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Berufskleidung im Wandel der Zeit
Am Anfang war der Kittel
REWE-Verkäuferinnen mit bunten Schirmmützen, Marktleiter im weißen Kittel und Zentral-Mitarbeiter in XXL-Pullovern und Leggins: Bei der Berufsbekleidung waren auch die REWE Group-Kollegen immer voll im Trend. one zeigt im Zeitstrahl die besten Bilder der vergangenen Jahrzehnte. Und Kollegen REWE-Kaufleute, Zentralisten, Toom-Kollegen und Touristiker berichten von modischen Eskapaden und unumstößlichen Traditionen.
Mann mit Mütze: Stolz präsentierte REWE-Kaufmann Udo Ridders mit Mitarbeiterin im Jahre 1997 das elegante neue Outfit der REWE West
Vertrauter Anblick: Dieses Outfit präsentierte der Vertrieb der REWE West im Jahr 2012

Kaufmannsfamilie Kramer über aktuelle und vergangene Modehits
Der Kittel geht gar nicht

Ruth, Martina, Ralf und Willi Kramer in aktueller Kleidung. Früher waren weiße Kittel und Schürzen en vogue / Foto: Achim Bachhausen Praktisch, sportlich-schick, robust und obendrein auch noch bequem – die Anforderungen an einen funktionalen Arbeitsdress sind hoch. Für one erklären Ruth, Willi, Martina und Ralf Kramer, Kaufleute in der dritten und vierten Generation, was gute Kleidung ausmacht. (Anmerkung des Verfassers: Im Laufe des Gesprächs übernehmen zunehmend die Damen das Wort. Sie sind bei Kramers offenbar die Meinungsfreudigeren in Sachen Mode.)

Blusenknöpfe, die nach der Wäsche abreißen, fusselnde Jacken, verblassende Farben, schwankende Größen und lange Lieferzeiten – man kann den Eindruck gewinnen, dass der Kostendruck auch bei dem einen oder anderen Hersteller von Berufsbekleidung nicht ohne Folgen geblieben ist. Jedenfalls wissen Mutter und Tochter einiges zu berichten. 

Willi Kramer im sommerlichen REWE-Hemd mit einem Foto seiner Vorfahren. Ein gutes Jahrhundert liegt zwischen den Aufnahmen
Auch an Formen und Farben haben Ruth und Martina Kramer ebenfalls schon so manches gesehen und – gemeinsam mit ihren Mitarbeitern – auch getragen. „Lange waren wir komplett in Schwarz, davor war Rot angesagt“, erinnert sich Ruth. „Ihr seht aus wie Trainer, hat ein Kunde da zu uns gesagt.“ Seit rund zehn Jahren ist bei Kramers Anthrazit (mit Kontrast-Mustern und Firmenlogo) angesagt. Damit haben sich alle Vier angefreundet. Wichtig sei die Vorbildfunktion: „Bei neuer Mode musst du die ganze Mannschaft mitnehmen“, weiß Martina. 

„Das REWE-Rot ist immer ganz schön.“Ruth Kramer Und was geht gar nicht? „Der Kittel“, antwortet Martina ohne Umschweife. „Der ist seit Jahren aus der Mode, und das ist auch gut so.“ Ruth erinnert sich sogar noch gut an die Steigerung des Kittels. „Zum 25-jährigen Jubiläum unseres Marktes am Oerweg in Recklinghausen haben wir farbige Schürzen getragen. Grün für Obst und Gemüse, Gelb für Käse und Rot für Fleisch und Wurst.“ Nicht gerade bequem sei das gewesen. Ruth: „Im Sommer war dat immer so warm.“


Roland Heinzerling, Warensteuerung PENNY, 40 Jahre dabei
„Für mich gibt es keinen Casual Friday“
Roland Heinzerling ist vermutlich einer der letzten überzeugten Schlipsträger in der PENNY-Verwaltung. one wollte wissen, warum er täglich in Anzug und Krawatte erscheint und was dieser Kleidungsstil über seine Persönlichkeit aussagt. 

Roland Heinzerling ist Funktionsbereichsleiter Warensteuerung bei PENNY und bezeichnet sich selbst als Exot in der PENNY-Verwaltung, denn er ist einer der wenigen Mitarbeiter, die täglich in Anzug und Krawatte im Büro erscheinen. Heinzerling war lange Zeit für die Koordination der Verteilung und Bestellung der Arbeitskleidung der PENNY-Mitarbeiter in den Märkten verantwortlich. In seinem Büro lagern noch wahre Schätzchen, wie zum Beispiel ein hellblauer Arbeitskittel aus den 1980er Jahren. 

