Top Thema: Public Affairs
Politisch handeln!
Lesedauer: 12 Minuten
Trump, Brexit, Flüchtlingskrise. Ein Rechtsruck in vielen europäischen Ländern, Präsidentschaftswahlen in Frankreich – und im September wählen die Deutschen einen neuen Bundestag: In Politik und Wirtschaft erleben wir derzeit große Umbrüche.
Auch die REWE Group positioniert sich zunehmend politisch: Nicht nur für Berlin und Brüssel haben die frisch verstärkten Teams des Bereichs Public Affairs große Pläne – auch immer mehr Kaufleute vertreten die Interessen des Unternehmens vor Ort. Im one_Interview erklärt Emilie Bourgoin, Leiterin Public Affairs, warum die Politik den Kontakt zur Basis braucht und welche Herausforderungen das Wahljahr 2017 bringt.
Wenn ein neuer Bundestag gewählt wird, flammen auch die politischen Positionskämpfe wieder stärker auf – und das kann unmittelbare Auswirkungen auf den Handel haben. one gibt einen Überblick der drei wichtigsten politischen Themen, die 2017 auf die REWE Group zukommen – und erklärt, was die REWE Group bei Tierwohl, Hygieneampel und Nachhaltigem Konsum erreichen will.
Überzeugungsarbeit für die Themen der REWE Group leisten auch die REWE-Kaufleute. Ob Store Visit, Nachhaltigkeits-Aktion oder Presseevent – im vergangenen Jahr haben zahlreiche Politiker REWE-Märkte besucht.
Überzeugungsarbeit für die Themen der REWE Group leisten auch die REWE-Kaufleute. Ob Store Visit, Nachhaltigkeits-Aktion oder Presseevent – im vergangenen Jahr haben zahlreiche Politiker REWE-Märkte besucht.
Die Public Affairs-Arbeit in den Regionen hat dabei viele Gesichter – bis hin zum Gottesdienst im Supermarkt. one hat mit drei Kaufleuten über ihre Erfolge aus 2016 und Zukunftspläne gesprochen.
Doch Begegnungen zwischen Politik und Kaufleuten finden nicht nur im REWE-Markt statt. Es geht auch umgekehrt: 50 Kaufleute reisten als Public Affairs-Botschafter Ende Januar nach Berlin. Dabei stand nicht nur der gemeinsame Austausch auf dem Programm, sondern auch ein Treffen im Bundestag.
Dort – im Berliner Politikbetrieb – wird sich im Wahljahr 2017 einiges ändern. Vor welchen Chancen und Herausforderungen steht die deutsche Politik in Zeiten von Trump, Brexit und Flüchtlingskrise? one hat mit dem Chef des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, gesprochen.
Die Mitarbeiter der REWE Group sprachfähig zu machen ist das Ziel der neuen Public Affairs-App, die ab sofort zum Download bereitsteht. Als digitaler Wegweiser gibt sie Antworten auf Fragen wie: Welchen Beitrag leistet die REWE Group zur Energiewende? Oder: Wie viele Teilzeit- und Vollzeitkräfte beschäftigt PENNY? Die Themen-App ist jedoch weit mehr als nur eine gewöhnliche Datenbank über die Fakten zur REWE Group. Was Sie sonst noch zu bieten hat, lesen Sie in diesem one_Top-Thema.
Public Affairs bei der REWE Group
„Wir können nicht unpolitisch sein“
Die REWE Group positioniert sich zunehmend politisch: Nicht nur für Berlin und Brüssel haben die frisch verstärkten Teams große Pläne – auch immer mehr Kaufleute vertreten die Interessen des Unternehmens vor Ort. Im one_Interview erklärt Emilie Bourgoin, Leiterin Public Affairs, warum die Politik den Kontakt zur Basis braucht und welche Herausforderungen das Wahljahr 2017 bringt.
one: In Politik und Wirtschaft erleben wir derzeit große Umbrüche: Brexit, Trump und ein drohender Rechtsruck in vielen europäischen Ländern. Welche Herausforderung sehen Sie im laufenden Wahljahr auf uns zukommen?
Emilie Bourgoin: Vor dem Hintergrund von Brexit und den stärker werdenden populistischen Parteien dürfen wir nicht nur auf uns gucken, sondern müssen im Blick behalten, wie sich andere Länder politisch positionieren. Deutschland allein kann nicht das Rückgrat Europas sein, wir brauchen starke Partner. Daher blicke ich vor allem auf die Wahl in Frankreich.
