Lesedauer: 5 Minuten
Diversity in der REWE Group
di.to. Das Schwulen- und Lesbennetzwerk
Diversity, also die Vielfalt der Mitarbeiter, ist in vielen großen Unternehmen Programm. Bewusst werden ausländische Fachkräfte angeworben, Frauen gefördert und ältere Mitarbeiter weitergebildet. Denn „gemischte Teams“ sind ein Gewinn für die Unternehmen. Sie gelten als besonders kreativ. „Je mehr unterschiedliche Sichtweisen in einem Unternehmen vorhanden sind, umso eher entwickelt man dort Produkte, die von vielen verschiedenen Menschen gekauft werden“, sagt Christine Lüders, Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes.
Diversity in deutschen Unternehmen
Schwule und Lesben kämpfen noch darum, Teil dieser neuen Vielfalt zu werden. In vielen Konzernen haben homosexuelle Mitarbeiter in den vergangenen Jahren Arbeitsgruppen oder Netzwerke gebildet. Sie heißen Rainbow Group (Deutsche Bank), Querbeet (Telekom), Arco (Commerzbank) oder HomoSAPiens (SAP), zählen jeweils mehrere hundert Mitarbeiter und haben vor allem ein Anliegen: das Thema zu enttabuisieren. Sie helfen, Mitarbeiter zu integrieren und wollen Anlaufstelle sein für Mitarbeiter, die wegen ihrer sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz Nachteile erfahren.Denn Mitarbeiter, die ihre sexuelle Orientierung mit großem Aufwand verstecken, arbeiten deutlich weniger produktiv. Das hat eine Studie des Völklinger Kreises, des Bundesverbandes Schwuler Führungskräfte, ergeben. Der Untersuchung zufolge unterstützen viele Firmen diese Netzwerke sehr aktiv. Etwa, in dem sie dafür ein Budget zur Verfügung stellen oder „Netzwerker“ zeitweilig für Nebentätigkeiten freistellen.
Im Dezember 2013 haben acht Konzerne (Accenture, BASF, Commerzbank, Deutsche Post, Telekom, IBM, SAP, White & Case) die PrOut@Work-Foundation gegründet – eine Stiftung, über die sich Netzwerke austauschen können. Bei der REWE Group gibt es seit gut einem Jahr ein entsprechendes Netzwerk, das bisher jedoch nur über den Flurfunk auf sich aufmerksam gemacht hat. Das ändert sich jetzt: di.to., so der Name des Netzwerks, stellt sich breit auf.
Im Interview zur Gründung von di.to.:
Anna Pavlitschek und Frank Bartels, Sprecher des neuen Netzwerks
Anna Pavlitschek und Frank Bartels, Sprecher des neuen Netzwerks
one: Wie kam es zur Gründung von di.to.?
Frank Bartels: Der inoffizielle Startschuss fiel bereits vor einem Jahr. Nach dem Kölner CSD 2013 (Christopher Street Day) habe ich in einem Café am Kölner Eigelstein ein erstes Treffen von schwulen und lesbischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen initiiert. Wir haben schon nach recht kurzer Zeit festgestellt, dass der abteilungs und SGE-übergreifende Austausch untereinander den Arbeitsalltag ungemein bereichert. Meistens stehen auch die arbeitsspezifischen Themen im Fokus, weniger die sexuelle Orientierung eines jeden einzelnen.
one: Künstler, Politiker, ja auch Sportler stehen heute offen zu ihrer Homosexualität. Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen. Wozu braucht es da noch ein Netzwerk für Schwulen und Lesben, wie es die REWE Group mit di.to. hat?
Anna Pavlitschek: Homosexualität ist in der Gesellschaft angekommen, aber nicht immer im Arbeitsleben. Wir sind nicht nur ein buntes Volk, welches in Nachtclubs und auf der Straße anzutreffen ist. Auch Homosexuelle führen ein zum Teil sehr konservatives Leben und unterscheiden sich in der Arbeitswelt nicht von anderen Kollegen _ und so ist es auch in der REWE Group. Dennoch ist das Thema im Job vielfach ein Tabu. one: Mit der Folge, dass Mitarbeiter ihre Sexualität aus Angst vor Mobbing und Diskriminierung verstecken?
Anna Pavlitschek: Ja, das ist so. Und dieses Verstecken kostet ungeheuer Kraft und kann zu Vereinsamung führen. Denn in der Kantine oder auf Betriebsfeiern wird immer auch mal über den Partner gesprochen. Und solchen Situationen möchte sich mancher nicht aussetzen. Da bleibt er lieber fern. one: Wie können Netzwerke wie di.to. helfen?
