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Vielfalt bei der REWE Group: Arbeiten im Ausland
Hinterm Horizont geht’s weiter…
von Sylvia Hannstein und Stefan Weber

Dass der deutsche Blick auf die (Arbeits)Welt nicht der einzig gültige ist, lernt man so wirklich nur vor Ort, bei einem Auslandsaufenthalt. Der berühmte Blick über den Tellerrand geht nicht von der heimischen „Tellermitte“ aus. Ein Kollege und drei Kolleginnen erzählen, wie sie das Arbeiten im nahen und fernen Ausland erleben, wie sie mit Unterschieden umgehen. Und vor allem: Was sie über sich selbst gelernt haben.

Marcus Pratsch: Tschechien, Ungarn, Köln, Italien...
„Niemand ist besser, weil er aus der Zentrale in Deutschland kommt“
Marcus Pratsch (M.) inmitten von italienischen Kollegen.

Marcus Pratsch, 35, arbeitet seit 2004 für die REWE Group. Nach einem dualen Studium war er zunächst für PENNY in Tschechien und Ungarn tätig. Auf sechs Jahre in der Kölner Zentrale von PENNY International folgte im Sommer 2017 der Wechsel als Einkaufsleiter zu PENNY Italien. Mit one teilte er seine Erfahrungen und wertvolle Tipps für alle, die auch im Ausland arbeiten möchten.

„Im Ausland zu arbeiten, viel unterwegs zu sein – davon habe ich bereits als Student geträumt und ein Auslandssemester in Tschechien absolviert. Vielleicht lag es daran, dass ich Spaß an Sprachen habe. Ich habe schon immer gerne Englisch gesprochen und später bei meiner ersten internationalen Station für PENNY in Prag sehr schnell Tschechisch gelernt. Nicht perfekt, aber so, dass ich mich ordentlich in der Landessprache verständigen konnte. Das machte es leichter anzukommen und akzeptiert zu werden. Wer irgendwo fremd ist, sollte sich zumindest in der Landessprache begrüßen, Kaffee bestellen und zwei, drei lustige Sprüche beherrschen können. Das reicht für den Anfang und hilft, die Menschen für sich zu gewinnen.
Diese Erfahrung habe ich auch in Ungarn und in Italien gemacht.

Der größte Fehler ist, sich besonders vorzukommen, nur weil man aus der Zentrale in Deutschland kommt. Wer ins Ausland geht, ganz gleich wohin, verlässt immer auch ein wenig seine Komfortzone. Das beginnt meist schon mit der Wohnungssuche. In Prag habe ich viele Beton- und Plattenbauten erlebt. Man hat gemerkt: Das ist ehemaliger Ostblock, auch wenn sich schon eine Menge getan hat. Untergekommen bin ich in einem Studentenwohnheim. Das war ein kleines Abenteuer. Am Arbeitsplatz richtig anzukommen, hat eine Weile gedauert. 

Als Deutscher wird man von Einheimischen häufig in die Schublade „nicht besonders offen und witzig, sehr regelorientiert“ gesteckt. Gleichwohl bin ich sehr freundlich aufgenommen worden – vielleicht, weil ich auch offen und freundlich auf Fremde zugehe.

„Es ist überall möglich, ein gutes Leben zu führen und sich wohl zu fühlen.“Markus Pratsch

Ungarn, wo ich knapp drei Jahre unter anderem in der Revision und im Vertrieb gearbeitet habe, war in anderer Weise eine Herausforderung. Dort habe ich viele Menschen eher als Einzelkämpfer erlebt, die für sich und ihre Familie das Beste wollen, aber nicht immer gleich gut im Team arbeiten. Dazu kam die, auch für mich, schwer zu erlernende Sprache. Ungarisch ist keiner anderen Sprache ähnlich, ausgenommen vielleicht dem Finnischen. In Italien, klar, da scheint manches leichter, lockerer. Aber auch hier gibt es Herausforderungen. Die Arbeit folgt manchmal anderen, weniger strukturierten Prozessen als in Deutschland. Darauf muss man sich einstellen und Mitarbeitern größere Freiheiten gewähren, Dinge zu regeln. Entscheidend ist, mehr das angestrebte Ergebnis in den Blick zu nehmen als sich auf dem Weg dahin verheddern. Das habe ich auf allen Stationen im Ausland gelernt: 

