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Special Olympics Live
Ein unvergessliches Sportfest
von Bettina Rees und Judith Morgenschweis

Eine ausgelassene Feier mit 21.000 Menschen am Brandenburger Tor in Berlin setzte am Sonntag (25.06) einen würdigen Abschluss unter die Special Olympics.

Ein großartiges Sportereignis geht zu Ende

Bis zum Schluss fieberten unsere Volunteers mit. Die Chatgruppe quoll über vor emotionalen Bildern. Julius Dietrich aus dem REWE-Markt in Lehrte, der im Tennis für Deutschland angetreten war, verpasste nur knapp den Platz auf dem Siegerpodest. Aber darum ging es letztlich auch nicht. Wie unter anderem Basketball-Legende Dirk Nowitzki, offizieller Friend of the Games, betonte. Es ging darum, dass Menschen zusammenkommen, gemeinsam Sport treiben, vom Sport lernen und für ihre beeindruckenden Leistungen bejubelt werden. 

Das ist mit dem Special Olympics gelungen. Es gab viele Highlights, emotionale Momente und Freundschaften, die neu geschlossen wurden. Und nicht zuletzt haben die Special Olympics eine Fangemeinschaft gefunden: 100.000 verkaufte Tickets für die Wettbewerbe sprechen eine deutliche Sprache.

Durchhalten bei Dauerregen

Im Handball ging es am Freitag in den Halbfinals um den Einzug ins Finale. Mit dabei natürlich unsere Volunteers
Das Unwetter, das am Donnerstag über große Teile Deutschlands hinweggefegt ist, kam kurz nach Beendigung des 7. Tages in Berlin an. Das Gewitter legt sich, der Regen bleibt und so fallen Wettbewerbe wie Tennis, Radsport, Hockey oder Segeln buchstäblich ins Wasser. 

Beim Handball ziehen in ihren jeweiligen Leistungsklassen die Herren-Mannschaften von Spanien und Kenia sowie Dänemark und Ungarn ins Finale ein. Kenia und Dänemark entscheiden die Partien für sich.

Bei den Frauen unterliegt das deutsche Team im Finale gegen Bangladesch. Die zweite Goldmedaille geht an Aserbaidschan.

Und: Bundeskanzler Olaf Scholz schaut bei den Special Olympics vorbei. 

Ausrechnet am Tag des inklusiven Picknicks, das REWE mit der Aktion Mensch veranstaltete, regnete es in Strömen
Einige Volunteers ließen sich von dem strömenden Regen nicht abhalten und schauten beim inklusiven Picknick, das die REWE im Sommergarten auf dem Messegelände in der Berlin organisiert hatte, vorbei. 

 

Sportlicher Ehrgeiz und Herausforderungen

Die Handball-Wettbewerbe gehen in die letzte Runde. Die Teams sind hochmotiviert und wollen ihre mitgereisten Fans begeistern. Umso größer ist die Enttäuschung bei den Däninnen als sie ihr Spiel gegen die Elfenbeinküste verlieren, denn Dänemark hat eine große Fangemeinde am Start. Bei den Costa Ricanerinnen wiederum herrscht Partystimmung: sie haben gegen Norwegen gewonnen.

Bei den Männern sind noch Spanien, Bharat (Indien), Bangladesch, Saudi Arabien und Kenia dabei. Vor allem die Partie Bharat gegen Kenia ist spannend bis zur letzten Minute und auch torreich: Kenia gewinnt knapp mit 27 zu 25.

 

Die Volunteers fiebern mit und feuern die Teams an. Und müssen sich dann noch selbst einer Herausforderung stellen: Dem Aufbau des Podests für die Siegerehrung am nächsten Tag inklusive anschließender Probe für die Choreografie. Doch das Team ist am zweiten Tag schon so gut eingespielt und nimmt auch diese Hürde. Abends geht’s zur Athlete’s Party am Brandenburger Tor. Ein gelungener Tag will auch ein bisschen gefeiert werden.

