Immer öfter kommt es vor, dass Regisseur*innen nach eigenem Drehbuch filmen. Immer noch selten ist es, wenn Autoren selbst zur Kamera greifen. Zwei großartige Ausnahmen sind zum einen der Brite Alex Garland, der mit dem Achtteiler „Devs“ einen Philosophie-Thriller mit virtuosen Bildern abliefert. Zum anderen ist da Anders Thomas Jensen, ohne dessen Drehbücher das dänische Filmschaffen sehr viel (Trophäen-) ärmer wäre. Mit „Helden der Wahrscheinlichkeit“ beweist er Sinn für Stochastik, Timing und Schauspielführung. Die britische Autorin Phoebe Waller-Bridge inszeniert sich zwar nicht selbst, aber sie spielt sich selbst, alias „Fleabag“, nun schon in der zweiten Staffel.
Ob als Buch, Film oder TV-Serie, im Science Fiction-Genre geht es oft um neue, unglaublich scheinende Technologien, aber nur selten um die Entwickler*innen dahinter, oder gar deren Beweggründe. Der Achtteiler „Devs“ schließt diesbezüglich eine Lücke, und tut dies zudem in Form eines Thrillers: Die Programmiererin Lily geht dem Verschwinden ihres Freundes Sergei nach. Kurz zuvor ist dieser in die Geheimabteilung der Codier-Schmiede befördert worden, für die beide arbeiten.
In „Devs“ ist nicht nur der Inhalt atemberaubend, sondern auch die künstlerische Verpackung.
Alex Garland
In seinen Büchern, Filmen und nun auch in der der Serie „Devs“ geht der 1970 in London geborene Autor und Regisseur Alex Garland oft der Frage nach, wie der Mensch trotz allerbester Absichten und höchstem Wissen, so katastrophal versagen kann. Davon erzählt schon 1996 sein Debüt-Roman „Der Strand“ – 2000 mit Leonardo DiCaprio von Danny Boyle verfilmt -, sowie auch 2014 sein Einstand als Regisseur mit dem bildgewaltigen AI-Drama „ExMachina“. Berühmt machten Garland auch seine Drehbücher zu „28 Days Later“ (2002), „Sunshine“ (2007) und „Alles, was wir geben mussten“ (2010).
Filmgenre: Science Fiction
Filmlänge: 340 Minuten
Regie: Alex Garland
Mit: Sonoya Mizuno, Nick Offerman, Jin Ha, Zach Grenier, Alison Pill
Altersfreigabe: o.A.
Start: 25.8.2021 bei Disney+ (Star)
Auf der Suche nach dem Schuldigen für ein fatales Zugunglück, bei dem die Ehefrau von Berufssoldat Markus ums Leben kommt, gelingt Autor und Regisseur Anders Thomas Jensen in „Helden der Wahrscheinlichkeit“ der Dreisatz aus Stochastik, Synchronizität und Schusswaffen. Bierernst sollte man dieses Drama aber nicht nehmen – das tut es nämlich selbst auch nicht. Nichtsdestotrotz ist es hervorragend typisiert und personifiziert mit den nötigen Kindheitstraumata durch Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas und Nicolas Bro.
Anders Thomas Jensen
Sollte je herauskommen, dass das männliche Gemüt verletzlicher ist als das weibliche, kann man dem dänischen Autor und Regisseur Anders Thomas Jensen (geb. 1972) keinen Vorwurf machen, damit hinterm Berg gehalten zu haben. Seit gut 20 Jahren beschreibt er die Narben auf Männerseelen und die Sprachlosigkeit, mit der sie sich den Weg bahnen. Das ist oft selbstironisch („Blinkende Lichter“, 2000), manchmal brutal schwarzhumorig („Adams Äpfel“, 2005) oder göttlich skurril („Men & Chicken“, 2015), aber auch tiefgründig („Brüder“, 2004) und 2010 Oscar-prämiert („In einer besseren Welt“).
Filmgenre: Actiondrama
Filmlänge: 96 Minuten
Regie: Anders Thomas Jensen
Mit: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Lars Brygmann, Nicolas Bro
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: Neue Visionen
Kinostart: 23.9.2021
„Ich habe Sex dazu verwendet, um von der Leere in meinem Herzen abzulenken.“ Fleabags Therapeutin ist nicht überzeugt. Und das obwohl Fleabag keine One Night Stands mehr hat. Und sie sogar die Trauung ihres Vaters akzeptiert Wozu also noch eine zweite Staffel?
Auftritt sexy Priester. Natürlich katholisch! Man teilt sich Kippe, defätistischen Humor, tiefgängige Gespräche, eine Flasche Wein, und dann… Gott ja, das Übliche halt.
Zweifellos hat zwischen Staffel 1 und 2 gewisser Reifungsprozess stattgefunden. Aber nicht genug, um für Autorin und Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge nicht doch jede Menge Neurosen und Klischees zur Kommentierung durch die vierte Wand übrig zu lassen.
Filmgenre: Comedy
Filmlänge: ca. 150 Minuten
Entwickler: Phoebe Waller Bridge
Mit: Phoebe Waller Bridge, Andrew Scott, Olivia Coleman
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: justbridge entertainment
Ab: 17.9.2021
Als Gamer tritt man ja bekanntlich in vielen verschiedenen Gestalten in Erscheinung: Shooter*in, Held*in, Tod, Müllwagenfahrer*in. Warum also nicht auch mal als Gans? Sogar Gans mit Mission! Im „Untitled Goose Game“ geht es darum den Menschen mächtig auf den Zeiger zu gehen, um ihnen diverse Dinge für ein Picknick abzuluchsen. Zu diesem Zweck kann man als Spieler*in nur laufen, flattern und schnappen. Vielmehr hat man sogar eine eigene Schnattertaste, mit der man der Dorfgemeinde den Marsch tröten kann.
Art: Slapstick/Rätsel
Entwickler: House House
Erhältlich für: macOS, Windows, Nintendo Switch, PS4, Xbox One
Adresse: store.steampowered.com/app/837470/Untitled_Goose_Game/