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ArticleId: 2065magazineMaria Pichler hatte mit Mitte vierzig beruflich schon viel erreicht – und suchte dennoch nach einer neuen Herausforderung. Über das Senior Trainee Programm der REWE International AG hat sie eine ihr bis dahin unbekannte Branche kennengelernt. Heute möchte sie gar nichts anderes mehr machen. Ein Erfahrungsbericht.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/0/b/csm_TT_11_04_Diversity_mgt_st_f7406677b0.jpgAuf ein Neues mit 47RIAG: Senior Trainee Programm
Senior Trainee Programm der REWE International AG
Auf ein Neues mit 47
von Stefan Weber
Maria Pichler hatte mit Mitte vierzig beruflich schon viel erreicht und suchte dennoch nach einer neuen Herausforderung. Aber wer bietet einem die Chance, in diesem Alter noch einmal neu zu starten? Über das Senior Trainee Programm der REWE International AG hat die Österreicherin eine ihr bis dahin unbekannte Branche kennengelernt. Heute möchte sie gar nichts anderes mehr machen. Ein Erfahrungsbericht. 
„Dass ich nicht mehr 20 bin, haben mich junge Kollegen gleich am ersten Tag meiner Marktphase spüren lassen. Sicherlich nicht in böser Absicht, sondern eher fürsorglich haben sie mich gefragt, ob ich noch auf eine Leiter steigen könne – schließlich hatte ich einige Jahre zuvor einen Bandscheibenvorfall erlitten. Ich habe es mit Humor genommen. In den Wochen, die ich in der Filiale verbracht habe, ist der Respekt vor dem, was die Kollegen vor allem körperlich leisten, von Tag zu Tag gestiegen. Ich wusste gar nicht, wie schwer eine Kiste mit Nudeln ist, bevor ich sie zum ersten Mal heben musste! 
Maria Pichler
Klar, viel Kollegen haben sich gewundert, dass ich mit damals 47 Jahren beruflich noch einmal neu starte. Zuvor hatte ich nach einer Ausbildung in der Touristik, einem Studium an der Donau Universität Krems sowie zahlreichen Zusatzqualifikationen im Personal- und Bildungsmanagement viele Jahre als Leitung Personalentwicklung und Recruiting gearbeitet. Zuletzt war ich als Assistentin der Geschäftsführung und Trainerin in einem Weiterbildungsinstitut tätig gewesen. Als dort die Belegschaft verkleinert wurde, war ich gezwungen, etwas anderes machen. Da kam die Ausschreibung für das Senior Trainee Programm der REWE International AG genau richtig. Wo gibt es das schon, ein Programm für „45 plus“? Bewerbungen hatte ich zuvor bereits einige geschrieben – aber nur selten eine Einladung für ein persönliches Gespräch erhalten. Einmal dauerte es nur zehn Minuten bis auf meine Bewerbung die Absage folgte. Woran das lag? Ich vermute ganz stark: an meinem Alter. „Karriere? Hatte ich schon.“ Das Auswahlverfahren bei REWE war anspruchsvoll. Auf ein Gespräch folgte eine Potentialanalyse, dann ein Assessmentcenter. Dann hatte ich es geschafft: Die Tür zu einer neuen beruflichen Perspektive stand offen. Warum ich das noch einmal gewagt habe? Und warum ich auch finanziell stark zurückgesteckt habe, ohne zu wissen, wo ich nach dem Trainee-Programm landen werde? Weil ich neugierig bin und Spaß am Lernen habe. Ich bin ehrgeizig, aber nicht hungrig auf Karriere. Das war ich mal, das hatte ich schon. Viel wichtiger ist mir, einen guten Arbeitsplatz zu finden, an dem ich mich wohl fühle. Das ist vielleicht das Privileg eines Älteren, der beruflich schon einiges erlebt hat und finanziell nicht so stark unter Druck steht, weil er zum Beispiel eine Familie ernähren muss. Es ist nicht leicht, sich im fortgeschrittenen Alter auf eine neue Ausbildung in einer bis dahin fremden Branche einzulassen, ohne zu wissen, wo man am Ende landen wird. „Ich habe meinen Platz gefunden“ Vor allem in meiner Zeit im Markt habe ich erlebt, wie nützlich es sein kann, wenn Mitarbeiter verschiedener Generationen zusammenarbeiten. Den Jüngeren fiel die körperliche Arbeit sehr viel leichter als mir. Dafür konnte ich in stressigen Situationen mit Ruhe und Gelassenheit punkten, zum Beispiel im Umgang mit grantigen Kunden. Nach der Zeit im Markt folgte ein vierwöchiger Projekteinsatz in Tschechien, dann ging es auf Job-Rotation in der Zentrale. Dabei wurde schnell klar, dass es bei mir auf eine Tätigkeit im Bereich Human Resources hinauslaufen könnte. Heute, mit 50, unterstütze ich das Team der Karriereschmiede, die als firmenübergreifende Ausbildungsplattform die Jugend- und Nachwuchsförderung im Fokus hat. Der Job ist extrem abwechslungsreich, und es macht riesigen Spaß, mit und für Menschen zu arbeiten, die größtenteils mehr als 30 Jahre jünger sind. Ich habe meinen Platz gefunden. Lust auf Veränderung verspüre ich nicht. Das merke ich immer dann, wenn ich die immer noch abonnierte wöchentliche Zusendung der internen Stellenbörse jedes Mal ungelesen in den elektronischen Papierkorb werfe.“    
Mehr Experte als Führungskraft
Das Senior Trainee Programm der REWE International AG eröffnet Perspektiven für eine zweite Karriere.
