
Früh Verantwortung übernehmen, unternehmerisch denken und eigene Ideen umsetzen – das duale Studium Selbstständigkeit bei REWE bietet ambitionierten Nachwuchskräften eine einzigartige Perspektive. Leon Lindemann, einer der ersten Absolventen, und REWE-Kaufmann Erich Stockhausen berichten von ihren Erfahrungen mit einem Studienmodell, das Theorie und Praxis auf besondere Weise verbindet.
Mit einer neuen Variante des dualen Studiums bietet REWE jungen Menschen einen zielgerichteten Weg in die Selbstständigkeit. Leon Lindemann ist einer der ersten Absolventen. Zusammen mit Erich Stockhausen, einem der Väter des Studiengangs, spricht er über frühe Verantwortung, anspruchsvolle Mathe-Klausuren und tolle Zeiten im Markt.
one: Herr Stockhausen, es gibt bekanntlich verschiedene Wege, die in die Selbstständigkeit als REWE-Kaufmann/-frau führen. Wozu bedarf es des dualen Studiums Selbstständigkeit? Was unterscheidet es von den anderen Wegen?
Erich Stockhausen: Da muss man differenzieren. Im Prinzip wäre es heute der optimale Weg, Abitur zu machen, dann ins Abiturientenprogramm zu gehen, um dann ins duale Studium zu wechseln. Die Frage war: Wie bekomme ich junge Leute, die sich dafür interessieren, auf den Weg? Wer mit 18, 19 Abitur macht, der wird sich erfahrungsgemäß in der Regel erst zehn Jahre später selbstständig machen. Für diesen Zeitraum eröffnet das duale Studium eine Perspektive, indem es in Theorie und Praxis auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Wichtig ist, dass es attraktiv ist und die Ausbildung nicht vergebens war, selbst wenn sich der- oder diejenige später für eine andere Laufbahn entscheiden sollte, zum Beispiel in der Zentrale. Beide Optionen wären für die REWE sinnstiftend. Meine Überzeugung ist: Wir haben ein tolles Programm, das noch unter Wert läuft.

„Andere Branchen verlieren Unternehmer, bei REWE werden es jedes Jahr mehr.“ Erich Stockhausen

one: Selbstständiger REWE-Kaufmann bzw. Kauffrau steht vermutlich nicht ganz oben auf der Liste der meisten Absolvent:innen und Schulabgänger. Was spricht für so einen Berufseinstieg?
Erich Stockhausen: Man muss Spaß haben an der Selbstständigkeit und an der Freiheit, selber entscheiden zu können und in einem gewissen Maße unabhängig zu sein. Der Sprung in die nächste Generation, der auch der Auftrag der Genossenschaft ist, ist uns gut gelungen. Heute ist die Selbstständigkeit auch für junge Menschen attraktiv. Man erkennt es allein an der hohen Zahl von Angehörigen der zweiten Generation, die das elterliche Geschäft weiterentwickeln und fortführen. Die Verkaufsflächen werden immer größer. Das führt dazu, dass die Anforderungen an die Betreiber stetig steigen. Die Modelle, die wir entwickeln, müssen so attraktiv sein, dass unsere Kaufleute ihren Kindern die Selbstständigkeit guten Gewissens empfehlen können. Andere Branchen verlieren Unternehmer, bei REWE werden es jedes Jahr mehr.
one: Welche Relevanz hat die genossenschaftliche Struktur für das duale Studium und welche Möglichkeiten ergeben sich dadurch für Studierende und Absolvent:innen?
Erich Stockhausen: Was eine Genossenschaft ausmacht, ist der Systemnutzen. Du bist Mitglied in einer Genossenschaft, um an der Organisation zu partizipieren. Wir helfen den Leuten auf die Füße. Mit dem Know-how und der Hilfe kann ich mich selbstständig machen. Die Genossenschaft hält mir den Rücken frei, so dass ich mich um mein Geschäft kümmern kann. REWE hat heute ein gutes Image, die Leute wollen gerne bei uns arbeiten. Nachhaltigkeit, Beruf und Familie – all das sind gelebte Themen, mit denen sich viele identifizieren. Je mehr gute Leute wir anziehen, umso besser werden wir im Wettbewerb bestehen. Am Ende ist der Faktor Mensch entscheidend.

