
Vielfalt, Wertschätzung und ein respektvoller Umgang miteinander sind zentrale Werte unserer Unternehmenskultur bei der REWE Group. Doch wie können wir als Einzelne aktiv dazu beitragen, dass sich wirklich alle Menschen in unserem Unternehmen gesehen, gehört und sicher fühlen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion, Behinderung oder Alter? Ein wichtiger Schlüssel dafür ist Allyship. Worum es dabei geht – und was du tun kannst.
„Junge Kolleg:innen sind meistens noch zu unerfahren für wichtige Projekte.“
„Mit deinem Nachnamen wird es schwierig, hier Karriere zu machen.“ Solche Kommentare fallen schnell – manchmal beiläufig. Doch sie hinterlassen Spuren. Sie säen Zweifel, verfestigen Rollenklischees und sorgen dafür, dass sich Menschen im Job nicht ernst genommen fühlen.
Genau hier setzt Allyship an: Es bedeutet, solche Situationen nicht einfach hinzunehmen, sondern aktiv hinzuhören, nachzufragen und sich bewusst solidarisch an die Seite derjenigen zu stellen, die immer wieder mit Vorurteilen oder Benachteiligungen konfrontiert sind.
Für die Betroffenen ist es oft eine große Erleichterung, wenn sie solche Kommentare nicht allein auffangen müssen. Wenn jemand mitdenkt, unterstützt oder einfach Haltung zeigt, schafft das Sicherheit und stärkt das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Gerade in einer vielfältigen Organisation wie der REWE Group ist Allyship ein zentraler Teil unserer Kultur. Vielfalt kann nur wachsen, wenn sie durch Respekt, Aufmerksamkeit und echtes Mitgefühl geschützt wird.
Ein:e Ally erkennt Ungleichheiten, setzt sich für andere ein und bleibt dabei offen für neue Perspektiven. Es geht nicht um moralische Überlegenheit, sondern um die Bereitschaft, gemeinsam zu lernen und ein inklusives Miteinander zu gestalten.
Viele möchten Allyship leben, sind sich aber unsicher, wie sie im Alltag konkret unterstützen können. Darum haben wir hier 8 Tipps zusammengestellt, die helfen, das Miteinander bei uns in der REWE Group noch inklusiver zu gestalten.
Eines der wichtigsten Dinge, die du tun kannst, ist: zuhören. Wenn Menschen von Diskriminierung, Ausgrenzung oder verletzenden Erfahrungen berichten, nimm dir die Zeit, wirklich hinzuhören – ohne zu bewerten oder sofort eine Meinung zu äußern. Besonders dann, wenn dir etwas fremd oder übertrieben erscheint, lohnt es sich, neugierig statt defensiv zu reagieren. Wenn du Diskriminierung erfährst oder beobachtest, kannst du dich auch jederzeit vertrauensvoll an deinen zuständigen HR-Bereich wenden.[JD1]
Beispiel: Statt zu sagen „So schlimm war das sicher nicht“, könntest du fragen: „Was hättest du dir in dem Moment gewünscht?“ oder „Wie ging es dir danach?“ Das zeigt Respekt – und Lernbereitschaft.
Nicht jede Form von Diskriminierung ist laut oder offensichtlich. Oft sind es beiläufige Bemerkungen, Witze oder stereotype Aussagen, die verletzend wirken – gerade weil sie so alltäglich sind. Als Ally kannst du diese Momente sichtbar machen, ohne belehrend zu wirken.
Beispiel: Wenn jemand sagt: „Das ist doch typisch Frau/Mann“, kannst du freundlich einhaken: „Was meinst du genau?“ oder „Hast du das vielleicht schon mal anders erlebt?“ Kleine Interventionen können viel bewirken – sie schaffen Bewusstsein und regen zum Nachdenken an.
In vielen Gruppen reden immer wieder die gleichen – sei es aus Gewohnheit, durch Status oder einfach weil sie sich wohler fühlen. Achte darauf, wer (nicht) zu Wort kommt, und nutze deine Stimme, um andere einzuladen.
Beispiel: Du kannst sagen: „Wir haben deine Meinung noch nicht gehört – magst du sie teilen?“ oder „Ich würde gern wissen, wie du das siehst.“ Gerade für Menschen, die sich strukturell weniger sichtbar fühlen, kann das ein wichtiges Zeichen sein: Du wirst gesehen und bist hier willkommen.
Niemand ist frei von Vorurteilen – auch nicht, wenn man sich für aufgeklärt und reflektiert hält. Wir alle sind geprägt durch unsere Erfahrungen, unser Umfeld und gesellschaftliche Strukturen. Deshalb ist es wichtig, die eigene Perspektive regelmäßig zu hinterfragen. Das betrifft die Sprache, aber auch gewohnte Denk- und Handlungsmuster. Wer Lust hat, die eigene Perspektive noch bewusster zu hinterfragen, findet in PRIMUS das 12-minütige E-Learning „Unbewusstes.Bewusst.Machen“ – aktuell für alle Zentral- und Verwaltungsmitarbeitenden im Handel Deutschland.[JD2]
Beispiel: Achte auf deine spontanen Reaktionen. Denkst du bei „Führungskraft“ automatisch an einen weißen, männlichen Manager? Bist du überrascht, wenn eine junge Frau technische Expertise zeigt? Es lohnt sich, diese unbewussten Bilder (unconscious bias) zu erkennen – und aktiv zu erweitern.