one: Herr Heinzerling, weder hochsommerliche Temperaturen noch der Casual Friday halten Sie davon ab, jeden Tag mit Anzug und Krawatte im Büro zu erscheinen. Dabei ist ein legerer Kleidungsstil in den Verwaltungsstandorten inzwischen Gang und Gäbe. Und: Es gibt keinen Krawatten-Zwang bei PENNY. Warum kleiden Sie sich dennoch so förmlich?
Roland Heinzerling: Dieser Kleidungsstil ist Ausdruck meiner Persönlichkeit. Durch Anzug und Krawatte bringe ich meinen Respekt zum Ausdruck – sowohl für meinen Arbeitgeber als auch für mein berufliches Umfeld. Außerdem fühle ich mich in korrekter Kleidung einfach wohl. Am liebsten trage ich Maß-Anzüge und auf Maß geschneiderte weiße Hemden und dazu farblich passende Krawatten. Diese förmliche Kleidung grenzt für mich Beruf und Privatleben voneinander ab.  

one: Das bedeutet, dass Sie zu Hause legere Kleidung tragen?
Roland Heinzerling: Selbstverständlich. Anzug und Krawatte gehören zu meiner selbst gewählten „Berufsbekleidung“, seitdem ich 1981 Bezirksleiter bei PENNY geworden bin. In meiner Freizeit kleide ich mich leger und trage Jeans und Freizeithemd.

one: Wie finden Sie es, dass viele Kollegen in den Verwaltungsstandorten mit Jeans und T-Shirt zur Arbeit kommen?
Roland Heinzerling: Grundsätzlich sollte jeder selbst entscheiden können, wie er zur Arbeit kommt. Der Kleidungsstil hat auch viel mit dem Alter zu tun. Es ist das Recht der Jugend, zu rebellieren und sich gegen tradierte Normen aufzulehnen. Da der Kleidungsstil Ausdruck der individuellen Persönlichkeit ist, finde ich es okay, wenn die jungen Kollegen in Jeans zur Arbeit kommen. Für mich selbst wäre das allerdings nichts. Ich würde mich beispielsweise in Gesprächen mit Geschäftspartnern ohne Anzug und Krawatte unwohl fühlen. Von meinen eigenen Mitarbeitern erwarte ich, dass sie korrekt gekleidet sind, da sie die Abteilung nach Außen repräsentieren.  

one: Würden Sie es als Verlust von Autorität empfinden, ohne Anzug und Krawatte in solchen Gesprächen zu sitzen?
Roland Heinzerling: Nein, Autorität hat man - oder hat man eben nicht. Mit dem Kleidungsstil hat das in meinen Augen nichts zu tun. Eine Krawatte alleine macht keine Autorität.

one: Wie sind Sie denn überhaupt dazu gekommen, Anzug und Krawatte zu tragen?
Roland Heinzerling: Ich habe die klassische Handels-Laufbahn absolviert und im Markt angefangen. Als ich 1981 Bezirksleiter wurde, habe ich angefangen, Anzug und Krawatte zu tragen. Das wurde damals so erwartet. Ich fühlte mich wohl darin und deshalb habe ich diesen Kleidungsstil beibehalten.

„Eine Krawatte alleine macht keine Autorität.“Roland Heinzerlingone: Sie sind seit 40 Jahren im Unternehmen tätig. Wie hat der Kleidungsstil sich im Laufe der Jahre verändert?
Roland Heinzerling: Heute kleidet man sich individueller als noch vor einigen Jahren. Früher war es insbesondere in den Regionen so, dass wirklich alle im dunklen Anzug und Krawatte zu Besprechungen erschienen sind. Ich finde, dass der lässige Kleidungsstil heute aber auch eine gewisse Uniformität angenommen hat. So wie früher alle in dunklen Anzügen mit Krawatte zur Arbeit gekommen sind, kommen heute - zumindest am Casual Friday - alle in Jeans und T-Shirt. Letztlich wird der Kleidungsstil in entscheidender Weise von der Führung des Unternehmens vorgegeben. Wenn Vorstand oder Geschäftsführung auf die Krawatte verzichten, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich auch die unteren Hierarchien daran orientieren.

one: Sie waren als Funktionsbereichsleiter Warensteuerung lange Zeit für die Koordination und Verteilung der Berufsbekleidung in den Märkten verantwortlich. Wie hat sich die Berufsbekleidung in den Märkten im Laufe der Jahre verändert?
Roland Heinzerling: Früher haben die Mitarbeiter in den Märkten teilweise recht unförmige Kittel tragen müssen. Da waren von blau bis grau fast alle Farben dabei. Ein Beispiel habe ich hier noch im Schrank liegen. Mit dem PENNY-Relaunch im Jahr 2000 haben wir von Kitteln auf T-Shirts, Sweatshirts und für die Marktleiter Hemden mit PENNY-Logo umgestellt. Diese Kleidung ist nicht nur schöner, sondern auch zweckmäßiger. Seit zwei Jahren kauft PENNY die Berufsbekleidung nicht mehr selbst ein, sondern ist auf Mietkleidung umgestiegen. Dies bietet unter anderem den Vorteil, dass die Mitarbeiter ihre Berufsbekleidung nicht mehr selbst waschen müssen, sondern das für sie erledigt wird.