„Je mehr gute Leute wir anziehen, umso besser werden wir im Wettbewerb bestehen. Am Ende ist der Faktor Mensch entscheidend.“ Erich Stockhausen

one: Wem würden Sie das Studium ans Herz legen? Was sollten die Bewerber:innen mitbringen?
Erich Stockhausen: Vor allem sollte es Spaß machen, das sage ich auch meinen Kindern. Man sollte Spaß an der Selbstständigkeit haben, Einsatz zeigen und die Bereitschaft mitbringen sich zu entwickeln. Man muss wissen: Wenn man sich selbstständig macht, ist das Ende offen. Vielleicht eröffnet man in einigen Jahren einen zweiten Markt, oder man bringt seine Expertise in den Gremien ein und leistet einen Beitrag für die Genossenschaft. Jeder kann nach seiner Fasson glücklich werden. Diese Flexibilität ist ein Riesenvorteil.
one: Wie hilft die REWE im dualen Studium dabei, Studierende zur Selbstständigkeit zu fördern und ihnen wichtige unternehmerische Fähigkeiten beizubringen? Früher hieß es: Lehrling, dann Abteilungsleiter, dann vielleicht Marktleiter. Heute: duales Studium und Führungskraft in Aussicht! Ist das noch REWE – oder schon Rewevolution?
Erich Stockhausen: Durch den Auswahlprozess bekommen wir Bewerber:innen, die befähigt sind, einen Markt zu führen. Die Kombination aus Studium und praxisnaher Ausbildung im Geschäft ist als Vorbereitung auf die Selbstständigkeit schon sehr gut.
one: Demnach hat sich das duale Studium Selbstständigkeit bereits bewährt, oder sehen Sie noch Entwicklungsbedarf?
Erich Stockhausen: Im Detail kann man sicher immer Verbesserungspotential finden. Aber insgesamt halte ich die Gewichtung von Theorie und Praxis für ausgewogen und sinnvoll. Wir sehen eine gute Entwicklung im Netzwerk. Das Anforderungsprofil an die Organisation wird im Markt formuliert, das ist das Gegenteil vom Top-Down-Prinzip. Dieser Bezug zur Praxis ist elementar wichtig.

one: Leon, wie bist Du auf das Studium aufmerksam geworden?
Leon Lindemann: Ich hatte angefangen, bei REWE Stockhausen das Abi-Programm zu machen. Im Anschluss bin ich auf die REWE-Akademie gegangen, Stufe 1. Danach habe ich selbst die Initiative ergriffen und bin auf Erich zugegangen. Irgendwie ist die REWE-Akademie für sich betrachtet doch eine kleine Bubble. Man lernt für sich, schaut nicht über den Tellerrand hinaus. Wir haben uns zusammengesetzt, Gespräche geführt. Und so haben wir im Jahr 2020 das Thema angestoßen, und alles hat seinen Lauf genommen.
one: Gibt es so etwas wie ein Mentor/eine Mentorin? Jemanden, der Dich begleitet hat?
Leon Lindemann: Mein großes Vorbild ist Erich Stockhausen als selbstständiger Kaufmann. Aber auch die Unterstützung drumherum war groß, zum Beispiel durch den Marktleiter.

„Im Markt war es schön, dass man das in der Theorie Gelernte in der Praxis anwenden konnte. Die Kombination hat es ausgemacht. “ Leon Lindemann

