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Lesedauer: 6 Minuten
Abschluss des Projekts „Richtig einsteigen – weiter kommen“
Brücken in den Beruf gebaut
von Judith Morgenschweis und Achim Bachhausen
Im Rahmen der Pilotprojekts „Richtig einsteigen – weiter kommen“ sammelten REWE und PENNY Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung von gering qualifizierten Jugendlichen. Zum Abschluss kamen die Mentoren nun in Köln zusammen, zogen Bilanz und blickten nach vorn.
In Köln kamen die Mentoren zu einem Abschluss-Workshop zusammen
Bei der Entscheidung für einen Beruf ist der Handel für die meisten jungen Menschen nicht die erste Wahl. Ob die Vorbehalte zu Recht oder zu Unrecht existieren, sei dahingestellt. Fakt ist, geeigneten Nachwuchs beispielsweise für die Service-Bereiche zu akquirieren, wird, insbesondere in den Ballungsgebieten, zunehmend zur Herausforderung. Vor diesem Hintergrund will die REWE Group auch jenen Jugendlichen eine Chance geben, die es im üblichen Bewerbungs- und Auswahlverfahren nicht geschafft hätten. „Schulische Defizite kann man nachholen, soziale Kompetenz bislang nicht“, wies Berndfried Dornseifer, Leiter Personal Konzern REWE Group, auf einen wesentlichen Aspekt hin. Mit anderen Worten: Stimmen Lernbereitschaft, Motivation und Umgangsformen, kann das Tandem Mentor/Mentee Wissenslücken schließen und den Weg zur Ausbildung bei REWE und PENNY ebnen. Durch die Bank gab es ein dickes Lob für das außerordentliche Engagement der Mentoren. Die anfängliche Sorge, ob sich genügend Betreuer finden würden, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil: Es hatten sich weitaus mehr bereit erklärt, sich zu engagieren, als erwartet.
Die Teilnehmer waren sich nach dem Projektabschluss einig in der Empfehlung: weitermachen
Und für die Mentoren war es die schönste Bestätigung für ihren manchmal mühsamen Einsatz, wenn sie feststellen konnten: „Mein Mentee bleibt!“ So wie es Claudia Steghofer über Cosimo Ferrera sagen kann, der nach zwei abgebrochenen Ausbildungen endlich bei PENNY in München durchstartet und bereits nach mehr Verantwortung strebt – als Marktleiter. Leider aber – so ehrlich waren die Beteiligten – waren nicht alle Erfahrungen positiv. Viele waren mit persönlichen Enttäuschungen verbunden. Etwa dann, wenn der Mentee unpünktlich oder gar nicht auf der Arbeit erschien oder die Schule schwänzte. Manche der 108 jungen Menschen verbauten sich auf diese Weise erneut ihre berufliche Perspektive. Fest steht aber auch, dass die gemeinsamen Erfahrungen, der leidenschaftliche Einsatz für die Benachteiligten die Mentoren regionen-, hierarchie- und SGE-übergreifend zusammengeschweißt haben. Die Weiterführung des Austauschs und der „Ausbau der Unterstützungkultur“ standen daher auf der Wunschliste ganz oben.
Drei Fragen an Claudia Platz, Mentorin
Claudia Platz, 35, ist bei der PENNY-Markt GmbH, Region Großbeeren, im Bereich Personalentwicklung für die Aus- und Weiterbildung zuständig. one: Welche Erwartungen hatten Sie an das Programm und inwieweit haben sich diese erfüllt?
Claudia Platz: Meine Erwartung an das Projekt war, benachteiligten jungen Menschen eine Chance zu bieten und diese bei ihrem Schritt in das Arbeitsleben zu begleiten und zu motivieren. In Richtung der Teilnehmer stellte sich die Frage: Inwieweit bringen sie sich in das Projekt ein und engagieren sie sich? Zum anderen zielte die Erwartung auch auf das Mentorenprogramm als solches: Was kann man aus den unterschiedlichen Seminaren und Coachings für sich persönlich mitnehmen? Durch den aktiven Austausch mit anderen Mentoren zu unterschiedlichsten Erlebnissen und Situationen sowie über den Austausch mit den Dozenten der Seminare wurde diese Erwartung erfüllt. Leider mussten wir jedoch feststellen, dass viele Teilnehmer die Chance nicht genutzt haben und aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen haben bzw. abbrechen mussten.
one: Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie während des Programms gemacht haben und die Sie für eine Neuauflage oder Fortsetzung weitergeben?
