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© Wild Bunch Germany
Filme & Co. des Monats
Gender vs. Genre
von Edda Bauer

Zwei Filme bieten sich in diesem Kinowinter perfekt dafür an, die scheinbar unüberwindliche Grenze zwischen Männergenre und Frauenthema zu durchbrechen. Kinogängerinnen sollten dem spannenden und hoch emotionalen Action-Krimi „Die Wütenden – Les Misérables“ aus Frankreich eine Chance geben. Männer dürfen sich gerne von den Körpern von Kidman, Theron und Robbie in „Bombshell“ locken lassen, und sei es auch nur, um sehen, wie starke Schauspielerinnen mutige Frauen darstellen. Zum Achtteiligen BBC-Familiendrama „MotherFatherSon“ können sich dann alle wieder auf dem heimischen Sofa vorm Bildschirm treffen.

Kino 1
Die Wütenden – Les Miserables

„Es gibt weder Unkraut, noch schlechte Menschen. Es gibt nur schlechte Gärtner.“ Ans Ende von „Die Wütenden“ hat Regisseur und Ko-Autor Ladj Ly ein Zitat aus Victor Hugos „Les Misérables“ gestellt. Es rückt das Bild zurecht, das man sich als Zuschauer gemacht hat, als Migranten gegen Roma schimpfen, Polizisten auf Bürger losgehen, Kinder gegen Erwachsene kämpfen, Mädchen Jungs bedrohen, Fäuste gegen Technik erhoben werden und über allem die Frage schwebt: Wahrheit oder Pflicht? Bei aller Gewalt schafft es Ly in 100 Filminuten ein fragiles soziales Konstrukt aufzubauen.

Ladj Ly

„Die Wütenden“ ist der erste abendfüllende Spielfilm des 1980 in Mali geborenen Franzosen Ladj Ly. Es ist beileibe nicht sein erster Film. Schon mit 15 hält er per Videokamera seine Umgebung im Pariser Vorort Montfermeil fest und gründet mit drei Freunden (darunter Romain Gavras, Sohn von Regisseur Costa-Gavras) das Künstlerkollektiv Kourtrajmé. Er dreht Dokumentationen und Kurzfilme, darunter den 16-Minüter „Les Misérables“, der 2018 für den César nominiert wird. Ly macht daraus 102 spannende Minuten und gewinnt 2019 den Preis der Jury in Cannes.

Filmgenre: Krimi
Filmlänge: 102 Minuten 
Regie: Ladj Ly
Mit: Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djebril Zonga, Issa Perica, Al-Hassan Ly
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Wild Bunch, Alamode Film
Kinostart: 23.01.2020

Kino 2
Bombshell – Das Ende des Schweigens

Drei blonde Sexbomben lassen 2016 eine der größten Bomben innerhalb der US-amerikanischen Medien platzen, als sie den obersten Fox News-Chef Roger Ailes wegen sexueller Belästigung anzeigen. Es ist er Vorabend der #MeToo-Bewegung, noch befindet sich die Medienlandschaft fest in der Hand älterer, weißer Männer. Auch Ailes glaubt nicht, dass an seinem Status irgendetwas oder irgendwer, geschweige denn hübsche blonde TV-Moderatorinnen, kratzen könnte. „Bombshell“ setzt seinem Irrglauben nun ein satirisch filmisches Denkmal, mit Charlize Theron und Margot Robbie in Golden Globe-Laune.

Margot Robbie

2014 gründet Margot Robbie die Produktionsfirma LuckyChap Entertainment, um Filme zu finanzieren, in denen sie nicht als dumme, blonde Sexbombe besetzt würde. Die Gefahr, dass dem so sein könnte, ist nämlich nicht gerade klein, nachdem die 1990 in Dalby geborene Australierin in Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ eine der ungewöhnlichsten Sexszenen der Filmgeschichte hinlegt. 2017 produziert sich Robbie selbst als Eiskunstbiest Tonya Harding in „I, Tonya“ und wird prompt mit einer Oscar-Nominierung belohnt.

Filmgenre: Mediensatire
Filmlänge: 108 Minuten 
Regie: Jay Roach
Mit: Charlize Theron, Margot Robbie, Nicole Kidman, John Lithgow, Allison Janney
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Wild Bunch
Kinostart: 13.02.2020

DVD
MotherFatherSon

Auch in „MotherFatherSon“ geht es um Medien und Macht. Richard Gere gibt den amerikanischen Print-Mogul Max Finch, der im britischen Wahlkampf seine Meinungsmacht in den Dienst der Partei mit dem besten Deal für ihn stellen will. Sohn und Erbe Caden verfolgt ganz andere Ziele, zumindest solange bis ihn plötzlich ein Schlaganfall ereilt. An Cadens Stelle tritt seine Mutter Kathryn, die mit ihrem Ex-Mann Max noch ein paar Rechnungen offen hat.
Familiäre Gefühle, eiskalte Händel und Politik im Hinterzimmer hat sich Serienkreateur Tom Rob Smith vorgenommen. Aus dessen Feder flossen schon der Agentenkrimi „Kind 44“ und die Staffel „Versace“ aus der Reihe „American Crime Story“.

Genre: Dramaserie
Länge: ca 480 Minuten 
Entwickler: Tom Rob Smith
Darsteller: Richard Gere, Helen McCrory, Billy Howle, Paul Ready, Sinead Cusack
Altersfreigabe: ab 16
Vertrieb: Polyband
Im Handel ab: 28.2.2020

Game
Death Stranding

Ein Game, bei dem sich alle lieb haben? „Death Stranding“ aus der japanischen Spieleschmiede Kojima Productions hat sich viel vorgenommen. Tatsächlich wird es seinem Anspruch gerecht. Zum einen, weil es auf Hilfsbereitschaft (vor allem in Form von Likes) baut, und weniger auf Wettbewerb. Zum anderen entschleunigt sich „Death Stranding“ selbst durch längere Filmsequenzen, die -dargestellt von Schauspielern wie Norman Reedus, Mads Mikkelsen und Léa Seydoux-, eine Brücke zwischen Anime, Realfilm und Spiel schlagen.


Art: Adventure
Erhältlich für: Windows, PS4
Entwickler/Herausgeber: Hideo Kojima / 505 Games
Adresse: store.steampowered.com/app/1190460/Death_Stranding/

Rubriken:
Unterhaltung
Schlagwörter:
Unterhaltung
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