one: Was hat Dir während Deiner Zeit bei der Familie Stockhausen am meisten Spaß gemacht?
Leon Lindemann: Das Rauskommen, was Neues kennenlernen. Die Präsenztermine auf Schloss Montabaur sind ja etwas ganz anderes. Das Netzwerk an Kontakten, das man dort – auch über die REWE hinaus – knüpfen kann, ist wertvoll. Wann hat man sonst die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten aus München oder Berlin auszutauschen? Auch der bereichsübergreifende Austausch mit den Verwaltungsbereichen und der Kaufmannschaft waren einfach super. Im Markt war es schön, dass man das in der Theorie Gelernte in der Praxis anwenden konnte und man mit der Zeit ganz anders auftreten konnte. Die Kombination hat es ausgemacht.
one: Entsprechen diese Erfahrungen Deinen Vorstellungen oder Erwartungen?
Leon Lindemann: Im Markt war es so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte meine Zeit für die Uni, in der ich mich aus dem Markt rausnehmen konnte und habe währenddessen meinen Aufgabenbereich nicht verloren. Ich habe Verantwortung für mein Handeln übernommen. Ich bin der vollwertige Angestellte mit Verantwortung, zum Beispiel für die Abteilungsleitung, geblieben. Ich konnte Ideen einbringen diese und nach Absprache mit der Marktleitung auch in Projekten umsetzen. Mir wurde früh Verantwortung übertragen. Was das eigentliche Studium betrifft: Hier bin ich ohne große Erwartungen reingegangen und habe mich positiv überraschen lassen. Alle meine Erwartungen wurden letztlich übertroffen, von den Dozenten, vom Wissen, das vermittelt wurde, vom Netzwerk, vom Ambiente auf dem Schloss.
one: Worin lagen für Dich die größeren Herausforderungen? In Theorie oder Praxis?
Leon Lindemann: Bei mir ganz persönlich ist es das Zeitmanagement. Das sind Dinge, die man dazulernt. Erleichtert wurde es durch den Alltag und die Routine im Markt und die feste Taktung: drei Tage im Markt arbeiten, anschließend zwei Tage Theorie. Wichtig ist der Austausch mit dem Marktleiter, um flexibel zu bleiben, wenn man zum Beispiel kurz vor der Abgabe der Hausarbeit mehr Zeit zu Hause benötigt.
one: Was machst Du eigentlich aktuell?
Leon Lindemann: Ich habe mich nach dem Studium entschieden, auch die andere Seite kennenzulernen. Im Studium kamen viele Themen auf, von denen ich einmal die dahinterstehende Praxisseite kennenlernen wollte. Aktuell bin ich im Einkauf/CM bei PENNY. Das ist noch mal eine ganz andere Struktur und Kultur im Discount mit kleineren Teams. Es ist interessant, diese Prozesse kennenzulernen, aber die Selbstständigkeit ist natürlich nicht abgeschrieben. Ich sehe das momentan als Erweiterung.
one: Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Leon Lindemann: Ich habe zwei Optionen: Die eine ist die Selbstständigkeit, ganz klar. Die andere wäre, mich im internationalen Einkauf zu entwickeln, weil auch das Thema sehr vielseitig und interessant ist. Das ist wirklich ohne Wertung, ich bin für beides völlig offen und einfach gespannt, wie sich das entwickelt.
one: Welchen Rat würdest Du Leuten geben, die sich mit dem Gedanken tragen, das duale Studium Selbstständigkeit aufzunehmen?
Leon Lindemann: Viele stellen sich die Frage, ob sie das zeitlich – neben der Arbeit - und von den Schulnoten her schaffen. Mein wichtigster Rat: einfach anfangen, wenn die Leidenschaft für die Fläche da ist! Es gibt Fächer, durch die man sich durchbeißen muss. Aber die Dozenten sind super, und man kann viel aus der Praxis für die Theorie ableiten. Einfach loslegen und machen! Wenn das Interesse da ist, kommt der Rest von allein.

„Das ist eigentlich das große Genossenschaftliche daran: die Sicherheit, die Langfristigkeit und die gute Zusammenarbeit unter und mit den Kaufleuten.“ Leon Lindemann