Auch in Deutschland wird es spannend: Statt vier Parteien könnten nach der Bundestagswahl im September künftig sechs in den Bundestag einziehen. Je nachdem, welche Koalition daraus entstehen wird, könnte uns das in vielen Geschäftsfeldern behindern – oder unterstützen. Das müssen wir beobachten. Mit allen demokratischen großen Parteien arbeiten wir aber bereits sehr gut zusammen, von daher mache ich mir keine Sorgen.
Emilie Bourgoin: Vor dem Hintergrund von Brexit und den stärker werdenden populistischen Parteien dürfen wir nicht nur auf uns gucken, sondern müssen im Blick behalten, wie sich andere Länder politisch positionieren. Deutschland allein kann nicht das Rückgrat Europas sein, wir brauchen starke Partner. Daher blicke ich vor allem auf die Wahl in Frankreich.
Auch in Deutschland wird es spannend: Statt vier Parteien könnten nach der Bundestagswahl im September künftig sechs in den Bundestag einziehen. Je nachdem, welche Koalition daraus entstehen wird, könnte uns das in vielen Geschäftsfeldern behindern – oder unterstützen. Das müssen wir beobachten. Mit allen demokratischen großen Parteien arbeiten wir aber bereits sehr gut zusammen, von daher mache ich mir keine Sorgen.
one: Wen wünschen Sie sich denn persönlich als nächsten/n Kanzler/in?
Emilie Bourgoin: Es geht nicht darum, was ich mir wünsche. Es gibt zwei gute Kandidaten. Die SPD hat sicherlich gut daran getan, Herrn Schulz zu nominieren. Er ist ein Pro-Europäer. Er kann für Sozialstandards, Zusammenhalt, Gerechtigkeit stehen – Werte, die nicht nur mir wichtig sind, sondern für die auch die REWE Group steht. Auf der anderen Seite war Angela Merkel in der Flüchtlingskrise für mich ein Leuchtturm – so eine Merkel hätten wir auch in Frankreich gebraucht. Ob Schulz oder Merkel – ich finde, Deutschland hat eine gute Auswahl. Beiden traue ich zu, die Vielfalt, Offenheit und den europäischen Gedanken zu verteidigen.
one: Sie haben die französische Staatsbürgerschaft und wählen ja in Frankreich.
Emilie Bourgoin: Ja, ich werde für den unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron stimmen. Umfrage zufolge hat er derzeit beste Chancen, seine rechtextreme Konkurrentin Marine Le Pen vom Front National zu schlagen. Das Rennen muss aus meiner Sicht ein Vertreter einer demokratischen Partei machen.
Emilie Bourgoin: Es geht nicht darum, was ich mir wünsche. Es gibt zwei gute Kandidaten. Die SPD hat sicherlich gut daran getan, Herrn Schulz zu nominieren. Er ist ein Pro-Europäer. Er kann für Sozialstandards, Zusammenhalt, Gerechtigkeit stehen – Werte, die nicht nur mir wichtig sind, sondern für die auch die REWE Group steht. Auf der anderen Seite war Angela Merkel in der Flüchtlingskrise für mich ein Leuchtturm – so eine Merkel hätten wir auch in Frankreich gebraucht. Ob Schulz oder Merkel – ich finde, Deutschland hat eine gute Auswahl. Beiden traue ich zu, die Vielfalt, Offenheit und den europäischen Gedanken zu verteidigen.
one: Sie haben die französische Staatsbürgerschaft und wählen ja in Frankreich.
Emilie Bourgoin: Ja, ich werde für den unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron stimmen. Umfrage zufolge hat er derzeit beste Chancen, seine rechtextreme Konkurrentin Marine Le Pen vom Front National zu schlagen. Das Rennen muss aus meiner Sicht ein Vertreter einer demokratischen Partei machen.
„Jeder von uns sollte politisch interessiert sein - denn wer denkt, es kommt nicht auf den einzelnen an, liegt falsch.“
one: Auch die REWE Group positioniert sich zunehmend politisch. Warum?