„Es ist eine tolle Veranstaltung. Ich war die ganze Zeit bei Team Spanien dabei, das mir richtig ans Herz gewachsen ist. Die Zusammengehörigkeit der Teilnehmenden ist einfach super“, schwärmt Tobias Damek. Und sein Kollege Thorsten Sachse möchte das Event nicht missen: Ich bin begeistert, wie groß der sportliche Ehrgeiz der Teams ist. Alle wollen gewinnen. Und wenn die Spieler:innen ein Tor schießen ist die Freude so groß, da geht einem das Herz auf.“

 

 

Die Volunteers helfen beim Aufbau des Podests für die Siegerehrung im Handball
Gar nicht so unkompliziert: Aufbau des Podests für die Siegerehrung
Anfeuern und Jubeln gehört zur Volunteer-Aufgabe - wir proben beim Fototermin
Guten Stimmung bei den Volunteers der Handball-Herrenmannschaft aus Spanien. Das Team gewann gegen Saudi Arabien 17:7

„In vielerlei Hinsicht eine lohnende Sache“

Ingesamt drei REWE Group-Teams unterstützen für jeweils drei Tage bei den Special Olympics als Corporate Volunteers. Die gesamte Zeit vor Ort ist das Orgateam aus Franziska Halstrick, Charlotte Ehl und Antonia Pott, die den Einsatz der Volunteers koordinieren. Mit one zog Franziska Halstrick eine Zwischenbilanz.

one: Franziska, Ihr vom Orgateam habt gestern die zweite Gruppe der REWE Group-Freiwilligen verabschiedet, die dritte Gruppe ist schon im Einsatz. Ihr koordiniert ja zum Beispiel die Einsatzschichten, aber das ist ja nicht alles?Franziska Halstrick: Nein, wir haben schon Monate vor den Special Olympics mit der Organisation begonnen. Jetzt hier in Berlin sind wir die Ansprechpartnerinnen für alle, denn alle 100 Kolleg:innen sind ja unterschiedlich und haben unterschiedliche Anliegen. Und wir organisieren zum Beispiel Get together-Angebote für die Abende, gestern mit denen, die wollten, zum Brandenburger Tor gehen. Ein anderes Mal waren viele zusammen im Biergarten. Denn natürlich sind wir in erster Linie hier, um uns für die Special Olympics einzusetzen. Aber es ist für uns und die Kolleg:innen natürlich auch eine tolle Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen. Während der Einsätze oder spätestens abends, wenn alle nach und nach zum Sonnenuntergang in der Roof Top Bar des Hotels eintrudeln, kommen Mitarbeitende ins Gespräch, die sonst wenige oder gar keine Schnittstellen haben.

one: Zwei Drittel der Einsatzzeit bei den Special Olympics sind vorüber. Welches Zwischenfazit ziehen Du und Dein Orgateam?
Franziska Halstrick:
Die wirklich viele Arbeit im Vorfeld der Spiele hat sich absolut gelohnt. Das Feedback der ersten und jetzt auch der zweiten Volunteer-Gruppe war sehr positiv. Ich kann sagen, wir haben unser Unternehmensziel, das gesellschaftliche Engagement zu stärken, definitiv erreicht. Die erste Gruppe, die bis Dienstag im Einsatz war, hat beim Abschied gemeint, sie würden ihren Teams und Kolleg:innen von diesen Tagen ganz sicher vorschwärmen und ihre Bereiche für das Thema Inklusion sensibilisieren. Für uns als Arbeitgeber war es also in vielerlei Hinsicht eine lohnende Sache.

one: Geht es weiter?
Franziska Halstrick:
Wir vom Orgateam nehmen auf jeden Fall einige Learnings mit. Und auch wenn es noch zu früh ist, konkret über das wie, wann und wo nachzudenken, eins ist sicher: Irgendeine Form von Corporate Volunteering werden wir weiterführen.