Privilegien sind oft unsichtbar – besonders für diejenigen, die sie haben. Wenn du in einer Situation bevorzugt behandelt wirst, kannst du die gezielt nutzen, um andere zu unterstützen: durch Aufmerksamkeit, durch Weitergeben von Redezeit, durch das Sichtbarmachen von Ungleichheiten.
Beispiel: In einer Vorstellungsrunde kannst du darauf achten, dass jede Person gleich viel sprechen kann – oder du stärkst Kolleg:innen, deren Beitrag gerade übergangen wurde: „Ich glaube, das war ein wichtiger Punkt – willst du den nochmal kurz erläutern?“ So verschiebst du aktiv Aufmerksamkeit – ohne andere zu übergehen.
Allyship bedeutet nicht, sich selbst als Retter:in zu inszenieren. Es geht darum, solidarisch zu sein – und die Perspektive der betroffenen Person zu respektieren. Frage nach, ob und wie du unterstützen kannst, statt ungefragt einzuschreiten.
Beispiel: „Ich habe mitbekommen, was passiert ist – soll ich dich unterstützen, das anzusprechen?“ Oder, wenn jemand sich äußert: „Ich sehe das genauso – danke, dass du was gesagt hast.“ Gemeinsam laut zu sein kann helfen, Ohnmacht zu durchbrechen.
Ein sicherer Raum ist einer, in dem Menschen sich zeigen können, ohne Angst vor Abwertung, Spott oder Ausschluss. Dazu gehört eine achtsame Gesprächskultur, aber auch Strukturen, in denen Offenheit möglich ist. Als Ally kannst du das aktiv mitgestalten.
Beispiel: Starte ein Meeting mit der Frage: „Wie geht’s euch heute – ehrlich?“ Oder sorge in Konfliktsituationen für Klarheit: „Lass uns respektvoll bleiben – jede Perspektive zählt.“ Auch kleine Gesten können signalisieren: Hier darfst du du selbst sein.
Allyship ist kein Titel, sondern ein Prozess. Es geht nicht um Fehlerfreiheit oder moralische Überlegenheit, sondern um Haltung, Mut zur Reflexion und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Dabei werden Fehler passieren – wichtig ist, wie du mit ihnen umgehst.
Beispiel: Wenn dir ein Fehler unterläuft, kannst du sagen: „Das war unbedacht – ich arbeite daran, es besser zu machen.“ Zeig auch anderen, dass Entwicklung Zeit braucht – und dass es okay ist, nicht alles zu wissen, solange man bereit ist zu lernen.
Ally zu sein bedeutet nicht, alles zu wissen oder perfekt zu sein. Es bedeutet, aktiv Verantwortung zu übernehmen für ein gutes, faires Miteinander – und für eine Unternehmenskultur, in der sich jede:r willkommen und wertgeschätzt fühlt. Denn inklusive Vielfalt entsteht nicht von selbst. Sie braucht Menschen, die nicht wegsehen. Sondern zuhören. Und handeln.
„Allyship bedeutet für mich mehr als nur bloße Solidarität. Es ist das bewusste Einstehen für andere, deren Stimme leider oft überhört wird. Allyship verpflichtet vor allem zum Zuhören, Verstehen und Lernen, um mit Empathie gemeinsam einen Raum zu schaffen, in dem Unterschiedlichkeit gewinnt.“
„Insgesamt sieben Jahre habe ich im Rahmen meiner damaligen beruflichen Tätigkeit in einem Inklusionsprojekt in Baden-Württemberg gelebt – sieben Jahre mit Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise als schwer beeinträchtigt galten. In dieser Zeit wurde ich einmal von Besucher: innen gefragt, wie es denn sei, als einziger „Nicht-Behinderter“ in einem solchen Projekt zu leben. Bei diesem Gespräch stand zufällig eine Mitbewohnerin neben mir. Fast schon verärgert und voller Überzeugung – als müsste sie mich verteidigen – sagte sie einen Satz, der mich bis heute begleitet: „Was fragst du denn so etwas? Jochen wohnt bei uns, weil er einer von uns ist. Das ist doch klar.“
„Sprache schafft Realität. Das bedeutet nicht nur, auf gendergerechte Sprache zu achten, sondern auch sensibel mit Begriffen und Bildern umzugehen. Zum Beispiel sollten wir bedenken, ob eine Redewendung für Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund verständlich oder passend ist. Oder wenn ich frage, ob eine Kollegin mit ihrem Partner in den Urlaub fährt, nehme ich automatisch an, dass es ein Mann ist – dabei könnte es auch eine Partnerin sein. Solche Annahmen können andere ausschließen oder verletzen. Für mich bedeutet Allyship, dass ich offen bin, nachzufragen, meine eigenen Sichtweisen zu reflektieren und bewusst darauf achte, dass sich möglichst viele Menschen angesprochen und mitgemeint fühlen.“
Hier erscheinen sowohl deutsche als auch englische Kommentare.
Hallo zusammen,
wäre es möglich, dass E-Learning „Unbewusstes.Bewusst.Machen“ auch für die Touristik zur Verfügung zu stellen?
LG
Rebecca