Claudia Platz: Als Mentor sollte man immer ein offenes Ohr für die Probleme des Mentee haben. Man sollte nie die Motivation und Hoffnung verlieren, sollte sich aber im Klaren sein, nicht immer die „Welt“ retten zu können. Man steckt auch als Mentor sehr viel Herzblut in das Projekt und sollte nicht zu enttäuscht sein, wenn nicht alle Erwartungen erfüllt werden. Es ist auf jeden Fall wichtig, weiterzumachen und seine bereits erlebten Erfahrungen mit einzubringen. one: Würden Sie heute Bewerber nach anderen Kriterien aussuchen?
Claudia Platz: Das kann man pauschal nicht beantworten. Man muss jeden Projektteilnehmer individuell betrachten und schauen: Will es der Teilnehmer wirklich? Passt er in den Handel und möchte er etwas an seinem Leben ändern?
"Was kann man aus den unterschiedlichen Seminaren und Coachings für sich persönlich mitnehmen?", fragten sich Claudia Platz (3.v.l.) und ihre Mentoren-Kollegen
Drei Fragen an Friedrich Konert, Mentor von Stephanie Schmidt
one: Welche Erwartungen hatten Sie an das Programm und inwieweit haben sich diese erfüllt?
Friedrich Konert: Für mich standen drei Dinge im Fokus. Zunächst wollte ich möglichst viel über Empathie und Kommunikation lernen. Außerdem hat es mich gereizt, die Möglichkeit zu bekommen, meine Stärken und Interessen sinnvoll einzusetzen. Nicht zuletzt war ich gespannt auf den Austausch mit den Mentoren-Kollegen und auf gehaltvolle Gesprächsthemen.

one: Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie während des Programms gemacht haben und die Sie für eine Neuauflage oder Fortsetzung weitergeben?
Friedrich Konert: Man kann Menschen tatkräftig unterstützen, einfach, in dem man sie in Ihrem Tun bestärkt und an sie glaubt. Diese Erfahrung haben auch einige meiner Mentoren-Kollegen gemacht.
one: Würden Sie heute Bewerber nach anderen Kriterien bewerten/aussuchen?
Friedrich Konert: Nein. Ich war an der Bewerberauswahl auch nicht beteiligt. Doch soweit mir die Kriterien bekannt sind, wurden die Bewerber in erster Linie nach zwei Kriterien ausgewählt: Sie fallen durch das „gewöhnliche Schema“ – also können nicht die erforderlichen Noten oder Abschlüsse vorweisen, bringen aber gleichzeitig eine hohe Motivation mit und sind sehr zielstrebig. Aus meiner Sicht hat das funktioniert.
Drei Fragen an Stephanie Schmidt, Mentee
Stephanie Schmidt (27), Mentee in der Region Süd. Sie macht derzeit eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau Feinkost / Bereich Service.one: Welche Erwartungen hatten Sie an das Programm und inwieweit haben sich diese erfüllt?
Stephanie Schmidt: Zunächst wollte ich einfach wissen, ob REWE zu mir als Arbeitgeber passt. Und dann war es mir wichtig, Erfahrungen in dem Beruf zu sammeln und zu sehen, ob der Beruf meinen Vorstellungen entspricht. In den drei Monaten haben mir meine Kollegen dann auch einen guten Ein- und Überblick gegeben. Als alleinerziehende Mutter wollte ich zudem flexibel sein und suchte einen Arbeitgeber, der dies nicht als Nachteil betrachtet.
one: Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie während des Programms gemacht haben und die Sie an potentielle Nachfolger weitergeben?
Stephanie Schmidt: Ich kann nur jedem empfehlen, gerade in dieser Phase sein ganzes Können unter Beweis zu stellen und möglichst viele Erfahrungen mitzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit, als Lehrling übernommen zu werden ist dann sicher höher, und auch man selbst ist sich sicherer, ob der Beruf passt. Natürlich sollte man auch, nachdem man den Lehrvertrag unterschrieben hat, sein Bestes geben. one: Haben Sie sich bereits neue Ziele gesetzt und wenn ja, welche?
Stephanie Schmidt: Mein nächstes Ziel wird erst einmal der erfolgreiche Abschluss meiner Lehre sein. Was danach kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen, denn wie es weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab.
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