 

Gänsehautmomente

Kurz vor 6 Uhr morgens fährt der REWE-Lkw an der Laderampe in der Verpflegungsstätte im Olympiapark vor
Kein Sport ohne gesunde Lebensmittel. Es ist kurz vor 6 Uhr morgens. An der Laderampe der Großküche im Olympiapark fährt der REWE-Lkw vor. Es ist das zweite Mal in dieser Woche, dass Fahrer Steffen Strick die Versorgungsstätte für die Special Olympics ansteuert. „Ich finde das super, dass die REWE hier mit frischen Lebensmitteln unterstützt. Am ersten Tag habe ich auch gleich ein Foto geschossen und auf meinem Insta-Kanal gepostet“, sagt er, während er die Rollis in das Zelt, das hier als Lager dient, schiebt. Er hat heute vor allem Obst dabei, aber auch ein paar süße Snacks. 

 

Streffen Strick bringt die zweite Lieferung zur Großküche im Olympiapark Währenddessen herrscht beim Caterer schon etwas Hektik. Schließlich werden hier täglich tausende Athlet:innen und Freiwillige verpflegt. Heute stehen Nudeln mit Bolognese und Salatbeilage auf dem Speiseplan. Wer kein Fleisch mag, kann auf die vegane Variante ausweichen. 

Etwas unter Stress geraten auch die Volunteers, die heute als zweites Team beim Handball übernehmen, denn die S-Bahn fahren nicht wie geplant. Letztlich kommen aber alle gut an und werden ihren Teams zugeteilt. Scott gerät ins Schwärmen: „Man bekommt sofort eine Gänsehaut. Das ist eine einmalige Atmosphäre hier, die eigentlich jede:r einmal miterleben sollte.“

Das neue Team Frühschicht ist voller Elan am Start
Die neuen Volunteers werden zum großen Teil wieder den Handball-Teams zugeteilt. Ich bekomme eine Art Spezialauftrag, der von außen betrachtet eher unspektakulär ist – ich sitze hinter einer Reihe junger Menschen, die mit Tablets Statistiken festhalten und sorge dafür, dass sie etwas Abstand zu den jubelnden Zuschauern haben. Mir wird aber schnell erklärt, dass diese Unified Observer eine wichtige Rolle spielen: Denn sie sind verantwortlich dafür, dass bei Teams, in denen Sportler:innen mit und ohne Einschränkungen zusammenspielen, alle Team-Mitglieder gleichwertig eingebunden werden. Zudem ist die Anzahl der Athlet:innen mit und ohne Behinderung auf dem Spielfeld klar vorgegeben. Die Unified Observer sorgen dafür, dass dieses Verhältnis auch bei Einwechslungen oder Zeitstrafen immer gleichbleibt. Hält sich ein Team nicht an diese Regeln, werden die Unified Observer dieses Team sanktionieren. Da kann es schon störend sein, wenn direkt hinter ihnen Zuschauer lauthals „Sweet Caroline“ singen und die Athlet:innen anfeuern.

Um 6.30 geht’s für Julius zum Tennisplatz

Thomas Sebatian Marton (Slowakei) trat im Herren-Einzel gegen Julius Dietrich (re.) an

Heute besuche ich meinen REWE-Kollegen Julius Dietrich, der für das deutsche Tennis-Team bei den Special Olympics dabei ist. Die Tennisspieler:innen sind in verschiedene Level eingeteilt, je nach Spielstärke. Julius tritt im Herren-Einzel in Level 5 und bei den Unified Sports Mixed Doppel sowie bei der Unified Sports Team Competition in Level 6 an.

Das Turnier ist anstrengend für die Athlet:innen: „Julius steht um fünf Uhr auf, um halb sieben fährt der Mannschaftsbus bereits zum Platz“, erzählt seine Mutter Silke Dietrich, die mit ihrer Familie vor Ort mitfiebert. Wann genau Julius ein Spiel hat, erfährt er vor Ort. Als ich am Platz ankomme, tritt er gerade in der Unified Teams Competition an, bei der Sportler:innen mit Einschränkungen gemeinsam mit Unified Partner:innen in Länderteams gegeneinander antreten.

Er verliert die Partie, doch letztlich ist das hier nicht entscheidend. Bei den Special Olympics wird das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ tatsächlich gelebt. Die Spieler haben Ehrgeiz und sind mit Spaß dabei. Das Leistungsprinzip spielt hier jedoch überhaupt keine Rolle.

