Eher selten erzählt das Kino von glücklichen Schweinen und Kühen. Umso mehr sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Etwa wenn in „First Cow“ eine Kuh mit ihrer Milch das Leben von einem Haufen Trapper und Goldsucher auf den Kopf stellt. Oder wenn die Ferkel der norwegischen Sau „Gunda“ ihren Hof erkunden und der russische Regisseur Viktor Kossakovsky das höchst eindrucksvoll mit der Kamera dokumentiert. Derweil verteidigt Kevin Costner in „Yellowstone“ seine riesige Ranch neun Episoden lang mit legalen und illegalen allen Mitteln – und nun auch auf DVD.
Eines ist klar, die Besiedelung des nordamerikanischen Westens war selten so glorreich, wie in John Wayne-Western inszeniert. Vielmehr war es oft eine blutige Angelegenheit („The Revenant“ 2015) und manchmal sogar kannibalistisch („Ravenous“, 1999). Aber ab und zu gab es auch diese kleinen, sehr skurrilen Episoden wie die von der ersten Kuh in einem Trapper-Dorf, deren Milch wertvoller gehandelt wurde als Gold. Das führte einst zu Schmalzgebäck mitten in der Prärie, und heute zu einem der witzigsten und tiefgründigsten Western der Filmgeschichte.
Kelly Reichardt
Mit nur acht Filmen in gut 25 Jahren begründete die 1961 in Florida geborene Kelly Reichardt ihren Ruf als Queen des US-amerikanischen Independent Films. Nicht zuletzt liegt das daran, dass sie in ihren Filmen die Geschichten meist über die Atmosphäre erzählt. Das gilt für zeitgenössische Stories („Wendy und Lucy“, 2008) ebenso wie für historische („Aus dem Weg nach Oregon“, 2010). Auch in „First Cow“ ist es die Atmosphäre, die dem Zuschauer dabei hilft, sich in einem zusammengewürfelten Haufen aus Glücksrittern, Goldwäschern und Pelzjägern heimisch zu fühlen.
Filmgenre: Drama
Filmlänge: 122 Minuten
Regie: Kelly Reichardt
Mit: John Magaro, Orion Lee, Toby Jones, Ewan Bremner, Manuel Rodriguez
Altersfreigabe: o.A.
Verleih: A24
VoD Start: 9.7.2021 bei Mubi
Gunda hat Schwein gehabt. Als Freiland-Sau auf einem norwegischen Hof kann sie ungestört ihren Wurf großziehen. Die Ferkel ihrerseits begeben sich auf Erkundungstour, kaum dass sie aus dem Stall gepurzelt sind. Es ist die Idylle pur und noch während man sich fragt, wann denn nun die Geschichte einsetzt, wird man sich gewahr, dass die Idylle die Geschichte ist. Regisseur Kossakovsky verfremdet sie nur wenig, wobei das nostalgische Schwarz/Weiß sehr offensichtlich ist und der pointierte Schnitt recht subtil. Slow watching vom Feinsten.
Viktor Kossakovsky
1961 im sowjetischen Leningrad geboren, begann Viktor Kossakovsky seine Karriere als Kameraassistent, bevor er in Moskau der späten 80er Jahre Regie und Drehbuch studierte. International bekannt wurde er mit den beiden Dokumentationen „Ruhe!“ und „Russia From My Window“ aus dem Jahr 2003, die beide tatsächlich nur vom Vorderfenster seiner Wohnung in St Petersburg aus gefilmt wurden. Mit dem filmischen Blick aufs Wasser in „Aquarela“ verzückte er das Publikum der Filmfestspiele in Venedig, während „Gunda“ 2020 zum Geheimtipp der 70. Berlinale avancierte.
Filmgenre: Dokumentation
Filmlänge: 93 Minuten
Regie: Victor Kossakovsky
Mit: Gunda
Altersfreigabe: o.A.
Verleih: Filmwelt
Kinostart: 19.8.2021
Montana ist einer der klassischen „Western“-Staaten. Die riesigen Weidegebiete und ihre Rinderherden zogen einst Cowboys auf Arbeitssuche an, während Nuggets im 19. Jahrhundert und Erdöl im 20. den großen und schnellen Reichtum versprachen. Hier hat die Dutton-Familie schon früh ihre Claims abgesteckt und ist seitdem dabei, ihre Rechte zu verteidigen. Nicht immer mit legalen Methoden. Die Neowestern-Serie „Yellowstone“ ist ein kongeniales Crossover aus Western und Familien-Saga à la „Dallas“ aus der Feder von Taylor Sheridan („Sicario“ 2015, „Hell or High Water“ 2016). Treffsicher besetzt mit Kevin Costner als Clan-Chef.
Filmgenre: Western
Filmlänge: 450 Minuten
Entwickler: Taylor Sheridan, John Linson
Mit: Kevin Costner, Luke Grimes, Kelly Reilly, Wes Bentley, Cole Hauser
Altersfreigabe: ab 16
Ab: 15.7.2021
Der junge Informatiker Sam Learner visualisiert öffentliche Datensätze in Diagrammen und verbindet sie mit Land- und Straßenkarten. Er macht das mit den Karrieren nationaler Basketball-Spieler ebenso wie mit den öffentlichen Treppen seiner Heimatstadt Philadelphia. Für „River Runner“ hat er das digitale Wasserstraßennetz des US-Innenministeriums zum Fließen gebracht. Alles, was man als User tun muss, ist irgendwo auf der Landkarte einen Tropfen fallen lassen und ihm dabei zuschauen, wie er sich seinen – oft sehr langen - Weg zum Atlantik oder Pazifik bahnt.
Art: Interaktive Landkarte
Entwickler: Sam Learner
Erhältlich für: alle Arten von Browser
Adresse: river-runner.samlearner.com