Wer seinen Mitarbeitenden bei privaten Anliegen den Rücken stärkt, stärkt auch deren Arbeitskraft. Die REWE Group engagiert sich daher mit vielfältigen Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Ein Überblick.
Das Leben ist ein Fluss, kein See. Es ist immer in Bewegung, mit Strömungen, Biegungen, begradigten Verläufen, Warten in Schleusen, Hochwasser, Zuflüssen…
So wie das Leben eines Menschen immer in Bewegung ist, so ist es auch ein Unternehmen, in dem ja Menschen arbeiten. Und die Arbeit gelingt umso besser, je weniger der Lebensfluss mit Gegenströmung oder Hindernisse zu kämpfen hat.
Denn niemand gibt sein Privatleben am Markteingang oder vor der Bürotür ab. Unternehmen wie die REWE Group haben dies seit langem erkannt und unterstützen ihre Mitarbeitenden beim Umgang mit persönlichen Sorgen und Bedürfnissen durch eine familienbewusste und lebensphasenorientierte Personalpolitik.
Dafür haben sich im Laufe der vergangenen Jahre viele Bereiche der REWE Group gemäß dem audit berufundfamilie zertifizieren lassen.
Verbindliche Erklärung, eine bessere Vereinbarkeit umzusetzen
Das Zertifikat würdigt im ersten Schritt den Stand der Dinge und die Zukunftsziele des Unternehmens in punkto Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Diese Zielvereinbarung besteht aus acht Handlungsfeldern, wie Arbeitsorganisation, Kommunikation, Führung oder Services für Familien. Für jedes dieser Handlungsfelder werden konkrete Maßnahmen benannt, um sie messbar umzusetzen.
Anschließend wird in verschiedenen Auditierungsstufen regelmäßig geprüft, ob das Unternehmen die benannten Ziele umgesetzt hat und kontinuierlich weiter an der Förderung von Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben arbeitet.
Das audit berufundfamilie ist eine Art Siegel, mit der sich alle Zertifizierten - ob PENNY, REWE, Handel Deutschland oder Toom – verbindlich bereit erklären, Ziele für eine bessere Vereinbarkeit umzusetzen. Den Stellenwert des Audits erkennt man nicht zuletzt daran, dass die Zielvereinbarungen von der jeweiligen Geschäftsführung unterzeichnet werden.
Vereinbarkeit Beispiel 3: Zeit für pflegebedürftige Angehörige. Foto: Getty Images/ CasarsaGuru Aber warum die Mühe? Wer Vereinbarkeit lebt, erhöht zum einen seine externe Strahlkraft als potenzieller Arbeitgeber. Aber fast noch wichtiger: Er bindet fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen - unabhängig davon, an welchem Flusskilometer ihres beruflichen und privaten Lebens sie sich befinden: Wollen sie gerade durchstarten oder kürzertreten, Auslandsstationen absolvieren oder ein Haus bauen, müssen sie als Führungskraft die Kinder organisieren oder in Schichtarbeit die Familie am Laufen halten, träumen sie von einem Sabbatical für die Weltreise oder benötigen sie kurzfristig Zeit für die Pflege von Angehörigen ... ? Privat- und Berufsleben sind die zwei Seiten der Medaille „Mensch“.
Geben & Nehmen
Gelungene Vereinbarkeit ist ein Geben und Nehmen: Man engagiert sich mit seiner Arbeitskraft. Und das Unternehmen unterstützt dieses Engagement, zum Beispiel durch Betriebskitas, mitarbeiterorientierte Personaleinsatzplan- und Arbeitszeitregelungen, mit hilfreichen Informationen oder internen Ansprechpartnern.
Die Förderung einer lebensphasenbewussten Personalpolitik ist jetzt, in Zeiten von Corona, demografischem Wandel und gelebter Diversity besonders spannend. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (BuF) hat bei der REWE Group viele Förderer und Fürsprecherinnen. Zum Beispiel diejenigen, deren täglich Brot (und Leidenschaft) es ist, die Audit-Ziele und Maßnahmen bekannt zu machen und umzusetzen:
Michelle Frieling, Ansprechpartnerin für das Thema audit berufundfamilie für die zentrale Verwaltung Handel Deutschland, Holding und Systems. Der Bereich ist seit 2012 zertifiziert, re-auditiert & konsolidiert bis 2022.
Michelle Frieling
one: Frau Frieling, was bringen den Mitarbeitenden der zentralen Verwaltung Handel Deutschland/ Systems/ Holding/ REWE Markt/ PENNY Markt Maßnahmen, mit denen sie Berufliches und Privates vereinbaren können?
Michelle Frieling: Je einfacher es mir fällt, Anforderungen, die mein Berufs- und Privatleben an mich stellen, aufeinander abzustimmen, desto eher ist es mir möglich, einen guten Job zu machen. Dem Arbeitgeber wiederum kommt immer mehr Verantwortung zu, den Mitarbeitenden darin zu unterstützen und auf diese Weise Karrieren zu ermöglichen.
