
Seit fünf Jahren sind Carina Rogalski und Eva Schwarz als Jobsharing-Duo im REWE-Marketing erfolgreich. Mit one sprachen sie darüber, was sie an dem Arbeitsmodell und aneinander schätzen und warum Ellbogen für gutes Jobsharing die falschen Körperteile sind. Ihre Führungkraft Christian Mann erklärt zudem, warum das Modell eine Win-Win-Situation für alle ist.
one: Carina, Eva, ihr bildet bereits seit 2020 ein Tandem? Wie habt ihr euch gefunden, und warum habt ihr euch für dieses Modell entschieden?
Carina Rogalski: Ich habe als Etat Direktorin in einer Münchner Agentur gearbeitet, aber als sich unser zweites Kind ankündigte, sind mein Mann und ich wieder zurück in die Kölner Heimat gezogen. Nach der Elternzeit startete ich in einer großen Agentur als Teamleitung. Eigentlich in Teilzeit mit Arbeitsende um 15 Uhr. Aber die Verantwortung und der Druck waren groß, und ich stand regelmäßig auf Spielplätzen und telefonierte mit Kunden. Als ich merkte, dass ich mich total zerreibe zwischen Familie und Job, habe ich im März 2020 in die Pandemie hinein gekündigt. Dann kam die Stellenausschreibung von REWE ums Eck, sie war mit 15 Stunden ausgeschrieben und ich dachte, „Perfekt, erstmal langsam einsteigen und schauen, was geht“.
Eva Schwarz: Ich arbeite seit 2015 im REWE-Marketing, zu der Zeit bei REWE digital im Carlswerk, und ging 2017 nach der Geburt meiner Tochter in Elternzeit. Nach einem Jahr kam ich wieder zurück – übernahm jedoch die gleichen Aufgaben trotz meiner auf 24 Stunden reduzierten Arbeitszeit. Das war dann nicht so zufriedenstellend für mich, da ich immer das Gefühl hatte, ich kann meine Aufgaben nicht so erfüllen wie vor der Elternzeit. Meine damalige Teamleiterin fragte mich dann, ob ich mir Jobsharing vorstellen könne. Ich fand die Idee super, und wir haben eine entsprechende Stelle ausgeschrieben. Bei der Personalauswahl war ich dann eng involviert, bei allen Gesprächen dabei und durfte die Entscheidung für Carina treffen.
one: Welche Herausforderungen musstet ihr am Anfang meistern?
Eva Schwarz: Eine Herausforderung war sicherlich, den Kolleg:innen verständlich zu machen, dass wir beide gleichwertige Ansprechpartnerinnen sind und zum Beispiel nicht alle Termine nur am gemeinsamen Mittwoch und Donnerstag stattfinden müssen. Aber inzwischen wird es von allen super akzeptiert und niemand hat ein Problem damit – weder innerhalb des Teams noch extern. Das Thema Jobsharing wird immer super freudig und interessiert aufgenommen.
Carina Rogalski: Die Übergabe musste sich anfangs einspielen. Wir haben dann gemeinsam ein System entwickelt, das wirklich gut funktioniert. Natürlich gibt es Tage, da flutscht uns in der Hektik bei der Übergabe etwas durch. Aber das ist die Ausnahme.

one: Welche Vorteile bietet Arbeiten im Jobsharing-Tandem? Für euch beide, aber auch für eure Führungskraft und euer Team?
Carina Rogalski: Beim klassischen Teilzeitmodell hört man in der Regel vor allen anderen auf zu arbeiten, während diese dann weiterarbeiten. Beim Jobsharing übernimmt die andere, wir lassen den Stift eigentlich nicht fallen, sondern geben ihn vielmehr als Staffelstab weiter. Das ist ein echter Vorteil an dem Modell Jobsharing. Und: Ich habe eine Sparringpartnerin, mit der ich mich austauschen kann, ob ich so richtig unterwegs bin. Wenn ich nicht weiter weiß, hat die andere vielleicht eine Idee. Wir haben doppelte Power im Sinne von ,jede denkt mit´. Und wir motivieren uns gegenseitig. Denn an den Tagen, an denen wir alleine sind, versuchen wir möglichst viel zu schaffen, damit die andere das nicht alles auf dem Tisch liegen hat.
Eva Schwarz: Der Vorteil für unsere Kolleg:innen ist klar: Sie haben immer eine Ansprechpartnerin, die eine Entscheidung trifft oder entsprechend weiterhelfen kann. Und Christian, unsere Führungskraft, kann sich darauf verlassen, dass immer jemand da ist, der sich kümmert. Für ihn ist kaum spürbar, dass wir zwei Personen sind. Er spricht uns auch gerne mal mit dem jeweils anderen Namen an…
one: Wie teilt ihr euch die Arbeit auf?
Eva Schwarz: Ich arbeite 60 Prozent, Carina 70 Prozent, die Überschneidungen geben uns mehr Flexibilität und Zeit für Übergaben und Austausch. Denn auch wenn man theoretisch alles „teilt”, macht es Sinn, bei manchen Themen klare Zuständigkeiten zu einer Person zu definieren.

one: Was ist wichtig für eure konkrete Zusammenarbeit?
