nächster Artikel vorheriger Artikel
23.11.2016
Fehlerkultur steigert Leistung
Chef, ich hab's verbockt
23.11.2016
Gelebte Fehlerkultur
Scheitern mit System
ArticleId: 1236magazineFehler können zu Innovationen führen, müssen dafür aber erstmal zugelassen werden. In one berichten Petra Meyer-Ochel und Christopher Ranft, wie in ihren Bereichen mit Fehlern umgegangen wird und warum eine gute Fehlerkultur „überlebenswichtig“ ist.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/c/2/csm_TT11_02_mgt_standard_fe819ea0fe.jpgFortschritt statt FingerpointingFehlerkultur im Job
Fehlerkultur bei der REWE Group
Fortschritt statt Fingerpointing
von Bettina Rees und Julia Robertz
Im Umgang mit eigenen Fehlern im Job ist zunächst jeder Einzelne gefragt. Doch das Unternehmen muss dafür eine Kultur etablieren, in der auch Fehler zugelassen sind. In one berichten Petra Meyer-Ochel, Bereichsleiterin CoE Personalentwicklung bei Handel Deutschland, und Christopher Ranft, Bereichsleiter Human Resources national bei PENNY, wie in ihren Bereichen konkret mit Fehlern umgegangen wird, welche Rolle Führungskräfte dabei spielen und warum eine gute Fehlerkultur für moderne Unternehmen „überlebenswichtig“ ist.
„Das Lernen aus Fehlern bringt uns voran“
Petra Meyer-Ochel
one: Frau Meyer-Ochel, ist Fehlerkultur für die Personalentwicklung ein Thema?
Petra Meyer-Ochel:
Ja, auf jeden Fall - wie für jeden Bereich unseres Unternehmens. Beim Thema Fehlerkultur sind für mich zwei Aspekte wichtig: zum einen das Lernen aus Fehlern, zum anderen der Umgang mit Fehlern. Das Lernen aus Fehlern ist erforderlich, um inhaltlich voranzukommen, zu verbessern und zu optimieren. Der Umgang mit Fehlern bezieht sich darauf, wie wir miteinander umgehen, wenn Fehler gemacht werden. Wenn wir in unserer neuen HR-Positionierung Handel Deutschland sagen „Wir lernen gemeinsam aus Erfolgen und Fehlern“, dann ist damit gemeint, dass wir die beste Lösung finden wollen. Wenn Fehler in diesem Prozess entstehen, geht es nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern gemeinsam zu versuchen, den Fehler zu beheben - und natürlich in Zukunft zu vermeiden.

one: Wie sieht es konkret in Ihrem Team aus?
Petra Meyer-Ochel:
Wir versuchen, möglichst sach- und lösungsorientiert zu arbeiten. Nach dem Abschluss von Projekten reflektieren wir beispielsweise Vorgehen und Ergebnisse, um daraus Verbesserungen für entstehende Aufgaben abzuleiten. Zum Umgang miteinander halte ich es für wichtig, dass jeder sich traut, Fehler anzusprechen. Dass wir kein „fingerpointing“ betreiben, Fehler schnell beheben. Hier bin ich natürlich in meiner Rolle als Führungskraft gefragt.

one: Warum ist der richtige Umgang mit Fehlern für ein Unternehmen so wichtig?
Petra Meyer-Ochel:
Der sachliche und offene Umgang mit Fehlern ermöglicht es, sie schneller zu beheben und damit die Arbeitsergebnisse zu optimieren. Petra Meyer-Ochel ist Bereichsleiterin CoE Personalentwicklung bei Handel Deutschland
Christopher Ranft
Fehlermanagement bei PENNY
„Eine gesunde Fehlerkultur
ist überlebenswichtig“
one: Ist Fehlermanagement bei PENNY ein Thema? Gibt es bei PENNY eine Fehlerkultur?
Christopher Ranft:
PENNY unterliegt in den letzten Jahren enormen Veränderungen. Wir beschreiten heute als Unternehmen neue, innovative Wege. Innovationen können indes nur in einem Umfeld gefördert werden, das Fehler zulässt. Denn innovativ zu sein, setzt die Freiheit voraus, Dinge testen zu können. Dabei kann natürlich auch schon mal etwas schief gehen. Wenn ein Unternehmen keine Fehler zulässt, trauen die Mitarbeiter sich nicht, Dinge auszuprobieren. Damit würde das Unternehmen jede Form von Kreativität im Keim ersticken. Wenn wir bei PENNY Fehler unterdrücken würden, könnte das Unternehmen sich nicht verändern. Aber das ist bei PENNY explizit erwünscht, da wir uns nach wie vor im Wandel befinden. Deshalb ist eine gesunde Fehlerkultur für PENNY kein Kann, sondern sogar ein Muss!