Auch in punkto Arbeitgeberattraktivität kann man sich dem Thema heutzutage nicht mehr entziehen, es ist Zeitgeist. Und die REWE Group ist schon länger genau dafür bekannt, ich nenne nur unsere Regelungen zur flexiblen Arbeitszeit oder unsere verschiedenen Serviceangebote für Mitarbeiter
Unter das Zentralaudit berufundfamilie fallen in unserem Bereich rund 4.500 Mitarbeitende in allen Lebensphasen. Es gibt so viele verschiedene Lebensentwürfe und -konzepte. Unsere Mitarbeitenden bilden den Querschnitt unserer Gesellschaft. Darauf muss ein Unternehmen reagieren. Mir ist es daher wichtig, dass wir die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben im Blick haben und alle berücksichtigen, ob Singles, Kollegen mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Eltern.
Kurzum: Die Verankerung von Vereinbarkeit im Unternehmen ist auf Grund der demografischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt nicht nur zu einer Notwendigkeit geworden. Vielmehr ist es so, dass Vereinbarkeit Vielfalt ermöglicht. Und Vielfalt in der Mitarbeiterschaft bereichert Unternehmen erwiesenermaßen.
one: Welche Themen stehen aktuell an?
Michelle Frieling: Unser Bereich ist aus meiner Sicht gut aufgestellt, viele Maßnahmen aus der Zielvereinbarung der Auditierung sind bisher umgesetzt worden. Kulturell ist die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei uns etabliert und nicht mehr wegzudenken.
So denke ich, dass dies die Geschwindigkeit und Flexibilität, mit der im letzten Jahr – wenn auch nicht direkt durch Maßnahmen aus dem Audit, sondern vielmehr durch Corona befeuert - groupweit mobiles Arbeiten und entsprechende Unterstützungsangebote umgesetzt wurden, beeinflusst hat.
Im pandemiebedingten Home Office haben zum Beispiel viele Mitarbeitende gemerkt, dass sie ihre Vaterrolle verstärkt leben können und wollen. Unser virtueller Fachvortrag zu dem Thema stieß auf große Resonanz. Wir arbeiten an einer Teams-Vortragsreihe zu weiteren Familienthemen. Aktuell planen wir die Ende Mai/Juni stattfindende Vereinbarkeitswoche. Eins der Kernthemen in unserem Bereich für dieses Jahr wird Führen in Teilzeit/ Co-Leadership/ Jobsharing sein.
Katrin Sievers ist zuständig für die Umsetzung der Vereinbarkeitsmaßnahmen der REWE Markt GmbH in Vertrieb, Verwaltung und Logistik auf nationaler Ebene. Die Verwaltung ist seit 2010 zertifiziert. Die Verbundzertifizierung der Märkte - gemeinsam mit allen teilnehmenden Partnermärkten – startete 2015. In diesem Jahr werden die Märkte rezertifiziert.
Katrin Sievers
one: Frau Sievers, wie erklären Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen das Audit berufundfamilie?
Katrin Sievers: Beruf, Familie und Privatleben miteinander zu vereinbaren, ist eine Herausforderung, die wirklich alle Mitarbeiter beschäftigt. Wenn wir als Unternehmen sie dabei unterstützen, dann profitieren alle Beteiligten. Es gibt ein breites Spektrum an unterschiedlichen Maßnahmen, diese wenden sich an alle Kollegen in ihrer jeweiligen Lebensphase, vom Azubi bis zur Mitarbeiterin, die ihre Eltern pflegt. Jeder hat ein Recht auf Vereinbarkeit. Und das Audit bietet den entsprechenden Rahmen, um das möglich zu machen.
one: Die REWE Markt GmbH steht vor der Re-Zertifizierung. Gibt es neue Ziele?
Katrin Sievers: Wir haben uns als erster großer Lebensmitteleinzelhändler das Thema Marktmanagement in Teilzeit vorgenommen und erfolgreich in mehreren Regionen pilotiert. Derzeit erstellen wir auf der Grundlage dieser Pilotierung eine entsprechende Gesamtbetriebsvereinbarung (GBV). Damit sind wir eindeutig Vorreiter im LEH. Natürlich gab es anfangs auch Bedenken. Wir müssen jedoch über solche Themen sprechen, wenn wir ein attraktiver Arbeitgeber sein wollen und vor allem qualifizierte Marktleitungen nicht verlieren möchten, die aufgrund ihrer Lebensumstände keine Vollzeittätigkeit ausüben können oder wollen. Stellen wir uns jemanden vor, der oder die großartig in seinem oder ihrem Job ist, das Zeug zu einer guten Führungskraft hat – und von Voll- auf Teilzeit reduzieren möchte: Wenn wir dazu Nein sagen, wie viel fähige Leute verlieren wir, was lassen wir da alles an Potenzial abfließen. Das kann nicht richtig sein.
Deshalb mussten wir Lösungen finden, innovativ und mutig sein. Wir haben aber großartige Unterstützung von allen Seiten erhalten, und die GBV soll nun einen entsprechenden Rahmen schaffen.