Wolken ziehen auf – es kommt ein heftiger Regenschauer – die Spiele müssen unterbrochen werden. Nun heißt es für alle: warten. So kann ein Tag am Platz für die Athlet:innen lang werden – eine nicht zu unterschätzende Anstrengung, denn der Regen bringt wenig Abkühlung dafür ist es jetzt schwül-warm.

Währenddessen hat ein Teil des ersten Volunteer-Teams die letzte Schicht beim Handball beendet. Einige Freiwillige bleiben noch buchstäblich freiwillig vor Ort und helfen am Nachmittag aus, denn da fehlt es gerade an Helfenden. Während der Mittagspause bleibt Zeit, ein erstes Fazit aus den drei Tagen bei den Special Olympics zu ziehen:

 

 

Anne und Melanie fiebern mit den Frauen-Teams von Norwegen und der Elfenbeinküste mit
Stephanie klatscht mit dem Frauen-Team aus Saudi Arabien ab. Die Mannschaft entwickelte sich während der Vorrunde schnell zum Team der Herzen, denn die Frauen vermittelten in jedem Spiel, dass für sie der Spaß am Sport an erster Stelle steht.
Einige Volunteers blieben länger, um die Teams zu unterstützen und anzufeuern

Für Anna Elena Köntgen, Anja Meeh, André Günther, Kathrin Burchert, Sabine Breideneichen und Andrea Zwirnlein (v.l.n.r.) geht ihr Volunteer-Engagement heute zu Ende. Nach drei Tagen Unterstützung für die Handballteams ist die Zeit für das erste der insgesamt drei freiwilligen Helfer:innen-Teams der REWE Group bei den Special Olympics zu Ende. Sie übergeben die Staffel dem nächsten REWE Group-Team, das ab morgen hilft.

one: Was war Euer persönliches Highlight in diesen drei Tagen?
Anja Meeh: 
Mein Highlight war der Umgang der Menschen hier untereinander, der Athlet:innen untereinander und der Volunteers mit den Athlet:innen. Ich fand es toll, wie nett und fürsorglich alle miteinander waren.

André Günther: Die Rücksicht, die alle aufeinander genommen haben, war beeindruckend. Die Special Olympics-Mannschaften haben geschaut, wie das Spielniveau der jeweils anderen Teams ist. Und dementsprechend haben sie dann zum Beispiel die Bälle nicht so hart geworfen.

 Anna Elena Köntgen: Für mich war die Offenheit aller Kulturen hier ein Highlight.

 Kathrin Burchert: Diese pure Freude der Athlet:innen fand ich so großartig…

Andrea Zwirnlein: … und wie sie miteinander waren. Wenn etwas passiert ist, ein Eigentor zum Beispiel, dann drückten und trösteten sie diejenige, der das passiert war. Und zwar mitten im Spielverlauf.

Sabine Breideneichen: Und so gingen sie auch mit uns Volunteers um. Einmal habe ich dem dänischen Frauenteam einen Ball aus dem Aus zurückgepasst. Und wurde für diesen ziemlich weiten Wurf von den Däninen groß gefeiert. Und toll fand ich, wie der Schiri eine Auszeit nahm, um einer Spielerin den losen Schnürsenkel wieder festzubinden.

one: Würdet Ihr solch ein Corporate Volunteering empfehlen oder selbst nochmals machen?
Anna Elena Köntgen: Auf jeden Fall würde ich das nochmal machen.

Andrea Zwirnlein: Sofort wieder. Beim zweiten Mal würde ich mit meinen jetzigen Erfahrungen sicherlich ganz anders herangehen. Schneller wissen, wo ich unterstützen kann und darf.

one: Wie war es denn innerhalb der REWE Group-Truppe?
Kathrin Burchert: Ich fand es toll, Kolleg:innen aus so vielen verschiedenen Ecken Deutschlands kennenzulernen…

André Günther: … aus Märkten, Zentralen und Logistik…

Anna Elena Köntgen: Und abends sind die allermeisten zusammen essen gegangen und hatten einfach Lust, etwas miteinander zu unternehmen.

