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© Universal Pictures
FILME & CO. DES MONATS
Untot und unvergessen
von Edda Bauer

Der amerikanische Regisseur Jim Jarmusch erweckt Tote zu neuem Leben. Sein britischer Kollege Danny Boyle lässt die Beatles verschwinden, um sie unvergessen zu machen. „The Dead Don’t Die“ und „Yesterday“ gehören zu den ungewöhnlichsten und unerwartet lustigen Filmen in diesem Kinosommer. Überraschend ernsthaft wird hingegen Komödien-Schauspieler Ben Stiller als Regisseur der Gefängnis-Serie „Escape at Dannemora“.

Kino 1
The Dead Don’t Die

Noch bevor irgendein Normalsterblicher diesen Film überhaupt im Kino sehen konnte, hat „The Dead Don’t Die“ Filmgeschichte geschrieben: Als erster Zombiehorrorstreifen durfte er den noblen, meist stark intellektuell geprägten Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele in Cannes eröffnen. Was zunächst als etwas verunfallter Ausrutscher ins Genre-Kino wirkt, erweist sich auf den zweiten Blick als treffsichere Gruselkomödie, die sich aller Arten von Zombies – von George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ von 1968, bis hin zu Wlan-süchtigen Online-Zockern – bewusst ist.

Jim Jarmusch

Befremdlichkeit, und wie man damit umgeht. Das ist das Thema, das die Filme des wohl bekanntesten Independent-Filmemachers der USA, Jim Jarmusch, durchzieht. Oft betreten seine Protagonisten fremdes Terrain („Permanent Vacation“, 1980), und begegnen ihm mit Humor („Down By Law“, 1986). Manchmal kommen sie aber auch darin um, wie in „Dead Man“ (1995) oder „Ghost Dog“ (1999). In „The Dead Don’t Die“ wird plötzlich die Umgebung fremd, die Personen aber sind altbekannt: Bill Murray, Adam Driver, Tilda Swinton, Iggy Pop und TomWaits gehören zur Jarmuschs Stammbesetzung.

Filmgenre: Horrorkomödie
Filmlänge: 103 Minuten 
Regie: Jim Jarmusch
Mit: Billy Murray, Adam Driver, Chloe Sevigny, Tilda Swinton, Steve Buscemi

Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Universal Pictures
Kinostart: 13.6.2019

Kino 2
Yesterday

Was wäre, wenn Sgt Pepper nie eine Band gegründet, niemand mit „Here Comes the Sun“ dem Sonnenaufgang ein Lied geschenkt oder bei „Obladi, Oblada“ mitgepfiffen hätte? Kurz, wenn die Beatles nie existiert hätten?
Womöglich war diese Frage nur eine fadenscheinige Entschuldigung dafür, einen launigen Mitwipp und –sing-Film zu machen, in dem der derzeit milchgesichtigste Megastar der Pop-Geschichte, Ed Sheeran, mit dem einstmals pilzköpfigsten Megastars in einen musikalischen Wettstreit treten kann? Und wenn schon, „Trainspotting“-Regisseur Danny Boyle hat das Beste daraus gemacht.

Ed Sheeran

Mit seiner Vorliebe für Holzfällerhemden, verwaschenen Jeans und Akustikgitarren kann man sich Ed Sheeran ohne weiteres als Sänger in einer Fußgängerzone vorstellen. Der 28jährige Brite aus Yorkshire aber füllt die größten Stadien der Welt, wo Tausende Fans bei seinen Balladen Feuerzeuge anknipsen. Ähnlich widersprüchlich scheint es zu sein, dass er seine gefühligen, folkrockigen Songs auf Alben bündelt, die nach mathematischen Operatoren (+, x, ÷) benannt sind. In „Yesterday“ gibt es für all das keine Erklärung, aber eine gute Portion Selbstironie von Sheeran.

Filmgenre: Musikfilm
Filmlänge: 112 Minuten 
Regie: Danny Boyle
Mit: Himesh Patel, Lily James, Sophia Di Martino, Meera Syal, Ed Sheeran

Altersfreigabe: ab 6
Verleih: UPI
Kinostart: 11.7.2019

DVD
Escape at Dannemora

Was Richard Matt und David Sweat verbindet, ist ihr Drang nach Freiheit. Um dem im Strafvollzug von Clinton, New York nachzugeben, bedarf es eines ausgeklügelten Plans und jeder Menge Ausdauer. Der Siebenteiler „Escape at Dannemora“ wartet mit einer Überraschung auf: Wird der Plot von zwei Männern vorangetrieben, handelt die Geschichte von einer Frau. Tilly Mitchell leitet die Knast-Näherei und steckt in der Midlife Crisis. Für Sweat und Matt ist es ein Leichtes, ihre Hormone in Wallung zu bringen und sie zur Fluchthelferin zu machen.
Schauspieler Ben Stiller ist hier als Regisseur eine Charakterstudie mit Tiefgang und Schauwerten gelungen.

Genre: Gefängnisserie
Länge: ca 425 Minuten 
Regie: Ben Stiller
Darsteller: Benicio Del Toro, Paul Dano, Patricia Arquette, Bonnie Hunt, David Morse 

Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Universal Pictures
Im Handel ab: 23.5.2019

Online
Firewatch

Am Anfang wähnt man sich noch in einem von diesen Simulationsspielen, nur dass man statt Pilot oder Weinbauer in „Firewatch“ halt Brandwächter ist. Und das zudem im tiefsten Wald von Wyoming. Was soll da schon passieren, außer einem gelegentlichen Bären? Aber da verschätzt sich Henry, in dessen Persona man als Spieler*in steckt, gewaltig. Schroffe Bauarbeiter, wilde Camper, mysteriöse Aussteiger und ehemalige Firewatcher machen „Firewatch“ zum digitalen Abenteuerspielplatz mit steigendem Schwierigkeitsgrad.

Art: Abenteuerspiel
Erhältlich für: Windows, Mac, Linux, Nintendo Switch, PS4, XBox One

Entwickler: Campo Santo
Adresse: firewatchgame.com/

Rubriken:
Unterhaltung
Schlagwörter:
Unterhaltung
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