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09.09.2015
Pro&Contra
Früher war alles besser, oder?
09.09.2015
Personen im September
Wer kommt, wer geht
ArticleId: 603magazineLehrzeit 1985: Abitur hatte damals kaum jemand, einen Computer niemand. Und trotzdem verlief die kaufmännische Ausbildung nicht so viel anders als heute. Peter Arenz, Lehrling von 1985, und Ina Künnemann, Azubi im Jahr 2015, im Gespräch.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/2/7/csm_TT_Ausbildung_Damals_und_Heute_mgt_standard_5b3ffe6445.jpg„Gute junge Leute“Ausbildung 1985 und 2015
Peter Arenz im Gespräch mit Ina Künnemann / Foto: Achim Bachhausen
Lesedauer: 5 Minuten
Ausbildung damals und heute
„Gute junge Leute“
Kein PC nirgends: Äußerlich unterschied sich eine Lehrstelle in der REWE Zentral AG vor 30 Jahren enorm von einem Ausbildungsplatz in der REWE Group von heute. Aber heute wie damals gibt es Hausunterricht - und die Wertschätzung für die REWE Group als einen Ausbildungsbetrieb, der sich für seinen Nachwuchs ins Zeug legt. Peter Arenz, Lehrling von 1985 und Ina Künnemann, Azubi heute, im Gespräch.Der Abiturient Peter Arenz absolvierte ab September 1985 eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung bei der REWE Zentral AG zum Groß- und Außenhandelskaufmann. 15 Jahre lang war er bei Toom im Einkauf für Getränke (Spirituosen, Bier) tätig. Vor vier Jahren wechselte er zur REWE Markt GmbH ins Key Account Management. Peter Arenz, 52, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Ina Künnemann, 19 Jahre, begann im September 2014 nach dem Abitur ihre Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel.
one: Herr Arenz, Frau Künnemann: Mussten Sie ein Abi in der Tasche haben, um überhaupt an eine kaufmännische Ausbildung bei der REWE Group zu denken?
Peter Arenz: Damals hatte man auch ohne Abitur Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Anders als heute bestand meine 25-köpfige Lehrgruppe gut zur Hälfte aus Real- und Hauptschülern.
Ina Künnemann: Von den rund 30 Azubis aus meinem Jahrgang hat nur eine einen Realschulabschluss. Abi oder Fachabi wurde bei der Bewerbung im Grunde vorausgesetzt.
Würde gern fürs Unternehmen ins Ausland gehen: Ina Künnemann / Foto: Achim Bachhausen
one: Frau Künnemann hat sich nur bei zwei Ausbildungsbetrieben beworben, Herr Arenz hat damals - trotz Abitur - 15 Bewerbungen rausgeschickt, bevor er den Ausbildungsvertrag in der Tasche hatte. Woran lag das?
Peter Arenz: Ja, dass ich bei REWE einen Ausbildungsvertrag erhielt, war nicht selbstverständich. Ich bin Jahrgang 1963 und gehöre damit zu den „Baby Boomern“, also zu den geburtenstarken Jahrgängen. Es gab damals viele Bewerber und wenige freie Stellen. Freunde von mir haben bis zu 200 Ausbildungsgeber angeschrieben... Mein Vater arbeitete zu dem Zeitpunkt bei Cornelius Stüssgen, so kam ich auf die Idee.

one: War für Sie beide „Handel“ der Traumberuf?
Peter Arenz: Ich wollte Journalist werden. Aber meine Eltern hielten das für brotlose Kunst. Heute bin ich zufrieden.
Ina Künnemann: Ich fand es schwer, mich zu entscheiden. Dann habe ich die „Einstieg“ in Köln besucht, eine Messe für Schulabgänger. Da kam ich mit der REWE Group ins Gespräch, die auch Partner an meiner Schule ist. Ich finde das Engagement der REWE Group zum Thema Nachhaltigkeit sehr gut, wie die Green Buildings oder die Spenden für die Tafelbewegung. Überzeugt haben mich dann auch die hohen Übernahmechancen für Azubis und die Möglichkeiten, die solch ein großes Unternehmen bietet, zum Beispiel Auslandsaufenthalte. Ich würde sehr gerne ins Ausland gehen, während meiner Ausbildung oder später.
one: Mit der REWE Group ins Ausland?