 

„Diese Herzlichkeit hat so gut getan“

Die Klassifizierung. In Berlin kommt man an den Special Olympic Worldgames nicht mehr vorbei. Überall begegnen uns Sportler:innen und Volunteers. Die S-Bahnen sind mit Werbung beklebt, und in den Zügen singen die Helfer:innen und Athleti:innen voller Vorfreude auf die ersten Wettbewerbe. 

Das Klima in der Stadt gleicht einer Waschküche. Doch das schwüle Wetter tut der Stimmung rund um den Olympiapark keinen Abbruch. Die Teams feuern sich an, zwischendurch wird immer mal wieder gesungen. Die REWE Group Volunteers-betreuen jeweils eines der 18 Handball-Teams von Aserbaidschan über Costa Rica bis Saudi Arabien und Ungarn. Insgesamt sind hier 173 Athlet:innen und 40 Unified Partner:innen am Start. Es gibt zehn Frauen- und acht Unified-Teams. In Unified Teams treten inklusive Teams aus Menschen mit und ohne geistige Behinderung an. Die Sportler:innen mit geistiger Behinderung werden Athlet:innen und die Sportler:innen ohne geistige Behinderung Unified Partner:innen genannt. Manche Teams benötigen mehr, andere weniger Unterstützung. Bei den einen klappt die Verständigung gut, weil alle Englisch sprechen, andere kommunizieren mit Gesten, da hier die gängigen Fremdsprachen keine Option sind.

Dann der Schock beim Team aus der Elfenbeinküste: Eine Spielerin ist umgeknickt und muss humpelnd ins Krankenhaus gebracht werden. Schnell teilen sich Bettina und Antje, die beide sehr gut Französisch sprechen, auf: Die eine fährt mit der verletzten Spielerin und dem Ersthelfenden ins Krankenhaus. Die andere übernimmt spontan die Betreuung des Teams.

Große Herzlichkeit. Steffi Kusch berichtet von ihren Erfahrungen: „Ich bin während meines Volunteering für die saudi-arabischen Athletinnen zuständig. Bei diesem Team handelt es sich ausnahmslos um junge Frauen mit Down-Syndrom. Am ersten Tag hatte ich ihnen ihr Mittagessen geholt, da sie zur Essenszeit selbst ein Spiel hatten. Als sie mit dem Essen fertig waren, kam eines der Mädchen von hinten auf mich zu, legte die Arme um mich, gab mir einen Knutscher auf die Backe, strahlte mich dann an und ging wieder. Diese Herzlichkeit hat so gut getan.“

 

Bei den Klassifizierungen in den ersten Tagen geht es nicht darum, wer in die nächste Runde kommt. Kein Team wird hier ausscheiden. Stattdessen werden die Spiele genutzt, um die Gruppen so einzuteilen, dass in etwa gleich starke Teams in der nächsten Runde gegeneinander spielen. Denn der Geist der Special Olympics ist inklusiv und nicht wettkampforientiert.

 

Die erste Volunteers-Schicht.


Lila Laune in der Lobby. Die Volunteers der REWE Group treffen sich im Hoteleingang, um zur ersten Schicht bei den Spielen zu fahren. Um den Hals, gut sichtbar über den Lila T-Shirts, die DIN-A6-großen Akkreditierungen an lila Bändern. Die hatte Charlotte vom Orgateam ausgeteilt, gemeinsam mit einer Ausgabe von "Asterix bei den Olympischen Spielen" in leichter Sprache, herausgegeben von den Special Olympics.
Die REWE Group-Freiwilligen unterstützen die Handballer:innen im Horst-Körber-Sportzentrum am Rande des Olympiastadions, idyllisch gelegen inmitten von viel Grün im Berliner Westen. Zuvor geht es aber zur ersten Akkreditierung, dann über das Gelände an den Fußballfeldern zur Volunteers-Lounge, wo es Vio-Wasser, ja!-Riegel und REWE Bio-Obst für die Helfer:innen gibt. REWE ist Premium-Sponsor der Special Olympics.

