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Kai und Christiane Scholand sowie die beiden Marktleiter Nicole Gross und Michael Bartels (v.l.)
Lesedauer: 3 Minuten
Kaufmann Scholand erfolgreich mit veganem Sortiment
„Schokoriegel sind der Renner“
das Gespräch führte Stefan Weber
Vegane Produkte bremsen den Fleisch-Verkauf? Unsinn, sagt REWE-Händler Kai Scholand. Er bietet in seinen Märkten von Woche zu Woche mehr fleischlose Produkte an. Das beschert ihm neue Kunden und gute Abverkäufe – auch von Fleisch.

Das Datum hat sich im Gedächtnis von Michael Bartels eingebrannt: 4. Dezember 2012, ein Champions League-Abend vor dem Fernseher, Borussia Dortmund spielt und er, der Steak-Liebhaber, hat erstmals bewusst ein veganes Gericht auf dem Teller. Bartels, Mitarbeiter bei REWE-Händler Kai Scholand, schmeckt es so gut, dass er fortan ganz auf eine fleischlose Ernährung umsteigt. Das wiederum macht seinen Chef neugierig. Heute gilt Scholand als einer der engagiertesten REWE-Händler in Sachen vegan. In seinen Märkten in Mülheim an der Ruhr und in Essen  gibt es etwa 1000 vegetarische und vegane Produkte zu kaufen. Ein Gespräch über  Veggie-Pilger, Fleischfachverkäuferinnen und Karl-Heinz Scholand, seinen Hund.
one: Erinnern Sie sich? Was war das erste vegane Produkt in ihren Märkten?
Michael Bartels: Das war ein Käse. Eine Kundin hatte danach gefragt, und zu Testzwecken haben wir zehn Packungen geordert. Die waren im Nu vergriffen.
one: Heute umfasst das Sortiment etwa 1000 vegetarische beziehungsweise vegane Produkte. Was ist am meisten gefragt?
Kai Scholand: Eindeutig Schokoriegel. Auch Ersatzprodukte für Fleisch und Milch laufen gut. Wir lernen jeden Tag dazu und überarbeiten unser Sortiment ständig. Eins ist sicher: Bei veganen Produkten ist noch lange nicht das Ende erreicht. one: Beschert die Umstellung des Sortiments neue Kunden?
Michael Bartels: Auf jeden Fall. Manche Veggie-Liebhaber pilgern aus Oberhausen oder Duisburg in unsere Märkte nach Essen oder Mülheim.
one: Manche Händler sind skeptisch bei der Erweiterung ihres Sortiments um vegane Produkte. Sie fürchten einen Einbruch des Fleischverkaufs.
Kai Scholand: Diese weit verbreitete Angst ist völlig unbegründet. Die Warenkörbe unserer Kunden sind gemischt, vegane Artikel neben Putenschnitzel und Käse aus traditioneller Herstellung. Viele Verbraucher verzichten nicht völlig auf Fleisch. Sie sind nur zu der Einsicht gelangt, dass es nicht schaden könne, ein Schinkenbrot weniger zu essen. Als Lebensmittelhändler werden wir nicht aufhören, Fleisch zu verkaufen. one: Vegane Produkte sind erklärungsbedürftig. Würde es da nicht Sinn machen, sie in Bedienung zu verkaufen?
Kai Scholand: Das ist selbst in einem großen Supermarkt kaum möglich. Wer soll das machen? Die Fleischfachverkäuferin, die gleich nebenan Schinkenspeck und frischen Aufschnitt anpreist? Da gibt es rasch ein Glaubwürdigkeitsproblem. one: Welchen Umsatzbeitrag leisten fleischlose Artikel in ihren Märkten?
Kai Scholand: Das von uns bestellte Veggie-Sortiment steuert etwa zwei Prozent zum Umsatz bei. Hinzu kommen die über REWE bezogenen Artikel.
one: Die Veggie-Szene ist sehr zersplittert. Ist es da nicht schwer, den Überblick zu behalten?
Kai Scholand: Ja, es gibt viele kleine Anbieter, auch im Ausland. Man muss nicht selber Vegetarier oder Veganer sein, um ein kompetenter Verkäufer zu sein. Aber man muss Bock auf das Thema haben. Ich sitze oft abends vor dem iPad und stöbere in sozialen Netzwerken nach neuen Produkten oder Trends. Da lässt sich viel lernen, die Veggie-Szene ist gut vernetzt. one: Die deutschen Verbraucher kaufen sehr preisbewusst ein. Vegane Produkte aber sind oft teurer als fleischhaltige Lebensmittel. Das könnte dafür sorgen, dass ihr Käuferkreis überschaubar bleibt, oder?
Kai Scholand: Das glaube ich nicht. Wer schon jetzt Wert auf eine gesunde Ernährung legt, wird dann an der Kasse keinen großen Unterschied zwischen herkömmlichen und veganen Produkten bemerken. Und: Es gibt leider viele Menschen, die sich auch mit gut gefüllten Portemonnaies schlecht ernähren.
one: Wenn es um ihre Haustiere geht, schauen viele Menschen dagegen weniger auf den Cent. Wie wäre es mit fleischlosem Hundefutter?
Kai Scholand: Haben wir getestet. Aber die Nachfrage war nicht sonderlich groß. Worüber sich wiederum mein Hund Karl-Heinz sehr freut. Der fährt voll auf vegane Produkte ab und darf jetzt die nicht verkauften Packungen fressen.
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