Emilie Bourgoin: Jeder von uns sollte politisch interessiert sein – denn wer denkt, es kommt nicht auf den Einzelnen an, liegt falsch. Das hat man bei der US-Wahl oder dem EU-Ausstieg der Briten ja gesehen. Als Unternehmen haben wir darüber hinaus eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir sprechen für 330.000 Mitarbeiter in Europa, mit 150 verschiedenen Nationalitäten. Jede politische Entscheidung hat auch Einfluss auf uns – bis zum einzelnen Markt. Etwa bei Themen wie Warenverkehr und Binnenmarkt, aber auch Ausbildung, Fachkräftemangel und Ladenöffnungszeiten. Ich wünsche mir, dass unsere Mitarbeiter sehen, dass wir gute politische Kontakte und ein belastbares Netzwerk brauchen, damit wir besser und schneller an relevante Informationen herankommen und als Ansprechpartner für die uns wichtigen Themen zur Verfügung stehen können.
Emilie Bourgoin: Jeder von uns sollte politisch interessiert sein – denn wer denkt, es kommt nicht auf den Einzelnen an, liegt falsch. Das hat man bei der US-Wahl oder dem EU-Ausstieg der Briten ja gesehen. Als Unternehmen haben wir darüber hinaus eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir sprechen für 330.000 Mitarbeiter in Europa, mit 150 verschiedenen Nationalitäten. Jede politische Entscheidung hat auch Einfluss auf uns – bis zum einzelnen Markt. Etwa bei Themen wie Warenverkehr und Binnenmarkt, aber auch Ausbildung, Fachkräftemangel und Ladenöffnungszeiten. Ich wünsche mir, dass unsere Mitarbeiter sehen, dass wir gute politische Kontakte und ein belastbares Netzwerk brauchen, damit wir besser und schneller an relevante Informationen herankommen und als Ansprechpartner für die uns wichtigen Themen zur Verfügung stehen können.
one: Welches Interesse hat die Politik am Austausch mit Unternehmen? Muss Ihr Team stetig Klinken putzen, um gehört zu werden?
Emilie Bourgoin: Im Gegenteil. Wir stellen fest, dass Politiker verstärkt auf uns zukommen, weil sie wissen, dass sie bei uns kompetente Ansprechpartner finden. Wir betreiben eine nachhaltige Unternehmensführung, sind zuverlässig und offen im Dialog. Das sind Qualitäten, die uns als Ansprechpartner attraktiv machen. Von uns bekommt die Politik sehr konkrete Antworten und Beispiele aus der Praxis – und das braucht sie, um Entscheidungen überhaupt treffen zu können. Die Zeiten, in denen es ausreicht, dass Verbände den kleinsten gemeinsamen Nenner ihrer Mitglieder vertreten, sind vorbei.
Emilie Bourgoin: Im Gegenteil. Wir stellen fest, dass Politiker verstärkt auf uns zukommen, weil sie wissen, dass sie bei uns kompetente Ansprechpartner finden. Wir betreiben eine nachhaltige Unternehmensführung, sind zuverlässig und offen im Dialog. Das sind Qualitäten, die uns als Ansprechpartner attraktiv machen. Von uns bekommt die Politik sehr konkrete Antworten und Beispiele aus der Praxis – und das braucht sie, um Entscheidungen überhaupt treffen zu können. Die Zeiten, in denen es ausreicht, dass Verbände den kleinsten gemeinsamen Nenner ihrer Mitglieder vertreten, sind vorbei.
„Unsere Kaufleute schaffen ein viel besseres Verständnis für die Bedürfnisse im Handel und Mittelstand, als wir das jemals mit einem Positionspapier könnten.“
one: Vor drei Jahren haben Sie begonnen, Kaufleute zu Politikbotschaftern zu machen. Warum können gerade Kaufleute die politischen Interessen der REWE Group am besten vertreten?
Emilie Bourgoin: Unsere Kaufleute schaffen ein viel besseres Verständnis für die Bedürfnisse im Handel und Mittelstand, als wir das jemals mit einem Positionspapier könnten. Denn was Regionalität, Nachhaltigkeit oder den Arbeitsalltag eines selbstständigen Unternehmers angeht, lässt sich das am besten direkt am Regal erklären. Wenn sich ein Kaufmann und ein Politiker auf Augenhöhe begegnen und austauschen, entsteht daraus ein belastbarer Kontakt und ein Vertrauensverhältnis. Davon profitieren beide Seiten. Unsere Kaufleute haben in den vergangenen Jahren zahlreiche wertvolle Kontakte geknüpft – vom Ministerpräsidenten über Bundestags- und Landtagsabgeordnete bis zum Bürgermeister.
one: Besonderen Erfolg hatten die Kaufleute zuletzt mit Store Visits. Warum nehmen sich Politiker so viel Zeit, um einen Markt zu besuchen? Fehlt der Kontakt zur Basis?
