150 Mitarbeitende und Gäste feierten am Freitag, 18. August, in Köln den zehnten Geburtstag des REWE Group-eigenen LGBTIQ-Netzwerks di.to..
„di. steht für different. Und to. für together“. All das sehe er, sagte Sebastian Lange, beim Blick in den Saal, wo sich 150 Menschen versammelt hatten, um den zehnten Geburtstag des LGBTIQ-Netzwerks di.to. der REWE Group zu feiern: „di.to. ist ein ziemlich bunter Haufen.“
Sebastian Lange (Fotos: © Dustin Preick)
Als Mitglied des di.to-Strategiekreises führte Lange durch den Nachmittag, aufmerksam und mit leisem Humor. Er selbst, so der Leiter des Hauptstadtbüros der REWE Group (Public Affairs), habe, anders als andere, von Anfang an das Glück gehabt, „out am Arbeitsplatz“ sein zu können. Umso mehr freute er sich, wie fest Vielfalt im Unternehmen heute verankert sei.
Das bekräftigte auch Personal- und Nachhaltigkeitsvorständin Dr. Daniela Büchel in ihrem Grußwort, das auf die digitale Gratulation von Lionel Souque folgte.
„Sensationelle Arbeit geleistet“
Büchel reiste in ihrer Rede durch die Entwicklung vom Kölner Stammtisch schwuler und lesbischer Kolleg:innen zum überregionalen LGBTIQ-Netzwerk, dessen Bedeutung sie auch aus Recruiting-Sicht hervorhob: „Diversity ist eine Grundhaltung. Die Innen- und Außenwirkung ist groß geworden und steigert sich noch.“ Daniela Büchel
Diese über die zehn di.to.-Jahre gesteigerte Sichtbarkeit verdanke sich auch den durch di.to. angestoßenen Initiativen wie die Regenbogenfahnen und -aufkleber an Märkten und Zentralen, die Teilnahme am CSD in mittlerweile fünf deutschen Städten, die Teilnahme am Come Together Cup und nicht zuletzt der Vielzahl an Spendensammlungen. Und auch aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel heraus mache Vielfalt ein Unternehmen stärker, denn „vielfältige Teams bringen ganz andere Ergebnisse.“
Einen Applaus wert sei die Tatsache, dass di.to. auf zehn Jahre zurückblicke, wo andere Unternehmen gerade erst starten. Für die kommenden Jahre sah Vorständin Büchel die Herausforderung, das Thema in alle Unternehmensbereiche und insbesondere auf die Fläche zu bringen. Zwar gebe es weiterhin Diskriminierung und keine Garantie, „dass das bei uns im Unternehmen nie vorkommt“. Aber zweifelsohne habe der „Pride Champion“ di.to. an einer Unternehmenskultur mitgewirkt, „wo sich jede:r so angenommen fühlen und einbringen kann, dass man sich selber sein kann“.
Moderator Lange verabschiedete die REWE Group-Vorständin mit der Frage, mit welchen Worten sie das Glas auf di.to erheben würde? Büchels spontane Antwort: „Ihr habt sensationelle Arbeit geleistet!“
„Bei REWE kannst du arbeiten und sein, wie du willst“
Tobias Koch und Anna Pavlitschek
Den Rückblick auf die Entwicklung von di.to. vom Kölner Stammtisch zum überregionalen Netzwerk gaben Anna Pavlitschek, die das Netzwerk 2013 mitgegründet hatte, und Tobias Koch, Mitgründer des Netzwerks der Region Ost.
Standen zu Anfang Freundschaften, Freizeitaktivitäten und der CSD im Vordergrund, entwickelte sich di.to. rasch zu einem strategischen Impulsgeber und Vielfaltsvorreiter: Von den Regenbogenfahnen und -aufklebern über den Anstoß zur Gründung des Unternehmensnetzwerks Vielfalt bis hin zur Leitlinie zur genderneutralen Sprache oder dem geplanten E-Learning zu LGBTIQ-Themen: di.to. gab und gibt Impulse in die REWE Group hinein und verbesserte die Sichtbarkeit und Akzeptanz der LGBTIQ-Mitarbeitenden im Unternehmen.
So ging es auch Tobias Koch, der sich am Arbeitsplatz erst outete, als er das Unternehmen und seine Werte besser kennengelernt hatte: „Bei REWE kannst du arbeiten und sein, wie du willst“.
Franziska Halstrick, Bereichsleiterin Personalentwicklung, stellte das durch di.to angestoßene Netzwerk Vielfalt der REWE Group vor, das über sexuelle Orientierung hinaus alle Vielfaltsdimensionen sowie Menschen, die „dafür brennen, etwas zu bewegen“ zusammenbringt. „Da ist viel in Bewegung und es wirkt, als würdet Ihr dranbleiben“, so der Wissenschaftler Dominic Frohn, der erhoben hatte, wie wichtig ein Netzwerk wie di.to. für die Community ist und welche erheblichen Auswirkungen Diskriminierungserfahrungen auf psychosomatische Beschwerden, Arbeitszufriedenheit, mentale Gesundheit und Engagement haben.
