1923, Jahr der Hyperinflation. In Berlin kostete ein Ei im Juni noch 800 Mark, im Dezember schon unglaubliche 320 Milliarden Mark. Binnen weniger Stunden war Geld immer weniger wert, die Menschen rechneten in Bündeln statt in Scheinen und fuhren diese in Schubkarren in die Geschäfte. Inmitten dieser Krise ließen am 13. März 1923 zwölf selbstständige Kaufleute das Gründungsprotokoll der „Erka Westkaufgenossenschaft der Kolonialwarenhändler von Erkelenz und Umgebung“ amtlich beglaubigen. Ihre – unverändert aktuelle – Vision: Mit Selbsthilfe und Mut zu neuen Wegen in der durch Kriege gebeutelten und immer stärker industrialisierten Welt bestehen zu können. Der Grundstein der heutigen REWE West eG war gelegt.

Mit ihrer nun hundertjährigen Geschichte ist die REWE West eG eine der ältesten Genossenschaften innerhalb der REWE-Handelsgruppe. Aus den anfangs zwölf Kaufleuten sind mittlerweile 272 geworden, Tendenz steigend. Viele Kaufmannsfamilien agieren bereits seit mehreren Generationen.

Carl und Katharina Post gründeten ihr Geschäft im Jahre 1888. Die Familie ist heute in fünfter Generation Genossenschaftsmitglied So wie die Familie von REWE West eG-Aufsichtsratsmitglied Birgit Dederichs. Ihre Urgroßeltern Carl und Katharina Post gründeten 1888 die Bäckerei Carl Post mit angeschlossener Kolonialwaren-Handlung, bevor sich Sohn Jakob nach mehreren Erweiterungen des Geschäfts Mitte der 1920er Jahre der REWE-Genossenschaft Büttgen anschloss. Heute ist die Familie Post/Dederichs in fünfter Generation im Lebensmitteleinzelhandel tätig.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden über 40 Genossenschaften zur heutigen REWE West eG verschmolzen, Anfang der 80er Jahre wurde das warenwirtschaftliche Geschäft auf die damalige REWE Handelsgesellschaft (RHG) übertragen. Die Genossenschaft selbst entwickelte sich zu einer operativen Vermögensverwaltungsgesellschaft. Rund 50 Immobilien befinden sich aktuell im Eigentum der REWE West eG. Zudem unterstützt die regionale Genossenschaft ihre Mitglieder mit Eigenkapitalhilfen, fördert die Aus- und Weiterbildung und organisiert Unternehmerforen. „Die Förderung unserer selbstständigen Kaufleute ist das Grundprinzip unserer Genossenschaft – und genau deshalb für die gesamte REWE-Gruppe essenziell“, erklärt Uwe Hoeveler, hauptamtlicher Vorstand der REWE West eG. „Es ist die Basis unseres Tuns“, fügt er hinzu.

Eine der großen Revolutionen im Lebensmitteleinzelhandel war die Einführung der Selbstbedienung, hier ein REWE-Markt Ende der 1950er Jahre Rund 8.000 Genossenschaften sind derzeit in Deutschland registriert. Aufgrund ihrer Struktur gilt diese Unternehmensform als besonders insolvenzsicher und stabil. Andererseits haftete ihr lange das Image eines verstaubten Vereins an. „Die Entwicklung der REWE Group ist das beste Beispiel dafür, dass das ganz und gar nicht stimmt. Wir haben uns in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach neu erfunden. Und vor allem sind wir besser durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen als viele Unternehmen, die in anderen Rechtsformen geführt werden“, weiß Hoeveler. Zudem stärke die REWE West eG die Region wie kaum ein anderes Unternehmen. Denn ihre selbstständigen Kaufleute sind nicht nur sichere Arbeitgeber für mehrere Tausend Beschäftigte, sie ist auch partnerschaftlich mit Genossenschaftsbanken, Landwirt:innen und Dienstleistern wie Bauunternehmen, Installateuren oder Malern verwoben.

Auch künftig will sich die REWE West eG auf ihre Grundwerte fokussieren und den bereits eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Gerade in turbulenten Zeiten wird deutlich, dass ein auf Werten basierendes System zukunftsfähig war, ist und sein wird. 

Mehr zum 100-jährigen Bestehen der REWE West hören Sie im Podcast mit Vorstand Uwe Hoeveler.