Interview mit Jens Siebenhaar, Geschäftsführer der REWE Systems
„Nach Lösungen, nicht nach Schuldigen suchen“
Lesedauer: 5 Minuten
Im Frühjahr beschäftigten sich die 40 Führungskräfte der REWE Systems mit Fehlerkultur und Mitarbeiterführung. one sprach mit Geschäftsführer Jens Siebenhaar über Angst, Transparenz und warum es in Teams besonders wichtig ist, Fehler einzugestehen.
one: Ganz allgemein gefragt: Der Volksmund sagt: „Aus Fehlern lernt man“. Haben Menschen im Arbeitsleben heute noch die Chance dazu?
Jens Siebenhaar: Fehler macht jeder. Das ist ziemlich normal. Und jeder hat die Chance, aus seinen Fehlern zu lernen – auch und gerade in der heutigen Arbeitswelt. Ich persönlich glaube sogar, dass Lernerfolge aus Fehlern besonders nachhaltig und wirksam sind. Das soll nun aber nicht bedeuten, dass es wünschenswert ist, ständig Fehler zu machen. Im Arbeitsumfeld geht es vielmehr um die Frage wie geht eine Organisation mit Fehlern um. Das ist das, was wir mit Fehlerkultur meinen. Durch zunehmend arbeitsteiligere Prozesse wird es immer wichtiger, dass wir offen mit Fehlern umgehen. Fehler früh zu erkennen und zu thematisieren ist für übergreifendes Arbeiten besonders wichtig. Wer aus Angst versucht Fehler zu vertuschen, torpediert den Erfolg des gesamten Teams.
Jens Siebenhaar: Fehler macht jeder. Das ist ziemlich normal. Und jeder hat die Chance, aus seinen Fehlern zu lernen – auch und gerade in der heutigen Arbeitswelt. Ich persönlich glaube sogar, dass Lernerfolge aus Fehlern besonders nachhaltig und wirksam sind. Das soll nun aber nicht bedeuten, dass es wünschenswert ist, ständig Fehler zu machen. Im Arbeitsumfeld geht es vielmehr um die Frage wie geht eine Organisation mit Fehlern um. Das ist das, was wir mit Fehlerkultur meinen. Durch zunehmend arbeitsteiligere Prozesse wird es immer wichtiger, dass wir offen mit Fehlern umgehen. Fehler früh zu erkennen und zu thematisieren ist für übergreifendes Arbeiten besonders wichtig. Wer aus Angst versucht Fehler zu vertuschen, torpediert den Erfolg des gesamten Teams.
one: Anfang des Jahres haben sich die Führungskräfte der REWE Systems mit den Themen Mitarbeiterführung und Fehlerkultur beschäftigt. Was war der Anlass?
Jens Siebenhaar: Ich habe im Rahmen der Campus-Reihe ein Seminar dazu belegt und war begeistert. Eine funktionierende Fehlerkultur ist für die REWE Systems auf zwei Ebenen wichtig: Zum einen geht es um die arbeitsorganisatorische Seite, beispielsweise wenn Prozesse angepasst werden müssen. Das spielt vor allem beim agilen Arbeiten eine Rolle. Hier sind Fehler als Chance zum Lernen explizit vorgesehen. Auf der zweiten Ebene geht es um die Mitarbeiterführung und wie man mit Fehlern umgeht. Wir müssen uns fragen, ob wir Angst schüren und einfach nur einen Schuldigen suchen oder unsere Mitarbeiter dabei unterstützen, Fehler offen anzusprechen und nachhaltig zu beheben.
Jens Siebenhaar: Ich habe im Rahmen der Campus-Reihe ein Seminar dazu belegt und war begeistert. Eine funktionierende Fehlerkultur ist für die REWE Systems auf zwei Ebenen wichtig: Zum einen geht es um die arbeitsorganisatorische Seite, beispielsweise wenn Prozesse angepasst werden müssen. Das spielt vor allem beim agilen Arbeiten eine Rolle. Hier sind Fehler als Chance zum Lernen explizit vorgesehen. Auf der zweiten Ebene geht es um die Mitarbeiterführung und wie man mit Fehlern umgeht. Wir müssen uns fragen, ob wir Angst schüren und einfach nur einen Schuldigen suchen oder unsere Mitarbeiter dabei unterstützen, Fehler offen anzusprechen und nachhaltig zu beheben.