Emilie Bourgoin: Ich war diese Woche in Düsseldorf bei einer Veranstaltung, auf der eine Bundesministerin und ein Landesminister gesprochen haben. Und beide haben in ihrer Rede Beispiele aus der Praxis gebracht – von einem Malermeisterbetrieb, oder der Kita, in die das eigene Kind geht. Die Politiker brauchen das Storytelling, um zu zeigen: Wir sind nah am Volk, wir kennen die Probleme und Anliegen unserer Wähler. Hier setzen wir mit dem Kapillarsystem an: Wenn ein Politiker in der Rede erwähnt, dass er seinen Malermeister kennt, dann ist es unser Ziel, dass der Wirtschaftsminister erwähnt, dass er seinen REWE-Kaufmann kennt und sich mit ihm ausgetauscht hat. Das ist eine Win-Win-Situation für beide: Der Kaufmann kann seine Anliegen vorbringen, und der Politiker kann damit zeigen, dass er sich auskennt. Hinzu kommt, dass die Store Visits oft medial begleitet werden. Auch das ist natürlich ein Anreiz – welcher Politiker freut sich nicht über gute Presse?
Emilie Bourgoin: Unsere Kaufleute schaffen ein viel besseres Verständnis für die Bedürfnisse im Handel und Mittelstand, als wir das jemals mit einem Positionspapier könnten. Denn was Regionalität, Nachhaltigkeit oder den Arbeitsalltag eines selbstständigen Unternehmers angeht, lässt sich das am besten direkt am Regal erklären. Wenn sich ein Kaufmann und ein Politiker auf Augenhöhe begegnen und austauschen, entsteht daraus ein belastbarer Kontakt und ein Vertrauensverhältnis. Davon profitieren beide Seiten. Unsere Kaufleute haben in den vergangenen Jahren zahlreiche wertvolle Kontakte geknüpft – vom Ministerpräsidenten über Bundestags- und Landtagsabgeordnete bis zum Bürgermeister.
one: Besonderen Erfolg hatten die Kaufleute zuletzt mit Store Visits. Warum nehmen sich Politiker so viel Zeit, um einen Markt zu besuchen? Fehlt der Kontakt zur Basis?
Emilie Bourgoin: Ich war diese Woche in Düsseldorf bei einer Veranstaltung, auf der eine Bundesministerin und ein Landesminister gesprochen haben. Und beide haben in ihrer Rede Beispiele aus der Praxis gebracht – von einem Malermeisterbetrieb, oder der Kita, in die das eigene Kind geht. Die Politiker brauchen das Storytelling, um zu zeigen: Wir sind nah am Volk, wir kennen die Probleme und Anliegen unserer Wähler. Hier setzen wir mit dem Kapillarsystem an: Wenn ein Politiker in der Rede erwähnt, dass er seinen Malermeister kennt, dann ist es unser Ziel, dass der Wirtschaftsminister erwähnt, dass er seinen REWE-Kaufmann kennt und sich mit ihm ausgetauscht hat. Das ist eine Win-Win-Situation für beide: Der Kaufmann kann seine Anliegen vorbringen, und der Politiker kann damit zeigen, dass er sich auskennt. Hinzu kommt, dass die Store Visits oft medial begleitet werden. Auch das ist natürlich ein Anreiz – welcher Politiker freut sich nicht über gute Presse?
one: Welcher Erfolg aus dem vergangenen Jahr ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Emilie Bourgoin: Die Auslistung der Plastiktüte bei REWE ist ein gutes Beispiel, wie die Zusammenarbeit zwischen Zentrale und Regionen funktionieren kann. Deutschlandweit haben Kaufleute Politiker in ihre Märkte eingeladen und gemeinsam die Plastiktüte verabschiedet, unterstützt von der REWE-Unternehmenskommunikation. Daraus sind nicht nur gute Beziehungen, sondern auch ein beachtliches Medien-Echo entstanden. Wir als Unternehmen konnten unsere Botschaft vermitteln, der Kaufmann konnte seine Botschaft vermitteln und die Politiker konnten sich ebenfalls positionieren – so hatten alle Beteiligten etwas davon.
one: Macht man sich nicht angreifbar, wenn man sich politisch positioniert?
