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Einkäuferin Alexandra Brunnenkant
Sei hipp, Hering!
Hering in Sahnesauce? Da zucken viele junge Leute mit den Schultern: „Ich glaube, das hat Oma früher immer gegessen.“ Heringsprodukte, sagt Alexandra Brunnenkant, Einkäuferin für Feinkost und Convenience bei der REWE Group, seien eben eine sehr traditionelle Warengruppe – mit aber nach wie vor soliden Umsätzen. Die Zukunft? Eher ungewiss. Dabei haben Heringsartikel, von denen viele bei REWE und PENNY das Pro Planet-Label tragen, viel zu bieten. Nur angesagt sind halt gerade nicht.
Alexandra Brunnenkant, 41, hat aufgehört zu zählen, wie oft sie umgezogen ist. „Zwanzig Mal werden es wohl schon gewesen sein“, meint sie. Zunächst ein paar Mal innerhalb Thüringens, wo sie aufgewachsen ist und Betriebswirtschaft studiert hat. Danach lockte ein Job bei Aldi Süd, inklusive einiger Ortswechsel entlang des Rheins. Es folgte ein Intermezzo in Wales, dann ging es für Aldi in die USA, in die Nähe von Chicago. Zurück in Deutschland heuerte sie im Oktober 2014 bei der REWE Group an – mit Wohnort in Köln. „Ich bin eben ein ruheloser Mensch“, sagt sie.
Brunnenkant, verheiratet, keine Kinder, brennt für Eigenmarken. „Da ist man als Einkäuferin von Anfang an dabei: entwickelt mit, verkostet, testet, verhandelt mit Lieferanten.“ Schon damals, bei Aldi Süd, war sie im Einkauf tätig: Babynahrung, Tierfutter, Wasch- und Reinigungsmittel – die Warengruppen wechselten häufiger. In den USA kaufte sie für den Discounter Wein, Bier und Blumen ein. „Die Zeit in Amerika war toll: ein anderer Kulturkreis und eine Chance, mich weiterzuentwickeln“, erzählt sie. Aber es blieb bei einem kurzen Abstecher – aus familiären Gründen. Zurück in Deutschland lockte im Herbst 2014 zunächst ein Job im Category Management bei PENNY.
Bei der REWE Group ist sie Einkäuferin für Feinkost und Convenience wie zum Beispiel Antipasti, To-Go-Artikel wie Sandwiches und Fisch, insbesondere Heringsprodukte. Letztere sind, nun ja, Brunnenkannt drückt es vorsichtig aus: „eine sehr traditionelle Warengruppe“. Will sagen, sie sind seit vielen Jahren im Sortiment, ohne dass sich die Rezepturen nennenswert geändert haben. Und: Sie werden vornehmlich von älteren Kunden gekauft. „Junge Leute kennen und schätzen Sushi oder Couscous. Aber Klassiker wie Sahne-Hering, Matjesfilet oder Heringssalat haben sie noch nie gegessen. Hering ist eben nicht hipp“, beobachtet die REWE-Einkäuferin. Die Folge: Heringsprodukte haben es im Kühlregal schwer; der Absatz entwickelt sich schon lange nicht mehr positiv.
Kleine (nicht repräsentative) Umfrage im Büro: Wer hat in den vergangenen vier, fünf Wochen Hering in Sahnesauce gegessen? Ergebnis: keiner! Einer sagt: "Das stand, glaube ich, immer bei meiner Oma auf dem Speisezettel."
Können neue Rezepturen helfen? Oder andere Formen der Vermarktung, vielleicht durch modernere Verpackungen? Brunnenkant ist skeptisch. Versuche der Markenindustrie in den vergangenen Jahren sind alle gescheitert.
Sechs Heringsartikel von REWE und PENNY tragen das Pro Planet-Label. Ob die Kunden das beim Einkauf registrieren? Schwer zu sagen, meint Brunnenkant. Gleichwohl plädiert sie für höchstmögliche Transparenz und Aufklärung der Verbraucher. Im Idealfall über einen QR-Code auf der Verpackung, über den sich die Käufer mittels ihres Smartphones zum Beispiel über Fanggebiete informieren können. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Heute gibt es immerhin bei einigen Produkten die Möglichkeit, über einen auf der Verpackung aufgedruckten zehnstelligen Tracking Code Informationen abzurufen.
Können neue Rezepturen helfen? Oder andere Formen der Vermarktung, vielleicht durch modernere Verpackungen? Brunnenkant ist skeptisch. Versuche der Markenindustrie in den vergangenen Jahren sind alle gescheitert.
Sechs Heringsartikel von REWE und PENNY tragen das Pro Planet-Label. Ob die Kunden das beim Einkauf registrieren? Schwer zu sagen, meint Brunnenkant. Gleichwohl plädiert sie für höchstmögliche Transparenz und Aufklärung der Verbraucher. Im Idealfall über einen QR-Code auf der Verpackung, über den sich die Käufer mittels ihres Smartphones zum Beispiel über Fanggebiete informieren können. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Heute gibt es immerhin bei einigen Produkten die Möglichkeit, über einen auf der Verpackung aufgedruckten zehnstelligen Tracking Code Informationen abzurufen.
Ihre liebste Warengruppe? Da überlegt Brunnenkannt nicht lange. „To Go-Artikel. Der Markt ist derzeit am meisten in Bewegung, das ist unglaublich spannend. Und: Es gibt viele neue Produkte, das Marktsegment wächst.“ Alles Attribute, die Heringsprodukte nicht für sich in Anspruch nehmen können. Einerseits. Auf der anderen Seite gibt es nicht viele solcher Dauerbrenner im Sortiment, die seit Jahrzehnten verlässlich für solide Umsätze sorgen.
