Nichts ist so passiert, und doch haben die Geschichten sowas wie ein Echtheitssiegel. Keine der Figuren ist größer als das echte Leben, und doch haben alle das Format für die Kinoleinwand. Das Sozialdrama erlebt im Kino eine Renaissance, etwa mit „American Honey“ oder „I, Daniel Blake“. Bei US-Regisseur und Autor Sean Baker wird auch der Ort zum tragenden Element. „Florida Project“ heißen die pinken Sozialbauten hinter dem Disney „Magic Kingdom“ Themenpark in Orlando, Florida. Dort lebt die sechsjährige Moonee mit ihrer alleinerziehenden Mutter Halley.
Willem Dafoe
Und wieder hat er den Oscar nicht bekommen. Willem Dafoe war er für die Rolle des Hausmeisters in „The Florida Project“ als bester Nebendarsteller nominiert. Zweimal hatte der 1955 in Appelton, Wisconsin geborene Schauspieler schon solches Pech: 1987 in Oliver Stones Kriegsdrama „Platoon“ und 2001 als Nosferatu-Darsteller Max Schreck in „Shadow of the Vampire“. Zum Ausgleich steht er viel auf der Bühne, von 1977 bis 2005 mit der von ihm mitbegründeten „Wooster Group“ und seitdem oft für und mit seiner italienischen Ehefrau Giada Colagrande.
Filmlänge: 111 Minuten
Regie: Sean Baker
Darsteller: Brooklynn Prince, Bria Vinaite, Willem Dafoe, Caleb Landry Jones, Karren Karagulian
Verleih: Prokino Filmverleih
Kinostart: 15.3.2018
Am Anfang ist man noch irritiert. Doch je länger Christian Petzolds neuer Film „Transit“ dauert, desto logischer erscheint es, Anna Seghers' halb autobiografischen Roman aus dem Jahr 1944 in die heutige Zeit zu versetzen. Desto klarer wird auch, dass das Stranden von Flüchtenden in einer fremden Stadt – in diesem Fall Marseille – viel mit großen Hoffnungen auf kleinstem Raum zu tun hat. Erzählt mit der ruhigen Stimme von Matthias Brandt, ist „Transit“ eines der unaufgeregtesten Statements zu einer bedrückenden Situation.
Franz Rogowski
Dass er bei der diesjährigen Berlinale keinen Bären abgekommen hat, ist schwer nachzuvollziehen. Franz Rogowski spielte neben „Transit“ auch in der Großmarkt-Romanze „In den Gängen“ die männliche Hauptrolle. Zudem gehörte der 31jährigen Freiburger zu den European Shooting Stars in diesem Jahr. In Frankreich aber kennt man ihn schon als Isabelle Hupperts aufmüpfigen Sohn in Michael Hanekes „Happy End“. In Deutschland macht er sich seit gut fünf Jahren einen Namen mit Hauptrollen in Independent Filmen wie „Love Steaks“ und „Victoria“.
Filmlänge: 101 MinutenRegie: Christian Petzold
Darsteller: Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Maryam Zarée, Barbara Auer, Matthias Brandt
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 5.4.2018
Die Terroristen sind deutsch, die Telefonzellen gelb und Helmut Schmidt steht zur Wahl. Man schreibt das Jahr 1976. Kaum hat Oma Sophie das Zeitliche gesegnet, schlägt ein Blitz ein in den größten Baum ihres Schrebergartens. Fortan diskutieren drei Generationen, wie's denn nun weitergehen soll mit dem Baum, dem Garten und dem Leben.
Die Ausstattung ist in Sonja Kröners Spielfilmdebüt weit mehr als nur das, was für Optik und Atmo sorgt. Vielmehr hat sie die Funktionen umgekehrt: die drei „Sommerhäuser“, oder besser -lauben, zu Titelhelden gemacht, zwischen denen Menschen herumwuseln, streiten, lachen, plantschen oder Zeitung lesen.
Filmlänge: 97 Minuten
Regie: Sonja Kröner
Darsteller: Thomas Loibl, Laura Tonke, Ursula Werner, Günther Maria Halmer, Mavie Hörbiger, Christine Schorn
Vertrieb: Prokino Home Entertainment
Im Handel ab: 22.2.2018
Berlin, 2089. Seit hundert Jahren haben sich zwei Dinge nicht verändert, die Clubszene und die Mauer. Eine Bombe am Alexanderplatz führt zusammen, was zusammen gehört: Spionage-Thriller und Trance-Techno, Noir-Krimi und die Bastellaune der Entwickler-Klitsche inbetweengames. Es gilt zu klären, wer hinter dem Anschlag steckt. Auf seinem Weg stößt Agent Kai immer wieder auf Mauern, verbale, ideologische und physische. Verhandlungsgeschick ist also ebenso gefragt wie Zielsicherheit. Und wer doch mal verreißt, bekommt die letzten Sekunden als zweite Chance.
Erhältlich: ab Windows 7, ab Mac OS X 10, 64 Bit OS