Mit Mitte vierzig noch einmal neu anfangen? Und das nicht als Quereinsteiger auf einer Führungsposition, sondern als Trainee -   wo gibt es denn so etwas? Wann immer Isabella Pallendorf im Kreis von Personalentwicklern vom Senior Trainee Programm der REWE International erzählt, registriert sie erstaunte Blicke. Und viel Anerkennung, dass ein Unternehmen eine so ungewöhnliche Idee entwickelte, um der demografischen Entwicklung zu begegnen und Vielfalt in der Belegschaft zu verwirklichen. 
Isabella Pallendorf
„Mit dem Senior Trainee Programm sind wir Pionier in Österreich. Es gibt nichts Vergleichbares“, sagt Pallendorf, die das Projekt im HR-Management der REWE International in Wiener Neudorf verantwortet.  Vor vier Jahren hatte REWE das Programm gestartet - in der Überzeugung, dass Personalpolitik mit Blick auf die Alterspyramide neue Wege gehen muss. Heute zeigt sich: Das Karriereangebot an ältere Bewerber ist ein Erfolg, aber es bedarf einer Kurskorrektur. Nichts Großes. „Das Senior Trainee Programm ist unverändert richtig und wichtig. Es ist das richtige Signal sowohl an unsere Bewerber als auch an die Gesellschaft sowie unsere Kunden“, betont Pallendorf. „Keine falschen Erwartungen wecken“ Ursprünglich hatten die HR-Manager der REWE International die Idee, jeweils zwei Management Trainees und zwei Senior Trainees zu unterschiedlichen Startzeiten zu rekrutieren. Davon sind sie inzwischen abgerückt. „Es macht mehr Sinn, gemeinsam zu rekrutieren. So lässt sich bereits im Auswahlverfahren beobachten, wie verschiedene Generationen miteinander umgehen. Schließlich trennen die Trainees meist mehr als 20 Jahre“, erläutert Pallendorf. Im weiteren Bewerbungsprozess zeigte sich dann häufig: Es gibt zahlreiche gute Kandidaten. Aber es lässt sich schwer prognostizieren, wo im Konzern sie nach dem Trainee-Programm (vier Monate auf Fläche bei Billa oder Merkur, ein Monat im Ausland, zwei bis vier Monate Job-Rotation in der Zentrale) ihren Platz finden werden. Die Personalentwickler können nur mögliche Perspektiven aufzeigen, aber sie können nichts versprechen. Zumal sie die Erfahrung gemacht haben, dass junge Führungskräfte mitunter zögern, einen deutlich älteren Ex-Trainee in ihr Team zu holen. So haben auch die drei Senior Trainees, die das Programm bisher erfolgreich durchlaufen haben und deren Arbeit bei REWE International hochgeschätzt ist, keine Leitungsfunktion inne. „Wir müssen stärker betonen, dass der Weg mehr in Richtung einer Expertentätigkeit als einer Führungsaufgabe führt. Da dürfen wir keine falschen Erwartungen wecken. Viele Bewerber unterschätzen die Dynamik eines großen Konzerns. Wenn wir das sehen, müssen wir auch sehr qualifizierten Kandidaten sagen: Das Risiko ist hoch. Vielleicht ist es für Sie besser, dort zu bleiben, wo sie sind“, meint Projektleiterin Pallendorf. Das Programm (nächster Starttermin Frühjahr 2019) wird aktuell überarbeitet. Bewerber sollten älter als 45 Jahre sein und eine Vita vorweisen können, die eine Affinität zum Handel zeigt. Eine akademische Ausbildung ist nicht notwendig. Senior Trainees erhalten ein monatliches Bruttogehalt von 3.000 Euro. 
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