Auf den ersten Blick ist der Typ ist ein Blender. Unter Wasser leuchtet sein Rücken gelbgrün über blaugrün bis blauschwarz. Die Flanken glänzen silbrig – das trägt ihm den Titel „Silber des Meeres“ ein. Aber auf dem Trockenen ist der Hering eher unscheinbar. Ein Schwarmtier, von dem in jedem Jahr Millionen aus dem Nordostatlantik gefischt werden. Nach Angaben des Fischinformationszentrums ist etwa jeder fünfte in Deutschland verkaufte Fisch ein Hering.
Aufgrund seines hohen Fettgehalts eignet sich der Hering besonders gut zum Braten und Grillen. Er wird auch gerne in unterschiedlich gewürzten Marinaden eingelegt oder eingesalzen. Eine eigene Kategorie sind Matjesheringe, die entweder pur oder mit Sauce angemacht und mit schlichten Beilagen wie Pellkartoffeln serviert werden.
Haben Sie gewusst …
- dass, Nordseeheringe sehr viel Vitamin D enthalten? Dieses „Knochenvitamin“ unterstützt die Einlagerung von Kalzium im Skelett.
- dass Bischof Otto von Bamberg um das Jahr 1000 das Salzen von Heringen zum Haltbarmachen entdeckt hat? Damit wurde auch eine neue Phase der Schifffahrt eingeläutet. Denn nun waren längere Seereisen möglich.
- dass bereits in der Geschichte kein anderer Fisch eine so große wirtschaftliche Bedeutung hatte wie der Hering? Im Mittelalter bewahrte er Menschen oft vor Hungersnöten. Seinetwegen wurden sogar Kriege geführt.
- wie der Bismark-Hering zu seinem Namen kam? Reichskanzler Bismark wurde einst von seinem Arzt eine Herings-Diät verordnet. Die „sponsorte“ ein Stralsunder Fischkonserven-Fabrikant mit einem Fässchen sauer eingelegter Heringe – verbunden mit der Bitte, dieses Produkt künftig unter dem Namen „Bismark-Hering“ vertreiben zu dürfen.
- wie ein Hering zum Matjes veredelt wird? Indem er nach dem Fang so ausgenommen wird, dass ein Teil der Bauspeicheldrüse erhalten bleibt – das setzt spezielle Enzyme frei. Das Einlegen in Salzlake lässt den Geschmack optimal reifen.
8 Fragen an Alexandra Brunnenkant
Welches Talent hätten Sie gerne?Fotografisches Gedächtnis
In der Schule waren Sie...?
Klassenbeste, Schülersprecherin … immer sehr ehrgeizig
Wenn Sie nicht bei REWE arbeiten würden, wären Sie heute....?
Lehrerin
Mit wem würden Sie gerne einmal eine Woche den Job tauschen?
Mit einem Winzer in Kalifornien
Sie bekommen eine Woche Sonderurlaub. Wohin reisen Sie?
Kalifornien
Wann und worüber haben Sie sich das letzte Mal beim Einkaufen geärgert?
Kassenschlangen und Leute, die mit Münzen bezahlen
Was bestellen Sie am liebsten online?
Bücher
Ihre beste Anschaffung war…?
Mein Fahrrad
Kalifornien
Wann und worüber haben Sie sich das letzte Mal beim Einkaufen geärgert?
Kassenschlangen und Leute, die mit Münzen bezahlen
Was bestellen Sie am liebsten online?
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Ihre beste Anschaffung war…?
Mein Fahrrad
Das macht die REWE Group
Der für die REWE Group verarbeitete Hering wird im Nordostatlantik gefangen. Sämtliche Pro Planet-Heringsfilets stammen von Fischereien, die durch die internationale, unabhängige und gemeinnützige Organisation MSC (Marine Stewardship Council) nach umfassenden Prüfungen zertifiziert wurden. Um ihre Nachhaltigkeit noch zu steigern, müssen die Betriebe zusätzlich verschiedene Aktionspläne zum Beispiel zum Erhalt der Artenvielfalt erfüllen. So befischen sie den Hering nach Angaben des MSC vor allem mit frei schwimmenden Ringwaden- und Schleppnetzen. Diese berühren den Meeresboden in der Regel nicht und verschonen daher auch die dort vorkommenden Lebewesen. Bei diesen Fangmethoden kommt es zudem nur zu relativ geringem Beifang anderer Meerestiere. In Norwegen gilt ferner ein sogenanntes Discardverbot - das bedeutet, dass die dennoch mitgefangenen Fische verwertet werden müssen.
Zusätzlich hat die REWE Group eine Orientierungsliste entwickelt. Sie berücksichtigt die Bestände in den jeweiligen Fanggebieten und Fangmethoden anhand bestehender Bewertungen von folgenden Organisationen:
- Greenpeace Deutschland
- Monterey Bay Aquarium mit Seafood Watch, USA
- Sustainable Fisheries Partnership (SFP) mit www.fishsource.org Indonesien und USA
- World Wide Fund For Nature (WWF), Deutschland
Die REWE Group streicht die in der Orientierungsliste als kritisch eingestuften Fischarten bei PRO PLANET-Produkten aus ihrem Sortiment und ergänzt ihr Angebot durch weniger gefährdete Fischarten. Um die Situation der Fischbestände im Blick zu behalten und zeitnah reagieren zu können, aktualisiert die REWE Group ihre Orientierungsliste einmal im Jahr.
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