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Filme & Co. des Monats
Kunst, Komödie und künstliche Intelligenz
von Edda Bauer
Software auf Leinwand heißt die neue Mischtechnik im Kino. Aufs beste bewährt hat sie sich nun erstmalig bei „Loving Vincent“: Die animierte Filmbiografie erzählt Vincent Van Goghs letzte Stunden mit seinen eigenen Bildern. Woody Allen mixt aus Coney Island, Gangster und Beziehungsstress einen boulevardesken Film-Cocktail namens „Wonder Wheel“. Und die 10 Teile der US-Serie „Westworld“ setzen sich aus Western und Sci Fi, Philosophie und Action zu genialem Hochglanz-TV zusammen.
Kino 1:
Loving Vincent

Es war nur eine Frage der Software, bis der erste Maler durch seine Bilder zu neuem Leben erwacht. „Loving Vincent“ macht nun den Anfang. Es ist ein guter, geradezu logischer Auftakt, denn Vincent van Gogh hat seine Sicht aufs Leben nicht nur in 2100 Arbeiten – darunter 860 Ölgemälde – der Nachwelt hinterlassen, es ist vor allem eine sehr neue, starke, trotzige und doch romantische Perspektive. Erzählerisch indes hangelt sich die außergewöhnliche Filmbiografie per Sonnenblumen und Sternennächten an van Goghs mysteriösen Tod im französischen Auvers-sur-Oise entlang.

Rotoskopie

Für die Entstehung von „Loving Vincent“ malten 125 Künstler innerhalb von sechs Jahren 65.000 Ölgemälde. Kurz zuvor stellten reale Schauspieler – darunter Robert Gulaczyk (Vincent) und Saorise Ronan (Marguerite Gachet) –die Handlung vor der Kamera dar. Diese Szenen von hinten auf ihre Leinwände projiziert, ermöglichte es den Malern, die Bewegungen besonders fließend zu machen. Rotoskopie nennt man dieses Verfahren, das schon Walt Disney 1937 in „Schneewittchen“ anwandte und von Regisseur Richard Linklater 2001 für „Waking Life“ digitalisiert wurde.

Filmgenre: Biographie/Drama
Filmlänge: 95 Minuten
Regie: Dorota Kobiela, Hugh Welchman
Darsteller: Douglas Booth, Saoirse Ronan, Chris O’Dowd, Aidan Turner, Helen McCrory, Robert Gulaczyk
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Weltkino
Kinostart: 28.12.2017
Kino 2:
Wonder Wheel

Kann man es Woody Allen wirklich verübeln, dass er sich zum Nachtisch seines 50jährigen Filmschaffens ein hübsches Sahnetörtchen an Komödie gönnt? Der Meister der Bebilderung dessen, was heutzutage als „Es ist kompliziert“-Beziehungsstatus den sozialen Teil des Internets übernommen hat, will sich und sein Publikum manchmal eben auch nur gut unterhalten. Das allein ist sowieso schon kompliziert genug, wie sich in „Wonder Wheel“ zeigt. Es geht um Kellnerinnen und Gangster, um Töchter, Väter und eine verbittere Ehefrau mit Liebhaber. 

Juno Temple

Man sieht das schrill-bunte Coney Island der 50er Jahre, doch manches klingt wie ein Drama aus der Feder von Tennessee Williams. Das liegt vor allem Kate Winslet, aber nicht zuletzt auch an Juno Temple. Die 1989 in London geborene Tochter des Regisseurs Julien Temple („The Great Rock’n’Roll Swindle“) ist hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt. Film-Fans könnten sie schon in „Abbitte“, „Maleficent“ oder „Black Mass“ in Nebenrollen entdeckt haben. Serien-Freaks ist sie als clevere Musik-Produzentin in Martin Scorseses 10-teiler „Vinyl“ ein Begriff.

Filmgenre: Komödie
Filmlänge: 101 MinutenRegie: Woody Allen
Darsteller: Kate Winslet, Juno Temple, James Belushi, Justin Timberlake, David Krumholtz, Debi Mazar
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Warner Bros
Kinostart: 11.1.2018
DVD:
Westworld

In Zeiten von virtueller Realität, fragt man sich zunehmend, was überhaupt noch „die Wirklichkeit“ ist. Schon 1973 zerbrach sich Michael Crichton darüber den Kopf, als Autor und Regisseur von „Westworld“, der Yul Brynner als elektrischen Revolverhelden zur Ikone machte.

Die Serie „Westworld“, die das Autoren-Gespann Jonathan Nolan und Lisa Joy 2013 entwickelte, nimmt Crichtons Idee vom Roboter-bevölkerten Western-Park wieder auf und mischt sie mit Künstlicher Intelligenz aus Philip K. Dicks Perspektive („Blade Runner“). Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ kommen jedoch auch nicht zu kurz.

Das Ergebnis ist philosophisches, actionreiches Hochglanz-TV mit Kino-Optik.

Filmgenre: Sci Fi/Western
Filmlänge: ca. 600 Minuten
Entwickler: Jonathan Nolan, Lisa Joy
Darsteller: Evan Rachel Wood, Thandie Newton, Anthony Hopkins, Jeffrey Wright, Ed Harris, James Marsden
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Warner Home Video
Im Handel ab: 23.11.2017
Game:
Braid

Tim springt und rennt, kraxelt und fällt wie der kleine Bruder von „Super Mario“. Aber Tim verfügt über eine Fähigkeit, die außer ihm nicht viele in der Welt der Videospiele haben: Er kann die Zeit zurückdrehen. Das hilft ihm nicht nur dabei, alle Teile des Puzzels (es gibt insgesamt fünf) zu finden, manchmal ist es sogar unablässig. Genau dieser clevere Kniff hat „Braid“ seit seiner Veröffentlichung 2008 zu einem Klassiker der Independent Games gemacht. Auch zu seinem 10. Jubiläum wird der noch gerne, viel und Generationen-übergreifend gespielt.

Art: Jump’n‘Run
Erhältlich für: PC, Mac, XBOX 360
Adresse: braid-game.com
Rubriken:
Unterhaltung
Schlagwörter:
Unterhaltung
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