one: Welche Rolle spielt das genossenschaftliche Modell in Deinem dualen Studium, und wie hat es Dich in der akademischen und praktischen Ausbildung unterstützt?
Leon Lindemann: Ohne die Genossenschaft gäbe es dieses Studium gar nicht, weil das eine langwierige Ausbildung ist, bevor man in die Selbstständigkeit gehen kann. Da braucht man die langfristige Perspektive und die Sicherheit. Jedes Jahr kommen neue Märkte hinzu. Ich glaube, das ist eigentlich das große Genossenschaftliche daran: die Sicherheit, die Langfristigkeit und die gute Zusammenarbeit unter und mit den Kaufleuten.
one: Hilft dir das duale Studium bei der REWE dabei, Fähigkeiten für die Selbständigkeit und unternehmerisches Denken zu entwickeln?
Leon Lindemann: Durch die Ausbildung und generell durch den Alltag hat man ja schon das Know-how auf der Fläche. Das Studium gibt einem die Methodik und die Werkzeuge, vieles selbstkritisch zu hinterfragen. Das Großartige war die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Was man mit den Werkzeugen, die einem an die Hand gegeben werden, macht, ist ja jedem selbst überlassen. Aber man hat die Möglichkeit, das Ganze auch mal von außen zu betrachten und zu evaluieren, Projekte zu hinterfragen und anzuschieben. Sehr wertvoll und einzigartig ist außerdem das branchenübergreifende Netzwerk, das man sich während des Studiums innerhalb, aber auch außerhalb der REWE aufbaut.
one: Was macht für Dich an der Selbstständigkeit den besonderen Reiz aus – im Vergleich zur Sicherheit einer Festanstellung mit festen Urlaubstagen und geregelten Arbeitszeiten?
Leon Lindemann: Die größte Motivation ist, den kommenden Generationen die Möglichkeit aufzuzeigen, dass der Handel ein sehr spannendes Arbeitsumfeld ist. Ich bin damals ja auch irgendwie da reingerutscht. Ich habe als Aushilfe angefangen. Je länger ich dabei war, umso mehr habe ich das Umfeld zu schätzen gelernt. Handel ist superspannend, innovativ, es entwickelt sich sehr viel. Man kann perspektivisch als Kaufmann die Mentorenrolle einnehmen. Sich das selbst aufzubauen, das ist die größte Motivation.
one: Was macht aus Deiner Sicht den größten Charme an der Selbstständigkeit insgesamt aus?
Leon Lindemann: Definitiv die Eigenverantwortung. Die Projekte umzusetzen und an regionale Gegebenheiten anzupassen. Dass man den Spielraum hat, sich zu entfalten und zu gestalten und einen Mehrwert leisten kann.
one: Wenn Du Dich mit Gleichaltrigen austauschst, die nicht ganz branchenfremd sind, wie waren die Reaktionen auf Deine Studienwahl?
Leon Lindemann: Dadurch, dass ich vorher schon im Handel war und früh die Selbstständigkeit zum Ziel hatte, gab es keine große Verwunderung. Es ist etwas anderes, wenn man Vollzeit studiert, das ist noch mal ein anderes Leben. Aber die Freunde, die ein duales Studium in anderen Unternehmen absolvieren, haben die Vorteile bei der REWE gesehen. Sie hatten keine Freistellung und mussten den Stoff am Wochenende oder abends noch erarbeiten. REWE und der Markt stehen voll hinter einem, so dass man im Studium alles geben kann, gleichzeitig aber den Bezug zur Fläche nicht verliert.
one: Wo gab es den härteren Realitätscheck? Im Hörsaal oder beim MHD-Check im Kühlregal?
Leon Lindemann: Das Schlimmste war die erste Mathe-Vorlesung. Aber auch das hat sich dann gegeben. Im Marktalltag gibt es ja auch immer wieder Herausforderungen. Für mich war es schwierig, wenn eine Kassenkraft ausgefallen ist.
Leon Lindemann
Leon Lindemann
Leon Lindemann, 27, hat nach dem Abi-Programm das duale Studium mit dem Ziel Selbstständigkeit angeschlossen. Aktuell sammelt er weitere wertvolle Erfahrung in der Zentrale, um sein Fundament an theoretischem Wissen zu festigen und eventuell seinen Master zu machen.
Erich Stockhausen
Erich Stockhausen
Erich Stockhausen führt in Erkrath zwei REWE-Märkte mit 140 Mitarbeitenden. Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der REWE Group fand über den Umweg eines agrarwissenschaftlichen Studiums zum Handel, den er mit einer Ausbildung bei Spar von der Pike auf kennenlernte. Ohne Marktleitererfahrung sprang er mit 28 Jahren ins kalte Wasser des selbstständigen Lebensmitteleinzelhandels. „Das war ein bisschen anstrengend, hat aber funktioniert“, sagt er rückblickend.
Das dreijährige Bachelorstudium ist eine Kombination aus moderner Betriebswirtschaftslehre sowie fach- und branchenspezifischem Know-how. In den ersten vier Semestern werden die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre erlernt. Im fünften und sechsten Semester erfolgt dann die Spezialisierung auf den Handel. Ihr theoretisches Wissen erwerben die Studierenden an der ADG Business School in Montabaur, wo sie acht Tage pro Semester verbringen, und bei E-Learning-Einheiten im Selbststudium. Parallel durchlaufen sie alle Marktbereiche und übernehmen sukzessive mehr Verantwortung. Das Studium bildet für die Selbstständigkeit mit REWE und nahkauf aus.
adg-business-school.de
rewe.de/selbständig
studium-selbstaendigkeitrewe-groupcom