one: Welche Annahmen und welche geistige Haltung stehen hinter dieser Kultur?
Christopher Ranft:
Bei PENNY ist die freie Meinungsäußerung explizit erwünscht und wir begrüßen konstruktives Feedback. Das unterscheidet uns möglicherweise von einigen Wettbewerbern im Discount. Bei PENNY haben wir eine Kultur geschaffen, die es zulässt, dass Mitarbeiter sich ausprobieren können und Fehler machen dürfen. Heute kann ich sagen, dass unser Führungsverhalten mit unseren Unternehmenswerten übereinstimmt.
Das war nicht immer so. Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung ging ein radikaler Paradigmenwechsel einher. Seitdem beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, wie wir bei PENNY zukünftig führen wollen. Seither hat sich das Bild, das wir als Führungskräfte von unseren Mitarbeitern haben, grundlegend geändert. Früher glaubte man, die Mitarbeiter nur durch Druck motivieren zu können und trat ihnen vielfach skeptisch gegenüber. Diese, im Discount weit verbreitete Haltung ist aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß, da sie nicht zum heutigen Werteverständnis passt.


Die Geschäftsführung von PENNY und die Führungskräfte haben heute ein positives Menschenbild und glauben daran, dass jeder Mitarbeiter die Motivation in sich trägt, seinen Job gut zu erledigen.

one: Warum ist eine gesunde Fehlerkultur für PENNY so wichtig?
Christopher Ranft:
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass eine gesunde Fehlerkultur für ein modernes Unternehmen wie PENNY überlebenswichtig ist. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stehen wir im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Eine Kultur, in der Fehler nicht zugelassen werden, ist nicht mehr zeitgemäß und würde motivierte Fachkräfte abschrecken. Insofern ist das Thema auch für das Arbeitgebermarketing sehr wichtig.

one: Wie geht man bei PENNY mit Fehlern um?
Christopher Ranft:
Es ist wichtig, Fehler zu erkennen, die Gründe für den Fehler zu analysieren und daran zu arbeiten, dass die Fehler nicht noch einmal wiederholt werden.

one: Ist Fehlermanagement auch ein Thema in Seminaren für Führungskräfte?
Christopher Ranft:
Alle PENNY-Führungskräfte von der Zentrale bis in die Märkte durchlaufen regelmäßig so genannte Werkstätten, in denen neben anderen Themen auch Fehlermanagement ein Bestandteil ist. Es ist uns sehr wichtig, dass alle leitenden Kollegen die PENNY- Führungsgrundsätze kennen, denn die Mitarbeiter sind die Grundlage unseres Erfolgs.

one: Gibt es einen Fehler, der zu einer wertvollen Erfahrung für Sie selbst, bzw. für Ihren beruflichen Werdegang wurde?
Christopher Ranft:
Davon gibt es viele! Ich denke, dass es ein Stück weit normal ist, Fehler zu machen. Ich habe in meiner Laufbahn immer wieder Fehler gemacht und mich natürlich im Nachhinein darüber geärgert. Wichtig finde ich, zu überlegen, warum man den Fehler gemacht hat, um daraus für die Zukunft zu lernen.

one: Können Sie etwas konkreter werden?
Christopher Ranft:
Ich habe schon das ein, oder andere Mal Personalentscheidungen vorschnell getroffen und habe mir nicht genug Zeit gelassen, diese in Ruhe zu überdenken.

one: Wie haben Ihre Vorgesetzten auf die Fehler reagiert?
Christopher Ranft:
Ich hatte immer das große Glück, Vorgesetzte zu haben, die damit gut umgegangen sind und die mir Fehler zurückgemeldet haben. Vom Grundsatz her hatten meine Vorgesetzten immer die Bereitschaft, mich zu unterstützen. Das ist mir sehr wichtig.

Christopher Ranft ist Bereichsleiter Human Resources national bei PENNY. Er kam 2003 zur REWE Group, wo er seither in verschiedenen leitenden Funktionen im Personalwesen tätig war. Christopher Ranft wurde 1969 in London geboren, studierte Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie. Der Wahl-Kölner ist verheiratet und Vater einer 11-jährigen Tochter.
Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter
Artikel weiterempfehlen

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen?
Dann empfehlen Sie ihn doch Ihren Kollegen weiter.