Eva Schwarz: Essenziell sind die Kommunikation und der Informationsaustausch untereinander. Von Vorteil ist auch, dass wir eine ähnliche Arbeitsweise haben, wir legen beide Wert auf sehr strukturiertes Arbeiten, auf eine gute Ablage, Übergabe und Dokumentation der Projektstände. So kann jede jederzeit übernehmen. Perfekt ist es, wenn man gleich tickt, wenn die Chemie und die Vertrauensbasis stimmen. Ellbogendenken ist bei Jobsharing fehl am Platz. Man sollte an einem Strang ziehen und die gleichen Ziele verfolgen.
one: Und was tut ihr, wenn es doch mal knirscht?
Eva Schwarz: Vertrauen ist ein wichtiger Punkt. Denn wenn man ständig hinterfragt, warum die eine das jetzt wie gemacht hat, dann wird es anstrengend. Was wir mit den Jahren gelernt haben, ist: Frühzeitig darüber zu reden, wenn es mal zwischen uns knirscht.
one: Wie lautet eure Bilanz nach fünf Jahren Jobsharing?
Carina Rogalski: Ich würde es jederzeit wieder so machen, denn Jobsharing ist ein wirklich gutes Modell, um Job und Familie in Balance zu halten. Es passt vielleicht nicht für jede Stelle gleich gut. Aber für Projektmanagement, wo man Themen sehr gut nahtlos übergeben kann, ist es ein gutes System, um auch mit einer reduzierten Stundenzahl große Projekte und entsprechend Verantwortung übernehmen zu können.
one: Zum Abschluss die Frage: Was habt ihr in diesen fünf Jahren aneinander schätzen gelernt?
Carina Rogalski: Eva ist organisiert und strukturiert, eine perfekte Projektmanagerin. Und sie kümmert sich mit großer Sorgfalt um unsere Zahlen und Budgets, aber genauso um die Themen innerhalb des Teams - ob es der Reminder ist, dass jemand Geburtstag hat, oder ein Raum für den Teamtag organisiert werden muss. Außerdem kennt sie einfach jeden und weiß immer, wen man für was fragen muss.
Eva Schwarz: Carina ist super engagiert in ihrem Job und motiviert uns beide immer, die Themen voranzutreiben. Zudem denkt sie bei den Nachhaltigkeits-Themen immer sehr stark konzeptionell, so ergänzen wir uns wirklich super. Meist müssen wir uns nur anschauen und wissen, was die andere denkt. Darüber hinaus bringt Carina immer viel gute Stimmung in unser Team und hat oft einen süßen Snack in der Tasche. Ich weiß, dass wir uns immer aufeinander verlassen können und uns beide sehr wertschätzen. Das ist ein sehr gutes Gefühl.
Carina Rogalski und Eva Schwarz verantworten im Jobsharing als Senior Manager Digital Brand Communications im Bereich REWE Marketing das Thema Nachhaltigkeit für die digitalen Kanäle, darunter der Relaunch der Nachhaltigkeits-Plattform https://nachhaltigkeit-rewe.de.
Christian Mann, Lead Brand Communications, ist Führungskraft von Carina Rogarski und Eva Schwarz – und in dieser Funktion sehr zufrieden mit dem Jobsharing-Modell.
Christian Mann, Lead Brand Communications
one: Christian, gab es von dir als Führungskraft oder aus dem Team Vorbehalte gegen das Jobsharing-Modell von Carina und Eva?
Christian Mann: Nein, gar nicht. Carina Rogarski und Eva Schwarz waren bereits ein eingespieltes Jobsharing-Duo, als sie im Rahmen einer Reorganisation in unser Brand Com Team kamen. Sie werden von allen Kolleg:innen im Team und in der Abteilung sehr geschätzt, und auch gegen ihr Arbeitsmodell hatte niemand Vorbehalte. Alle Schnittstellen kennen das Modell, und Carina und Eva agieren als Single Point of Kontakt. Das heißt, sie arbeiten am gleichen Projekt und stellen immer und zu jederzeit eine durchlässige und reibungslose Projekt-Kommunikation sicher. Auch externe Agenturen, mit denen die beiden zusammenarbeiten, schätzen das Modell.
one: Aus deiner Perspektive als Führungskraft: Welche Vorteile siehst du im Jobsharing?
Christian Mann: Zum einen ermöglicht das Modell, auch herausfordernde Projekte mit der nötigen Agilität im Teilzeitmodell stemmen zu können. Zum anderen profitieren die Projekte durch ihre, sich hervorragend ergänzenden Perspektiven, die das Arbeitsergebnis positiv beeinflussen. In meinen Augen ist das Modell eine Win-Win-Situation für alle.
one: Eine „Win-Win-Situation für alle”, weil...?
Christian Mann: Zum einen ist da der Zeitfaktor: In einem Jobsharing-Duo können zwei Teilzeitbeschäftigte Verantwortung für relevante Themen und Projekte übernehmen, die man ihnen alleine - mit Blick auf das mögliche Arbeitsaufkommen - vielleicht nicht übertragen hätte. Das ist beim Jobsharing anders. Und nicht zuletzt profitiert die Qualität der Arbeitsergebnisse davon, dass Jobsharing zwei unterschiedliche Perspektiven mitbringt.
one: Welchen Rat hast du für andere Führungskräfte, die sich für ein Jobsharing-Modell in ihrem Bereich interessieren?
Christian Mann: Habt keine Angst davor! Wir haben überall im Unternehmen tolle, fachlich exzellente Mitarbeitende, die sich hervorragend organisieren können. Und die – was ich fast noch wichtiger finde – großen „Bock“ auf die REWE Group haben. Darauf sollten Führungskräfte vertrauen.