Frank Bartels: Wir wollen Ansprechpartner sein für Kollegen, die sich diskriminiert fühlen. Unsere Türen sind immer offen. Aber ein Patentrezept, wie wir Betroffenen helfen können, haben wir nicht. Jeder Fall ist anders.
Anna Pavlitschek: Wir können Kontakte zu Organisationen vermitteln, die darauf spezialisiert sind, Mitarbeitern zu helfen, die sich ausgegrenzt fühlen. Wichtig ist aber auch, präventiv gegen Mobbing zu arbeiten. Etwa in Aufklärungsgesprächen mit Auszubildenden.
Frank Bartels: Hier denken wir zum Beispiel an eine Zusammenarbeit mit SchLAuNRW, einer Organisation, die die Begegnung zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Lesben und Schwulen ermöglicht. Die dahinterstehende Idee ist, dass Vorurteile und Klischees durch die direkte Begegnung wirkungsvoll hinterfragt und abgebaut werden können.
Frank Bartels: Der inoffizielle Startschuss fiel bereits vor einem Jahr. Nach dem Kölner CSD 2013 (Christopher Street Day) habe ich in einem Café am Kölner Eigelstein ein erstes Treffen von schwulen und lesbischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen initiiert. Wir haben schon nach recht kurzer Zeit festgestellt, dass der abteilungs und SGE-übergreifende Austausch untereinander den Arbeitsalltag ungemein bereichert. Meistens stehen auch die arbeitsspezifischen Themen im Fokus, weniger die sexuelle Orientierung eines jeden einzelnen.
one: Künstler, Politiker, ja auch Sportler stehen heute offen zu ihrer Homosexualität. Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen. Wozu braucht es da noch ein Netzwerk für Schwulen und Lesben, wie es die REWE Group mit di.to. hat?
Anna Pavlitschek: Homosexualität ist in der Gesellschaft angekommen, aber nicht immer im Arbeitsleben. Wir sind nicht nur ein buntes Volk, welches in Nachtclubs und auf der Straße anzutreffen ist. Auch Homosexuelle führen ein zum Teil sehr konservatives Leben und unterscheiden sich in der Arbeitswelt nicht von anderen Kollegen _ und so ist es auch in der REWE Group. Dennoch ist das Thema im Job vielfach ein Tabu. one: Mit der Folge, dass Mitarbeiter ihre Sexualität aus Angst vor Mobbing und Diskriminierung verstecken?
Anna Pavlitschek: Ja, das ist so. Und dieses Verstecken kostet ungeheuer Kraft und kann zu Vereinsamung führen. Denn in der Kantine oder auf Betriebsfeiern wird immer auch mal über den Partner gesprochen. Und solchen Situationen möchte sich mancher nicht aussetzen. Da bleibt er lieber fern. one: Wie können Netzwerke wie di.to. helfen?
Frank Bartels: Wir wollen Ansprechpartner sein für Kollegen, die sich diskriminiert fühlen. Unsere Türen sind immer offen. Aber ein Patentrezept, wie wir Betroffenen helfen können, haben wir nicht. Jeder Fall ist anders.
Anna Pavlitschek: Wir können Kontakte zu Organisationen vermitteln, die darauf spezialisiert sind, Mitarbeitern zu helfen, die sich ausgegrenzt fühlen. Wichtig ist aber auch, präventiv gegen Mobbing zu arbeiten. Etwa in Aufklärungsgesprächen mit Auszubildenden.
Frank Bartels: Hier denken wir zum Beispiel an eine Zusammenarbeit mit SchLAuNRW, einer Organisation, die die Begegnung zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Lesben und Schwulen ermöglicht. Die dahinterstehende Idee ist, dass Vorurteile und Klischees durch die direkte Begegnung wirkungsvoll hinterfragt und abgebaut werden können.
one: Gab es bei der REWE Group Fälle, bei denen Mitarbeiter wegen ihrer Homosexualität diskriminiert wurden?
Frank Bartels: Das ist vorgekommen, sogar im liberalen Köln. Aber vor allem fernab von Großstädten wie eben Köln oder Berlin, wo die Menschen mit diesem Thema vergleichsweise offen umgehen, haben es manche Kollegen nicht leicht. Und in vielen osteuropäischen Ländern ist die Situation noch schwieriger. Das beantwortet auch nochmals die Eingangsfrage, ob es ein Netzwerk wie di.to. braucht. one: Kann di.to. auch im Ausland helfen?