Was die vielen Jahren im Ausland mit mir gemacht haben? Klar, man muss ein wenig verrückt sein, wenn man so einen internationalen Job macht. Aber mein Horizont ist in all den Jahren sehr viel breiter geworden. Ich fühle mich als Kosmopolit und bin sicher: Es ist überall möglich, ein gutes Leben zu führen und sich wohl zu fühlen. Und es gibt, so glaube ich, niemanden, mit dem ich nicht arbeiten könnte. 

Ich werde noch eineinhalb Jahre in Italien bleiben. Was dann kommt, wird sich zeigen. Ich hätte nichts gegen einen weiteren Auslands-Job. Aber: Es ist schön, zwischendurch mal wieder nach Köln zu kommen.“

 

Arbeiten in Afrika
„Kulturunterschiede gehören hier zum Alltag“

Kaum ein Kontinent vereint so viele Völkergruppen und Landessprachen wie Afrika. Wie arbeitet es sich als „Zugezogener“ in einem solch vielfältigen Land? Wie verändert sich in solch einem Umfeld der Blickwinkel auf sich selbst? Drei Kolleginnen von der DER Touristik-Zielgebietsagentur GoVacation Africa berichten aus ihrem Arbeitsalltag in Süd- sowie Ostafrika, und was er in ihnen bewegt.

„Das Miteinander ist persönlicher als bei uns“Lena Hermann, Customer Service, GoVacation Africa (Südafrika)

Lena Hermann „Die Arbeitskultur ist in Südafrika ganz anders als in Deutschland. Das Miteinander ist insgesamt viel persönlicher und weniger förmlich. Hier haben die Menschen andere Gesprächsthemen, Werte und Bedürfnisse. 

Nicht zuletzt, weil Südafrika selbst so vielfältig ist, es gibt elf Landessprachen und so viele verschiedene Völkergruppen, dass Kulturunterschiede hier einfach zum Alltag gehören. In einer Kulturgruppe wird es beispielsweise als unhöflich empfunden, wenn man im Fahrstuhl oder an der Tür jemandem den Vortritt gewährt. Ein Grund dafür liegt im Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Das habe ich auch erst verstanden, als ich es erlebt habe. Überall Mauern, elektrischen Zäune, Sicherheitskontrollen und Security-Leute, das war anfangs eher beunruhigend, mittlerweile fällt mir das gar nicht mehr auf.

In diesem interkulturellen Arbeitsumfeld wurde mir nochmals bewusst, wie wichtig Respekt, Offenheit und Empathie sind. Insgesamt sind die Menschen hier sehr tolerant, verständnisvoll und menschlich. Das macht es auf jeden Fall einfacher für mich! Und ich habe gelernt, dass unsere deutsche Herangehensweise nicht immer automatisch die beste von allen ist… 

In der Arbeit hört man Deutsch, Französisch und verschiedene afrikanische Sprachen, obwohl die Businesssprache Englisch ist. Da viele im privaten Umfeld eine andere Sprache sprechen, ringen auch einheimische Kollegen manchmal nach dem passenden englischen Wort. Manchmal denke ich, ich würde hier gar nicht auffallen, aber das sehen die Kollegen sicher anders…“

„Hier stört niemanden, woher man kommt“Sabine Pfeiffer, Director Key Accounts Germany, GoVacation Africa (Südafrika)

Sabine Pfeiffer „Ich bin in Kapstadt geboren und habe dort vier Jahre gelebt, bis wir für sechs Jahre nach Nigeria gezogen sind. Afrika habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. 
 
Mit zehn kam ich nach Deutschland, wo ich dann insgesamt 28 prägende Jahre meines Lebens verbrachte.  Als ich in 2010 ein Jobangebot für Südafrika bekam, habe ich es gerne angenommen, da ich nach Afrika zurückwollte. Da ich die südafrikanische Arbeitswelt jedoch gar nicht kannte, hatte ich am Anfang einige Anpassungsschwierigkeiten.  

