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Zur Modenschau posierte freundlicherweise Christopher Titze (links) mit seinem Team im REWE-Markt an der Hermann-Hesse-Straße in Berlin / Fotos: Achim Bachhausen
Neue Kleidung bei REWE
Blau statt Rot
von Stefan Weber und Achim Bachhausen (Fotos)
Rote Bermuda, weiße Weste mit Karo-Besatz und dazu eine helle Schildmütze. Was heute eher abseitig klingt, war 2000, als REWE den neuen Dress seiner Marktmitarbeiter vorstellte, absolut angesagt. Die folgenden Kollektionen waren weniger schrill – eben so, wie es der Zeitgeist verlangte. Weil sich Moden ändern, kommt auch Berufsbekleidung regelmäßig auf den Prüfstand.

Sind Schnitt und Materialien noch zeitgemäß? Gibt es Innovationen, die Tragekomfort und Funktionalität verbessern? Und: Passt die Farbe noch zum aktuellen Ladenlayout? Marketing und Einkauf müssen viele Aspekte im Auge behalten, wenn sie das Für und Wider einer neuen Kollektion abwägen. Grundsätzlich gilt: Es ist keineswegs egal, was die Mitarbeiter tragen. Sie sollen sich in ihrer Kleidung wohlfühlen. Hinzu kommt: Ihr Dress trägt zum Image des Unternehmens bei. Ab 2018 erhalten die Mitarbeiter der REWE-Märkte neue Berufsbekleidung. Dahinter steckt viel Arbeit unter anderem von Dr. Linn Zaglauer, heute Teamleiterin Marketing Eigenmarken, und Zentraleinkäuferin Marion Boggel. Outfit für Mitarbeiter bei Obst, Gemüse und Convenience

Warum kann nicht jeder tragen, was er will?

Schicke, bequeme und funktionale Berufsbekleidung bietet viele Vorteile: Für den Markt sind sie ein wirkungsvolles Marketingmittel. Denn sie transportieren Werte wie: Frische, Sauberkeit, Wertigkeit. Den Mitarbeitern vermitteln sie die Gewissheit, Teil eines erfolgreichen Teams zu sein. Das ist gut für das Selbstwertgefühl. Bei REWE müssen sich die Mitarbeiter zudem nicht um Reinigung und Pflege der Textilien kümmern. Hinzu kommt: Kunden haben es leicht, einen Mitarbeiter zu identifizieren, wenn sie Fragen haben.

Für den Kunden sind der Marktmanager und seine Vertretung am weißen Hemd mit dunkelblauer Weste gut zu erkennen

Wer bestimmt, was getragen wird?

Vor allem die Mitarbeiter selber! Bei der aktuellen, 2012 eingeführten Kollektion hatte die REWE Group die Modedesignerin Jette Joop als Beraterin hinzugezogen. Diesmal fiel die Entscheidung ohne Rat externer Experten. Die REWE Group hat hingegen Empfehlungen von Lieferanten eingeholt und insbesondere Marktmitarbeiter unterschiedlicher Hierarchiestufen in aufwändigen Interviews nach ihrer Meinung befragt. Und das gleich drei Mal. Zunächst sollten die Befragten angeben, was Ihnen bei neuer Berufsbekleidung wichtig ist (Design, Komfort, Funktionalität). Dann, als die erste Kollektion vorlag, wurden sie um Verbesserungsvorschläge gebeten. Schließlich sollten sie dann ihr finales Votum abgeben.

Wie sieht die neue Berufsbekleidung aus?

Was als erstes auffällt: Das Rot ist verschwunden, fast zumindest. Ein dunkles Grau-Blau ist die dominierende Farbe der neuen Kollektion. Warum? „Uns ist wichtig, dass die Kleidung zentrale Markenwerte wie Nachhaltigkeit und Regionalität transportiert. Zudem sollen sich alle REWE-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin wohlfühlen.

Und: Die Kleidung soll ihnen gut stehen. Da eigenen sich zurückgenommene Farben wie ein dunkles Blau, auf dem sich zudem Markenelemente wie das rote REWE-Logo  und weitere rote Elemente sehr gut abheben“, sagt Linn Zaglauer. Viele der befragten Mitarbeiter hatten zunächst eine Vorliebe für Schwarz geäußert – weil sie sich darin besonders wohlfühlten. Aus Gründen des Wettbewerbs sowie aufgrund rechtlicher Vorschriften, beispielsweise an den Bedientheken, kam Schwarz  jedoch nicht in Frage. Die beiden finalen Entwürfe trugen die Farben Grün-Weiß und Grau-Blau. Am Ende wurde es dann Grau-Blau, insbesondere aufgrund des klaren Votums der Mitarbeiter.

Abgesehen von der Farbe: Was macht die neue Kollektion besonders?

Weite Schnitte waren gestern; heute sind Hemden und Blusen eher figurbetont. Sie sind leichter (120 Gramm statt 160 Gramm je Quadratmeter) und sie sind mit mehr Funktionalitäten ausgestattet. Die Stoffe (65 Prozent Baumwolle, 35 Prozent Polyester) erfüllen die ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien des „Cotton made in Africa“ Standard.

Sind Krawatten noch zeitgemäß?

„Oben ohne“ ist auf dem Vormarsch, keine Frage. Immer öfter verzichten Menschen im Job auf die Krawatte - selbst bei offiziellen Anlässen. Das ist bei der REWE Group nicht anders als bei anderen großen Unternehmen. Bei ersten Ideen zur Kollektion stand daher auch die Krawatte auf dem Prüfstand. Allerdings wurde in den Interviews mit den Mitarbeitern deutlich, dass gerade Kaufleuten und Marktleitern eine Krawatte, übrigens ebenso wie eine Weste, auch zur Erkennbarkeit wichtig ist. Auch einige Kauffrauen und Marktleiterinnen tragen bewusst und gerne eine Krawatte. Daher ist die Krawatte genau wie die Weste – in einem überarbeiteten Look – wieder Teil der neuen Berufsbekleidung. 

