Diversity macht Teams erfolgreicher. Diversity ist Teil der REWE Group-Kultur. Und: Diversity ist lernbar. Wie das geht, dass unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fähigkeiten fruchtbar zusammenarbeiten, erläutert Petra Meyer-Ochel im Gepräch mit one. Sie ist Teil des Netzwerks Vielfalt, das die zahlreichen Diversity-Maßnahmen in der REWE Group bündelt und vorantreibt. Als diverses Team.
Dr. Petra Meyer-Ochel one: Petra Meyer-Ochel, Sie sind Teil des „Netzwerks Vielfalt“ von Handel Deutschland, das sich vor rund einem Jahr gründete. Jedes einzelne der neun Mitglieder setzt sich im Unternehmen für Diversity-Belange ein, im Netzwerk bündeln sie ihr Wissen. Warum hat Handel Deutschland sich für dieses ziemlich einzigartige Modell entschieden und nicht einfach eine:n Diversity-Manager:in berufen?
Petra Meyer-Ochel: Wir haben uns sehr bewusst gegen ein klassisches Diversitymanagement entschieden, denn wir wollen, dass das Thema aus dem Unternehmen heraus gelebt wird. Unser Netzwerk Vielfalt besteht aus Vertreter:innen der unterschiedlichen HR-Bereiche und Schwerpunktthemen. Vertreten sind unter anderem PENNY und REWE, der Betriebsrat und das Netzwerk di.to. Wir haben unter uns Beauftragte für die Themen Inklusion, Generationen, Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben oder Frauenförderung… Im Netzwerk sind also Menschen, die überall in der Organisation verankert sind und sich täglich mit diesen Vielfaltsthemen beschäftigen. Gemeinsam treiben wir unsere jeweiligen Ideen weiter und sensibilisieren für das Thema, so wie bei einem Schneeballsystem.
one: Wie arbeitet das Netzwerk konkret?
Petra Meyer-Ochel: Jede:r kümmert sich um ihr oder sein spezielles Thema, sei es Geschlechtergleichheit, sei es Inklusion. Wir tauschen uns drei bis vier Mal im Jahr aus und überlegen gemeinsam, welche übergreifenden Themen wir angehen wollen. Wir sind eine Arbeitsgruppe, die die überall im Unternehmen bestehenden Diversity-Maßnahmen bündelt und kommuniziert.
one: Welche Themen geht das Netzwerk Vielfalt derzeit an?
Petra Meyer-Ochel: Unser erstes Ziel war, transparent zu machen, wo es überall im Unternehmen bereits Diversity-Initiativen gibt. Das haben wir mit der Diversity-Story dokumentiert, die im Intranet im Portal Netzwerke zu finden ist. Wir beteiligen uns an der Diskussion um gendergerechte Sprache, das Ergebnis davon ist derzeit in Abstimmung. Gerade fertiggestellt ist ein E-Learning zum Thema unbewusste Denkmuster und Vorurteile. (Mehr dazu lesen Sie in one am 27. Mai).
Für den Diversity-Tag am 31. Mai planen wir eine Mitmachaktion für alle Kolleg:innen (mehr dazu erfahren Sie in one am 31.5.) und eine Reihe von Veranstaltungen. In enger Zusammenarbeit mit der Unternehmenskommunikation versuchen wir, Führungskräfte und Mitarbeiter:innen immer weiter für dieses Thema zu sensibilisieren.
one: Was schätzen Sie persönlich am meisten an diesem Netzwerk?
Petra Meyer-Ochel: Vor allem die Transparenz, die wir geschaffen haben und die Möglichkeit, das Thema Vielfalt im Unternehmen weiter zu verankern. Wir waren begeistert, was alles läuft. Es ist schön zu sehen, was alles bereits gelebt wird in Sachen Diversity.
one: Warum lebt man in einem Unternehmen Diversity? Und ist ein bunt zusammengesetztes Team schon divers?
Petra Meyer-Ochel: Viele Studien belegen, dass divers zusammengesetzte Teams bessere Arbeitsergebnisse erzielen. Für den Erfolg reicht es jedoch nicht, Teams einfach bunt zusammenzusetzen. Eine Frau, ein Mann, einmal jung, einmal alt…das langt nicht.
