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ArticleId: 2440magazineWie viel Zucker, Fett oder Salz steckt in Aufback-Pizza? Die neue Lebensmittel-Kennzeichnung Nutri-Score soll künftig beim Einkauf helfen, schneller gesunde Produkte zu finden. Wie funktioniert der Nutri-Score, was bringt er den Verbrauchern und was kommt auf die Lebensmittelbranche zu?https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/0/6/csm_NutriScore_mgt_st_b4399babd1.jpgJetzt kommt der Nutri-ScoreFarbskala für Nährwert-Infos
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) stellte den Nutri-Score als Gewinner einer Verbraucher-Befragung vor. (Foto: BMEL/Janine Schmitz/photothek.net)
Farbskala für Nährwert-Infos
Jetzt kommt der Nutri-Score

Wie viel Zucker, Fett oder Salz steckt in Aufback-Pizza? Die neue Lebensmittel-Kennzeichnung Nutri-Score soll künftig beim Einkauf helfen, schneller gesunde Produkte zu finden. Wie funktioniert der Nutri-Score, was bringt er den Verbrauchern und was kommt auf die Lebensmittelbranche zu? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Rostbratwürstchen sind rot (E), die Vollkornfischstäbchen grün (A), der Kartoffelsalat mit Mayonnaise gelb (C): Eine Buchstaben-Farben-Kombination soll, wenn es nach Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) geht, zukünftig in Deutschland auf Lebensmittelpackungen gedruckt werden und Verbrauchern die Kaufentscheidung erleichtern.
 
„Der Nutri-Score ist so angelegt, dass er hinsichtlich einer gesunden Ernährung eine erste, gute Orientierung sein kann“, sagt die Ministerin bei der Vorstellung am Montag (30. September) in Berlin. Dunkelgrün markierte Lebensmittel sind demnach besonders nahrhaft und gehören regelmäßig auf den Speiseplan. Rot markierte Lebensmittel sind nicht per se ungesund. Sie enthalten aber zum Beispiel viel Zucker oder Fett und sollten nicht so oft auf dem Teller landen.

Nutri-Score ist klarer Gewinner

Beim Einkaufen im Supermarkt auf die Schnelle eine gesunde Entscheidung treffen – für viele ist das eine Herausforderung. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland sind laut Klöckner übergewichtig. „Das erweiterte Nährwertkennzeichnungsmodell allein wird das Übergewichtsproblem nicht lösen, dessen bin ich mir auch bewusst“, räumt Klöckner ein. Aber es sei ein Baustein von vielen, die zur gesunden Ernährung beitrügen.

In einer Befragung im Auftrag des Ministeriums mit 1.600 Teilnehmern waren seit Mitte Juli vier Modelle zur Wahl gestellt worden. Das Ergebnis soll laut Klöckner nun die Basis dafür sein, welches Modell die Regierung zur freiwilligen Nutzung auf der Vorderseite der Packungen empfiehlt. Die Ministerin kündigte eine entsprechende Verordnung an.

REWE Group will Vorreiterrolle einnehmen

Nun kommt es darauf an, ob und wie die Branche mitzieht – denn die Kennzeichnung ist nicht verpflichtend. Dazu erklärt Dr. Daniela Büchel, Bereichsvorstand Handel Deutschland der REWE Group: „Für die Kunden kann die zusätzliche Kennzeichnung nur dann einen wirklichen Mehrwert bieten, wenn alle Produkte im Sortiment mit dem Nutri-Score gekennzeichnet sind. Insofern ist es wichtig, dass sich die gesamte Branche – Händler wie Lebensmittelindustrie – engagiert. Der Nutri-Score muss im Sinne der Transparenz sowohl für Eigenmarken als auch für Produkte der Markenartikelindustrie vorzufinden sein.“

Die REWE Group sei bereit, bei der Nährwertkennzeichnung mit ihren Eigenmarken eine Vorreiterrolle zu übernehmen, so Büchel. „Wie das konkret aussehen kann, ist jedoch erst zu entscheiden, wenn das entsprechende Regelwerk zur Einführung des Nutri-Scores durch das Ministerium vorgelegt wird.“ 

Fragen und Antworten
So funktioniert der Nutri-Score
Foto: Getty Images | Aja Koska

Was ist der Nutri-Score?
Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben. Verbraucherinnen und Verbraucher können damit auf der Packungsvorderseite auf einen Blick erkennen, wie ausgewogen oder unausgewogen ein Lebensmittel ist – insbesondere bei verarbeiteten Produkten, wie Fertiggerichten, Pizza oder Süßigkeiten.

