine Frage der Organisation und des Willens. Eine gewisse Problematik ist, dass man, wenn es um Kindererziehung geht, meist am Nachmittag nicht verfügbar ist. Doch es gibt ja auch Kolleg:innen, die aus anderen Gründen Teilzeit arbeiten – und sogar vielleicht lieber nachmittags.
one: Wie war das bei Ihnen – ließ sich Ihr Wunsch nach Teilzeitarbeit gut realisieren?
Peter Gruber: Ja, bei mir lief das unproblematisch und sehr geschmeidig. Das liegt sicher auch daran, dass Teilzeitarbeit in der IT keine Seltenheit und meist gut zu organisieren ist. Ich kenne sogar einige, die jetzt mehrere Kinder haben, und sogar auf 60 Prozent verkürzt haben. In der IT hat man oft keine hohen Widerstände. Die Arbeit ist meist remote, sehr gut strukturierbar. Zwei Wochen-Sprints sind Standard. Da kommt es nicht unbedingt auf einen Tag an, solange die Sprints verlässlich eingehalten werden. Das ist in anderen Bereichen sicher anders. Trotzdem glaube ich, dass sich – natürlich auch durch moderne Technik, Kalender etc. – inzwischen vieles sehr gut organisieren lässt.
one: Wie haben Sie sich im Team organisiert?
Peter Gruber: Das funktioniert sehr gut. Da wir in der Software-Architektur nur zu zweit sind, können wir uns sehr gut absprechen und zum Beispiel unsere gemeinsamen Team Meetings auf den Vormittag legen. Wir teilen uns ansonsten auf. Im besten Fall ist immer nur einer von uns in Meetings, im Anschluss koordinieren wir uns dann. Zudem haben wir eh eine hohe Arbeitsteilung und sind, da wir nur zu zweit sind, auch öfter relativ dynamisch erreichbar.
one: Wie stellen Sie in einem so kleinen Team sicher, dass an Ihren zwei freien Nachmittagen dennoch Ihre „Ruhe“ haben?
Peter Gruber: Das geht simpel über Terminblocker im Kalender, so dass mich dann auch niemand bucht. Manchmal, in ganz wichtigen Fällen, bin ich unter Umständen von unterwegs in remote dabei. Aber das gehört eh zu unserem Job.
one: Ist die Arbeitszeitverkürzung für Sie ein zeitlich begrenztes Modell – oder möchten Sie dauerhaft dabeibleiben?
Peter Gruber: Ich möchte auf jeden Fall dauerhaft bei 80 Prozent bleiben.
one: Das heißt, als Kurzzeit-Papa sind Sie happy?
Peter Gruber: Ja, definitiv. Kinder und Eltern haben so viel davon. Man ist viel mehr bei den sozialen Aktivitäten dabei, kann auch zu Veranstaltungen mitgehen, den ganzen Sportaktivitäten zum Beispiel. Da lernt man dann auch als Vater die anderen Eltern ein bisschen kennen. Man gibt nicht nur einfach das Kind ab und ist schnell wieder weg.
Ich kann das nur jedem empfehlen! Ich glaube es hilft sehr viel, den Nachmittag freizuhaben und mitzuhelfen. Das ist sehr wertvoll für die ganze Familie.