Die Stellprobe. Das Olympiagelände ist weitläufig, die Wege sind es auch. Vor dem Handballgelände ein weiterer Check unserer Akkreditierungen, vor dem Sportlerbereich ein letzter Blick von der Security. Dann geht es los. Sport Officials in schwarzen Shirts verteilen die erste Aufgabe: Stellprobe für das Soft Opening - also die kleine Eröffnung, die jede Sportart nach der großen am Vorabend für sich in ihrem eigenen Bereich durchführt. Die Stellproben finden ohne die Sportler:innen, die sich aufwärmen oder erst noch ankommen, statt.

Jedem Volunteer wird eine Mannschaft zugeteilt, für die er oder sie ab nun zuständig ist. Dazu bekommen sie das entsprechende Schild: SO Bangladesh oder SO Germany. SO steht für Special Olympics. Es gibt Herren- und Damenmannschaften, manches Land wie Dänemark hat beides, Ungarn kommt mit einer Herrenmannschaft, Costa Rica mit einem Frauenteam, Gastgeber Deutschland tritt mit drei Mannschaften an. 

Aus dem Knäuel der Volunteers, die versuchen, die Anweisungen umzusetzen, entspinnt sich nach und nach eine Reihe, die mit imaginären Sportler:innen einläuft, sich sonnenstrahlförmig aufstellt und dem Grußwort von Beata Fuchs zuhört, eine erfahrene Athletin des Deutschen Teams. Der erste Versuch lief schon ganz gut. Dann machen sich die Volunteers auf die Suche nach ihren jeweiligen Teams: Spanien, Kenya, Indien, Elfenbeinküste... Sie stellen sich Spieler:innen und Trainer:innen vor, tasten die Verständigung ab. Wer spricht Englisch, vielleicht etwas Spanisch? Melanie kommt auf Schwedisch mit dem norwegischen Team ins Gespräch, allen gelingt es mit Händen, Sprachbrocken und anpackender Freundlichkeit, alle Mannschaften aufzureihen und alphabetisch mit Musik einzulaufen. Für die dänischen Frauen bleibt ein Platz frei zwischen Denmark Men und Hungary, sie kommen aber noch rechtzeitig für ein Grußvideo der Füchse, Berlins Handballclub.

Die ersten Spiele. Die Männer spielen in Unified Sports-Teams aus Special Olympics-Athleten:innen und Sportler:innen mit und ohne geistige Behinderung (werden als „Partner“ bezeichnet). Die Frauenmannschaften sind reine Special-Olympics-Teams. Wir Volunteers sind zur Stelle und bieten unserer jeweiligen Mannschaft Unterstützung an. Für die meisten Fragen der Teams müssen wir die Sport Officials oder die Key Volunteers fragen, bevor wir die Antwort dann weitergeben können. Es ist wie im richtigen Leben: Augen aufhalten, sich durchfragen, Learning by doing und ein wenig improvisieren. 
So kommen auch alle Athlet:innen, die über die Mittagszeit spielen, zu ihrem Essen. Das wird die Hauptaufgabe an diesem Tag sein: Alle Spielerakkreditierungen abfotografieren oder einsammeln, ins entlegene Küchenzelt eilen, alle Spieler-QR-Codes scannen lassen – und sehr intensiv mit den netten Verpflegungsvolunteers überlegen, wie man rund 70 Essensboxen in die Handballhalle transportiert ohne Boxen. Die dürfen aus hygienischen Gründen nicht ausgegeben werden. Schließlich finden sich Pappkartons als Lösung.
Dann ist Zeit, dass wir uns die Spiele von der Tribüne aus anschauen. Und es passiert das, warum es diese Special Olympics gibt. Ich sehe keine Athlet:innen mit Behinderungen, sondern schlicht Handballer:innen, die sich freilaufen, foulen, Chancen nutzen und Chancen vergeben. Und die ihren Keeper mit einer festen Umarmung trösten, wenn sie ein Tor kassieren. Es gibt gelbe Karten und großartige Würfe – und vor allem eine Zuschauertribüne, die klatscht, schreit und mitfiebert.
 