Frank Bartels: Das ist ein fernes Ziel. Zunächst einmal müssen wir uns in Deutschland organisieren. Schön wäre es, wenn sich irgendwann in den Regionen vergleichbare Netzwerke bilden. Bei der Deutschen Bank beispielsweise ist das schon lange üblich. Und natürlich soll di.to. ein Netzwerk für alle Landesgesellschaften der REWE Group sein. Deshalb haben wir uns auch für einen englischsprachigen Namen entschieden, der überall verstanden wird: di.to. steht für different together. one: Wie viele Mitarbeiter machen bei di.to. mit? Wie ist di.to. organisatorisch aufgestellt?
Anna Pavlitschek: Unser Mailverteiler umfasst etwa 70 Namen. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass es di.to. erst ein Jahr gibt und wir bisher nur über den Flurfunk auf uns aufmerksam gemacht haben. An unserem monatlichen Stammtisch nehmen etwa 25 Kollegen teil. Aus dem Stammtisch heraus hat sich eine achtköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die sich seit Februar im regelmäßigen Turnus trifft, um gemeinsam Projekte voranzutreiben. In erster Linie verstehen wir uns aber als Ansprechpartner für Lesben und Schwule in der REWE Group. one: Wie unterstützt die REWE Group das Netzwerk?
Frank Bartels: Wir haben uns sehr gefreut, dass mit Lionel Souque ein Vorstandsmitglied die Schirmherrschaft für di.to. übernommen hat. Ich denke, dass wir gerade mit dem Gang an die Öffentlichkeit der REWE Group auch zu einem Imagegewinn verhelfen- als modernes offenes Unternehmen, bei dem man gerne arbeiten möchte. Das ist gewiss kein Nachteil in Zeiten, in denen gute Arbeitskräfte knapp sind. Und nicht immer zählt nur die Größe des Dienstwagens (lacht). one: Wie kann man Kontakt zu di.to. aufnehmen?
Anna Pavlitschek: Wer Fragen zu di.to. hat oder einfach nur in den Verteilerkreis für weitere Aktionen aufgenommen werden möchte, kann die Arbeitsgruppe unter der Mailadresse dito@rewe-group.com kontaktieren.
Frank Bartels: Das ist vorgekommen, sogar im liberalen Köln. Aber vor allem fernab von Großstädten wie eben Köln oder Berlin, wo die Menschen mit diesem Thema vergleichsweise offen umgehen, haben es manche Kollegen nicht leicht. Und in vielen osteuropäischen Ländern ist die Situation noch schwieriger. Das beantwortet auch nochmals die Eingangsfrage, ob es ein Netzwerk wie di.to. braucht. one: Kann di.to. auch im Ausland helfen?
Frank Bartels: Das ist ein fernes Ziel. Zunächst einmal müssen wir uns in Deutschland organisieren. Schön wäre es, wenn sich irgendwann in den Regionen vergleichbare Netzwerke bilden. Bei der Deutschen Bank beispielsweise ist das schon lange üblich. Und natürlich soll di.to. ein Netzwerk für alle Landesgesellschaften der REWE Group sein. Deshalb haben wir uns auch für einen englischsprachigen Namen entschieden, der überall verstanden wird: di.to. steht für different together. one: Wie viele Mitarbeiter machen bei di.to. mit? Wie ist di.to. organisatorisch aufgestellt?
Anna Pavlitschek: Unser Mailverteiler umfasst etwa 70 Namen. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass es di.to. erst ein Jahr gibt und wir bisher nur über den Flurfunk auf uns aufmerksam gemacht haben. An unserem monatlichen Stammtisch nehmen etwa 25 Kollegen teil. Aus dem Stammtisch heraus hat sich eine achtköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die sich seit Februar im regelmäßigen Turnus trifft, um gemeinsam Projekte voranzutreiben. In erster Linie verstehen wir uns aber als Ansprechpartner für Lesben und Schwule in der REWE Group. one: Wie unterstützt die REWE Group das Netzwerk?
Frank Bartels: Wir haben uns sehr gefreut, dass mit Lionel Souque ein Vorstandsmitglied die Schirmherrschaft für di.to. übernommen hat. Ich denke, dass wir gerade mit dem Gang an die Öffentlichkeit der REWE Group auch zu einem Imagegewinn verhelfen- als modernes offenes Unternehmen, bei dem man gerne arbeiten möchte. Das ist gewiss kein Nachteil in Zeiten, in denen gute Arbeitskräfte knapp sind. Und nicht immer zählt nur die Größe des Dienstwagens (lacht). one: Wie kann man Kontakt zu di.to. aufnehmen?
Anna Pavlitschek: Wer Fragen zu di.to. hat oder einfach nur in den Verteilerkreis für weitere Aktionen aufgenommen werden möchte, kann die Arbeitsgruppe unter der Mailadresse dito@rewe-group.com kontaktieren.
Mein Kommentar
Auch interessant