Wer sich traut, kann im Oktober via Kino und TV die ganz persönlichen Grenzen austesten. Etwa die Schmerzgrenze innerhalb der 108 Minuten von „Titane“, dem schrillen Thriller, der in diesem Jahr die Goldene Palme in Cannes gewann. Buchstäblich an die Grenzen des Nervenzusammenbruchs hat Julie Delpy sich und ihre drei besten Freundinnen in der Serie „On the Verge“ inszeniert. Und tief verstrickt in die Auswirkungen von Rassismus, Sexismus und patriarchale Strukturen stößt „Die Professorin“ sechs überraschend lustige Folgen lang an die Grenzen der Diplomatie.
Die Geschichte von dem kleinen Mädchen, das nach einem Autounfall eine Titan-Platte im Kopf hat und mit Mitte 20 eine kurze Affäre mit einem Cadillac, ist lupenreines Genre-Kino. Nur welches Genre, ist nicht ganz klar. Stephen Kings Auto-Horror „Christine“ hat für „Titane“ ebenso Pate gestanden wie die Sci Fi-Thriller „Alien“ und „Species“ oder David Cronenbergs Motor-Erotikfilm „Crash“. Geht das alles zudem als feministische Metapher durch und wird von einer nicht-binären Naturgewalt wie Agathe Rouselle dargestellt, ist das durchaus preiswürdig und sehenswert.
Julia Ducournau
“Titane” ist der zweite Kinofilm der 1983 in Paris geborenen Julia Ducournau. Schon mit ihrem Kurzfilm „Junior“ hinterlässt die Absolventin der renommierten Pariser Filmhochschule „La Fémis“ 2011 bei den Filmfestspielen in Cannes einen starken Eindruck. Prompt wird ihr erster Spielfilm „Raw“ 2016 in Cannes mit dem Preis der internationalen Filmkritik ausgezeichnet. Ihren mit der Goldenen Palme gekürten Body-Horror-Thriller „Titane“ bezeichnet sie selbst als Liebesfilm. Und auch das ist nicht von der Hand zu weisen.
Filmgenre: Science Fiction
Filmlänge: 108 Minuten
Regie: Julia Ducournau
Mit: Agathe Rouselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Lais Salameh
Altersfreigabe: ab 16
Start: 3.10.2021
Nicht nur der englische Titel von Pedro Almodovars wohl berühmtester Komödie, „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ aus dem Jahr 1988, hat der französischen Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Julie Delpy bei ihrer amerikanischen Serie Pate gestanden. Auch inhaltlich wird es ähnlich turbulent, denn Julie und ihre drei besten Freundinnen gehen stramm auf die 50 zu, und damit auf einen der meist gefürchteten Abschnitte im Leben einer Frau: die Wechseljahre. Für die einen ist es die zweite Pubertät, für die anderen der Anfang vom unwiederbringlichen Ende.
Julie Delpy
Die einzige Tochter des Schauspielerpaars Marie Pillet und Albert Delpy bedient sich gerne an der eigenen Biographie, wenn es darum geht, komödiantische Drehbücher zu schreiben. Auf den Geschmack gekommen ist die 1969 geborene Actrice, als sie zusammen mit Richard Linklater und Ethan Hawke die Skripts zu Teil 2 (2004) und 3 (2013) der „Before…“-Trilogie verfasste. Es folgten „2 Tage Paris“ (2007) und „2 Tage New York (2012) und „Lolo“ (2015), die sich an ihren Erfahrungen als kulturelle Grenzgängerin und Mutter entlang hangelten.
Filmgenre: Comedy
Länge: 12 x 30 Minuten
Entwicklung: Julie Delpy
Mit: Julie Delpy, Alexia Landeau, Sarah Jones, Elisabeth Shue, Giovanni Ribisi
Altersfreigabe: o.A.
Start: 7.9.2021 auf Netflix
Ji-Yoon Kim hat es geschafft, frisch ernannt sitzt sie im Stuhl des Dekans für englische Literatur einer Ivy League Universität – als erste Frau, und noch dazu mit asiatischen Wurzeln. Wie schnell daraus ein Schleudersitz werden kann, stellt sie fest, als der beliebteste Dozent ihrer Fakultät – mit dem sie noch dazu eine Affäre hat – bei einer Vorlesung den Hitler-Gruß zeigt. Blitzartig kochen die Gemüter hoch und Ji-Yoon versucht mit geballter Diplomatie den Deckel drauf zu halten.
Mit der „Professorin“ gibt Schauspielerin Amanda Peet ihren Einstand als (Ko-) Autorin einer gescheiten Komödie, die obendrein mit Sandra Oh und Jay Duplass auf den Punkt besetzt ist.
Genre: Comedy
Länge: 6 x ca.30 Minuten
Entwickler: Amanda Peet, Annie Jukia Wyman
Mit: Sandra Oh, Jay Duplass, Bob Balaban, David Morse, Nana Mensah, Holland Taylor
Altersfreigabe: o.A.
Seit 20.8.2021 auf Netflix
Rasenmähen ist das neue Autowaschen. Längst gehört es zum guten Ton für jede Eigenheimbesitzerin oder jeden Kleingärtner am Samstagnachmittag den Rasenmäher anzuwerfen. Und wer keinen Streifen Grün sein Eigen nennen kann, der schwingt sich in den virtuellen Sitz eines Profimähers und macht aus der Wiese hinterm Schloss einen gepflegten englischen Rasen. Wer schafft, seine Bahnen ruhig und gleichmäßig zu ziehen, der darf auf dem nächsten Level dann sogar mulchen. Das macht den „Lawn Mowing Simulator“ zur perfekten Alternative für alle Heuschnupfen-Geplagten.
Art: Arbeitssimulator
Entwickler: Skyhook Games
Erhältlich für: Windows
Adresse: store.steampowered.com/app/1480560/Lawn_Mowing_Simulator/?l=german