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Als Holger Stanislawski Ende 2014 seinen eigenen REWE-Markt eröffnete, war das Medieninteresse groß
Holger Stanislawski im Interview
„Vieles ist ähnlich wie
auf dem Fußballplatz“
das Gespräch führte Julia Klotz
Lesedauer: 4 Minuten
RÜCKBLICK: one_Ausgabe 07/2015

8.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 50 000 Produkte, 130 Mitarbeiter – das ist seit einem Jahr das Trainingsfeld von Holger Stanislawski. Gemeinsam mit Ex-HSV-Profi Alexander Laas eröffnete der legendäre Trainer des FC St. Pauli einen REWE-Markt in Hamburg Winterhude. Über den Top-Transfer berichteten wir im one_Newsletter 6/2014. Im Interview spricht er über sein erstes Geschäftsjahr, tägliche Herausforderungen im Supermarkt und ein mögliches Comeback als Trainer.

Wie war Ihr erstes REWE-Jahr, Herr Stanislawski?
one: Herr Stanislawski, haben Sie sich das erste Jahr als Supermarkt-Leiter so vorgestellt?
Holger Stanislawski:
Ja und nein. Ich hatte natürlich eine Idee, was auf uns zukommen wird, aber viele Arbeitsbereiche sind auch neu für mich. Wir führen ja keinen kleinen Tante Emma-Laden, sondern einen Markt mit einer Gesamtfläche von fast 8.000 Quadratmetern, mit einem Sortiment von rund 50.000 Artikeln. Dahinter steckt eine große Management-Leistung. Ich bin an sechs Tagen in der Woche durchschnittlich acht Stunden im Laden oder vor Ort bei Lieferanten. Insgesamt haben wir im ersten Jahr vieles auf den Weg gebracht und lernen immer mehr dazu - es ist eine tolle, große Herausforderung.

one: Wenn Sie jetzt ein kurzes Zwischenfazit ziehen müssten, worin bestand die größte Herausforderung?
Holger Stanislawski:
Die Vielfalt an Aufgaben richtig kennenzulernen und einschätzen zu können, was wichtig und weniger wichtig ist. Hier geht es viel um Logistik und Qualitätskontrolle. Die Warenverfügbarkeit muss kontinuierlich sichergestellt werden. Wir sprechen mit Lieferanten und überprüfen unser Sortiment, reflektieren die Wünsche der Kunden. Hinzu kommt die Personalplanung. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist manchmal nicht leicht – dafür bietet der Job unheimlich viel Abwechslung.
one: Und was macht Ihnen bisher am meisten Spaß?
Holger Stanislawski:
Zu sehen, wie wir uns stetig im kompletten Team verbessern und immer enger zusammenwachsen. Das ist toll.   one: In Ihrem Markt beschäftigen Sie über 130 Mitarbeiter. Davor hatten Sie viele Jahre auf dem Fußballplatz das Sagen. Nützt Ihnen die Erfahrung?
Ho
lger Stanislawski
: Natürlich ist das hilfreich, da ich ja über Jahre Gruppen führen musste. Vieles ist ähnlich wie in einem Fußballverein: Ich habe auch hier ein Team aus Mitarbeitern und eine Spielfläche, auf der ich mich bewege. Es geht um Personalplanung, um Aufgabenverteilung und darum, über den Tellerrand hinauszugucken. Früher habe ich den Spielern gesagt: ,Wir sind Dienstleister am Fan!‘ Heute sage ich unseren Mitarbeitern: ,Wir sind Dienstleister am Kunden!‘ Sowohl auf dem Platz als auch im Supermarkt können wir nur einen guten Job machen, wenn alle an einem Strang ziehen und sich aufeinander verlassen können. one: Wie fielen denn anfangs die Reaktionen aus der Fußballbranche aus?
Holger Stanislawski:
Diejenigen, die mich nicht so gut kennen, waren sehr überrascht. Und allen, die mich sehr gut kennen, war klar, dass nur ich auf so eine scheinbar verrückte Idee komme (lacht). Ich hatte zwar auch genügend Anfragen aus dem Fußball, aber ich fand es sehr reizvoll, mir in meiner Heimatstadt Hamburg ein neues Standbein aufzubauen, das von Dauer ist.
Holger Stanislawski mit seinem Geschäftspartner, dem Ex-HSV-Profi Alexander Laas (links)
one: Vermissen Sie manchmal Ihr Leben als Trainer?
Holger Stanislawski:
Ach, vermissen wäre das falsche Wort. Aber wenn du 20 Jahre Profifußball in verschiedenen Positionen gemacht hast, bleibt es täglich auch ein Teil von dir! Ich habe immer gesagt, dass ich mich vom Fußball niemals lossagen werde und mir alle interessanten Angebote anhöre. Hier im Laden besteht für mich die Möglichkeit, in einem solchen Fall den Posten als Geschäftsführer ruhen zu lassen, aber Teilhaber zu bleiben. Der Vorteil ist, dass ich alles machen kann, aber nichts muss – es gibt da keine Druck-Situation!  

one: Falls Sie irgendwann doch wieder auf der Trainer-Bank sitzen: Haben Sie vom Supermarkt-Geschäft auch etwas für den Fußball gelernt?
Holger Stanislawski: Natürlich habe ich mich in dieser Zeit weiterentwickelt und die neue Aufgabe hat mich nochmal ein Stück weiter gebracht, meinen Horizont erweitert. Ich glaube, ich bin insgesamt etwas gelassener geworden. Die Außenperspektive auf den Fußball ist da sehr hilfreich. one: 2015 war für Sie…?
Holger Stanislawski:
Ein spannendes und lehrreiches Jahr mit vielen guten und wenig schlechten Dingen.  

one: Von 2016 erhoffen Sie sich…?
Holger Stanislawski:
Gesundheit, weiterhin gute Umsätze und viele zufriedene Kunden!  
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