Heide Schneider, Interne Kommunikation, 26 Jahre dabei
„Übergroße Streifenpullis“

Heide Schneider, 1994 bei einer Geburtstagsfeier im Kollegenkreis „An meinem ersten Arbeitstag in der Abteilung Fotosatz, am 2.2.1991, trug ich einen grau-schwarz gestreiften Pullover, der Mode entsprechend in XXL-Größe. Eine Kollegin gestand mir später, sie hätte mich in diesem Pulli der alternativen Szene zugeordnet. Ich sah darin schon recht „ökig“ aus, wie man damals sagte. In diese Zeit gehört auch mein ebenfalls übergroßer, karierter Zweireiher. Aber ansonsten waren wir alle recht leger, wir hatten in der Abteilung Fotosatz ja kaum Kundenkontakt. 

Einen guten Überblick über die aktuellen Modetrends konnte man sich mittags in der Kantine verschaffen. Unvergesslich ist mir die Zeit, als viele Mitarbeiterinnen Leggings trugen. Und ein Kollege kleidete im Sommer seine Füße gerne in weiße Tennissocken und Birkenstocksandalen, das sorgte für Flurgetuschel. Aber ansonsten war und ist die Domstraße 20 modisch gesehen ein eher klassischer Ort. Die meisten kommen in solcher Kleidung zur Arbeit, die angemessen, aber nicht auffällig oder extravagant ist.“


Kerstin Grafe, DER Touristik-Airport-Station Düsseldorf, 20 Jahre dabei
„Am liebsten klassisch!“

„Wenn ich so zurück denke, fällt es mir wieder ein: Auch bei uns an den Airport-Stationen ging zeitweise nichts ohne Karottenhose und leichten Schlag am Bein….dazu natürlich Blazer mit Schulterpolstern. Die Mode-Revivals aus den 70ern und 80ern merkte man auch uns an. Doch grundsätzlich sind unsere Uniformen klassisch, und das finde ich auch am besten. Wir sind in Stil und Farbe traditionell genauso gekleidet wie unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort, denn der Gast soll sich schnell orientieren können: Wir an den Airport-Stationen sind der erste Kontakt, und das einheitliche Bild zieht sich durch bis ins Zielgebiet - heute wie damals. Früher gab es allerdings noch viel mehr Extras zur Uniform dazu. Zum Beispiel Haarbänder, Tücher, sogar ganz früher, noch bei LTU, Handtaschen. Das haben wir heute nicht mehr – da bleibt es bei Rock oder Hose, kurz- oder langärmliger Bluse, Weste oder Strickjacke. Und, wichtig: Nur dezenter Schmuck und Schminke – auch hier ist klassisch angesagt.“

Kerstin Schellenberger, Teamleiterin Logistik Toom Baumarkt, 26 Jahre dabei
„Von Kopf bis Fuß ein kompletter Toomi“

<div> Kerstin Schellenberger „Als ich 1991 anfing,  trugen die Frauen an der Kasse tatsächlich noch Röcke – das ist längst vorbei.  Ich fand das schon schick damals: grüner Rock und weiße Bluse, bei den Männern grüne Hose und weißes Hemd. Es hat Spaß gemacht das zu tragen.</div>

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<div>Als Stinnes 1999 von Toom übernommen wurde, wurde alles rot: Männer trugen rote Latzhosen, Frauen rote Kittel. Das war vollkommen in Ordnung, doch auch für Männer gab es die roten Kittel, das fand ich nicht so passend für die Fläche, es sah ein bisschen nach Hausmeister aus. Und für die Führungskräfte gab es so ein ganz bestimmtes Grau, ich habe es immer ‚Business-Grau‘ genannt, das fand ich nicht so schön.</div>

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<div>Unsere neue  Ausstattung finde ich total schick! Und nicht nur ich – sie wird insgesamt sehr gut angenommen. Rot, kombiniert mit viel dunklem Anthrazit, das sieht gut aus. Die Passform der Hosen ist super, man kann außerdem, wenn nicht so eine Durchschnittsfigur hat, auch Sonderanfertigungen bestellen.</div>

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<div>Optimal  ist die Vielfalt: Da ist von Mütze, Schal und Handschuhen über Hosen, Westen und Hemden bis hin zur Soft Shell Jacke einfach alles dabei, was man braucht. Die Auswahl ist riesig. Auch Sicherheitsschuhe natürlich, die trage ich zum Beispiel den ganzen Tag. Die werden übrigens auch immer leichter und schicker – es hat sich da ganz schön was getan in Sachen Berufsbekleidung in den vergangenen Jahrzehnten. Für meinen Geschmack ist die Kleidung, die wir jetzt bei Toom haben, die bis dato Beste. Darin fühlt man sich von Kopf bis Fuß wie ein kompletter Toomi!“</div>

Welches Kleidungsstück aus den vergangenen Jahrzehnten würden Sie gern für immer in der Mottenkiste verbannt sehen? Was sind Ihre ganz persönlichen No-Gos – und welchem Trend würden Sie ein Comeback wünschen?

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