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Lesedauer: 6 Minuten
Serie Job Swop #3
„Was Markus konnte, wollte ich auch können“
von Bettina Rees

Nebenbei und doch mittendrin – so organisierten Sonja Krüll-Murawski und Markus Pluta ihren Job Swop. Erstere profitierte von der langjährigen Erfahrung des Kollegen für ihren Alltag als Referentin im Bereich Betriebswirtschaft. Der Agile Coach wiederum freute sich über Krüll-Murawskis Blick von außen und über ihr Feedback im Alltag.

Sonja Krüll-Murawski one:  Sonja, Markus: Wie habt Ihr eigentlich für diese Job Swop-Erfahrung zueinander gefunden? 
Markus Pluta:
Ich sag das jetzt mal wie meine Kinder: Sonja war´s!
Sonja Krüll-Murawski: Ja genau. Ich muss kurz etwas ausholen: In den letzten Jahren habe ich mich weiter entwickelt in Richtung Workshopmoderation, Teamcoaching und Durchführung von Retros. Retros oder Retrospektiven sind Teamtreffen, bei denen es darum geht, aus vergangenen Erfahrungen für künftige Projekte zu lernen.

Im Zuge dieser Weiterentwicklung hatte ich den Flyer über unser internes Job Swop-Angebot gelesen und bin Markus begegnet. Bei ihm hatte ich den Eindruck, dass seine Herangehensweise an diese Themen mich weiterbringen könnte. Ich habe ein bisschen darüber gegrübelt, den Hörer in die Hand genommen und Markus gefragt, ob er Lust hätte zu einem Job Swop…

Zur Person

Sonja Krüll-Murawski ist seit über vier Jahren als Referentin der Holdingbereichsleitung Betriebswirtschaft tätig.

Markus Pluta arbeitete zum Zeitpunkt des Job Swops als Agile Coach bei toom Baumarkt. Seit April 2023 ist er Senior Projektconsultant und -manager im Bereich Betriebswirtschaft der Holding.

Markus Pluta
Markus Pluta: Ich konnte natürlich mit dem Begriff Job Swop nichts anfangen, ich kannte Hospitation. Aber für mich sind Verhaltensweisen, wie sich beteiligen, sich einbringen und offen sein, an der Tagesordnung. Deshalb habe ich gleich zu Sonja gesagt: ,Ja klar, logisch‘. Wir kannten uns schon, von daher war mir klar, dass ich die Frage nicht ablehne. Zumal – und das ist für mich das Schöne an Job Swop – es profitieren ja beide Seiten. 

one: Inwiefern profitieren beide Seiten von einem Job Swop?
Markus Pluta:
Weil Sonja mir nach jedem gemeinsamen Termin ein intensives Feedback gegeben hat. Das hat man ja im normalen Alltagsablauf nicht, davon habe ich sehr profitiert. 

one: Nach dem ,Ja klar, logisch‘: Wie seid Ihr dann konkret weiter vorgegangen?  Musstet Ihr Eure Führungskräfte überzeugen?
Sonja Krüll-Murawski:
In unserem ersten Telefonat hatten wir bereits festgelegt, was sind die Erwartungen, können die überhaupt erfüllt werden… Es war recht schnell klar: Das geht. 
Dann schauten wir uns die Voraussetzungen an: Es war Sommer 21, also mitten in der Pandemie. Und wir waren beide sehr ausgelastet. Das Ganze musste also neben unserem Berufsalltag mitlaufen – und komplett virtuell. 
Da hatte Markus die gute Idee: Er guckte in seinem Kalender nach für mich sinnvollen Terminen und lud mich dazu. Wir gestalteten den Job Swop also nicht nach Tagen, sondern nach Terminen. Das war super. Diesen Ansatz fanden auch unsere beiden Vorgesetzten gut.

„Für mich war es ein echter Gewinn, ich habe viel für meinen Bereich mitnehmen können.“
Sonja Krüll-Murawski

one: Eine terminbezogene Hospitation ist ein Modell, das sich sicher viele vorstellen könnten, für die ein fester Zeitraum nicht organisierbar ist. Wie habt Ihr diese Termine festgelegt?
Markus Pluta:
Wir haben gemeinsam in meinem Kalender geschaut: Welche Termine habe ich in dem vorgesehenen Zeitraum, wo möchte Sonja dabei sein, was macht Sinn? Wir haben die Termine vorab durchgesprochen und uns danach nochmal etwas Zeit genommen und nachbesprochen … 

one: Nennt doch einmal ein Beispiel.
Sonja Krüll-Murawski:
Von Markus habe ich gelernt, wie man eine Retro durchführt. Er hatte mit einigen Teams von toom Retro-Termine und vorab deren Einverständnis eingeholt, dass ich dazukomme. Ein Ja hat uns gefreut, ein Nein wäre völlig okay gewesen, wir wollten ja niemanden überrollen. Und dann habe ich Markus zugeschaut, wie er durch die Retro geführt hat. Von der Theorie kenne ich das zwar, aber es war ein wirklicher Lernprozess für mich zu sehen, wie er das in der praktischen Interaktion macht mit den Kolleg:innen, zum Beispiel wie er auf Dinge reagiert, die im Gesprächsverlauf passieren. Für mich war es ein echter Gewinn, und ich habe daraus viel für meinen Bereich mitnehmen können, denn das ist bei uns ganz stark Thema. 

