
Die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ist ein Thema, das die REWE Group aktiv angeht – zum Beispiel mit Hilfe der LoS!-Multiplikator:innen . Das ist ein Netzwerk aus eigens ausgebildeten Mitarbeitenden, die Kolleg:innen in schwierigen Lebensphasen unterstützen. Vier von ihnen zeigen hier auf, wie wichtig Offenheit, Prävention und eine klare Haltung der Führungskräfte für ein gesundes Miteinander sind.
Was tun, wenn das Leben aus dem Gleichgewicht gerät? Ob durch familiäre Belastungen oder persönliche Krisen – psychische Herausforderungen betreffen viele Menschen, und ihre Auswirkungen machen auch vor dem Arbeitsplatz nicht halt. Die REWE Group begegnet diesem sensiblen Thema mit einer Vielzahl von Präventionsangeboten - und mit LoS! – Lebensphasenorientierte Selbsthilfekompetenz, einem Netzwerk aus Mitarbeitenden, die für die Unterstützung Ihrer Kolleg:innen ausgebildet wurden.
Insgesamt rund 300 Kolleg:innen im gesamten Unternehmen ließen sich bislang zu LoS!-Multiplikator:innen ausbilden, um anderen Mitarbeitenden in schwierigen Lebensphasen zur Seite zu stehen. Sie hören zu, geben Orientierung, zeigen Wege auf und geben hilfreiche Adressen weiter – auch und insbesondere, wenn Mitarbeitende durch herausfordernde Ereignisse mental belastet sind.
Vier von ihnen haben wir gefragt, wie sie helfen, was mentale Gesundheit für sie bedeutet und warum Prävention, Offenheit und die Sensibilisierung der Führungskräfte so wichtig sind. Ihre Geschichten zeigen: Mentale Gesundheit ist Teamarbeit – und bei uns kein Tabu, sondern ein Thema, dessen man sich annimmt.
Corinna Spies ist HR-Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement und für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben in der REWE Markt GmbH Region West. Foto: ©Justine Heller
„Mentale Gesundheit bedeutet für mich, resilient genug zu sein, um auch schwierige Zeiten gut durchstehen zu können und den Blick für das Positive zu behalten. In meiner Doppelrolle als LoS!-Multiplikatorin und Referentin für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) kommuniziere ich gerne die konkreten Unterstützungsangebote rund um mentale Gesundheit, die die REWE ihren Mitarbeitenden bietet. Ein offenes Ohr zu haben, hilft vielen Gesprächsuchenden oft schon weiter. Die Frage nach den eigenen Ressourcen hilft Personen, darüber nachzudenken, welche Bewältigungsstrategien sie bereits in sich tragen, die ihnen durch mental herausfordernde Zeiten helfen können.
Auf Platz drei der Arbeitsunfähigkeitsgründe stehen hinter Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen mittlerweile psychologische Ursachen. Das bekommt der Arbeitgeber natürlich mit und hat großes Interesse daran, auf diese Thematik einzuwirken. Durch verschiedene Angebote im Mental Health-Bereich, durch Vorträge in Führungskreisen, Gespräche mit Kolleg:innen und Awareness-Wochen versuchen wir BGM-Referentinnen, das Thema zu enttabuisieren. Alle sollten sich frei fühlen, über mentale Gesundheit zu sprechen – denn das Thema betrifft uns alle in irgendeiner Weise.
Ein großes Einfallstor für die offene Begegnung von mentaler Gesundheit sind Führungskräfte. Je besser diese über ihre eigene mentale Gesundheit Bescheid wissen, desto besser können sie das Thema in den Kreis ihrer Mitarbeitenden nehmen. Dafür muss das Thema in der Führungskräfte-Akademie, auf Gebietssitzungen, auf Führungsveranstaltungen, in Betriebsratsgremien und bei HR-Partner:innen platziert werden. Je breiter die Kommunikation, desto wirkungsvoller.“
Sven Kronenberger ist Personalreferent der FÜR SIE Handelsgenossenschaft eG Foto: ©FÜR SIE eG Rainer Holz
„Mentale Gesundheit heißt für mich, den Laptop zuzuklappen und innerlich wirklich Feierabend zu machen, damit der Abend Raum für schöne Erlebnisse hat und die Nacht ruhig bleibt. Mental Health hält meinen privaten und beruflichen Alltag im Gleichklang und ist mindestens so wichtig wie die körperliche Gesundheit, gerade weil psychische Diagnosen zu den häufigsten Treibern von langen Fehlzeiten gehören und jedes Team spürt, wenn jemand ausfällt.
Wie ich als LoS!-Multiplikator die Kolleg:innen hier unterstützen kann? Indem ich Wege aufzeige und gemeinsam die ersten Schritte gehe, damit die Hürde kleiner wird und Hilfe greifbar bleibt. Grundsätzlich für das Thema werben, Vorurteile abbauen und klare Informationen teilen, damit aus Unsicherheit Vertrauen wird und niemand allein bleibt. Aktionen wie „MentalHealth@REWE Group – Gemeinsam für mehr Wohlbefinden“ aktiv unterstützen und kommunikativ in die Teams tragen, zum Beispiel über kurze Check-ins, Aushänge und Intranet-Hinweise, damit Angebote sichtbar werden und wirklich genutzt werden.
