
Geteilte Führung ist doppelte Freude - für alle: Die Vorgesetzten, das Team und für das Jobsharing-Duo selbst, das sich nicht mehr zwischen Karriere und Familie entscheiden muss. Weil beides geht. Laura Mödder und Lara Wölk, Category Development & Pricing Ware Vollsortiment, über die Bedeutung von Kommunikation, ähnlichen Erwartungen, Vertrauen - und Humor.
Laura Mödder und Lara Wölk verantworten im Jobsharing als Head of Category Development & Pricing Ware Vollsortiment zwei Teams aus 15 Mitarbeitenden. Gestartet sind sie im Januar 2024, erst mit dem Bereich Category Development, in diesem März kam das Thema Pricing dazu. Laura Mödder arbeitet 24 Wochenstunden, Lara Wölk 28, jeweils verteilt auf eine 4-Tage-Woche, so dass sie sich tageweise überschneiden und Zeit für Abstimmungen und gemeinsame Projekte haben. Zudem ist jeder Arbeitstag so durch eine von beiden abgedeckt.
one: Laura, Lara: Wie kam es zu dem Jobsharing?
Laura Mödder: Beruflich kannten wir uns schon länger, privat haben wir uns dann während der zeitgleich genommenen Elternzeit angefreundet. Wir waren beide schon vor den Kindern Führungskräfte. Ich habe das Category Development-Team ursprünglich alleine geleitet, wollte aber meine Stunden reduzieren. Unser Chef hatte dann die Idee mit dem Jobsharing.
one: Wie kam die Idee bei dir an, Lara?
Lara Wölk: Ich habe während der Elternzeit den Kontakt zu unserem Chef gehalten und seine Gedanken in diese Richtung schon herausgehört. Über unsere gleichaltrigen Kinder kennen wir uns auch privat und verstehen uns sehr gut. Ich konnte mich also sehr schnell mit dem Gedanken anfreunden und teilte seine Meinung, dass das mit uns beiden gut funktionieren kann.
one: Seid ihr zu Anfang dennoch Herausforderungen begegnet?
Lara Wölk: Ich kam neu ins Team, für mich war inhaltlich am Anfang alles erst einmal fremd. Laura hatte das Team zuvor bereits geleitet, kannte Leute und Themen. Mich einzuarbeiten und schnell einen Mehrwert fürs Team darzustellen, war sicherlich meine erste Herausforderung. Ich war daher total froh, als ich sehr schnell das Feedback bekam, alle wüssten zu schätzen, dass ich da sei und einen neuen Blickwinkel mitbringen würde.
Laura Mödder: Bisher haben wir von unserem Team nur gutes Feedback erhalten. Alle schätzen es, zwei Führungskräfte mit unterschiedlichen Perspektiven und Kompetenzen zu haben, die sich dennoch gut ergänzen. Aber klar, es gibt natürlich auch Herausforderungen. Wir müssen immer sehr gut abgestimmt sein, wenn wir an einem Tag nicht zeitgleich da sind und ein Thema von der anderen am Folgetag weitergeführt werden muss. Dafür haben wir regelmäßige Jours fixes und sorgen über ein gemeinsames One Note für einen effizienten Informationsfluss.
Lara Wölk
one: Wie teilt ihr die Arbeit unter euch auf?
Laura Mödder: Grundsätzlich führen wir das Team zusammen, aufteilen wollten wir es nicht, was sicherlich auch ein möglicher Ansatz für Jobsharing wäre.
Lara Wölk: Wir arbeiten so viel wie es nötig und sinnvoll ist zusammen - und so wenig wie möglich, damit wir nicht alles doppelt machen. Jede von uns hat Schwerpunktthemen, bei denen die jeweils andere nicht zu 100 Prozent vertreten kann. In der Urlaubszeit versuchen wir, uns nicht zu überschneiden. Wenn es doch mal passiert, ist das ist kein Weltuntergang. Teams mit nur einer einzigen Führungskraft sind schließlich auch funktionsfähig, wenn diese in Urlaub oder krank ist…
one: Mehr Präsenz ist also ein Pluspunkt für Jobsharing. Welche gibt es noch?
Laura Mödder: Unser Team wie auch unser Chef profitieren von unserer „Doppelkompetenz“. Und der Vorteil für uns beide liegt klar auf der Hand: Eine Führungsrolle in Teilzeit bei den anspruchsvollen Themen wäre schwierig. Im Jobsharing aber können wir Führungskräfte sein, ohne uns entscheiden zu müssen: Karriere oder Familie.
one: Wisst ihr, warum es so gut funktioniert in eurem Tandem?
Lara Wölk: Wir mussten gar nicht so viel dafür tun. Was unseren Führungsstil angeht, haben wir ein ähnliches Mindset, ähnliche Werte und Herangehensweisen. Daher fällt es uns leicht, uns zu vertreten. Wenn ich in Lauras Abwesenheit eine Entscheidung treffen muss, dann weiß ich: Sie geht das mit.
Laura Mödder: Zudem haben wir eine ähnliche private Situation mit kleinen Kindern. Da ist es selbstverständlich, dass wir uns gegenseitig den Rücken stärken. Wichtig ist, falls es Missverständnisse gibt: Offen und transparent sein, schnell miteinander sprechen, Erwartungen und Vorstellungen auf den Tisch legen. In Lara habe ich eine tolle Sparringspartnerin. Wir besprechen vieles und ich profitiere sehr davon, wie sie mit manchen Dingen umgeht.
Lara Wölk: Genau, Kommunikation ist sehr wichtig. Vor einer herausfordernden Situation sprechen wir darüber, danach geben wir uns Feedback. Laura ist mein Coach auf Augenhöhe. Und Vertrauen spielt eine große Rolle. Auch vom Team kommt die Rückmeldung, dass wir harmonisch arbeiten. Das freut uns.
Laura Mödder
one: Was schätzt ihr aneinander?
Lara Wölk: Ich schätze an Laura ihre fachliche Kompetenz, ich habe sehr viel von ihr gelernt. Ich kann ihr blind vertrauen. Und ich schätze ihre Empathie.
Laura Mödder: Das kann ich alles genauso auch bei Lara bestätigen. Sie ist mit ihrer Kompetenz und ihrer Persönlichkeit eine große Bereicherung für unser Team. Und ich schätze Laras Humor. Wir lachen viel gemeinsam. Das macht den Arbeitsalltag auch in herausfordernden Momenten leichter.
one: Abschließend: eure Tipps für Kolleg:innen, die sich für ein Jobsharing-Modell interessieren:
Laura Mödder: Unbedingt vorab die Erwartungen und die Einstellungen miteinander abgleichen, ob zu Personalführung oder persönlichen Karriereplänen. Man sollte sich beruflich respektieren und menschlich mögen, weil man viel und eng zusammenarbeitet. Und sich gegenseitig zuhören.
Lara Wölk: Wichtig ist auch, zu wissen: Jobsharing ist immer etwas mehr als eine FTE beziehungsweise Vollzeitstelle. Wir beide haben zusammen 52 Wochenstunden, denn wir bearbeiten einige Themen zusammen und brauchen Zeit für Abstimmungen. Daher muss mehr als eine volle Stelle zur Verfügung stehen, wenn man ein über ein ähnliches Jobsharing-Modell nachdenkt.
Laura Mödder: Im Kontext von Vereinbarkeit Beruf & Familie ist Jobsharing aus unserer Sicht auf jeden Fall ein Modell, über das es sich nachzudenken lohnt.