Emilie Bourgoin: Das A und O für uns ist politische Neutralität. Privat soll sich natürlich jeder engagieren, wie er möchte, aber als Händler müssen wir neutral bleiben. Das ist auch im Sinne der Kaufleute. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Kaufmann einen CDU-Wahlkampfstand vor seinem Markt erlauben möchte, kann er das tun – aber muss die SPD und die übrigen demokratischen Parteien darüber informieren, und das gleiche Angebot machen. Wichtig ist uns jedoch, dass die Werte der REWE Group respektiert werden. Wir stehen für Vielfalt, Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Offenheit und Miteinander. Fachlich kann man unterschiedlicher Meinung sein - sollten wir jedoch Gesprächsangebote von Parteien oder Personen erhalten, die diese Werte ablehnen, behalten wir uns vor, uns mit diesen nicht intensiver auszutauschen.
Emilie Bourgoin: Die Auslistung der Plastiktüte bei REWE ist ein gutes Beispiel, wie die Zusammenarbeit zwischen Zentrale und Regionen funktionieren kann. Deutschlandweit haben Kaufleute Politiker in ihre Märkte eingeladen und gemeinsam die Plastiktüte verabschiedet, unterstützt von der REWE-Unternehmenskommunikation. Daraus sind nicht nur gute Beziehungen, sondern auch ein beachtliches Medien-Echo entstanden. Wir als Unternehmen konnten unsere Botschaft vermitteln, der Kaufmann konnte seine Botschaft vermitteln und die Politiker konnten sich ebenfalls positionieren – so hatten alle Beteiligten etwas davon.
one: Macht man sich nicht angreifbar, wenn man sich politisch positioniert?
Emilie Bourgoin: Das A und O für uns ist politische Neutralität. Privat soll sich natürlich jeder engagieren, wie er möchte, aber als Händler müssen wir neutral bleiben. Das ist auch im Sinne der Kaufleute. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Kaufmann einen CDU-Wahlkampfstand vor seinem Markt erlauben möchte, kann er das tun – aber muss die SPD und die übrigen demokratischen Parteien darüber informieren, und das gleiche Angebot machen. Wichtig ist uns jedoch, dass die Werte der REWE Group respektiert werden. Wir stehen für Vielfalt, Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Offenheit und Miteinander. Fachlich kann man unterschiedlicher Meinung sein - sollten wir jedoch Gesprächsangebote von Parteien oder Personen erhalten, die diese Werte ablehnen, behalten wir uns vor, uns mit diesen nicht intensiver auszutauschen.
„Man muss nicht immer einer Meinung sein, schon gar nicht in der Politik - aber solange man fair spielt, trägt einem niemand etwas nach.“
one: Das vergangene Jahr war für Sie stark von einem Thema geprägt: Der geplanten Fusion von Tengelmann und Edeka. Wie stark hat dies Ihre Beziehungen zur Politik belastet?
Emilie Bourgoin: Zunächst einmal war es extrem wichtig, dass wir für die Interessen der REWE Group und unserer Kaufleute gekämpft haben.Es gab keinen anderen Weg: Durch die Übernahme in der geplanten Form wäre die Distanz zwischen Edeka und REWE unüberwindbar groß geworden. Es gab natürlich seitens der Politik und Medien in dieser Zeit viel Druck auf uns, insbesondere auf Alain Caparros. Doch unsere Beziehungen zur Politik wurden nicht langfristig belastet und haben sich extrem schnell wieder normalisiert. Wir konnten direkt wieder in unsere Themenarbeit mit den Fraktionen einsteigen. Das liegt sicher auch daran, dass wir immer sehr transparent kommuniziert haben und immer wieder erklärt haben, warum wir so sehr für unsere Interessen kämpfen. Man muss nicht immer einer Meinung sein, schon gar nicht in der Politik – aber solange man fair spielt, trägt einem niemand etwas nach. Abgesehen davon haben wir auch parteiübergreifend großen Zuspruch seitens der Politik erhalten – auch wenn nicht jeder das öffentlich sagen konnte.
one: Neben den Kaufleuten bringen Sie auch interne REWE Group-Experten mit der Politik zusammen. Wie kann man sich das vorstellen?
