Ehrlich einkaufen, ohne aktiv an der Kasse zu bezahlen: Klingt unglaublich, ist aber wahr. Jedenfalls im REWE City in der Kölner Innenstadt. Erste Kunden bei der offiziellen Eröffnung waren die FC-Stars Ellyes Skhiri und Thomas Kessler.
Schwupp - die Flasche Wasser, die Michael Kessler gerade aus dem Kühlregal genommen hat, verschwindet einfach im Einkaufsbeutel. Danach könnte er einfach aus dem Markt spazieren, ohne an der Kasse zu bezahlen, denn: Als erster Anbieter im deutschen Lebensmitteleinzelhandel bietet REWE seinen Kund:innen ab sofort den hybriden Einkauf an: Klassisch an der Kasse bezahlen oder innovativ ohne Kassenvorgang mittels Pick&Go, also vollautomatischem Check-out. Zur Eröffnung kauften Ellyes Skhiri und Teammanager Thomas Kessler vom 1. FC Köln an der Zeppelinstraße ein - und jeder Griff ins Regal war für die beiden ein Volltreffer.
Datenschutz war und ist ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung und beim Betrieb des Systems: Die von Kundinnen und Kunden erfassten Bildaufnahmen werden datensparsam verarbeitet und dienen ausschließlich dazu, den kassenlosen Einkauf zu ermöglichen. Das System erfasst nur Daten, um zu erkennen, welche Produkte entnommen bzw. zurückgelegt werden. Es findet weder eine Gesichtserkennung statt, noch kann das System Kund:innen nach einem Besuch im Markt wiedererkennen. Europaweit ist der Markt in der Zeppelinstraße unter den ersten Supermärkten, die hybrides Einkaufen auf diese Art und Weise unter Realbedingungen ermöglichen.
Hohe Erkennungsraten, schnelle Prozesse und großes Engagement der beteiligten Entwicklungsteams sorgten für eine erfolgreiche Testphase, in der auch der sogenannte Gruppeneinkauf realisiert wurde: “Uns war es natürlich wichtig, alle Anwendungsfälle der Kund:innen abzubilden. Häufig gehen unsere Kund:innen als Partner:innen, Kolleg:innen, Freund:innen oder ganze Familie einkaufen. Für diese Situationen muss ‘Pick&Go’ zuverlässig erkennen, welche Gruppe gemeinsam einkauft, wer die Rechnung bekommt und wer damit den Einkauf bezahlt. Das haben wir ebenfalls umgesetzt”, erklärt Anika Vooes, Projektleiterin aus dem Bereich Research & Innovation bei REWE digital. „Das System erfasst dabei jeden Nutzer und jede Nutzerin als fortlaufende Nummer und deren Skelettmerkmale. Jede Armbewegung beim Griff ins Regal wird als Aktion erkannt und bewertet: Greift die Kundin zu den Bananen oder stellt der Kunde einen Joghurt wieder zurück, all das wird erkannt. Selbst wenn Produkte falsch zurückgestellt werden, was beim Einkaufen alltäglich vorkommen kann.”
„Nach spannenden Monaten des Beta-Tests freuen wir uns jetzt, unseren Kundinnen und Kunden endlich live das ‘Pick&Go’-System als zusätzliche Einkaufsmöglichkeit anbieten zu können. Wir sind oft angesprochen worden und haben großes Interesse und viel positive Resonanz aus der Kundschaft vernommen. Als Team sind wir stolz, der erste Markt mit diesem hybriden Ansatz zu sein“, freut sich Marktmanager Darius Malucha.
Wie bei Märkten in dieser Größe üblich sind aktuell 13 Mitarbeitende sowie eine Marktleitung in der Zeppelinstraße tätig. Die Einkaufsmöglichkeit über “Pick&Go” macht ihren Job nicht überflüssig: Kund:innen schätzen auch in Zukunft die Möglichkeit des persönlichen Kontaktes. Auch künftig können Fragen zu Produkten, zum Sortiment, zu Angeboten kompetent beantwortet oder Beratung beim Einkauf angeboten werden und sogar mehr Raum bekommen.
Auch one wollte wissen, ob´s wirklich so einfach geht
Wir haben den kassenlosen Einkauf noch während der Testphase ausprobiert. one_Redakteur Achim Bachhausen lieh sich für den Probeeinkauf das Smartphone von Jonas Schächter vom Projektteam der REWE digital aus und war im Nu startklar:
"App aufgerufen, QR-Code an den Scanner im Eingang gehalten, und schon geht’s los. 'Stecken Sie ruhig alles in den Rucksack', werde ich ermuntert, erst gar nicht zum Einkaufskorb zu greifen. Also gut, packen wir´s direkt ein, spart ja auch Zeit. Und so wandern Lebensmittel, Convenience-Produkte, eine Frikadelle aus der Heißen Theke, Rasierschaum, ein Fläschchen Wein und eine Flasche Wasser in den schwarzen Fotorucksack – insgesamt sieben Artikel. Auch den einen oder anderen Fehlgriff – Joghurt wird aus dem Kühlregal genommen und wieder reingestellt – simuliere ich.