Wichtig ist zu verstehen: Depressionen und Angststörungen sind nicht sichtbar wie ein Gipsarm, sie zeigen sich in Konzentrationslöchern, Schlafstörungen und fehlendem Antrieb. Damit aus gutem Vorsatz gelebte Routine wird, braucht mentale Gesundheit im Büro eine klare Struktur, die Orientierung gibt und bestehende Maßnahmen sowie Kampagnen sichtbar unterstützt.“
Wolfgang Albrecht, bei REWE digital tätig als Commercial Coordinator (Operativer Software-Einkäufer) Betriebsrat REWE West 2, und LoS-Multiplikator Foto: ©Michael Breuer
„Mentale Gesundheit beginnt für mich mit Selbstfürsorge, Achtsamkeit und der Fähigkeit, auch mal klar Nein zu sagen. In meiner Rolle als LoS!-Multiplikator versuche ich, genau das vorzuleben – für mich selbst und für mein Umfeld. Die Arbeitswelt wird zunehmend hektischer und druckvoller, und ich erlebe in den Gesprächen zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM), dass psychische Erkrankungen deutlich zunehmen. Deshalb ist es umso wichtiger, ein offenes Ohr für die Kolleg:innen zu haben, Gespräche zu führen, zuzuhören und Denkanstöße zu geben. LoS! macht hier einen echten Unterschied: Es schafft einen vertraulichen Raum, in dem Sorgen ausgesprochen werden dürfen – ohne Bewertung.
Damit mentale Gesundheit stärker im Arbeitsalltag verankert wird, braucht es mehr Aufklärung, Schulungen und vor allem eine klare Haltung der Führungsebene. Mein Wunsch ist, dass wir als REWE Group noch offener mit dem Thema umgehen, mehr Transparenz schaffen und anerkennen, dass psychische Belastungen zunehmen. Nur so können wir gemeinsam eine Kultur etablieren, in der mentale Gesundheit selbstverständlich mitgedacht wird.“
Kasim Özaydin, Teamleiter Logistik für den Bereich HACCP und Wareneingang im REWE Logistikzentrum Neu-Isenburg verantwortlich. Foto: ©Tom Gloos
„Ich finde, wir als LoS!-Multiplikator:innen können vor allem durch Zuhören und Vertrauen viel bewirken. Oft hilft es schon, wenn jemand da ist, der einfach Zeit hat und nicht wertet. Durch die LoS!-Handlungshilfen kann ich Orientierung geben, gemeinsam mit der Person mögliche nächste Schritte überlegen und – wenn nötig – auf professionelle Hilfe verweisen. Wichtig ist für mich, dass die Betroffenen sich ernst genommen fühlen und wissen, dass sie nicht allein sind. Ich hatte schon einige Gespräche mit Kolleg:innen, die psychisch belastet waren – z. B. durch Pflegeverantwortung, finanzielle Sorgen oder persönliche Krisen. Ich konnte unterstützen, indem ich zugehört, Verständnis gezeigt und Wege aufgezeigt habe, wo sie weitere Hilfe finden können. Manchmal reicht es schon, wenn jemand merkt: ‚Da ist jemand, der mich versteht und mich ernst nimmt.‘ Früher war das Thema eher tabu, heute wird viel offener darüber gesprochen. Ich merke, dass sowohl Kolleg:innen als auch Führungskräfte sensibler reagieren, wenn jemand überlastet ist. Auch vom Unternehmen kommt mehr Unterstützung – zum Beispiel durch Informationsangebote oder interne Netzwerke. Ich glaube, wichtig ist, dass das Thema dauerhaft präsent bleibt – durch Workshops, offene Gesprächsrunden oder kurze Impulse im Alltag.“
Ob Scheidung, Verschuldung, eigene schwere Krankheit, der Verlust eines geliebten Menschen, ein pflegebedürftiges Familienmitglied oder andere private Sorgen: Persönliche Probleme können vielseitig sein und dabei einen erheblichen Einfluss auch auf das Arbeitsleben nehmen. Mit LoS! will die REWE Group Mitarbeitende in kritischen Lebenssituationen schnell und praktisch unterstützen.
LoS! steht für „Lebensphasenorientierte Selbsthilfekompetenz". Hinter dem Titel verbirgt sich konkrete Hilfestellung aus dem Kolleg:innenkreis. Dazu werden Mitarbeitende und Betriebsräte zu sogenannten LoS! Multiplikator:innen weitergebildet und für die praktische Hilfe in den Krisenphasen des Lebens geschult. So können sie ihren Kolleg:innen mit Rat und Tat oder einfach nur mit einem offenen Ohr zur Seite stehen.
Praxistauglichkeit und einfacher Zugang für die Betroffenen sind dabei besonders wichtig. Die LoS!-Multiplikator:innen zeigen als kollegiale Berater:innen auf, welche Maßnahmen angesichts einer drohenden finanziellen Misere möglich sind oder wie man den Pflegegrad für pflegebedürftige Angehörige beantragt. Den Gang zur Schuldnerberatung oder zur Pflegekasse nimmt er/sie dem betroffenen Mitarbeitenden nicht ab, zeigt aber unterstützende Lösungsansätze und Lichtblicke auf.
Bisher konnten ca. 300 Mitarbeitende und Betriebsräte zu LoS! Multiplikator:innen ausgebildet werden, die mit ihrer Arbeit eine große Unterstützung für ihre Kolleg:innen sind.
Alle Multiplikator:innen findet Ihr auf der LoS!-Plattform in der Topfit.App und im Intranet.