Gibt es auch künftig Polo-Hemden und Fleece-Pullover?

Ja, entsprechend der neuen Farbpräferenz ausschließlich in Blau mit rotem REWE-Logo. Allerdings bevorzugen die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bluse oder Hemd, weil sie diese Textilien schicker finden und für wertiger halten.  

Wie sehen die Namensschilder aus?

Erst das Namensschild macht die Ausstattung komplett Die Märkte können selbst entscheiden, wie sie die Namensschilder ihrer Mitarbeiter gestalten. Befragungen haben ergeben, dass viele Mitarbeiter nicht ihren Vornamen preisgeben möchten. Sie bevorzugen es, mit „Herr Müller“ oder „Frau Maier“ vorgestellt zu werden – aus Sorge, belästigt oder gestalkt zu werden.

Kaufen oder mieten?

Die REWE Group bezieht die Kleidung für Mitarbeiter in REWE-Märkten von insgesamt drei Lieferanten, so genannten Mietwäschern, bei denen sie die Textilien mietet. Die Verträge haben meist eine Laufzweit von fünf Jahren. REWE-Kaufleute haben die Wahl zwischen mieten und kaufen; die meisten entscheiden sich ebenfalls für die Alternative mieten. Das garantiert ein Höchstmaß an Sauberkeit. Einmal in der Woche sammeln Wäscherei-Mitarbeiter schmutzige Kleidung in den Märkten ein. Professionelle Waschmaschinen waschen mit höheren Temperaturen und kommen dadurch mit weniger Waschmittel aus

Wann gibt es die neue Kleidung? Der Rollout der neuen Kollektion beginnt im Januar 2018 und dauert zwei Jahre. Dann werden mehr als eine Million Teile ausgeliefert worden sein. Jeder Vollzeit-Mitarbeiter erhält elf Blusen beziehungsweise Hemden, plus Schürzen. Servicemitarbeiter der drei Mietwäscher kommen vorab in die Märkte und „vermessen“ die Mitarbeiter. Verfügbar sind die Größen 34 bis 6XL. Als erste werden die Mitarbeiter in der Region Süd eingekleidet. Die Kollegen im Osten sind zum Schluss dran. Sie müssen sich bis Herbst 2019 gedulden. 
Ausnahme: Bei Neubauten und nach Umbauten tragen die Marktmitarbeiter wenn möglich auch gleich den neuen Dress – auch wenn er in ihrer Region noch nicht flächendeckend eingeführt wurde.

Wann erhalten die Beschäftigten von PENNY neue Arbeitskleidung?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von PENNY haben vor etwa zwei Jahren im Zusammenhang mit der Umstellung auf das neue Konzept neue Berufsbekleidung erhalten. Eine neue Kollektion gibt es voraussichtlich in drei bis vier Jahren. 


Was sagen die Mitarbeiter?

Jennifer Zweig, 26, Mitarbeiterin in der O+G-Abteilung im REWE-Markt Hannover/Linden-Mitte „Die neue Arbeitskleidung finde ich super, Farbe und Design sind schön. Die Schürzen sind praktischer und besser zu tragen als die alten. Auch die Farbe ist weniger empfindlich als das Dunkelgrau. Insgesamt finde ich die neue Berufskleidung schöner und ansprechender, und das REWE-Rot kommt als Kontrastfarbe gut rüber. Außerdem sind die Sachen strapazierfähig und halten viel aus. Als Ergänzung würde ich mir Fleecejacken wünschen, die sind noch etwas wärmer als die Westen.“


Dominik Harting, 30, Marktmanager in Hannover/Linden-Mitte „Ich trage die neue Berufskleidung seit der Wiedereröffnung unseres Marktes, also seit August 2017. Meine Erfahrungen sind durchaus positiv. Als einzigen Nachteil empfinde ich das Anklemmen des Namensschildes am Reißverschluss, das ist etwas umständlich. Sonst ist alles okay, die Sachen halten viel aus, und ich fühle mich wohl darin.“


<div>„Mit dem Umbau im Juli 2016 gab es zusammen mit dem neuen Konzept in unserem Markt auch die neue Berufskleidung dazu. Dazu tragen wir alle eine blaue Jeans und weiße Turnschuhe, um ein einheitliches Erscheinungsbild abzugeben. Die Kleidung hat einen guten Schnitt, und man kann sich darin gut bewegen. Ich fühle mich mit der Arbeitsbekleidung super und finde sogar, dass sie einen eleganten Touch hat. Da die Arbeitskleidung aus Baumwolle besteht, ist sie robust und atmungsaktiv. Ich finde es gut, dass die REWE Group sich engagiert, uns qualitativ hochwertige und moderne Arbeitskleidung zur Verfügung zu stellen. Als zusätzliche Verbesserung könnte man in den Marktleiter-Westen noch etwas größere Taschen annähen mit Reißverschlusssystem für diverse Arbeitsutensilien.“

Julia Schlee, Marktmanager-Assistentin, REWE-Markt München, Hopfenpost</div>


<div>„Ich finde die neue Kleidung super. Vor allem optisch gefällt sie mir sehr gut. Mir ist es auch wichtig, dass ich mich darin gut bewegen kann und die verschiedenen Größen gut sitzen. Die Kleidung ist atmungsaktiv und somit auch im Sommer vorteilhaft. Man könnte das REWE-Logo noch etwas deutlicher hervorheben, da die Farbe der Hemden unauffällig ist.“</div>

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Petra Hermann, REWE-Markt München, Hopfenpost</div>

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