Bei der Zusammensetzung von diversen Teams geht es um Vielfalt bezogen auf fachliche und persönliche Kompetenzen. Zum einen ist es bereichernd, wenn Menschen mit unterschiedlichem Fachwissen auf ein Thema gucken. Entwickle ich zum Beispiel eine IT-Anwendung, dann hole ich nicht nur die Entwickler ins Team, sondern auch die Nutzer. Geschieht eine Entwicklung im fachlichen „Silo“, kämen die Probleme voraussichtlich erst ans Licht, wenn das fertige Produkt vom Anwender genutzt wird.
Zum anderen sind Teams erfolgreicher, wenn unterschiedliche persönliche Erfahrungen und Kompetenzen vorhanden sind, denn diese bringen vielfältige Perspektiven, Qualifikationen und Sozialisierungen mit ein. Der eine ist gut im Konfliktmanagement, die andere bringt internationale Erfahrungen mit, der dritte ist der Kreative… Das ermöglicht natürlich ein anderes Miteinander, als wenn alle Teammitglieder denselben Hintergrund hätten.
one: Birgt so ein Potpourri an Persönlichkeiten nicht viele Konflikte?
Petra Meyer-Ochel: Das kann konfliktträchtig sein, ja. Aber die Basis für ein bewusst divers zusammengesetztes Team ist die Bereitschaft aller, zuzuhören, sich in die anderen hineinzuversetzen und deren Perspektiven in die Lösungsfindung mit aufzunehmen. Vielfalt steckt hier im Miteinander.
one: Wie stellt man ein divers-erfolgreiches Team zusammen?
Petra Meyer-Ochel: Das ist Führungsaufgabe und nicht immer einfach. Die Herausforderung für die Führungskräfte besteht darin, ganz bewusst Mitarbeitende auszuwählen, die fachlich und persönlich unterschiedlich ticken.
one: Reicht es aus, dass die Führungskraft die Augen offenhält? Oder braucht es verpflichtende Fortbildungen, Quoten…?
Petra Meyer-Ochel: Wichtig ist auf jeden Fall die Unterstützung des Topmanagements. Diversität wirklich fördern und leben, das geht nur über ein respektvolles und offenes Miteinander, das in der Unternehmenskultur verankert ist. Nur wenn dies authentisch gelebt wird, werden auch die Mitarbeitenden es so empfinden. Einzelmaßnahmen sind mit Sicherheit unterstützend.
DIVERSITY-SERIE IN ONE:
Ab heute zeigt one jeden Tag mit einem Beitrag auf, wo und wie wir bei der REWE Group überall Diversity leben. Höhepunkt ist die große Mitmachaktion am 31. Mai, dem Deutschen Diversity-Tag.
one: Eine Kultur zu verändern, ist ja etwas Langfristiges. Wo stehen wir da?
Petra Meyer-Ochel: Ich bin davon überzeugt, dass wir bei der REWE Group auf einem guten Weg sind. Denn bei uns sind Werte wie Respekt, Fairness, Offenheit im Leitbild schon fest verankert. Seit 2013 gibt es unser LGBTIQ-Netzwerk di.to, Maßnahmen zur Förderung von Frauen existieren seit einigen Jahren und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in den Märkten und in der Logistik integrieren wir seit langem viele Kolleg:innen aus über 150 Nationen…. Wir haben eine dialogorientierte Kultur, wir beteiligen die Mitarbeitenden an Lösungsfindungsprozessen. Und das ist die Kultur, die Vielfalt fördert. Deshalb glaube ich, wir sind da auf einem guten Weg.
one: An die eigene Nase gefasst: Wie kann ich den Umgang mit Diversität lernen und dessen Vorteile besser nutzen?
Petra Meyer-Ochel: Erst einmal: durch Zuhören, Fragen stellen, die Perspektiven wechseln. Sich der eigenen Vorurteile bewusst zu werden, die wir ja alle haben. Wichtig ist einfach, Feedback einzuholen und sich selbst zu reflektieren. Diese Themen bieten wir in vielen Trainings für unterschiedliche Zielgruppen an. In der Logistik mit ihren vielen bunt gemischten Teams führen wir zum Beispiel interkulturelle Trainings durch. Zusätzlich gibt es unser freiwilliges, zehnminütiges E-Learning zum Thema unbewusste Denkmuster und Vorurteile. Und nicht zuletzt lernen wir den Umgang mit Vielfalt durch learning by doing.
Danke für dieses tolle Interview. Vielfalt ist ein multidimensionaler Treiber für den Erfolg von Organisationen. Am Ende bedeutet Vielfalt, dass es uns um den Menschen geht und was dieser fachlich als auch persönlich mitbringt. :)