Peter Arenz: Ich habe damals Glück gehabt und kam nach der Ausbildung ins „Förderungsprogramm Außenhandel“. Das ermöglichte mir, ein halbes Jahr bei REWE Athen zu arbeiten. Die Dependance, die es heute gar nicht mehr gibt, bestand aus einem Büro und zwei Leuten, einem Ehepaar. Das war spannend, hat aber für meinen weiteren beruflichen Lebensweg keine Weichen gestellt.
Die REWE Group ist eine tolle Firma, nur leider sind die Auslandsmöglichkeiten eher begrenzt. Es ist sicher nicht für jeden jungen Menschen attraktiv, zum Beispiel in die Ukraine zu gehen. Die REWE Group bietet aber doch so viele Möglichkeiten, es ist schade, dass es den Nachwuchs heute eher zu den Multikonzernen zieht.
one: Wie attraktiv ist denn die REWE Group als Ausbilder und Arbeitgeber?
Peter Arenz:
Die REWE Group ist ein fairer Arbeitgeber und war für mich ein guter Ausbilder. Fördern und fordern, nach diesem Motto wird auch heute noch ausgebildet.
Ina Künnemann: Ja, ich bin auch zufrieden mit meiner Ausbildung. Es wird wirklich viel in uns Azubis investiert. Es gibt zum Beispiel Benimmkurse und Excelschulungen. Wir haben auch Theater gespielt, mit dem Ziel, unser Selbstbewusstsein zu stärken und das richtige Auftreten zu erlernen. Das hilft einem dann beispielsweise bei Lieferantenterminen weiter.
Gut finde ich auch die enge Verzahnung des Arbeitgebers mit der Berufsschule.
Peter Arenz: Das war bei uns auch so.
Mit einem Förderungsprogramm nach Athen gegangen: Peter Arenz / Foto: Achim Bachhausen
one: War die Berufsschule früher härter als heute - oder ist das Gegenteil der Fall?
Peter Arenz: Wir hatten Blockunterricht, je drei Monate lang. Dabei gingen wir einmal pro Woche nachmittags in die Firma. Unsere Klasse war toll, wir haben viel privat unternommen. Das war möglich, denn die Schule hat uns nicht überfordert.
Ina Künnemann: Heute haben wir auch drei Monate Blockunterricht. Zusätzlich bereitet uns das Unternehmen mit Hausunterricht, den ehemalige Berufsschullehrer abhalten, gut auf die Prüfungen vor. Wir REWE-Group-Azubis sollen mit als beste abschneiden, das ist das Ziel.
Peter Arenz:
Hausunterricht hatten wir auch. Härter als heute war aber sicher, dass wir unser Berichtsheft mit der Hand geschrieben haben. one: Von Hand geschrieben?
Peter Arenz: Ja. Und überhaupt bestand der größte Unterschied zu heute in dem völligen Fehlen von PCs, die Bürokommunikation hat sich komplett verändert. Damals gab es keine Kopierer mit automatischem Einzug, da stand ich manchmal stundenlang und legte Blatt für Blatt ein. Wenn beispielsweise Milka fünf Pfennig teurer wurde, habe ich die Artikeländerung auf einem Blatt mit Durchschlag getippt. Allerdings gab es damals auch weniger Artikel. Die Industrie hatte weniger Druck, dauernd etwas neues herzustellen. Die Kunden verlangten weniger Anreize.
one: Die Kunden haben sich verändert. Die Azubis auch?
Peter Arenz: Die heutige Generation ist freier, interessierter, weniger obrigkeitstreu. Es sind gute junge Leute. Nur nicht sehr politisch. Wir waren damals viel politischer, sind auf Demos gegangen. Im Bonner Hofgarten gegen den Nato-Doppelbeschluss, in Brokdorf gegen das Kernkraftwerk...
Ina Künnemann: Waren Nachhaltigkeit oder Green Buildings denn damals ein Thema?
Peter Arenz: Nein, so etwas wie Green Buildings gab es damals nicht. Die Grünen hatten sich ja gerade erst gegründet.
one: Wie ging - beziehungsweise wie geht - es nach der Prüfung weiter?
Peter Arenz: Ich hatte 900 Mark Einstiegsgehalt. Das war nicht viel, aber man kam damit klar.
Ina Künnemann: Mein Ziel ist, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Danach weiß ich noch nicht genau was ich machen werde. Ich würde gerne ins Ausland, ich würde gerne studieren.

Das Gespräch moderierte Bettina Rees
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