Die Eröffnungsfeier

 

Berlin, 17. Juni.Das Ankommen. Der Hauptbahnhof quillt über vor Menschen: Touristen, Einheimische, DB-Servicepersonal. Als erster Vorbote auf die Special Olympics nimmt ein Junge immer zwei Treppenstufen auf einmal, er trägt ein rotes Trikot mit der englischen Bezeichnung „Kenya“ und dem Emblem der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung.

Vor dem Bahnhof bemüht sich eine Begleiterin, mit zwei Athleten in einen Linienbus einzusteigen. Ein Athlet im Rollstuhl, der andere sichtlich um Gleichgewicht bemüht. Auch wenn die Stufe des Busses sehr niedrig ist: Sie ist vorhanden. Die drei wirken wie ein eingespieltes Team, die Begleiterin hebt den Rollstuhl rückwärts an, der Teamkollege hilft vorne mit. Sie sind im Bus, noch während der Fahrer sich erhebt um zu helfen. An diese Drei muss ich noch oft denken am Abend, bei der großen Eröffnungsfeier, bei der Parade der über 6.000 Athlet:innen aus 190 Ländern ins Olympiastadion. Aus aller Welt sind sie in Flugzeuge oder Bahnen eingestiegen und wieder ausgestiegen, manche mit Rollstühlen oder Gehhilfen. Wie viele wortwörtliche Barrieren mussten sie überwinden, um endlich im Berliner Olympiastadion bei einer gigantischen Eröffnungsshow Inklusion zu feiern. Oder - wie es Special Olympics-Botschafterin Emmanuele Dutra de Fernandez Souza formulierte: Sie wolle nicht den Rest ihres Lebens über Inklusion reden, sie wolle sie schlicht leben: „Wir wollen dieselben Möglichkeiten, denselben Respekt.“

Je mehr sich der Eröffnungsabend nähert, umso mehr mischt sich auf Berlins Straßen zunehmend Lila in das sommerlich bunt gekleidete Straßenbild. Das ist, gut und weithin erkennbar, die Farbe der T-Shirts für die Volunteers, der freiwillig Helfenden, die wie die Athlet:innen aus fast jedem Winkel der Welt kommen. Aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands immerhin kommen die 100 Volunteers der REWE Group, die aufgeteilt in drei Gruppen je drei Tage lang Athlet:innen unterstützen.

Ob Kauffrau oder Kraftfahrer, Abteilungsleiterin Service oder IT Business Analyst, Category Managerin oder regionaler Schwerbehindertenvertreter, Projektmanagerin oder Marktmanager: Alle freuen sich, dabei zu sein, jede:r über die „Grenzen“ von Regionen, Bereichen und Tätigkeiten schnell ins Gespräch, niemand hingegen auf die Idee, zu siezen oder gar zu fragen, ob man sich duzen dürfe. Ein Großteil macht sich gemeinsam auf den Weg zur Eröffnungsfeier.

Die Eröffnungsfeier der Special Olympics.  Spaß bei der Schuhplattlertruppe, Feuerwerk zur Blue Man Group, Mitmachtanz auf allen Zuschauerrängen zu Madcoms „Are you ready“, feierliche Reden von Würdenträger:innen und Sportler:innen: Die Eröffnung der Special Olympics stand jedem anderen Olympiadenauftakt in nichts nach. Dass sie vielleicht doch ein wenig bunter war, lag weniger an dem in lila, rosa und petrol gehaltenem Dekor und Farbspielen, sondern vor allem an den Athlet:innen. In aufwändigen Landestrachten, schlicht im Trainingsanzug oder als Pharaonen (Ägypten), diszipliniert (China), tanzend (Kuba) oder wild winkend (fast alle), ob zu viert (Aruba, Burundi) zu vierzig (Monaco und Gibraltar erstaunlicherweise) oder als Stadion füllende Truppe wie Gastgeber Deutschland: Jede Delegation hatte etwas ganz Eigenes  und das machte das perfekte Event ein wenig nahbarer. Das gelang nicht zuletzt der Staffelläuferin mit der olympischen Flamme, die - statt diese an die nächsten zu übergeben – in die Stadionmitte lief, um das olympische Feuer ohne Umwege zu entzünden. Die Flamme mit beiden Händen hoch vor sich haltend, gleichermaßen beseelt und angestrengt. Sie wurde zurückgeleitet, aber dieser kleine Moment war – inmitten der perfekten Choreografie -  der heimliche Höhepunkt der Eröffnung der 16.  internationalen Sommerspiele der Special Olympics.