Und nun? Marschiere ich unbehelligt durch die Schleuse nach draußen ins Großstadtgewühl. Ein komisches Gefühl. Habe ich bezahlt? Und wenn ja: alles und das Richtige? Ein paar Minuten später die Erleichterung: In der App erscheint als Push-Nachricht der Bon mit meinen sieben Sachen. Der Betrag stimmt auf den Cent."
Wie geht denn so was?
Das Herzstück des Systems bilden intelligente Kameras und Sensoren in den Regalböden sowie weitere Hightechbausteine wie Server, Switches und rund sechs Kilometer Highspeednetzwerkkabel. Die Kund:innen sind auf den Bildaufnahmen nicht persönlich erkennbar. Allerdings kennt das System den genauen Standort der „Pick & Go“-Kund:innen. Das ist unerlässlich, um den Einkaufsverlauf nachvollziehen zu können. Schließlich ist der 184 Quadratmeter große REWE City ein hybrider Markt. Das heißt: Wer möchte, wird auch in Zukunft wie gewohnt an der Kasse bezahlen können. Angst um ihren Arbeitsplatz müssen die dreizehn Mitarbeiter:innen des REWE City von daher nicht haben. Das sehen übrigens auch die Kolleg:innen in der Zeppelinstraße so. Kristin Kann, stellvertretende Markleiterin, rechnet mit Mehrumsatz dank „Pick & Go“ und damit auch mit Mehraufwand, um den Warennachschub zu sichern. „Schließlich muss die Ware in die Regale.“ Marktchef Darius Malucha ergänzt: „Außerdem möchte auch das Fleischkäsebrötchen verkauft werden“, weist er auf die betreuungsintensiven Marktbereiche hin, die auch zukünftig nicht ohne Mitarbeiter:innen auskommen werden.
Als Leiter des Pilotmarktes steht Darius Malucha mit seinem Team ganz besonders im Fokus. Wie er damit umgeht, erklärt er im one_Interview.
Darius Malucha und seine Stellvertreterin Kristin Kann
one: Worin bestehen für Sie und Ihre Mitarbeitenden die Herausforderungen bei Pick & Go?
Darius Malucha: Um Verwechslungen, insbesondere bei ähnlich aussehenden Artikeln, zu vermeiden, muss die Ware auf den Punkt genau im Regal platziert werden. Angesichts der hohen Kundenfrequenz und des Sortiments von 1.500 Artikeln ist das schon eine Herausforderung. Eine weitere besteht darin, die „Pick & Go“-Kunden zu erkennen.
one: Wie hat Ihr Team auf die neue Technologie reagiert?
Darius Malucha: Manche Mitarbeitende gehören zu den Beta-Testern und kaufen über die „Pick & Go“-App ein. Wie auch die Kund:innen sind sie interessiert und neugierig auf die Technologie. Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen sie sich keine, weil ja die Kassen bleiben und es auch sonst noch genug zu tun gibt.
Darius Malucha leitet den „Pick & Go“-Pilotmarkt an der Zeppelinstraße in der Kölner City.
sechs Schritten
1. Hereinspaziert:
Für „Pick & Go“-Kund:innen öffnet sich via QR-Code die linke Schleuse.
2. Fehlgriff?
Kein Problem! Das System erkennt, wenn die Ware zurückgestellt wird.
3. Alles drin:
Selbstverständlich können auch frische Snacks und Heißgetränke eingekauft werden.
4. Einfach einpacken:
Als „Pick & Go“-Kund:in benötigt man weder Korb noch Wagen, alles kann direkt im Rucksack verstaut werden.
5. Herausfordernd:
Kameras und Sensoren erkennen selbst feinste Unterschiede. So wie hier zwischen mild und scharf.
6. Transparent:
Die Einkaufsliste mit Preisen und Gesamtbetrag erscheint nach dem Shoppen.
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Hey coole Innovation!
Ich habe mich gefragt, wie man Obst und Gemüse z.B. Bananen abgerechnet bekommt? Erkennt das System dies auch automatisch oder muss der Kunde die Ware abwiegen?
Das passende Video zum Launch findet ihr hier: youtu.be/IedHAIO0JnU