Ricarda Hofmann
„Jede Idee wurde gehört“, erinnerte sich die damalige Mitgründerin Ricarda Hofmann im Gespräch mit Moderator Lange an die Anfänge bei di.to.. Heute führt die ehemalige DER Touristik-Mitarbeiterin mit „Busenfreundin“ einen der meistgehörten LGBTIQ-Podcasts in Deutschland.
Martina Weinhold
Zum Abschluss wagte di.to.-Sprecherin Martina Weinhold einen Blick in die Kristallkugel: Für das Jahr 2033 sah sie unter anderem im Netzwerk „viele Kolleg:innen von der Fläche“ und vermeldete stolz: „Wir haben alles umgesetzt.“
Anlässlich der Geburtstagsfeier überreichte di.to.-Gründer Frank Bartels mit Tobias Koch Spenden an vier Vereine: Je einen Scheck erhielten die Aidshilfe Köln e.V., CSD Leipzig e.V., die größte LGBTIQ-Jugendeinrichtung Europas anyway e.V. sowie die Come Out!-Stiftung, die Kontakt- und Freiräume für junge queere Menschen unterstützt.
Warum Kölsch trinken nicht ausreicht und Heteros beim CSD Zeichen setzen können: di.to.-Mitgründer Frank Bartels über die Motivation für sein Engagement und über die Notwendigkeit, friedlich miteinander zu demonstrieren.
one: Frank, wie kam es zu di.to.?
Frank Bartels: Kurz zusammengefasst: Einige, seinerzeit ausschließlich männliche Kollegen, hatten im Jahr 2013 den CSD-Wagen von dem Kölner REWE-Markt Ridders gesehen und mich dann gefragt: ,Du bist doch der Eventprofi bei der REWE Group, warum machen wir keinen Wagen?´ Der primäre Gedanke war also, die Teilnahme am CSD und auch, sich ganz klassisch bei einem Kölsch zu vernetzen. Und für mich war es eine Gelegenheit, mit diesem Engagement etwas zurückzugeben.
one: Etwas zurückzugeben…?
Frank Bartels: Als ich 1998 nach Köln kam, bin ich hier mit offenen Armen empfangen worden, ich musste mich nie verstecken oder um meine Rechte kämpfen. Den Weg haben viele Vorreiter:innen geebnet, die Jahrzehnte zuvor für ihre und später auch für meine Rechte auf die Straße gegangen sind. Insofern war es einfach, sich ins gemachte Nest zu setzen. Doch schon bei unserem ersten Stammtisch in einer Kneipe am Kölner Eigelstein, wir waren circa 25 schwule und lesbische Kolleg:innen, haben wir sehr schnell gemerkt, dass es in der REWE Group einiges zu tun gibt und ein einfacher, lockerer Stammtisch bei weitem nicht ausreicht. Daher der Gedanke des Zurückgebens und des sich Engagierens.
one: Was nimmst du persönlich aus den vergangenen zehn Jahren mit?
Frank Bartels: Zunächst die vielen Kolleg:innen, die ich in den letzten zehn Jahren kennenlernen durfte, und von denen viele zu Freund:innen geworden sind. Der grundsätzlich offenere Umgang miteinander im Unternehmen, viele Hemmschwellen sind weggefallen. Und ganz besonders freut mich, dass di.to. eine Art Keimzelle dafür war, was danach und seither bei der REWE Group alles in Sachen Diversity passiert ist. Das macht mich schon ein wenig stolz.
one: Was wünschst du dir für die nahe di.to.-Zukunft?
Frank Bartels: Mein Anspruch ist es, die CSD-Kampagne künftig noch stärker und größer auszurollen und auf die Unterstützung der Straight Allies, also der heterosexuellen Unterstützer:innen, zu setzen. Wir leben gerade und mal wieder in einer Zeit des Umbruchs, der Ton in der Gesellschaft wird rauer und schlägt sich teils auch in körperliche Gewalt gegen die LGBTIQ-Community nieder. Aber auch darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass die Hemmschwelle zu verbaler oder körperlicher Gewalt in den letzten Jahren stark gesunken ist und der Respekt vor dem jeweils anderen für viele ein Fremdwort geworden ist. Ich finde, der CSD ist die perfekte Plattform, um für ein friedliches Miteinander aller Menschen, ganz gleich ob queer oder hetero, zu demonstrieren. In meiner Wahrnehmung gibt es in der REWE Group seit einiger Zeit eine wachsende Anzahl an Allies, die unser Netzwerk unter anderem beim CSD unterstützen wollen. Nicht der Party wegen, sondern um gemeinsam mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen zu demonstrieren und ein Zeichen zu setzen. Das finde ich cool, weil es genau unserem Namen entspricht: di.fferent to.gether.
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass Gleichberechtigung, ungeachtet der sexuellen Orientierung, zur Selbstverständlichkeit wird“