+++

 

„Sport hat die Kraft die Welt zu verändern.“ Das sagt Sven Albrecht, Geschäftsführer der Special Olympics Deutschland im Podcast Sports Maniac. Seit Samstag treten allen voran 7.000 Sportler, 190 Delegationen und mit ihnen tausende freiwillige Helfende den Beweis an, dass Sport mehr sein kann als eine Geldmaschine.

Die REWE Group ist mit 100 Corporate Volunteers vor Ort. Die REWE unterstützt das Event als Premiumpartner unter anderem mit Lebensmitteln und einem großen Picknick. Um das größte Multisport-Event in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 in München zu stemmen, braucht es Unterstützung – auch medialer Art: Elf TV-Sender haben sich zu einer Medienallianz  zusammengeschlossen und berichten über die Wettkämpfe.

Ziel ist es, dass das Event eine Strahlkraft weit über Berlin hinaus entwickelt. Denn letztlich sind die Worldgames natürlich ein Höhepunkt der Arbeit der Organisation Special Olympics Deutschland. Die Verantwortlichen hoffen, mit dem Event Aufmerksamkeit für ihre eigentliche Arbeit zu schaffen: Die Teilhabe und Integration für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung überall in der Gesellschaft zu fördern, so dass es im Alltag selbstverständlich wird, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen. Auf dem Weg kann Sport eine wichtige Rolle spielen, die bislang in Deutschland so nur wenig genutzt wird. Vor Corona hatten nach Angaben der Special Olympics Deutschland lediglich acht Prozent der Menschen mit geistiger Behinderung einen Zugang zum Sport – die Worldgames sollen helfen, den übrigen 92 Prozent diese Möglichkeit zu eröffnen.

 

Das sind die Special Olympics


Die Zahlen: Mit 7.000 Athlet:innen, 26 Sportarten und voraussichtlich über 300.000 Zuschauer:innen sind die Special Olympics die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Athlet:innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten unter anderem im Berliner Olympiastadion in 26 Sportarten an, darunter Badminton, Handball, Golf, Segeln, Judo, Tennis und Rhythmische Sportgymnastik. Um dieses Sportevent zu stemmen, bedarf es etwa 16.000 freiwilliger Helfer:innen, davon werden etwa 2.000 über Corporate Volunteering kommen, also über betriebliche Freiwilligenangebote, mit denen das Mitarbeiterengagement gefördert wird.

100 solcher Freiwilliger kommen von der REWE Group, die damit zu den Unternehmen mit den meisten Corporate Volunteers gehört. Jeweils drei Tage lang unterstützen sie die Spiele vor Ort.


Ihre Aufgaben sind vielfältig: von der Betreuung der Athlet:innen über den Besucherservice bis zur Begleitung der Preisverleihungen. Zudem ist REWE Premiumpartner der Special Olympics.

•    7.000 Athlet*innen
•    26 Sportarten
•    190 Delegationen
•    20.000 Volunteers
•    9 Tage voller Sport und Emotionen

Die Geschichte: Die Special Olymics wurden bereits in den 1960er Jahren von der Familie Kennedy gegründet. Auslöser war das Schicksal von John F. Kennedys Schwester Rosemary. Die Familie versteckte das schwerbehinderte Kind. Ihre Schwester Eunice bewegte dies jedoch dazu, eine Organisation zu gründen, deren Aufgabe die Teilhabe von Menschen mit Behinderung über den Sport ist.

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