So konnte ich zum Beispiel nicht verstehen, dass man ein Abiturzeugnis oder einen Universitätsabschluss fälscht und an eine Bewerbung heftet. Ich verstand nicht, dass eine Firma neben Qualifikationen auch Fingerabdrücke und einen „credit check“ der Bewerber verlangt, um einen kriminellen Hintergrund oder hohes Schuldenaufkommen ausschließen zu können. Ich verstand auch nicht, dass der Mann im Restaurant zuerst bedient wird.  Allerdings: Ich habe bei GoVacation Personalverantwortung, also musste ich sehr schnell lernen. Zum Beispiel, dass ich regelmäßig überprüfen muss, ob Aufgaben auch so ausgeführt werden wie zuvor besprochen. Oder dass die Fehlerkultur hier eine andere ist. Ich habe daher immer wieder betont, dass es okay ist, Fehler zu machen und je eher man diese zugibt, desto schneller können sie behoben werden. 
   
In Südafrika leben viele verschiedene Kulturen mit- und nebeneinander. Es gibt Moscheen neben Synagogen neben katholischen neben anglikanischen Kirchen... Es gibt Kosher- oder Halaal-Essen im Supermarkt und dazu Schilder, die auf die jeweiligen Feiertage der unterschiedlichen Religionen hinweisen, sei es Ramadan, Yom Kippur oder Weihnachten. Das Schöne: Es stört niemanden, woher man kommt – jeder ist freundlich und offenherzig.
 
In unserem GoVacation Büro in Johannesburg herrscht eine ganz tolle Atmosphäre, da hier so viele verschiedene Kulturen zusammenarbeiten. Ich freue mich jedes Jahr, wenn zum Heritage month im September jeder sehr stolz durch traditionelle Kleidung auf seine Herkunft verweist. Dann wird das Büro kunterbunt.“

„Vertrauen aufzubauen ist der Schlüssel zum Erfolg“Marion Schmidt, GoVacation Africa (Ostafrika)

Marion Schmidt „Seit ich hier in Ostafrika bin, schätzte ich die kleineren Dinge im Leben mehr. Mir ist bewusst geworden, was wichtig und was unwichtig ist. Viele Dinge, die ich als selbstverständlich angesehen habe, sind es plötzlich nicht mehr, wenn man im Ausland lebt und arbeitet. 

Ich habe aus jeder Begegnung gelernt, insbesondere auch über mich selbst, und begonnen, die eigene Kultur zu hinterfragen oder Eigenschaften daraus anzunehmen. 

Die Herausforderung in der Arbeit hier besteht darin, ein gutes Mittelmaß zu finden zwischen den mir gewohnten Arbeitsweisen, meinen Erwartungshaltungen an die anderen und den Arbeitsalltag hier. Als Deutsche musste ich lernen, die Dinge etwas lockerer zu sehen und meine Sichtweise auf vieles zu ändern. Ich muss mich oft bremsen und zurückhalten in meinem „besser, schneller, höher, weiter“. Es hat Zeit gebraucht, zu verstehen, dass es Kulturen gibt, die sich diesem Stress nicht so aussetzen.

Vertrauen aufzubauen ist da ein Schlüssel. Und über Kulturen zu reden, um einander zu verstehen. So entstehen sehr interessante Gespräche (wie tickst Du, wie ticke ich?) Das ebnet den Weg zu einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung.“

Ãœber GoVacation:

GoVacation ist eine international tätige Incoming Agentur, die zur DER Touristik gehört. Zielgebietsagenturen sind sozusagen der verlängerte Arm eines Reiseveranstalters.

Ihre wichtigsten Aufgaben bestehen darin, bei der Produktauswahl zu helfen, Verträge von Leistungsträgern zu verhandeln (zum Beispiel Hotels, Transport, Guides etc), Reservierungen anzunehmen und die Gäste vor Ort zu betreuen.

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