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Klaus Wiens, Leiter Filialbau bei REWE, vor dem neuen REWE Green Building in Wiesbaden (Foto: Achim Bachhausen)
one_Gespräch mit Klaus Wiens
„Nachhaltigkeit entsteht nur durchs Denken“

Klaus Wiens ist Funktionsbereichsleiter Filialbau bei REWE. Worauf er beim REWE Green Farming-Markt besonders stolz ist und was den Baustoff Holz auszeichnet, verrät er im Interview.

one: Warum ist nachhaltiges Bauen gar nicht so kompliziert und teuer wie man denkt? 

Klaus Wiens: Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Nachhaltiges Bauen ist nichts, was ich kaufe; kein Extra, wie beim Auto die Alufelge, die ich mir für teures Geld dazukaufe. Nachhaltigkeit entsteht eigentlich nur durchs Denken – indem ich Dinge ein kleines bisschen anders denke, indem ich mit Materialien ein kleines bisschen anders umgehe. Letztendlich immer mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit: Ist das, was ich tue, tatsächlich langfristig richtig? Wenn nicht, mache ich es eben ein kleines bisschen anders, sodass es funktioniert. 

one: Das gesamte Green Building steht im Zeichen der Nachhaltigkeit – welche Rolle spielt dabei das „Green Farming“? 

Klaus Wiens: Das „Green Farming“ erweitert unseren Grundgedanken des Green Buildings – wir machen Green Buildings seit 2009 bei der REWE – nochmal um eine ganz neue Dimension. Wir haben erstmalig auf einem völlig neuen Green Building eine Dachfarm positioniert, auf der Lebensmittel produziert werden, die bei REWE verkauft werden. Hier in der Region Mitte werden die Märkte mit Basilikum und frischem Fisch aus der Farm in Erbenheim versorgt – und das ist natürlich eine völlig neue Dimension. 

„Green Farming erweitert unseren Grundgedanken des Green Buildings um eine ganz neue Dimension.“
Klaus Wiens
Funktionsbereichsleiter Filialbau bei REWE

one: Es ist auffällig, wie viel Holz in diesem Green Building verbaut wurde – wieso ist dieser Baustoff so ideal? 

Klaus Wiens: Das hat mehrere Gründe. Erstmal ist Holz einfach toll: Die meisten Menschen mögen Holz – man riecht es gerne, man fasst es gerne an. Dieser Baustoff ist also beim Menschen positiv besetzt. Aber natürlich ist es auch aus einem anderen Grund positiv: Holz ist der einzige Baustoff, der eine positive Ökobilanz haben kann. Konkret bedeutet das: Ein Kubikmeter Bauholz, das wir hier im Gebäude verwenden, wächst im Wald innerhalb von 30 Jahren wieder nach. Nutzt man das Holz in einem Gebäude also 30 Jahre lang, hat man eine neutrale Ökobilanz. Nutzt man das Holz noch länger, ist man im Bereich der positiven Ökobilanz, weil im Wald mehr Holz nachgewachsen ist, als wir hier im Gebäude verwendet haben. Zudem speichert Holz viel CO2 – hier in unserem neuen Green Building speichern wir über 700 Tonnen CO2 ein und tun somit etwas Gutes für das Klima.

one: Wie wird Energie im neuen Green Building möglichst effizient und ressourcenschonend eingesetzt? 

Klaus Wiens: Mit unserem energetischen Konzept sind wir ähnlich aufgestellt wie auch in unseren bisherigen Green Buildings. Wir nutzen natürlich auch in diesem Gebäude die Abwärme unserer Gewerbekälte für die Klimatisierung – Kühlung und Heizung – unseres Marktes. Wir setzen energiesparende LED-Beleuchtung ein und haben hier noch eine Sache verstärkt: Wir haben die Tageslichtnutzung im Green Building in Wiesbaden-Erbenheim noch einmal deutlich erhöht – über große Glasfassaden und ein großes Atrium bringen wir sehr viel mehr Tageslicht in den Markt. 

one: Thema ressourcenschonende Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.): Wie schneidet hier der Markt in Wiesbaden aus? 

Klaus Wiens: Wir zertifizieren alle unsere Green Buildings nach dem System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – der Markt in Wiesbaden-Erbenheim soll das Prädikat „Platin“, also die höchstmögliche Zertifizierungsstufe, erhalten. Das bedeutet natürlich, dass wir ressourcenschonend arbeiten, ressourcenschonend mit Materialen umgehen und dass das Gebäude in seiner Ökobilanz bewertet wird. Hier muss man hervorragend abschneiden, um diese höchste Auszeichnung der DGNB zu erhalten. 

„Ich bin sehr stolz, dass REWE sich als Unternehmen so konsequent der Nachhaltigkeit verschrieben hat.“
Klaus Wiens
Funktionsbereichsleiter Filialbau bei REWE

one: Auch außerhalb des Green Buildings, auf dem Parkplatz, erkennt man direkt, dass sich dieser deutlich unterscheidet von anderen Märkten. Was macht ihn so besonders? 

Klaus Wiens: Das ist eigentlich ein ganz einfacher Trick, auf den man erstmal kommen muss: Unsere Architekten haben ein ganz neues Parkplatz-Layout entwickelt und die Parkplätze nicht in Reihen angeordnet, sondern in einem Ring. Dabei haben sie festgestellt, dass sich bei dieser Parkplatzgröße genauso viele Stellplätze ergeben wie auf einer konventionellen Anlage. Mit einem bedeutenden Unterschied: Wir haben hier eine Pflanzinsel mit einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern, auf der Regenwasser versickern kann, und wo wir eine insektenfreundliche und naturnahe Begrünung anlegen. 

Ring-Parken für Regenwasser. Nebenbei sieht´s auch lockerer aus als die üblichen Blechreihen (Fotos: Achim Bachhausen)

one: Herr Wiens, worauf sind Sie besonders stolz? 

Klaus Wiens: Ich bin sehr stolz darauf, dass REWE sich als Unternehmen so konsequent der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Und darauf, dass es tatsächlich möglich ist, Nachhaltigkeit nicht als etwas Besonderes zu sehen, sondern als einen Standard, der die Norm im alltäglichen Leben sein sollte. Es wäre wirklich schön, wenn sich dieser Gedanke weitertragen würde – denn Nachhaltigkeit ist nicht etwas Besonderes, kein Extra, sondern sollte Grundlage für alles Denken und Handeln sein, damit wir die Erde so erhalten können, wie wir gerne möchten.

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