Emilie Bourgoin: Wir als Public Affairs Team sehen uns als Vermittler, wir bringen die Leute zusammen. Aber die umfassende Expertise zu zahlreichen Themen haben oftmals andere Kollegen im Unternehmen. Für Politiker ist es viel interessanter, direkt mit Experten zu sprechen – und davon haben wir extrem gute bei der REWE Group. Günther Kabbe aus dem Bereich Nachhaltigkeit kennt sich zum Beispiel sehr gut beim Thema Wertstoff- und Verpackungsgesetz aus und kann unsere Position in Fachgesprächen sehr fundiert vertreten – und anders herum auch neuen Input zurück ins Unternehmen bringen. Dasselbe gilt für Ludger Breloh und Dirk Heim beim Thema Tierwohl oder Jan Heidrich für Energie. Die Kollegen sind nicht nur super vernetzt, sondern verfügen über eine solche Expertise, dass Politiker an einem Austausch mehr als interessiert sind. Wir erhalten stetig Anfragen der verschiedenen Fraktionen. Im vergangenen Jahr haben wir mehrfach die Grünen, SPD und CDU zu verschiedenen Themen getroffen, und da sind unsere internen Experten immer mit dabei. Auch das ist eine Win-Win-Situation: Die Fachkollegen sehen die Chance, unsere Standpunkte unmittelbar bei der Politik anzubringen, und die Politik ist dankbar, dass wir unsere Expertise mit ihnen teilen.
Emilie Bourgoin: Zunächst einmal war es extrem wichtig, dass wir für die Interessen der REWE Group und unserer Kaufleute gekämpft haben.Es gab keinen anderen Weg: Durch die Übernahme in der geplanten Form wäre die Distanz zwischen Edeka und REWE unüberwindbar groß geworden. Es gab natürlich seitens der Politik und Medien in dieser Zeit viel Druck auf uns, insbesondere auf Alain Caparros. Doch unsere Beziehungen zur Politik wurden nicht langfristig belastet und haben sich extrem schnell wieder normalisiert. Wir konnten direkt wieder in unsere Themenarbeit mit den Fraktionen einsteigen. Das liegt sicher auch daran, dass wir immer sehr transparent kommuniziert haben und immer wieder erklärt haben, warum wir so sehr für unsere Interessen kämpfen. Man muss nicht immer einer Meinung sein, schon gar nicht in der Politik – aber solange man fair spielt, trägt einem niemand etwas nach. Abgesehen davon haben wir auch parteiübergreifend großen Zuspruch seitens der Politik erhalten – auch wenn nicht jeder das öffentlich sagen konnte.
one: Neben den Kaufleuten bringen Sie auch interne REWE Group-Experten mit der Politik zusammen. Wie kann man sich das vorstellen?
Emilie Bourgoin: Wir als Public Affairs Team sehen uns als Vermittler, wir bringen die Leute zusammen. Aber die umfassende Expertise zu zahlreichen Themen haben oftmals andere Kollegen im Unternehmen. Für Politiker ist es viel interessanter, direkt mit Experten zu sprechen – und davon haben wir extrem gute bei der REWE Group. Günther Kabbe aus dem Bereich Nachhaltigkeit kennt sich zum Beispiel sehr gut beim Thema Wertstoff- und Verpackungsgesetz aus und kann unsere Position in Fachgesprächen sehr fundiert vertreten – und anders herum auch neuen Input zurück ins Unternehmen bringen. Dasselbe gilt für Ludger Breloh und Dirk Heim beim Thema Tierwohl oder Jan Heidrich für Energie. Die Kollegen sind nicht nur super vernetzt, sondern verfügen über eine solche Expertise, dass Politiker an einem Austausch mehr als interessiert sind. Wir erhalten stetig Anfragen der verschiedenen Fraktionen. Im vergangenen Jahr haben wir mehrfach die Grünen, SPD und CDU zu verschiedenen Themen getroffen, und da sind unsere internen Experten immer mit dabei. Auch das ist eine Win-Win-Situation: Die Fachkollegen sehen die Chance, unsere Standpunkte unmittelbar bei der Politik anzubringen, und die Politik ist dankbar, dass wir unsere Expertise mit ihnen teilen.
one: Was haben Sie sich für 2017 vorgenommen?
Emilie Bourgoin: In diesem Jahr versuchen wir unsere Kaufleute noch näher an die Themen der REWE Group heranzuführen. Wie sieht zum Beispiel im Bereich Digitalisierung und Omnichannel die Strategie der REWE Group aus? Wie positionieren wir uns beim Thema Nachhaltigkeit, oder Nahversorgung, Tierschutz? Denn unsere Kaufleute können uns nur gut repräsentieren, wenn sie wissen, was bei der REWE Group alles unterwegs ist.
