Wie es ein Eigenmarken-Produkt in die europäischen PENNY-Märkte schafft und warum es Erdbeerkonfitüre überall gibt: Diesen Fragen geht one in dieser Folge der Portraitreihe über das Qualitätsmanagement der REWE Group auf den Grund.
Seit Jahrzehnten haben Eigenmarkenprodukte ihren festen Platz in den Regalen der deutschen PENNY-Märkte. Auch im europäischen Ausland werden die beliebten Artikel mit ihrem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis immer wichtiger. Doch wie kommt ein Produkt in die PENNY-Filialen von Wien bis Bukarest? Wir haben die Qualitätsmanager von PENNY International begleitet und zeichnen am Beispiel eines Fruchtaufstrichs den Weg vom Erzeuger bis zum Verbraucher nach.
„Am Anfang steht die Anfrage des Vertriebs aus den Ländern, der den Verbraucherwunsch, zum Beispiel nach einer Erdbeerkonfitüre, aufnimmt“, schildert Valeria Sladkova, Assistentin im Bereich Qualitätsmanagement PENNY International, ein Beispiel. Der Einkauf kontaktiert daraufhin die in Frage kommenden Lieferanten. Nachdem diese ihre Angebote abgegeben haben, rückt eine kleinere Auswahl an Produzenten in die engere Auswahl, die dann Warenmuster einschließlich der dazugehörigen Hersteller-Spezifikationen schicken.
Pole Position: Verkostungskandidaten fürs Frühstück „Ab diesem Zeitpunkt kommen wir als Dienstleister und Berater ins Spiel“, so Sladkova weiter. Gemeinsam mit den Kollegen aus dem Einkauf werden die Muster verkostet und gemäß dem Prüfschema der DLG (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft) bewertet und benotet.
Valeria Sladkova: „Auf diese Weise kristallisieren sich die Produkte heraus, die als Artikel für die PENNY-Eigenmarke in Frage kommen. Nach der Entscheidung für einen Artikel beginnt der Listungsprozess.“
Valeria Sladkova gibt die Bewertungen der Verkostungen in die EDV ein
Dieser umfasst unter anderem:
- Die Erstellung der Produkt-Spezifikation
- Die Erstellung der internationalen Deklaration in Zusammenarbeit mit dem Eigenmarkenmanagement
- Die Freigabe der Spezifikation, inklusive Deklaration, Verpackung und Sensorik (= vertraglicher Steckbrief).
Ist alles im grünen Bereich, beginnt der Lieferant mit der Erstproduktion und schickt Muster zur Untersuchung in ein unabhängiges Labor. Stimmt die dortige Analyse mit der Spezifikation überein, kann der Artikel in die PENNY-Länder ausgeliefert werden. Parallel wird die sensorische Qualität überprüft, indem Stichproben aus der Erstproduktion gezogen und verkostet werden.
Permanente Qualitätskontrolle
Bei der Beurteilung der Muster (hier Erdnussbutter und Fruchtaufstriche) sind bei Valeria Sladkova und Juliane Falzmann Konzentration und Feinsinn gefordert Mit dem Einzug der Eigenmarke in die internationalen PENNY-Filialen ist der Job jedoch noch nicht erledigt. „Alle Eigenmarken werden von den Qualitätsmanagern der jeweiligen PENNY-Landesgesellschaften regelmäßig verkostet und kontinuierlich durch unabhängige Labore geprüft. Wenn hier Abweichungen in der Produktqualität festgestellt werden, informieren uns die Kollegen vor Ort. Gemeinsam mit dem Einkauf von PENNY International werden dann Maßnahmen zur Produktoptimierung festgelegt“, erläutert Valeria Sladkova. Auch die internationalen Prozesse stehen fortlaufend auf dem Prüfstand und werden, wo nötig und möglich, in Abstimmung mit den österreichischen Kolleginnen und Kollegen vom Qualitätsmanagement bei Billa/Merkur (ehemals REWE International AG) optimiert.
Eine für alle, lautet die Herausforderung
Die fünf „PENNY-Länder“ sind Österreich, Ungarn, Tschechien, Rumänien und Italien. Wer einmal dort war, kann sich unschwer ausmalen, dass die Geschmäcker zwischen Mailand und Budapest so verschieden sind, wie es die Küchen sind – darin liegt die besondere Herausforderung bei der Entwicklung der Eigenmarken.
Junior-Qualitätsmanagerin Vanessa Amôn prüft die Produktverpackung Junior-Qualitätsmanagerin Vanessa Amôn kennt die Unterschiede: „Bei der Konfitüre gibt es bei den Ländern unterschiedliche Vorlieben. Die Sorte Erdbeere ist in jedem Land vertreten. In Ungarn und Tschechien werden zusätzlich gerne Sauerkirsche und Pflaume bestellt. In Österreich und Rumänien kommt hauptsächlich Himbeere und Heidelbeere auf den Frühstückstisch. Nur in Italien gibt es darüber hinaus noch Pfirsichkonfitüre.“
Angesichts dieser feinen Unterschiede erscheint die Herausforderung, einen Fruchtaufstrich zu kreieren, der alle Geschmäcker bedient, umso größer.
Bislang haben das Kölner Damen-Quintett und seine Mitstreiter in Österreich diese Herausforderung offenkundig gut gemeistert, wie sich an der Kundenakzeptanz der zahlreichen internationalen PENNY-Eigenmarken mit Namen wie „Milkeria“, „Selection“, „Mei Tei“ und „Sancho“ zeigt. Viele sind dauerhaft am Point of Sale präsent, manche sind so genannte Themen- oder Aktionseigenmarken, die vorübergehend, zum Beispiel im Rahmen von Länderwochen, angeboten werden.
Neuster Streich: „My Bio“
Nah am Verbraucher und dem Wettbewerb ein stückweit voraus zu sein – diesem Anspruch will auch „My Bio“ gerecht werden, die jüngste Schöpfung aus der Eigenmarkenschmiede. „Angefangen haben wir mit Soja- und Hafermilch, mittlerweile gibt es Konfitüre, Müsli und Konserven“, beschreibt Teamleiterin Dr. Silke De Spirt, das noch recht kleine, aber beständig wachsende Sortiment. „Weitere Artikel stehen unmittelbar vor der Markteinführung“, kündigt de Spirt an. Es wird den Qualitätsmanagern also auch zukünftig nicht an Herausforderungen mangeln.
Im Jahr 2019 hat das Team von PENNY International 668 Verkostungen mit jeweils zwei bis drei Artikeln durchgeführt, insgesamt also rund 2.000 Muster. Allein 2019 zogen etwa 200 Produkte neu in die PENNY-Filialen in Tschechien, Rumänien, Ungarn, Italien und Österreich ein.
Das fünfköpfige Team in Köln betreut in engem Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen in den Ländern alle Warengruppen, von Convenience über Reis bis zu Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, ausgenommen Non-Food.
Die Herausforderung des internationalen Teams besteht darin, die interkulturellen Unterschiede sowie das EU-Recht auf der einen und die länderspezifischen Gesetze auf der anderen Seite unter einen Markenhut zu bringen.