Was sagt der Nutri-Score aus?
Der Nutri-Score gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie die tägliche Lebensmittelauswahl sein sollte. Er wird ermittelt, indem Kalorienzahl sowie ernährungspsychologisch günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet werden. Positiv zu Buche schlagen Ballaststoffe, Proteine, Obst und Gemüse, negativ bewertet werden etwa gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Das Ergebnis wird in eine fünfstufige Farbskala, die mit den Buchstaben A-E hinterlegt ist, übersetzt. Innerhalb einer Produktgruppe trägt ein Lebensmittel mit grüner A-Bewertung eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein Produkt mit rotem E. Der Nutri-Score sagt jedoch nichts darüber aus, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist, da nur gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel in Verkehr gebracht werden dürfen.

Für welche Lebensmittel ist der Nutri-Score geeignet und für welche nicht?
Der Nutri-Score ist insbesondere für die Kennzeichnung von verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln gedacht. Auf diese Weise können Zuckerbomben und Fettfallen schneller entlarvt werden. Die Kennzeichnung von unverarbeiteten oder Monoprodukten macht keinen Sinn. Monoprodukte sind Lebensmittel, die nur aus einer Zutat bestehen wie z.B. Speiseöl, Eier, Obst, Gemüse, Mehl oder Reis.

Was passiert mit der Nährwerttabelle? 
Alle bisherigen, verpflichtenden Kennzeichnungen der Nährwerte, namentlich die Nährwerttabelle, werden auch zukünftig erhalten bleiben. 

Welche Nachteile hat der Nutri-Score?
Der Nutri-Score ist kein umfassendes Bewertungssystem für Lebensmittel. Methoden, die Dinge vereinfachen, haben naturgemäß auch Lücken. Kritiker bemängeln, dass der Nutri-Score nicht alle wertgebenden Inhaltsstoffe berücksichtige, zum Beispiel Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren. Deshalb sei der Nutri-Score in der Bewertung zu sehr vereinfacht und würde der Vielfalt an Eigenschaften eines Lebensmittels, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben, nicht gerecht werden. Auch zahlreiche Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärker, Süßstoffe oder Aromen, berücksichtige der Nutri-Score nicht. Hersteller könnten die Bewertung ihrer Produkte dadurch verbessern, dass sie mehr Zusatzstoffe einsetzen, um beispielsweise den Fettanteil zu verringern. Die regionale Herkunft, der ökologische Anbau oder Gentechnikfreiheit würden nicht bewertet, bemängeln Kritiker, obwohl diese Aspekte vielen Kunden wichtig sind.

Wann werden Lebensmittel in Deutschland mit dem Nutri-Score gekennzeichnet sein? 
Klöckner will im Oktober eine Verordnung vorlegen, die den Rechtsrahmen für eine Verwendung des Logos auf der Vorderseite vieler Packungen schafft. Dem müssen Bundeskabinett und Bundesrat zustimmen. Dann könnten Richter den Nutri-Score nicht mehr als eine nicht genehmigte Gesundheitsangabe untersagen. Wenn alles klappt, könnte das Logo im kommenden Jahr in den Regalen auftauchen, sagte die Ministerin.

Wo wird der Nutri-Score bereits verwendet? 
In Frankreich und Belgien wird der Nutri-Score bereits verwendet. In Spanien, Portugal, den Niederlanden sowie der Schweiz wird eine erweiterte Nährwertkennzeichnung mit dem Nutri-Score ebenfalls diskutiert.

Ist der Nutri-Score verpflichtend?
Selbst wenn die Bundesregierung den Nutri-Score nun zügig offiziell in Deutschland erlaubt, bedeutet das noch nicht, dass anschließend alle Produkte ein vereinfachtes Nährwertlogo auf der Vorderseite tragen. Die Verwendung bleibt den Herstellern freigestellt. Nur die EU könnte aktuell eine verpflichtende Kennzeichnung vorschreiben. 

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