38 Märkte in der Region West wurden durch die Flut im Sommer 2021 zerstört. Kauffrau Anna Pauly konnte ihr REWE Center in Kall (Eifel) kürzlich wieder eröffnen. Wie das Erlebte sie und ihr Team geprägt hat, erzählt sie hier.
one: Frau Pauly, wie haben Sie die Flutkatastrophe erlebt?
Anna Pauly: Ich weiß noch genau, es hat stark geregnet. Mit einem Kollegen wollte ich die Abflüsse auf dem Dach freiräumen. Von oben konnten wir schon die ersten Wassermassen sehen. Ich habe meine Mitarbeitenden nach Hause geschickt, die meisten aber wollten bleiben. Wir sind dann ziemlich schnell nach oben in unsere Aufenthaltsräume geflüchtet.
Schlimm war die Ungewissheit. Es gab keinen Strom und kein Netz. Und wenn einem die Feuerwehr sagt: ,Es tut uns leid, aber wir kommen nicht mehr zum Markt durch´, wird einem schon anders. Wir mussten die Nacht im Markt verbringen und haben uns gegenseitig Kraft gegeben.
one: Wie ging es danach weiter?
Anna Pauly: Am nächsten Tag haben wir geschaut, wie es im Markt aussieht. Die Fliesen waren von den Wänden gesprungen, die Bodenplatte hatte sich verschoben – und alles war voller Schlamm. Ein Statiker musste den Markt prüfen und hat ihn schlussendlich gesperrt. Erst nach vier Wochen durften wir wieder rein und auf- sowie ausräumen. Der Teamzusammenhalt war gigantisch, alle haben mit angepackt. Die Chance, den Markt wieder aufzubauen, hat uns große Hoffnung gegeben.
one: Nun ist der Markt zurück und kommt bei den Kund:innen richtig gut an. Was ist geblieben, was haben Sie verändert?
Anna Pauly: Am wichtigsten ist für mich, dass alle meine Mitarbeitenden auch heute noch dabei sind. Den Markt haben wir auf links gedreht: Abteilungen umgezogen, es gibt viel mehr Produkte im Sortiment und verglaste Kühlmöbel. Und: Wir haben den 1.500sten Abholservice.
one: Was wünschen Sie sich und Ihrem Team für die Zukunft?
Anna Pauly: In erster Linie wünsche ich uns Gesundheit. Außerdem wünsche ich mir, dass wir uns unseren Zusammenhalt bewahren. Und im Allgemeinen ist es mir ein Anliegen, dass wir das Thema Klimawandel ernst nehmen und unsere Welt bewusster und sensibler behandeln.