Das deutsche Filmschaffen besinnt sich auf seine klassischen Talente: vielschichtige Charaktere, hintergründige Geschichten und großartige Schauspieler. Zwei Filme kriegen alles unter einen Hut: In „Atlas“ wandelt Rainer Bock als Möbelpacker am Rand von Moral und Legalität. Während sich Ronald Zehrfeld als BND-Beamter am „Ende der Wahrheit“ angekommen sieht. Völlig ohne Gewissen, aber mit viel Stil macht sich die Auftragsmörderin innerhalb der sechs Episoden von „Killing Eve“ auf DVD ans Werk.
Der eine schleppt auf seinem Rücken die schwersten Schränke. Der andere stemmt sich gegen die Machenschaften eines Miethais. Als Möbelpacker Walter die Wohnung von Jan zwangsräumen soll, sieht er sich plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Walter glaubt in dem jungen Familienvater seinen einst im Stich gelassenen Sohn zu erkennen. Es sind Geschichten mit dreidimensionalen Charakteren in moralischen Schieflagen, die den deutschen Film in den 70er Jahren weltberühmt machten. Regisseur Nawrath schafft es in seinem Spielfilmdebüt „Atlas“ eben diese Kraft wiederzuerwecken.
Rainer Bock
Zu einem Charakterfilm gehört ein Charakterkopf. Rainer Bock hat ihn. Dass der gebürtige Kieler den auch einer Hauptfigur im deutschen Film leihen darf, verdankt er Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“), Michael Haneke („Das weiße Band“) und seinem Umweg über die Kultserien „Homeland“, „Better Call Saul“ und zuletzt „Das Boot“. Dabei hat der heute 64-Jährige eine lange Karriere hinter sich, als Eigner einer Kleinkunstbühne in den 70ern, junger Bühnenschauspieler in den 80ern und ab dann als erster Mann in den Ensembles der Staatstheater in Stuttgart und München.
Filmgenre: Tragödie
Filmlänge: 100 Minuten
Regie: David Nawrath
Mit: Rainer Bock, Albrecht Abraham Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Pandora
Kinostart: 25.4.2019
Einen Polit-Thriller zu drehen, in Zeiten, in denen ein realer Polit-Skandal den nächsten jagt, braucht allein schon Entschlossenheit, Mut und Durchhaltevermögen. Weil Philipp Leinemann das hat, schafft er es als Autor, diese Eigenschaften ohne jede Verbissenheit seinen Figuren zu verleihen. Als Regisseur beweist er in „Das Ende der Wahrheit“ ein feines Gespür für Adrenalin, Testosteron, deutschen Beamtensprech der gehobenen Klasse und die perfekte Besetzung: Ronald Zehrfeld, Alexander Fehling, Axel Prahl.
Ronald Zehrfeld
Mit Film und Fernsehen hat er lange nichts am Hut. Vielmehr strebt der 1977 in Ost-Berlin geborene Ronald Zehrfeld olympisches Gold im Judo an. Doch als ihm der Mauerfall einen Strich durch die Rechnung macht, bereist Zehrfeld erst die Welt, studiert danach Schauspiel und will dann vor allem auf die Bühne. Regisseur Dominik Graf lockt ihn 2005 zum Film, besetzt ihn als Liebhaber im „Roten Kakadu“ und 2010 als Kriminalen in der Serie „Im Angesicht des Verbrechens“. Für Philipp Leinemann stand Zehrfeld 2014 als SEK-Polizist in „Wir waren Könige“ vor der Kamera.
Filmgenre: Polit-Thriller
Filmlänge: 105 Minuten
Regie: Philipp Leinemann
Mit: Ronald Zehrfeld, Alexander Fehling, Claudia Michaelsen, Antje Traue, Axel Prahl
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: Prokino
Kinostart: 9.5.2019
Villanelle hat einen ganz einfachen Geschmack: exquisit, elegant und möglichst ungewöhnlich. So kleidet sie sich. So tötet sie auch. Völlig aus dem Häuschen ist Villanelle, als sich nur wegen ihr ein privates Detektiv-Team gründet. Mit dabei: Eve Polastri, MI5-Agentin mit Mörderinnen als Hobby.
„Killing Eve“ läutet das TV-Zeitalter ein, in dem sich Serien nicht mehr einfach in ein einziges Genre stopfen lassen. Der BBC Sechsteiler passt ins Crime-Fach ebenso wie in die Reihe mit dem wirklich bösen Humor und erst recht in die Feministinnenecke. Verantwortlich für die Mixtur ist Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“), die so schreibt wie Villanelle mordet.
Genre: Krimiserie
Länge: ca 360 Minuten
Entwickler: Phoebe Waller-Bridge
Darsteller: Jodie Comer, Sandra Oh, Kim Bodnia, Fiona Shaw, Darren Boyd
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Universal Pictures
Im Handel ab: 4.4.2019
Trüberbrook, der Name ist Programm. Als Quantenphysiker Thannhauser Mitte der 60 Jahre in dem westdeutschen Dorf ankommt, verspricht er sich von der tief verwaldeten Idylle nichts als Ruhe. Dabei ist er nur einen Klick vom Irrtum entfernt. So richtig klassisch per Mouse stürzt man sich ins Abenteuer, das nicht nur viel Mystery, sondern auch einen Hauch Sci Fi enthält. Berückend schön und plastisch ist dabei die Optik gestaltet, während viele der ausgefallenen Spielfiguren mit überraschend prominenter Stimme sprechen.
Art: Point and Click
Erhältlich für: Windows PC, PS4, Nintendo Switch
Adresse: headupgames.com/game/trueberbrook