one: Markus, wo war hier Dein „Profit“?
Markus Pluta:
Ich habe Sonja in die Vorbereitung einer regelmäßigen Vortragsreihe bei toom miteinbezogen. Das war ein Gewinn, sie hat sich viele Gedanken gemacht und mir Arbeit abgenommen, ich konnte mich quasi zurücklehnen… 

„Unterschiedliche Blickwinkel bringen unterschiedliche Impulse in die Arbeit.“
Markus Pluta

 

one: Das heißt, ihre Impulse als „Job Swop-Nehmerin“ bringen Dir als „Gastgeber“ etwas…?
Markus Pluta:
Genau, denn unterschiedliche Blickwinkel bringen unterschiedliche Impulse hinein. Man hat ja manchmal Scheuklappen, aber die Welt ist so bunt und vielfältig. 

one: Welche Eigenschaften musst Du denn als Gastgeber mitbringen, um sich auf diese Buntheit einzulassen, Markus? 
Markus Pluta:
Ich muss mich vorab fragen: Wie viel Scheu habe ich, meinen Arbeitsalltag für jemand anderes zu öffnen? Habe ich vielleicht das Gefühl, dass mir jemand auf die Finger guckt, meine Fehler oder Macken sieht? Dann ist es wichtig zu sagen: Ich akzeptiere das, ich bin offen dafür, meinen Schreibtisch zu zeigen.

one: Und umgekehrt: Sonja, was bringst Du mit, um auf diesen Schreibtisch zu gucken? Aufmerksam zuhören reicht vermutlich nicht?
Sonja Krüll-Murawski:
Nee, nur zuhören reicht nicht. Man braucht auf jeden Fall Offenheit, Selbstreflexion und den Willen zum Lernen. Ich bin ganz oft aus den Calls mit Markus rausgegangen mit einer Notiz, auf der stand ein bestimmter Buchtitel oder ein Begriff, den ich nicht kannte. Die Herausforderung bestand darin, anzunehmen, was ich nicht wusste und dann zu recherchieren oder nachzufragen. Man muss also neugierig sein. 

one: Wie wichtig war es für Euren Job Swop, dass Ihr Euch vorab kanntet?
Sonja Krüll-Murawski:
In meinem Falle stand am Anfang, dass ich ihn fachlich kannte und wusste, von ihm kannst du lernen. Was er konnte, wollte ich auch können. Wenn dann noch die Persönlichkeit und Wellenlänge stimmt, ist das ein super Paket. Wir hatten das. Man kriegt es sicher auch hin, wenn man sich nicht so nahesteht. Aber der fachliche Aspekt, dass man also etwas lernen kann, muss gegeben sein. 

one: Man sollte sich also erst überlegen, was man will. Und dann gucken, wo genau man das findet? Und nicht einfach nur losziehen mit dem Gedanken: Ich will jetzt mal was anderes im Unternehmen sehen.
Sonja Krüll-Murawski:
Einfach mal loszulaufen, das würde ich nicht empfehlen. Und es wäre sicher schwer, den Vorgesetzten so zu überzeugen. Ein Job Swop muss mit dem Gedanken angegangen werden: ,Was bringt mir das?‘

one: Ein gutes Argument den Vorgesetzten gegenüber ist sicherlich, dass Job Swop dem gesamten Team zugutekommt. War das so bei Dir im Rückblick, Sonja?
Sonja Krüll-Murawski: Es war sehr gut investierte Zeit. Die eingangs genannten Themenfelder habe ich auf jeden Fall weiterentwickelt, ich moderiere seither noch mehr Workshops, ich bin besser geworden in der Vorbereitung und in der Durchführung. Das hat mir mein Vorgesetzter gespiegelt, für mich und für ihn ist das Job Swop gut investierte Zeit. 


Markus Pluta: Und als weiteres Argument: Was gibt es Schöneres als Mitarbeitende, die ihren Vorgesetzten vorschlagen, einen bestimmten Entwicklungsbedarf durch eine Hospitation zu lösen? Die Kosten sind vergleichsweise gering, das Netzwerk erweitert sich beträchtlich... All das spricht doch für eine Hospitation.

one: Sonja, welchen Tipp hast Du abschließend für alle, die sich interessieren?
Sonja Krüll-Murawski:
Tut es. Setzt Euch mit dem Gedanken auseinander. Wenn es Sinn macht, dann go for it. Denn neue Impulse und Herausforderungen sind immer wichtig im dienstlichen Umfeld, um nicht in „Betriebsblindheit“ zu verfallen. Aber: Es ist eine gute bis sehr gute Selbstorganisation nötig, denn das Ganze läuft meist on top zum eigenen Job und ist herausfordernd, aber händelbar. Und auf jeden Fall ein Gewinn für beide Seiten. Kurz: Ich bin Fan. 

 

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