Und weil wir gerade ohnehin dicke Bretter bohren und die Pandemie uns vieles gelehrt hat, müssen wir uns auch mit dem Thema Digitalisierung auf der Fläche beschäftigen. Wir wollen prüfen, ob und in welchem Umfang Marktleitungen bestimmte Aufgaben mobil erledigen können. Auch hier ist eine entsprechende GBV in Arbeit, die uns helfen soll, so etwas auszuprobieren.
one: Welche Zielvereinbarungen wurden bereits umgesetzt?
Katrin Sievers: Vieles ist in den vergangenen Jahren fester Bestandteil unserer Zusammenarbeit geworden. Neben Themen wie Sabbaticals, einer frühzeitigen und vorausschauenden Personaleinsatzplanung, regelmäßigen Teambesprechungen und der Nutzung unserer Services der awo lifebalance freue ich mich besonders, dass ein offener Austausch zu allen Themen rund um Vereinbarkeit immer selbstverständlicher wird. Persönliches preisgeben können und Führungskräfte, die die Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden kennen, das macht ein ausbalanciertes Berufs- und Privatleben doch aus.
In den Verwaltungsstandorten hat Corona das mobile Arbeiten sehr stark nach vorne gebracht. Auch viele Module der Re-Zertifizierung konnten in dieser Situation problemlos digital durchgeführt werden. Das alles wäre noch vor einem Jahr undenkbar gewesen.
Julia Hollatz verantwortet das Audit berufundfamilie bei PENNY für die Zentrale und die fünf Regionen in Märkten, Logistik und Verwaltung. 2018 wurde mit PENNY erstmals ein Discounter auditiert. Derzeit bereiten die PENNY-Regionen die Re-Auditierung für die kommenden drei Jahre vor.
Julia Hollatz
one: Frau Hollatz, wie geht PENNY die Re-Auditierung an?
Julia Hollatz: Derzeit erheben wir in allen Regionen mittels digitaler Workshops, welche Vereinbarungsmaßnahmen wichtig sind für die Mitarbeitenden. Wir wollen, dass diese in der Unternehmenskultur verankert und gelebt werden. Nach der ersten Auditierung hat es etwas gedauert, bis das Thema bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angekommen war. Aber nach drei Jahren sind wir auf einem sehr guten Weg, dass berufundfamilie gelebt wird.
one: Wie haben Sie „berufundfamilie“ bei den Mitarbeitenden bekannt gemacht?
Julia Hollatz: Wir haben hier durch ganz vielfältige Kommunikationsmaßnahmen unsere Mitarbeiter in allen Bereichen informiert. Hier haben wir zum Beispiel ein E-Learning für unsere Vertriebsführungskräfte entwickelt, um auch sie für dieses wichtige Thema als Multiplikatoren zu gewinnen. Unsere berufundfamilie-Patinnen und Paten haben in ihren Regionen das Thema verstärkt publik gemacht, so dass wir auch dort ein Gesicht dazu haben.
Demnächst werden wir damit ins Bewerbermarketing einsteigen. Hilfreich für die Kommunikation sind auch unsere internen Medien, allen voran das PENNY live Radio mit der buf-Rubrik. Hier kommen zweimal wöchentlich Mitarbeitende als gelebte Praxisbeispiele zu Wort. Das wird gehört. Dann gibt es noch das Mitarbeitermagazin Mein PENNY, das Kundenmagazin Mittendrin oder auc h das Infonet. Wichtig ist uns, dass deutlich wird, dass sich die Maßnahmen an alle Mitarbeitenden wenden. Vom jungen Absolventen über die Lebensmitte mit kleinen Kindern bis kurz vor dem Renteneintritt: Alle Lebensphasen sind bei uns wichtig.
one: Welche Maßnahmen fallen Ihnen hier spontan ein?
Julia Hollatz: Buf heißt zum Beispiel auch, dass Mitarbeitende kürzertreten können, dass sie mit frühzeitigen, verlässlichen Schichtplänen ihr Familienleben organisieren können. Und da sind die vielen Mitarbeitervorteile: die Unterstützung durch unsere LoS!-Multiplikatoren, die kostenlose psychosoziale Sprechstunde und andere gute Konzepte, bei denen wir zum Beispiel mit dem Gesundheitsmanagement kooperieren.
Gut angenommen werden auch unsere digitalen Fachvorträge an den zentralen Verwaltungsstandorten mit Themen wie Trotzphase, Pubertät, Pflege oder Sabbaticals. In den Regionalverwaltungen hat sich in puncto mobiles Arbeiten viel bewegt. Damit das so bleibt, muss man am Ball bleiben und es immer anbieten, wo es möglich ist.
one: Ein abschließender Gedanke zum Audit?
Julia Hollatz: Geben und Nehmen ist bei berufundfamilie wichtig, das gilt gleichermaßen für Arbeitgeber und für Mitarbeitende.