myCampus-Seminar:
Fehlerkultur als Innovationsmotor
Wie hoch das Interesse am Thema Fehlerkultur in den Leitungsetagen ist, zeigt nicht nur das Gespräch mit Jens Siebenhaar, sondern auch ein Blick in das Seminarangebot für die oberen Führungskräfte der REWE Group. Seit einem Jahr wird im Rahmen von myCampus das Seminar „Fehlerkultur als Innovationsmotor“ angeboten, mit großem Erfolg: Von den rund 250 Top Executives des Unternehmens haben bereits knapp 40 an dem Seminar teilgenommen und erfahren, welche Chancen Fehler für ein Unternehmen darstellen und wie eine konstruktive Fehlerkultur Lernen ermöglichen und Veränderungen initiieren kann: „Das Seminar hat mit sehr starkem Praxisbezug und vielen greifbaren Beispielen aufgezeigt, dass „Fehler“ (und insbesondere der Umgang damit) ein elementarer Motor für die Weiterentwicklung eines Unternehmens, Bereichs und von einem persönlich sein können,“ so das Fazit von Seminarteilnehmer und COO PENNY, Stefan Magel.
Auch Stephanie Lotter hat für sich viel aus dem Seminar mitgenommen: „Meine Haltung zu Fehlern – meine eigenen und die anderer – hat sich deutlich verändert“, so die Bereichsleiterin Trockensortiment 2 & Drogerie Discount, REWE Group Buying. „Habe ich sonst Fehler als persönliche Niederlage empfunden, sehe ich darin jetzt in erster Linie die Chance der Weiterentwicklung. Gerade im Discount können wir uns nicht viele Fehler erlauben. Deshalb ist entscheidend, was wir schon aus kleinen Fehlern lernen können, um größere zu vermeiden und wie wir Dinge in Zukunft besser machen. Dadurch bin ich mutiger geworden.“
Das Seminar „Fehlerkultur als Innovationsmotor“ wird auch 2017 wieder Bestandteil des Seminarangebotes von myCampus sein.
Das Seminar „Fehlerkultur als Innovationsmotor“ wird auch 2017 wieder Bestandteil des Seminarangebotes von myCampus sein.
one: Was genau bedeutet Fehlerkultur bei der REWE Systems? Welche Fehlerkultur braucht die REWE Systems?
Jens Siebenhaar: Wir brauchen ein Umfeld, in dem mit Fehlern konstruktiv umgegangen wird - eine Kultur des Dazulernens. Und zwar auf verschiedenen Ebenen:
In standardisierten Arbeitsprozessen ist es natürlich unser Ziel, dass keine Fehler passieren. Die Realität zeigt aber Fehler im Sinne von Fahrlässigkeit passieren nun einmal. Dabei muss klar sein: Wir reden hier nicht über mutwillige oder gar böswillige Fehler. Auch wenn jemand immer wieder denselben Fehler macht, müssen wir uns andere Fragen stellen.
Aber wenn jemand beispielsweise bei einem Projekt feststellt, das etwas schief gelaufen ist, dann brauchen wir eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter angstfrei diese Fehler ansprechen können. Wir brauchen Transparenz, um schnell und effektiv gegensteuern zu können. Wer den Fehler verursacht hat, ist in diesem Zusammenhang nur insofern wichtig, als dass dieser Mitarbeiter der Schlüssel ist, um den Fehler zu beheben.
Bei Innovationen wie Neuentwicklungen wiederum braucht es Freiräume und Offenheit für Fehler. Hier kann es passieren, dass man in eine Richtung arbeitet, sich aber am nächsten Tag eingestehen muss, dass es die falsche war. Hier geht es darum sich auszuprobieren und mittels Trial-and-Error der besten Lösung anzunähern. Das ist nicht einfach und bedarf einer kontinuierlichen, transparenten Analyse und Mitarbeitern die mit dieser Art zu Arbeiten umgehen können.
Jens Siebenhaar: Wir brauchen ein Umfeld, in dem mit Fehlern konstruktiv umgegangen wird - eine Kultur des Dazulernens. Und zwar auf verschiedenen Ebenen:
In standardisierten Arbeitsprozessen ist es natürlich unser Ziel, dass keine Fehler passieren. Die Realität zeigt aber Fehler im Sinne von Fahrlässigkeit passieren nun einmal. Dabei muss klar sein: Wir reden hier nicht über mutwillige oder gar böswillige Fehler. Auch wenn jemand immer wieder denselben Fehler macht, müssen wir uns andere Fragen stellen.
Aber wenn jemand beispielsweise bei einem Projekt feststellt, das etwas schief gelaufen ist, dann brauchen wir eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter angstfrei diese Fehler ansprechen können. Wir brauchen Transparenz, um schnell und effektiv gegensteuern zu können. Wer den Fehler verursacht hat, ist in diesem Zusammenhang nur insofern wichtig, als dass dieser Mitarbeiter der Schlüssel ist, um den Fehler zu beheben.