Zentralseitig möchten wie uns stärker positionieren, enger mit den Fraktionen zusammenarbeiten und mehr Öffentlichkeit für unsere Themen schaffen. Dafür haben wir unser Team in Berlin verstärkt. Geplant sind außerdem diverse Veranstaltungen, wie das bereits gut etablierte Tagesspiegel Trendfrühstück. In einer Top-Level Veranstaltungsreihe mit dem zentralen Thema „Europa“ werden wir Notwendigkeiten und Herausforderungen der Europäischen Union für Wirtschaft und Handel diskutieren. Kooperationspartner sind das Handelsblatt und die Schwarzkopf-Stiftung für ein junges Europa.
one: Haben Sie auch Pläne für Brüssel?
Emilie Bourgoin: Bisher sind wir als REWE Group in Brüssel kaum sichtbar – das möchten wir als europäischer Akteur ändern. Wir möchten unser eigenes Netzwerk und eine eigene Positionierung weiter ausbauen, und nicht nur über Branchenverbände agieren. Wir haben viele wichtige strategische Themen – insbesondere aus dem Digital-Bereich, wie Datenschutz, oder Big Data – die in Brüssel behandelt werden. Da müssen wir unsere Position einbringen.
one: Welche Handelsthemen sollten von der nächsten Bundesregierung unbedingt angepackt werden?
Emilie Bourgoin: Chancengleichheit für das stationäre sowie Online-Geschäft. Es kann nicht sein, dass der stationäre Handel stärker reguliert wird als der E-Commerce. Wir haben eine Omnichannel-Strategie, daher ist beides für uns relevant. Ladenöffnungszeiten sind natürlich auch immer ein Thema: Wir setzen uns für liberale Öffnungszeiten an Werktagen ein, denn wir möchten unsere Öffnungszeiten dem Bedarf der Kunden anpassen. Und Expansion: Wir möchten die Möglichkeit haben, unsere Formate darzustellen und Verständnis bei Behörden schaffen, wenn wir beispielsweise eine Erweiterung eines Marktes planen, oder mehr Parkplätze brauchen. Das ist überlebenswichtig für einen Markt.
Grundsätzlich müssen wir noch mehr Bewusstsein für unsere genossenschaftliche Basis und für deren Werte schaffen. Unsere Kaufleute sind Mittelständler, die für ihren Markt und ihre Mitarbeiter, Familie und Tradition stehen – mit Leib und Seele. Dafür wünschen wir uns mitunter noch mehr Anerkennung.
one: Ihr Wunsch für das Wahljahr 2017 – in einem Satz.
Emilie Bourgoin: Ich wünsche mir, dass die demokratischen Werte gewinnen – und unsere 330.000 Mitarbeiter bei der REWE Group dabei helfen, sie zu verteidigen. Das Gespräch führte Julia Klotz.
Emilie Bourgoin: In diesem Jahr versuchen wir unsere Kaufleute noch näher an die Themen der REWE Group heranzuführen. Wie sieht zum Beispiel im Bereich Digitalisierung und Omnichannel die Strategie der REWE Group aus? Wie positionieren wir uns beim Thema Nachhaltigkeit, oder Nahversorgung, Tierschutz? Denn unsere Kaufleute können uns nur gut repräsentieren, wenn sie wissen, was bei der REWE Group alles unterwegs ist.
Zentralseitig möchten wie uns stärker positionieren, enger mit den Fraktionen zusammenarbeiten und mehr Öffentlichkeit für unsere Themen schaffen. Dafür haben wir unser Team in Berlin verstärkt. Geplant sind außerdem diverse Veranstaltungen, wie das bereits gut etablierte Tagesspiegel Trendfrühstück. In einer Top-Level Veranstaltungsreihe mit dem zentralen Thema „Europa“ werden wir Notwendigkeiten und Herausforderungen der Europäischen Union für Wirtschaft und Handel diskutieren. Kooperationspartner sind das Handelsblatt und die Schwarzkopf-Stiftung für ein junges Europa.
one: Haben Sie auch Pläne für Brüssel?
Emilie Bourgoin: Bisher sind wir als REWE Group in Brüssel kaum sichtbar – das möchten wir als europäischer Akteur ändern. Wir möchten unser eigenes Netzwerk und eine eigene Positionierung weiter ausbauen, und nicht nur über Branchenverbände agieren. Wir haben viele wichtige strategische Themen – insbesondere aus dem Digital-Bereich, wie Datenschutz, oder Big Data – die in Brüssel behandelt werden. Da müssen wir unsere Position einbringen.
one: Welche Handelsthemen sollten von der nächsten Bundesregierung unbedingt angepackt werden?