Bei Innovationen wie Neuentwicklungen wiederum braucht es Freiräume und Offenheit für Fehler. Hier kann es passieren, dass man in eine Richtung arbeitet, sich aber am nächsten Tag eingestehen muss, dass es die falsche war. Hier geht es darum sich auszuprobieren und mittels Trial-and-Error der besten Lösung anzunähern. Das ist nicht einfach und bedarf einer kontinuierlichen, transparenten Analyse und Mitarbeitern die mit dieser Art zu Arbeiten umgehen können.
one: Wie war die Reaktion der Führungskräfte auf dieses Seminarangebot?
Jens Siebenhaar: Sehr positiv. Wir haben 40 Führungskräfte bei der REWE Systems. Sie konnten sich in einem spannungsfreien Umfeld mit dem Thema auseinandersetzen. Wenn etwas nicht funktioniert, dann entsteht Anspannung. In dieser Situation ist es schwierig Fehlern professionell zu begegnen. Ich habe zu Beginn des Seminars berichtet, wie ich aus zwei meiner Fehler gelernt habe, um das Thema zu öffnen. Wir haben uns dann mit Veränderungen in der Fehlerkultur bei der REWE System in den letzten Jahren beschäftigt. Wichtig ist, dass wir Denkanstöße geben und eine andere Fehlerkultur vorleben.
one: Das Seminar fand im Frühjahr statt. Gibt es schon erste Reaktionen von Führungskräften und Mitarbeitern? Was hat sich in der Fehlerkultur seitdem verändert?
Jens Siebenhaar: Ich nehme mehr Transparenz wahr und ich sehe, dass wir schon jetzt mit Fehlern besser umgehen. Auch von außen bekommen wir das Feedback, dass wir im Umgang mit Fehlern transparenter geworden sind. Klar kommt es immer noch vor, dass Fehler nicht direkt angesprochen werden, aber wir kommen immer mehr in den Modus, in dem wir stärker nach Lösungen und nicht mehr nach Schuldigen suchen. Es ist ein Prozess. Eine Fehlerkultur ändert sich ja nicht von einem Tag auf den anderen. Denn letztlich müssen viele Mitarbeiter ihr gelerntes Verhalten ändern.
one: Der Philosoph Bertrand Russell meinte: „Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.“ Können Sie dem zustimmen?
Jens Siebenhaar: Natürlich. Derjenige der Fehler zugeben kann und das auch tut, zeigt damit Stärke. Aus individueller Sicht ist es trotzdem schwer, da Fehler oft mit persönlicher Schwäche in Verbindung gebracht werden. Und es ist leider für viele Menschen immer noch unangenehm sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. Ich wünsche mir, dass alle Mitarbeiter der REWE Systems es so gut es geht versuchen.
Jens Siebenhaar: Sehr positiv. Wir haben 40 Führungskräfte bei der REWE Systems. Sie konnten sich in einem spannungsfreien Umfeld mit dem Thema auseinandersetzen. Wenn etwas nicht funktioniert, dann entsteht Anspannung. In dieser Situation ist es schwierig Fehlern professionell zu begegnen. Ich habe zu Beginn des Seminars berichtet, wie ich aus zwei meiner Fehler gelernt habe, um das Thema zu öffnen. Wir haben uns dann mit Veränderungen in der Fehlerkultur bei der REWE System in den letzten Jahren beschäftigt. Wichtig ist, dass wir Denkanstöße geben und eine andere Fehlerkultur vorleben.
one: Das Seminar fand im Frühjahr statt. Gibt es schon erste Reaktionen von Führungskräften und Mitarbeitern? Was hat sich in der Fehlerkultur seitdem verändert?
Jens Siebenhaar: Ich nehme mehr Transparenz wahr und ich sehe, dass wir schon jetzt mit Fehlern besser umgehen. Auch von außen bekommen wir das Feedback, dass wir im Umgang mit Fehlern transparenter geworden sind. Klar kommt es immer noch vor, dass Fehler nicht direkt angesprochen werden, aber wir kommen immer mehr in den Modus, in dem wir stärker nach Lösungen und nicht mehr nach Schuldigen suchen. Es ist ein Prozess. Eine Fehlerkultur ändert sich ja nicht von einem Tag auf den anderen. Denn letztlich müssen viele Mitarbeiter ihr gelerntes Verhalten ändern.
one: Der Philosoph Bertrand Russell meinte: „Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.“ Können Sie dem zustimmen?
Jens Siebenhaar: Natürlich. Derjenige der Fehler zugeben kann und das auch tut, zeigt damit Stärke. Aus individueller Sicht ist es trotzdem schwer, da Fehler oft mit persönlicher Schwäche in Verbindung gebracht werden. Und es ist leider für viele Menschen immer noch unangenehm sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen. Ich wünsche mir, dass alle Mitarbeiter der REWE Systems es so gut es geht versuchen.
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