Emilie Bourgoin: Chancengleichheit für das stationäre sowie Online-Geschäft. Es kann nicht sein, dass der stationäre Handel stärker reguliert wird als der E-Commerce. Wir haben eine Omnichannel-Strategie, daher ist beides für uns relevant. Ladenöffnungszeiten sind natürlich auch immer ein Thema: Wir setzen uns für liberale Öffnungszeiten an Werktagen ein, denn wir möchten unsere Öffnungszeiten dem Bedarf der Kunden anpassen. Und Expansion: Wir möchten die Möglichkeit haben, unsere Formate darzustellen und Verständnis bei Behörden schaffen, wenn wir beispielsweise eine Erweiterung eines Marktes planen, oder mehr Parkplätze brauchen. Das ist überlebenswichtig für einen Markt.
Grundsätzlich müssen wir noch mehr Bewusstsein für unsere genossenschaftliche Basis und für deren Werte schaffen. Unsere Kaufleute sind Mittelständler, die für ihren Markt und ihre Mitarbeiter, Familie und Tradition stehen – mit Leib und Seele. Dafür wünschen wir uns mitunter noch mehr Anerkennung.
one: Ihr Wunsch für das Wahljahr 2017 – in einem Satz.
Emilie Bourgoin: Ich wünsche mir, dass die demokratischen Werte gewinnen – und unsere 330.000 Mitarbeiter bei der REWE Group dabei helfen, sie zu verteidigen. Das Gespräch führte Julia Klotz.
Das Public Affairs-Team der REWE Group
Emilie Bourgoin (Mitte) leitet den Bereich Public Affairs bei der REWE Group. Komplettiert wird ihr Team in Köln von den beiden Kollegen Niclas Biener und Marlene Waas. Biener studierte Politikwissenschaft, bringt Erfahrung aus dem Bundestag mit und leitete anschließend das Wahlkreisbüro eines EU-Abgeordneten. Vor seinem Wechsel an den Rhein war er im Hauptstadtbüro tätig.
Marlene Waas startete 2004 bei der REWE Group im Bereich Category Management. Anschließend war sie fünf Jahre im Bereich Unternehmenskommunikation tätig. Seit 2014 gehört sie als PA-Manager zum Bereich.
Marlene Waas startete 2004 bei der REWE Group im Bereich Category Management. Anschließend war sie fünf Jahre im Bereich Unternehmenskommunikation tätig. Seit 2014 gehört sie als PA-Manager zum Bereich.
Seit dem ersten Januar 2017 leitet Julia Riss das Brüsseler Büro der REWE Group. Julia Riss ist bereits seit längerem in der belgischen Hauptstadt tätig. Die REWE Group hat sie seit über drei Jahren auf Seiten der Agentur Burson Marsteller beraten. Sie bringt viele Kenntnisse mit und verfügt über Expertise im Bereich Handel und Umwelt. Julia Riss sitzt im Brüsseler HDE-Gemeinschaftsbüro zusammen mit den Kollegen von Metro, Kaufland, Edeka und BVLH.
Das Berliner Public Affairs-Team ist komplett: Die Leitung des Berliner Büros hat zum 1. Februar Sebastian Lange übernommen. Lange verfügt über eine langjährige Erfahrung in einer Kommunikations- und Public Affairs-Agentur. Darüber hinaus sammelte er Berufserfahrung im Bundestag und war anschließend der persönliche Referent von NRW-Wirtschaftsminister Duin sowie zuletzt Abteilungsleiter Public Affairs bei Vonovia SE.
Kristin Hühnergarth verstärkt das Team als PA-Manager seit Januar 2017. Davor war sie seit 2012 im Bereich Nachhaltigkeit für die REWE Group tätig, zuletzt als Referentin des Bereichsvorstands HR und NH. Kristin Hühnergarth bringt einen journalistischen und politischen Hintergrund mit.
Kristin Hühnergarth verstärkt das Team als PA-Manager seit Januar 2017. Davor war sie seit 2012 im Bereich Nachhaltigkeit für die REWE Group tätig, zuletzt als Referentin des Bereichsvorstands HR und NH. Kristin Hühnergarth bringt einen journalistischen und politischen Hintergrund mit.
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